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Full text: Zukunftsweisender Städtebau (Rights reserved)

Zukunftsweisender Städtebau Integriert, flexibel, bürgernah Bayerische Städte und Gemeinden, Planerinnen und Planer sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich hier über städtebauliche Lösungsansätze sowie eine Vielzahl von praxis­ nahen Anwendungsbei­spielen informieren. Sehr geehrte Damen und Herren, wir stehen vor großen Herausforderungen: Wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wandel, demo­ grafische und klimatische Veränderungen und ihre Folgen, sowie die weitreichenden Entwick­ lungen im Bereich der Mobilität, Energie und Digitalisierung greifen in alle Lebensbereiche ein. Wir wollen die bayerischen Städte und Gemeinden bestmöglich unterstützen, diesen Wandel zu gestalten. Moderner Städtebau muss das alles mitdenken. Denn er ist das fachliche und räumliche Bindeglied zwischen der örtlichen und überörtlichen Planung und den vielfältigen Fachdisziplinen. Die Corona-Krise zeigt uns, welche tiefen Einschnitte innerhalb kürzester Zeit auf uns zukommen können. Sie führt uns einmal mehr vor Augen, wie wichtig intakte Quartiere und Nachbarschaften mit attraktiven Grün- und Freiräumen sind, in denen man sich wohlfühlen kann, in denen man gegebenenfalls auch gerne viel Zeit verbringen kann. Im Idealfall bieten sie Raum für soziale Kontakte, Nahversorgung und Erholung. Auch die Fragen Leben im Alter und Barrierefreiheit spielen hier herein. Die Lehre aus Corona ist im Bereich Städtebau ganz klar: Wir müssen robuste städtebauliche Strukturen weiter stärken. Denn das gewährleistet die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger und unterstützt eine offene, vielfältige Lebensweise und eine selbstbestimmte Teilhabe aller Personengruppen am öffentlichen Leben. In den Kommunen braucht es da oft Mut. Mut, eine ganzheitliche kommunale Perspektive zu ent­ wickeln. Mut, passgenaue Strategien zu entwickeln. Und Mut, auf neue Technologien zu setzen. Es kommt darauf an, die Akteure vor Ort einzubinden, Bürgerinnen und Bürger so früh wie möglich mit ins Boot zu holen und so Akzeptanz zu schaffen. Dieses Arbeitsblatt richtet sich deswegen an Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Kommu­ nalverwaltungen, Planerinnen und Planer sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger. Es enthält übertragbare städtebauliche Lösungsansätze, effektive Werkzeuge sowie eine Vielzahl von praxis­ nahen Anwendungsbeispielen. So sollen unsere Kommunen in Zukunft noch erfolgreicher indivi­ duelle Konzepte und passgenaue Lösungen vor Ort entwickeln können! Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg! Ihre Kerstin Schreyer, MdL Bayerische Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr Zukunftsweisender Städtebau Integriert, flexibel, bürgernah 1. Planungsgrundsätze 4 2. Städtebauliche Schwerpunktthemen 8 2.1  2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 2.10 2.11 2.12 2.13  2.14 2.15 2.16 Art und Umfang der Siedlung­s entwicklung .......................................................................................... 10 Interkommunale Zusammenarbeit ......................................................................................................... 13 Flächensparen ......................................................................................................................................... 14 Umwelt- und Klimaschutz ....................................................................................................................... 16 Hochwasserschutz .................................................................................................................................. 18 Energie ..................................................................................................................................................... 