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Full text: Die blaue Laterne / Lindau, Paul (Public Domain)

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wollte Foeren in verächtlicher Weise als alten Sünder 
charakterisieren; aber er besann sich noch rechtzeitig 
und sagte: „daß so eine blutjunge, hübsche Person, die 
Talent hat und für ihr Talent gut bezahlt wird, sich 
überhaupt auf so etwas einläßt!“ 
„Du bist ja auf einmal schrecklich moralisch ge— 
worden!“ rief Helene verwundert aus. „Dich geht doch 
die Sache gar nichts an! Wenn ich mich ärgerte — 
das wäre allenfalls zu verstehen.“ 
„Ich verstehe aber auch nicht,“ entgegnete Rudi 
sehr ungehalten, „daß Sie sich nicht ärgern! Ich ver⸗ 
stehe das so wenig, daß ich die Unterhaltung gar nicht 
fortsetzen möchte und mich lieber gleich empfehlen 
will, da ich sonst Dinge sage, die Sie vielleicht übel— 
nehmen würden.“ 
„Aber Rudi, was ist denn auf einmal in dich ge— 
fahren? Deshalb haben wir doch die ganze Sache 
gemacht! Wir haben doch seit Monaten darauf ge— 
wartet! Was hast du denn?“ 
„Ich finde es scheußlich, einfach widerwärtig, 
ekelhaft! Und es ärgert mich, daß Sie das nicht 
mit mir fühlen. Über gewisse Dinge sollte auch die 
duldsamste Frau nicht so leicht sinweggehen, wie 
Sie's tun.“ — — 
„Mein lieber Rudi,“ nahm Helene jetzt das Wort 
und sagte mit völlig verändertem Ausdruck sehr ernst 
und vorwurfsvoll: „Wie sch die Sache aufnehme und 
mich ihr gegenüber verhalte, darüber möchte ich von 
Ihnen keine Lektion empfangen. Sie sind wirklich 
noch zu jung dazu, mir gegenüber den Erzieher zu 
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