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So lag noch ein matter Schein durch den Raum
verbreitet.
War das Absicht oder Zufall, was die Mutter
da sagte? Ursine konnte es von den verschwim⸗
menden Zügen nicht ablesen. Aber sie ahnte wol
wirklich nichts, die Gute! Sie that ihr plötzlich so
leid.
„Ich glaub', er hat dich heut furchtbar schön
gefunden! Er sah oft nach dir hinüber, während
er mit mir sprach. Er hat dich überhaupt sehr
gern, glaub' ich. Schon wenn er dich anredet:
„Frau Lottel“ ... Das macht er nämlich so mit
Hingebung!h.. . Dabei merk' ich's immer!“
„Schmeichelkatze!“ exwiderte die Mutter
obenhin. „Aber — was ich sagen wollte: also —
wir lassen das Rot- und Weißgestreifte morgen
waschen, und dabei ändern wir's gleich; es sieht
schon recht unmodern aus. Wie lange hast du's
eigentlich?“
Die Worte ernüchterten Ursine stark. Sie
brach bald ab und kehrte in ihr Zimmer zurück.
Hier löschte sie das Licht vor dem Spiegel, und
wie sie nun aufsah, erblickte sie in dem Glas den
mattweißen Schimmer ihrer Gestalt. Das veran⸗
laßte sie, ihren Kopf so nahe an die Scheibe zu
bringen, daß sie trotz der Dunkelheit die Züge zu
erkennen vermochte. Schade! Sie wäre vielleicht
ganz hübsch gewesen. Aber ihr Gesicht war ent⸗
schieden zu rund und die Backen etwas zu voll.
Gott sei dank, die Nase — die machte es wieder
gut; die war scharf und doch zierlich geschnitten,