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Full text: Das grüne Huhn / Reicke, Georg (Public Domain)

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öAö.] 
So lag noch ein matter Schein durch den Raum 
verbreitet. 
War das Absicht oder Zufall, was die Mutter 
da sagte? Ursine konnte es von den verschwim⸗ 
menden Zügen nicht ablesen. Aber sie ahnte wol 
wirklich nichts, die Gute! Sie that ihr plötzlich so 
leid. 
„Ich glaub', er hat dich heut furchtbar schön 
gefunden! Er sah oft nach dir hinüber, während 
er mit mir sprach. Er hat dich überhaupt sehr 
gern, glaub' ich. Schon wenn er dich anredet: 
„Frau Lottel“ ... Das macht er nämlich so mit 
Hingebung!h.. . Dabei merk' ich's immer!“ 
„Schmeichelkatze!“ exwiderte die Mutter 
obenhin. „Aber — was ich sagen wollte: also — 
wir lassen das Rot- und Weißgestreifte morgen 
waschen, und dabei ändern wir's gleich; es sieht 
schon recht unmodern aus. Wie lange hast du's 
eigentlich?“ 
Die Worte ernüchterten Ursine stark. Sie 
brach bald ab und kehrte in ihr Zimmer zurück. 
Hier löschte sie das Licht vor dem Spiegel, und 
wie sie nun aufsah, erblickte sie in dem Glas den 
mattweißen Schimmer ihrer Gestalt. Das veran⸗ 
laßte sie, ihren Kopf so nahe an die Scheibe zu 
bringen, daß sie trotz der Dunkelheit die Züge zu 
erkennen vermochte. Schade! Sie wäre vielleicht 
ganz hübsch gewesen. Aber ihr Gesicht war ent⸗ 
schieden zu rund und die Backen etwas zu voll. 
Gott sei dank, die Nase — die machte es wieder 
gut; die war scharf und doch zierlich geschnitten,
	        
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