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Full text: Die blaue Laterne / Lindau, Paul (Public Domain)

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war die des Geheimrats Frantzius, eines alten Freundes 
seines Vaters. 
Die verläßlichste Stütze fand er indessen doch in 
seinem felsenfesten Selbstvertrauen. Er war ganz 
sicher, daß er es in Berlin zu etwas bringen würde. 
Einstweilen sah es freilich noch nicht danach aus. Seine 
juristische Praxis war beschämend gering. Er ver— 
jsuchte es auf allen möglichen Wegen, sich Einnahme— 
quellen zu erschließen. Er schrieb über juristische 
Fragen Aufsätze, deren Vorzüge von den Redaktionen 
zwar nicht verkannt wurden, die aber doch zum großen 
Teil wegen ihres Umfanges keine Aufnahme in den 
Tagesblättern und schließlich in den schlecht bezahlenden 
Fachschriften Unterschlupf fanden. Bessere, wenn auch 
noch immer recht bescheidene Erfolge erzielte er mit 
Nachhilfestunden, die er jüngeren Berufsgenossen in 
ihren schweren Nöten vor dem Referendar- und Assessor— 
examen erteilte. Seine Einnahmen blieben jedoch 
noch immer gering, so daß ihm die sich sehr oft wieder— 
holenden Einladungen zu Frantzius auch aus ökono— 
mischen Gründen höchst wünschenswert waren. 
Der Verkehr im Hause Frantzius war ihm über— 
haupt sehr angenehm. Der Geheimrat war ihm über— 
aus wohlgesinnt, und Kaemp wußte ganz gut, daß er 
im Notfalle auf ihn würde zählen können. Besonders 
aber war ihm die Frau Geheimrat, eine ungemein 
gute, gottesfürchtige, allerdings ein bißchen langweilige 
Dame, gewogen; und da er vor dem Einfluß der 
Frauen, auch der nicht bedeutenden, großen Respekt 
hatte, war ihm besonders darum zu tun, sich in der Gunst
	        
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