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der arme Herr sich gelegt, und gestern habe der
Arzt es festgestellt.
„Lassen Sie uns hinein zu ihm!“ sagte Fräu—
lein Fuchs.
Ursine, welche die ganze Zeit über mit zittern⸗
dem Herzen dabei gestanden hatte, sah jetzt doch
betroffen auf und die Malerin an.
„Genieren Sie sich?“ fragte diese mit einem
Tone, als ob ihr das ganz unverständlich wäre.
Ursine schüttelte rasch den Kopf, und die Wir⸗
tin ließ die beiden eintreten.
Es war ein einfenstriges, aber leidlich breites
Zimmer nach der Straße hinaus. Das Bett stand
an der Längswand, in der Nähe der Thür. Der
Kranke lag mit matten Zügen, ganz ergeben, und
sah mit hohlen Augen nach den Eintretenden. Als
er aber der beiden ansichtig wurde, glitt ein
Lächeln über sein Gesicht, und er sagte mit seiner
matten Stimme:
„Schauns, Fräulein Ursin', des ist lieb, daß
i Sie mal zu sehn krieg. J hab schon g'sonnen
und g'sonnen; i wollt Sie fragen lassen, ist die
Schulz'n auch propper?“
„Ach, mir geht's gut,“ unterbrach ihn Ur⸗
sine, „aber Ihnen, Herr Winkel?“
„Des is nix, des wird bald besserl!“ erwiderte
der Kranke.
„Kleiner Winkel, was machst du für Geschich—
ten?“ begann jetzt Fräulein Fuchs, indem sie seine
Hand faßte, die sich heiß und trocken anfühlte.
„Weißt du, was dir fehlt?“