Path:

Full text: Das grüne Huhn / Reicke, Georg (Public Domain)

317 — 
der Sommer jetzt vorüber sei und der Herbst schon 
im Anzuge. Dabei war man erst zu Anfang 
September. 
Ursine hatte seit einigen Tagen weiteren 
schweren Dienst bekommen. Es war, als ob das 
Leben, in das sie so plötzlich hineingerissen wor— 
den, und mit dem sie in all ihrer Frische als die 
mutige Schwimmerin, die sie war, kämpfte, ihr 
nun seine zerreibende Kraft auch so recht deutlich 
zum Bewußtsein bringen wollte, indem es Leid 
und Not an allen Thüren anpochen ließ. Röschen 
lag jetzt nämlich krank und niemand anders als 
Ursine mußte sie pflegen. Das war so gekommen. 
Ursine hatte sich mit Betty Fuchs verabredet, 
eines Abends in den Grunewald zu fahren. Betty 
wollte bis sechs fleißig sein. Aber natürlich war 
sie noch nicht fertig, als Ursine kam, bat vielmehr 
Röschen dringend, ihr noch fünf Minuten zu 
schenken. 
Ursine machte sich ihrer Gewohnheit gemäß 
zuerst mit Leukothea zu schaffen, die heut unbe— 
weglicher als je auf ihrem Baumstumpf saß. Ur⸗ 
sine hatte sogar das Gitter geöffnet und sie mit 
einem Feuerhaken von der Stelle zu nötigen ver— 
sucht, auf der sie zu kleben schien. Da das Tier 
am Fuße gefesselt war, hielt sie ihre Neckerei für 
eine ungefährliche Sache und Leukothea schien 
auch gar keine Neigung zu haben, darauf einzu⸗ 
gehn. „Temperamentloses Vieh!“ hatte Ursine 
endlich gesagt, indem sie aufstand und im Atelier 
herumzuschnüffeln begann. 
Aus den erbetenen fünf Minuten wurden die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.