19 Wohnen ................................................................................................................................................... 20 Arbeiten .................................................................................................................................................. 22 Mobilität .................................................................................................................................................. 24 Orstkern, Nahversorgung ...................................................................................................................... 26 Öffentlicher Raum .................................................................................................................................. 27 Barrierefreiheit ....................................................................................................................................... 28 Grün- und Naturräume, Biodiversität ................................................................................................... 29 Einfamilienhausgebiete ......................................................................................................................... 30 Baukultur, Identität ................................................................................................................................. 32 Digitalisierung ........................................................................................................................................ 33 3. Siedlungsstruktur in Bayern 3.1 3.2  Polyzentrale Siedlungsstruktur ............................................................................................................. 35 Spezifische städtebauliche Heraus­f orderungen nach Gemeindetyp.................................................. 37 4. Praxisbeispiele 34 44 Buch am Erlbach – Demografiegerechte Ortsentwicklung ................................................................. 46 Greifenberg – Neues Wohnen auf dem Land ....................................................................................... 52 Steinwald-Allianz und Spiegelau / Frauenau – Digitales auf dem Land ................................................ 54 Langenfeld – Versorgung auf dem Land ............................................................................................... 56 Wildpoldsried – Ortsentwicklung mit regenerativer Energie ............................................................. 58 Weyarn – Mehrgenerationenwohnen am Klosteranger ....................................................................... 60 Heimenkirch, Wiesenfelden und Freyung – Flexibel, geteilt und elektrisch ...................................... 64 Arzberg, Kirchenlamitz, Röslau, Schwarzenbach – Interkommunale Revitali­sierung von Industriebrachen ...................................................................... 66 Freyung – Antrieb Ortsmitte .................................................................................................................. 68 Murnau, Bad Berneck, Dießen am Ammersee – Neues Arbeiten auf dem Land ............................... 74 Miltenberg – Hochwasserschutz und städtebauliche Aufwertung ..................................................... 76 Selb – Wohnungsneubau macht die Innenstadt attraktiv .................................................................... 78 Schweinfurt – Vom Industrie- zum Kulturstandort .............................................................................. 80 Garmisch-Partenkirchen – Innerörtliche Quartiers­entwicklung ......................................................... 86 Coburg – Die digitalisierte Stadt ........................................................................................................... 