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Full text: Die blaue Laterne / Lindau, Paul (Public Domain)

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Sabine, die eben noch aller Freuden voll gewesen, 
war während des Berichtes ihrer Schwester sehr ernst. 
geworden und hatte bei einzelnen Stellen ihrer Er— 
zählung die Stirn in Falten gelegt. 
„Aber das ist ja schrecklich!“ sagte sie, als Lene ge— 
endet hatte. 
„Gar nicht!“ erwiderte das zierliche junge Mädchen 
mit dem Ausdruck fröhlichen Leichtsinns. „Ich freue 
mich, daß es so gekommen ist! Da hätte ich's ja doch 
nicht ausgehalten.“ 
„Ja, aber... wenn sie dir nun ein schlechtes Zeugnis 
gibt, dann findest du doch keinen Dienst.“ 
„Danach sehe ich mich auch gar nicht um. Kinder— 
geschrei habe ich satt.“ 
„Aber was soll denn aus dir werden? Du mußt 
doch eine Stelle haben.“ 
„Die werde ich schon finden,“ entgegnete Lene mit 
lächelnder Zuversicht und zeigte ihre glänzenden milch— 
weißen Zähne. „Du hast doch was gefunden. Und 
was du kannst, werde ich wohl auch noch können. Ich 
werde Verkäuferin wie du.“ 
„Aber ich bin es ja nicht mehr,“ versetzte Sabine. 
Lene blickte verwundert zu ihrer Schwester auf und 
wiederholte: „Du bist es nicht mehr?“ 
„Nein! Und wie das so zufällig gekommen ist, 
wollte ich dir ja gerade sagen. Deswegen wollte ich 
dich aufsuchen.“ 
Und nun war die Reihe des Erzählens an Sabinen. 
Die jüngere Schwester hörte aufmerksam zu, ohne den 
langen Bericht ein einziges Mal zu unterbrechen.
	        
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