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„Ja, meine schöne Helena,“ erwiderte Fehr, „alles
im Veben hat seinen Preéis. Ihre Stellung in der
Gesellschaft, an der Ihnen doch gelegen ist, wird Ihnen
auch nicht geschenkt. Die ist sogar ziemlich kostspielig.
Die müssen Sie mit allerlei Rücksichten zahlen, mit ge—
duldigem Ettragen langweiliger Stunden, mit der⸗
logenem Lächeln, mit öden Besuchen, mit Zeit, Geld
und Nerven, und Verzicht ciuf vieles, was Ihnen Spaß
macht. Wenn' Sie sich vom gesellschaftlichen Krims—
krams freimachen wollen, kein Verlangen nach kinem
eigenen Salon und distinguierten Einladungen haben,
dann können Sie auf glattgescheitelte Exzellenzen
pfeifen uͤnd auf den ganzen Rummel der Wohltäterei,
die wir mit der Wohltätigkeit nicht verwechseln wollen.
Dann brauchen Sie sich nicht die Ohren von salbungs—
vollem Schnack vollklönen zu lassen, dann können Sie
nach Ostende, Trouville oder Cowes gehen und sich von
Rudi den Hof machen lassen, so viel Sie wollen.“
Helene legte ihre Stirn in Falten. „Es ist das
zweite Mal, daß Sie einen Namen aussprechen und
ihn in einen Zusammenhang mit mir bringen, der mich
beleidigt. Ich verbitte mir solche ... Ungehörigkeiten.“
Sie stand auf und trat ans Fenster, Kaemp tat des⸗
gleichen.
„Sie sind wirklich nervös geworden,“ sagte er
lächelnd. „Ich habe mir eingeredet, es wůrde Ihnen
Freudé machen, wenn ich ...“
„Ach, lassen Sie Ihre Scherze!“ fiel ihm Helene
ungeduldig ͤns Wort. „Ich finde es empörend, daß
Sie auf Dinge anspielen .. die nicht sind, und wenn