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Full text: Die blaue Laterne / Lindau, Paul (Public Domain)

37. 
dem etwas theatralischen Pathos, in das sie sich hinein⸗ 
geredet hatte, und setzte einfacher, aber auch mit stark 
verminderter Wirkung hinzu: „Ja, so liegt doch die 
Sache! Von alten Freunden will man sich doch nicht 
ärgern lassen. Also lassen Sie die dummen Witze!“ 
„Wir wollen uns wieder setzen,“ sagte Kaemp und 
führte Helenen auf den Sessel zurück, von dem sie sich 
zuvor erhoben hatte. „Und nun lassen Sie mich auch 
mal ein Wort reden. Sie hätten mich an Ihre Güte 
wahrhaftig nicht zu erinnern brauchen ... Daß ich 
mir daraus jemals eine Waffe gegen Sie schmieden 
könnte, glauben Sie ja selbst nicht . . Ich habe nie 
vergessen, wie gütig Sie waren, und Sie nie fühlen 
lassen, was ich darunter gelitten habe, als Sie aufhörten, 
es zu sein. Ich weiß auch, daß ich meine Schulden 
gegen Sie nicht abtragen kann. Bei gewissen Spenden 
kann man nur den Empfang bescheinigen, und die 
Empfangsanzeige heißt in diesem Falle Diskreétion. 
Ich weiß wohl, sie versteht sich von selbst. Das Aus— 
schwatzen geheimer Gunst bekundet die niedrigste Ge— 
sinnung. Davon spreche ich natürlich nicht. Aber es 
gibt eine Gefahr ungewollter Indiskretion, Selbstverrat 
unter dem Zwange seelischer, ja körperlicher Qualen. 
Und die habe ich erlitten. Es mitansehen müssen, wie 
ein geliebtes Weib sich abwendet, ist hart, schmerzlich; 
aber dazu schweigen müssen, wie das geliebte Weib 
einem Unwürdigen sich zuwendet und von der Höhe, 
auf die man es gestellt hatte, hexabsteigt . . Ah!“ 
Er seufzte. Und es klang beinahe glaubhaft. Die 
junge Frau hatte sich, laungsam den Kopf schüttelnd,
	        
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