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„Wahrhaftig?“ fragte Betty ungläubig.
„Und wieviel haben Sie noch?“
„Nichts. Frau Schulz muß mir borgen.“
„Giebt „Er“ Ihnen denn nicht, soviel Sie
wollen?“ Betty Fuchs sprach schon vom ersten
Tag an von „Ihm“, denn sie wußte durch Ursine
von den Beziehungen zwischen Norbert und dem
Mädchen, und diese war auch gleich darauf ein⸗
gegangen.
„Er darf nichts davon wissen,“ lautete die
Antwort. „Er hat's von vornherein ausgemacht,
daß ich ihm mit meiner Familie nicht kommen
darf.“
Abermals trat eine kleine Pause ein. Ursine,
die eine Kiste herbeigezogen hatte und vor dem
Eulenkäfig saß, unterhielt sich damit, ihre Fuß⸗
spitze gegen das Gitter zu stoßen, um Leukothea
aus ihrer unbeweglichen Ruhe aufzuscheuchen.
Aber das Tier machte bei jedem Stoß nur größere
und größere Augen, rührte sich jedoch nicht.
„Aergern Sie Leukothea nicht, sie kann bös
werden. Ich möchte nicht, daß sie Ihnen mal in
die Haare fährt,“ rief ihr die Malerin zu.
Ursine war noch bei dem vorigen Gespräch.
„Was thun denn Ihre Schwestern?“ fragte sie
nach dem Modell hinüber.
„Eine näht, eine dient, eine ...“ hier ver—
schluckte sie etwas; dann fuhr sie fort: „Ein paar
sind noch zu Hause.“
„Und die Mutter?“
„Mutter ist tot!“ sagte das Mädchen, das sich