88 Kempten – Klimaschutz gemeinsam gestalten .................................................................................... 90 Regensburg – Wachstum mit hoher städtebaulicher Qualität ............................................................ 92 Würzburg (mit Umlandgemeinden) – Mobilität neu denken ............................................................... 96 München – Urbane Mobilität und Logistik der Zukunft ....................................................................... 98 Nürnberg – Rundum-Erneuerung einer 1960er Jahre Wohnsiedlung ............................................... 100 Projekt- und Bildnachweis 104 Arbeitsblätter und Materialien 107 Impressum 108 4 Planungsgrundsätze Fundament eines zukunfts­ fähigen Städtebaus Planungsgrundsätze Städtebau umfasst bei der Planung und Gestaltung von Städten und Gemeinden alle fachlichen und grundsätzlichen Angelegenheiten der Siedlungsentwicklung. Aufgrund der Vielzahl der dabei zu berücksichtigenden und sich teilweise wider­ sprechenden Anforderungen kommt ihm eine zentrale und verbindende gesell­ schaftliche Bedeutung zu. Wie kann robuster, zukunftsfähiger Städtebau geplant werden? Ist das über­ haupt möglich? Wenn wir heute alle gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, öko­ logischen, sozialen und technischen Veränderungen und Entwicklungen, deren Wechselwirkungen und Auswirkungen auf die gebaute Umwelt für eine länge­ re Zeitperiode absehen könnten, wäre es einfach, berechenbare Modelle zu entwickeln, zu planen und baulich umzusetzen. Das ist unrealistisch. Es gibt kein allgemeingültiges Rezept, keine Betriebsanleitung, die unabhängig vom Ort Allgemeingültigkeit besitzt. Und die Städte und Gemeinden unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Struktur, ihren Rahmenbedingungen, ihrer jeweiligen Identität und Vielfalt. Städtebauliche Projekte müssen passgenau auf die Bedürfnisse und Besonder­ heiten der jeweiligen Gemeinde und ihrer Bewohner abgestimmt werden. Übergeordnete Themen wie Klimaanpassung, Demografischer Wandel, Flächen­ inanspruchnahme, Grünraum und Digitalisierung sind dabei ebenso wie die Themen Wohnen, Wirtschaft und Mobilität intensiv einzubeziehen. Diese Ent­ wicklungsprozesse benötigen einen langen Atem und lassen sich zunehmend nicht mehr alleine in der einzelnen Stadt und Gemeinde bewältigen. Vor dem Hintergrund der Verzahnung städtischer und ländlicher Räume und der Entwick­ lung von Schrumpfungs- und Wachstumsregionen braucht es eine starke inter­ kommunale Zusammenarbeit. Ziel muss es sein, robuste städtebauliche Strukturen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die an neue Herausforderungen angepasst werden können und veränderte Nutzungen zulassen. Den Rahmen durch einen Leitbildprozess definieren In einem Leitbildprozess werden grundsätzliche Ziele formuliert, wie eine Ge­ meinde zukünftig gestaltet werden soll. Unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger entwickelte strategische Zielsetzungen können die Akzeptanz steigern und sicherstellen, dass das kommunale Handeln zielgerichtet und transparent bleibt. Von Bedeutung ist dabei eine vorausschauende, aktive und verstetigte Kommunikation mit den Akteuren vor Ort sowie eine gute Informationsbasis über aktuelle Marktbedingungen und Trends. 5 1 6 Zukunftsfähiger Städtebau braucht räumlich gestufte Konzepte Aufbauend auf einem kommunalen Leitbild können mit städtebaulichen Ent­ wicklungskonzepten langfristige, gesamträumliche Ziele und daraus abgelei­ tet konkrete Umsetzungsstrategien erarbeitet und für teilräumliche Bereiche individuelle Lösungen entwickelt werden. Die Einbeziehung aller relevanten fachlichen Aspekte führt zu einer umfassenden Bearbeitung städtebaulicher Fragestellungen. Der integrative Ansatz, also die Einbeziehung sozialer, städ­ tebaulicher, kultureller, ökonomischer und ökologischer Handlungsfelder, spielt dabei