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Full text: Das grüne Huhn / Reicke, Georg (Public Domain)

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Regionen aussieht. Ich weiß noch, ich und meine 
Freundinnen, wir haben uns immer die Nase zu— 
halten müssen, wenn wir an einer Kellerwohnung 
vorbeigingen, und wenn wir doch mal Kleinleute— 
Geruch in die Nase bekommen hatten, dann soll⸗ 
ten wir rasch ausspucken, damit die Infektions— 
keime nicht in den Hals hinuntergingen, das sei 
man seiner Gesundheit schuldig, hatte unser alter 
Sanitätsrat gesagt. Himmlischer Vater, was ist 
der Mann für ein Schaf gewesen! ...“ 
Dieser Brief gab Veranlassung zu einer 
scharfen Auseinandersetzung zwischen Renius und 
seiner Frau. Aber Ursine erfuhr nichts davon. 
Dagegen bekam sie in den nächsten Tagen zwei 
Briefe, und diese lauteten: 
„Meine liebe Tochter! Habe Dank für Deinen 
lieben Brief; wir bekamen ihn gerade, als wir aus 
dem Hotel nach dem Schloß fahren wollten, um 
die junge Königin zu sehen, die dieser Tage im 
Haag (es heißt übrigens: 'sGravenhage hier) 
eingetroffen ist. Nach den Photographieen, die 
man überall sieht, muß sie wirklich sehr reizend 
sein und hat es auch gleich so etwas Poetisches, 
„die junge Königin“! Die Häuser hier haben fast 
alle eine merkwürdig graurote Farbe, die mich 
sehr interessiert hat. Auch sind die Kanäle mit den 
Baumreihen, über die oft hölzerne Hängebrücken 
mit komischen Gestellen führen, mitten in der 
Stadt sehr interessant. Wir waren auch schon in 
der berühmten Gemäldegalerie: Maurizhuis 
(Moritz⸗Haus natürlich). Viele schöne Sachen; 
manche kennt man aus Abbildungen, z. B. die
	        
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