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Full text: Die blaue Laterne / Lindau, Paul (Public Domain)

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das gleiche Gewicht zu bringen. Vier Wochen haben 
wirs ausgehalten. Sie hat sich jeden Tag den Magen 
verdorben, und ich habe gehungert. Es hat aber gar 
nichts genutzt. Am Ende war der Unterschied gerade 
so groß wie am Aufang des Monals. Und dabel häk 
sie mir noch gestanden, daß sie heimlich einen Band 
vom Konversationslexikon mit auf die Wage genommen 
hat. Da haben wir's aufgegeben: .. Ihr Bruder 
scheint übrigens auch ein sehr netter Mensch zu sein! 
Nicht wahr, Mademoiselleꝰ“ 
Mademöiselle, die den Mund gerade voll hätte, 
lächelte zustimmend. 9. 
„Du kannst dir gar nicht vorstellen,“ fuhr Gabriele 
fort, „wie aufmerksam der junge Doktor zu mir gewesen 
ist. Und er kannté mich doch gar nicht. Wenn ich mich 
nur umsah, erkundigte er sich schon, ob ich irgend einen 
Wunsch hätte. Und als ich mich im heißen Wagen ein⸗ 
mal etwas fächelte, verschwand er und brachte mir 
gleich aus dem Speisewagen eine Flasche Apollinarig⸗ 
Nicht wahr, Mademoiselle?“ 
Mademoiselle kaute gerade und begnügte sich, be— 
stätigend zu nicken. 
Auch nach Tisch stockte die Unterhaltung nicht. 
Mutter und Tochter haben sich immer viel zu erzählen, 
wenn sie sich auch nichts zu sagen haben. 
Gegen Zehn bemerkte Frau Sabine ein verstohlenes 
Gähnen, das Gabriele unter einem erzwungenen 
Lächeln zu verbergen suchte. Mademoiselle, der unter 
der Wirkung der ersten Verdauung die Augen zufielen, 
hatte sich schon vorher zurückgezogen.
	        
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