eine wesentliche Rolle. Wechselwirkungen von fachlichen und räumlichen Anforderungen sowie die Belange der Menschen vor Ort werden öffentlich gemacht und aufeinander abgestimmt. Für Teilräume dienen hierzu integrierte städtebauliche Entwicklungskonzepte (ISEK). Partizipation sichert die Akzeptanz vor Ort Die Entwicklung einer Gemeinde hinsichtlich ihrer räumlich - sozialen Struktur erfordert Instrumente zur intensiven Einbindung der Bürgerinnen und Bürger. Aufbauend auf einer transparenten Informationspolitik profitiert die Entwicklung städtebaulicher Entwicklungskonzepte von einem breiten bürgerschaftlichen Engagement. Die Konzepte erfahren eine größere Akzeptanz und führen zu ei­ ner höheren Planungssicherheit. Umsetzung durch passgenaue Instrumente Die Steuerung städtebaulicher Prozesse gelingt dann besonders gut, wenn Um­ setzungsstrategien und ein zielführender Instrumenteneinsatz mitgedacht werden. Diese können neben der Bauleitplanung mit ihren Umsetzungsinstrumenten auch kommunikative oder organisatorische Ansätze beinhalten. Die gesetzlichen Rege­ lungen zur Bauleitplanung im Baugesetzbuch (BauGB) ermöglichen den Gemein­ den vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten zur passgenauen und zielführenden Um­ setzung ihrer städtebaulichen Entwicklung. Möglichkeiten der Gestaltung ergeben sich bereits durch die verschiedenen Verfahren (herkömmliches, vereinfachtes oder beschleunigtes Verfahren) für die Bauleitplanung. Abhängig vom jeweiligen Verfah­ renstyp sind mehr oder weniger verfahrensrechtliche Anforderungen zu beachten. Daneben können die Gemeinden durch Darstellungen im Flächennutzungsplan (§ 5 BauGB) oder Festsetzungen im Bebauungsplan (§ 9 BauGB) ihre städtebaulichen Ziele umsetzen. Aktive Flächen- und Bodenpolitik schafft langfristig Handlungsfähigkeit Eine aktive Flächenpolitik stellt langfristig die Handlungsfähigkeit einer Kommu­ ne sicher. Das strategische Vorhalten wichtiger Schlüsselgrundstücke, beispiels­ weise über den Erwerb oder das Freihalten (auch durch Zwischennutzungen), ermöglicht es, unter Berücksichtigung der finanziellen Ausstattung einer Kom­ mune, bedarfsgerecht zu steuern und trägt zur Erreichung insbesondere lang­ fristiger kommunaler Entwicklungsziele wesentlich bei. Nutzungsvielfalt und modulare Planung sichern Flexibilität bei veränderten Rahmenbedingungen Nutzungsmischung und vielfältige Strukturen versetzen die Kommunen in die Lage, flexibel auf sich wandelnde Rahmenbedingungen zu reagieren. Ein vielfäl­ tiges Wohnraumangebot und vorausschauend geplante soziale Versorgungsinf­ rastrukturen gewährleisten eine höhere Resilienz gegenüber möglichen Nach­ frageverschiebungen und neuen Bedarfen. Planungsgrundsätze 7 Hinsichtlich der sozialen oder technischen Infrastruktur können modulare Kon­ zepte und die frühzeitige Berücksichtigung von Erweiterungsoptionen eine spä­ tere bauliche Anpassung kostengünstiger ermöglichen. Systematische Beobachtung und Wirkungskontrolle sind wichtige Hilfsmittel langfristiger Steuerung Die Festlegung messbarer Indikatoren sowie die digitale Erhebung von Daten, wie beispielsweise zum Pendleraufkommen oder zur Flächenversiegelung er­ möglicht eine Überprüfung der Zielerreichung von städtebaulichen Vorhaben. Die Nutzung digitaler Instrumente bei der Planung ermöglicht es, Fachplanungen besser aufeinander abzustimmen und transparente Entscheidungsstrukturen zu schaffen. Diese Erfahrungen können bei künftigen Projekten genutzt werden. Nachfolgend werden die fach- und raumbezogenen Anforderungen beschrie­ ben, die an eine städtebauliche Entwicklung gestellt werden. Aufbauend auf den genannten Planungsaspekten werden Handlungsfelder und Instrumente dargestellt. Zusammenhänge einer städtebaulichen Planung Leitbildprozess Räumlich gestufte Konzepte •P Partizipation l an u n gs g r u nd Art und Umfang der Siedlungsentwicklung sä tz Interkommunale Zusammenarbeit e Passgenaue Instrumente Aktive Flächen- und Bodenpolitik Flächensparen Nutzungsvielfalt und Flexibiität • S t äd t e ba u l i c he Sc Hochwasserschutz h Energie w Systematische Beobachtung und Wirkungskontrolle Umwelt- und Klimaschutz er pu nkt t he me n ng Kleinstadt Arbeiten Mobilität Ortskern, Nahversorgung Öffentlicher Raum Barrierefreiheit lu Landgemeinde d • Sie Verdichtungsraum Wohnen s- un dR ur a u m strukt en Mittelstadt Großstadt Grün- und Naturräume, Biodiversität Einfamilienhausgebiete Baukultur, Identität Digitalisierung Ländlicher Raum Das Schaubild stellt die Zusammenhänge einer städtebaulichen Planung von den grundsätzlichen Planungsaspekten (Kapitel 1) über die Schwerpunktthemen (Kapitel 2) und den siedlungsstrukturellen Aspekten (Kapitel 3) dar. 1 8 Städtebauliche Schwerpunktthemen Handlungsfelder und Planungsinstrumente Städtebauliche Schwerpunktthemen Im folgenden Kapitel werden städtebauliche Schwerpunktthemen beschrieben und konkrete Instrumente aufgeführt. Die Darstellung ist nicht abschließend, sondern zeigt exemplarisch auf, wie Kommunen Herausforderungen begegnen können. Die Ausgangssituationen vor Ort in den Kommunen sind sehr unter­ schiedlich. Aus diesem Grund ist für jeden Einzelfall ein individuell angepasstes Instrument erforderlich. Für eine zukunftsfähige Entwicklung sollten diese räum­ lich gestuften Konzepte in einer Gesamtstrategie, beispielsweise innerhalb eines ISEKs, gebündelt und zusammengefasst werden. Bei konkreten Planungsaufga­ ben können sich die bayerischen Städte und Gemeinden an die Landratsämter und Regierungen wenden, die umfassend bei rechtlichen, fachlichen, organisato­ rischen und auch fördertechnischen Fragen beraten. Darüber hinaus geben die „Planungshilfen für die Bauleitplanung“, die im Zweijahres­rhythmus vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr (StMB) herausgegeben werden, wichtige Hinweise zu aktuellen recht­ lichen und fachlichen Aspekten der Ortsentwicklung. Zur Steuerung der Siedlungsentwicklung stehen der Gemeinde eine Vielzahl von gesamträumlichen, teilräumlichen, fachbezogenen oder interdisziplinären Pla­ nungs- und Umsetzungsinstrumenten zur Verfügung. Wesentlich ist dabei die Unterscheidung von informellen und formellen Instrumenten. Informelle Instrumente Über informelle Instrumente lassen sich ohne langwierige Prozesse Ziele für die Ortsentwicklung formulieren und städtebauliche Konzepte entwickeln. Rah­ menbedingungen sowie Bedarfe können unter Einbeziehung der privaten wie öffentlichen Akteure überprüft und eine Umsetzung vorbereitet werden. Mit Beschluss des Gemeinderates sind diese nach § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB bei der Aufstellung von Bauleitplänen zu berücksichtigen. Somit kann ihr Einfluss auf eine Um­setzung sichergestellt werden. Formelle Instrumente Zur Sicherung und Umsetzung von städtebaulichen Entwicklungszielen und einer geordneten Entwicklung kann die Gemeinde auf formelle Instrumente zurück­ greifen. Maßgeblich dabei ist die gemeindliche Bauleitplanung, bei der sich die Gemeinde durch Beschluss zu ihren Entwicklungszielen bekennt und Baurecht schaffen kann. Daneben stehen weitere Instrumente, wie beispielsweise eine Sanierungssatzung oder ein Baulandkataster, die einer Gemeinde weitreichende Rechte zum Vollzug einräumen können, um die bauliche und sonstige Nutzung der Grundstücke vorzubereiten und zu steuern. Weitere Hinweise zu den Instrumenten und Materialien werden nachfolgend in den blau hervorgehoben Instrumentenkästen aufgezeigt. Darüber hinaus veran­ schaulichen Praxisbeispiele deren Anwendung. 9 2 10 2.1 Art und Umfang der Siedlung­sentwicklung Städte und Gemeinden entscheiden in eigener Verantwortung, in welcher Art und in welchem Umfang sie sich städtebaulich entwickeln wollen. Dabei orien­ tiert sich die Siedlungstätigkeit am Grundsatz der Erforderlichkeit, um die ge­ wachsenen Strukturen zu erhalten und nachhaltig weiterzuentwickeln. Bevölkerungsentwicklung in den Regionen Bayerns Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik www.statistik.bayern.de Oberfranken-West 04 Main-Rhön 03 Bayerischer Untermain 01 Oberfranken-Ost 05 Würzburg 02 Oberpfalz-Nord 06 Nürnberg 07 Westmittelfranken 08 Regensburg 11 Donau-Wald 12 Ingolstadt 10 Landshut 13 Augsburg 09 München 14 Donau-Iller 15 Allgäu 16 Häufigkeit unter - 7,5 0 -7,5 bis unter - 2,5 3 -2,5 bis unter 2,5 5 2,5 bis unter 7,5 8 7,5 oder mehr 2 Größte Abnahme: Oberfranken-Ost - 7,1 % INSTRUMENTE Notwendig ist daher eine auf den Besonderheiten der jeweiligen Gemeinde aufbauende, fachübergrei­ fend angelegte, strategische Entwicklungsperspek­ tive. Ziel sollte es sein, die Funktionsfähigkeit der Siedlungsstrukturen und die langfristige Auslastung und Aufrechterhaltung wohnort­naher Einrichtungen und Angebote der Daseinsvorsorge zu sichern. Wesentliche Aspekte dabei sind die vorrangige Innenentwicklung, die Schaffung kompakter Siedlungsstrukturen sowie attraktiver, lebendiger Stadtteil- und Ortszentren als Identifikationspunk­ te, die Reduzierung von Flächenverbräuchen sowie die Sicherung und Weiter­ entwicklung der bestehenden technischen und sozialen Infrastruktur. Südostoberbayern 18 Oberland 17 Veränderung 2038 gegenüber 2018 in Prozent Entscheidenden Einfluss wird in den nächsten Jahrzehnten der demografische Wandel haben. Auch Kommunen, die aktuell noch keinen Hand­ lungsbedarf erkennen, werden mittelfristig davon betroffen sein. Die Aspekte der demografischen Entwicklung – z. B. Bevölkerungsrückgang, verän­ derte Altersstruktur, Zu- und Abwanderung oder Diversifizierung der Gesellschaft – betreffen dabei die gesamte Bandbreite der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die auch Konsequenzen für die Siedlungsentwicklung ha­ ben. Sowohl Großstädte und Verdichtungsräume als auch dünn besiedelte, strukturschwache ländli­ che Gebiete sind in unterschiedlicher Form von den Auswirkungen betroffen. Größte Zunahme: München + 9,2 % Bayern: + 4,0 % Eine solche Strategie ist auch angesichts der Herausforderungen des Klima­ wandels notwendig, da durch sie Verkehrsströme auf das notwendige Maß beschränkt werden und vorhandene Freiräume mit ihrer Bedeutung für das ört­ liche Mikroklima und die Biodiversität erhalten und gestärkt werden können. INFORMELLE INSTRUMENTE der Gemeinde aktiv teilhaben zu lassen und Ziele zu formulieren. Rahmenbedingungen Kommunales Entwicklungskonzept darüber hinaus, Art und Umfang der künfti­ sowie Bedarfe können unter der Einbeziehung Mit einem Stadtentwicklungskonzept wird gen Siedlungsentwicklung mit einem konkre­ der privaten wie öffentlichen Akteuren über­ die Grundlage für die zukünftige Entwick­ ten Gebietsbezug zu ermitteln. Der integrierte prüft und eine Umsetzung vorbereitet werden. lung für die gesamte Gemeinde geschaffen. Ansatz ermöglicht es, auf komplexe Heraus­ Unter Einbindung der Öffentlichkeit werden forderungen langfristig wirksame, lokal abge­ Städtebaulicher Entwurf Leit­linien und kommunalpolitische Zielsetzun­ stimmte Lösungen zu erarbeiten. Auf diese Mit einem städtebaulichen Entwurf werden gen sowie daraus resultierende Aussagen zur Weise wird eine gute fachliche Basis für die Vorgaben planerisch überprüft und Vorschläge Finanzierung und dem Zeitrahmen getroffen. formelle Bauleitplanung geschaffen. für konkrete räumliche Entwicklung erarbeitet. Integriertes städtebauliches Rahmenplanung Wettbewerbs lassen sich dazu Handlungs­ Entwicklungskonzept Städtebauliche Rahmenpläne betrachten sach­ spielräume aufzeigen und Planungsalternati­ Integrierte städtebauliche Entwicklungskon­ liche Teilbereiche oder Teilräume detaillierter. ven ermitteln. zepte (ISEK) eignen sich dazu, die Bürgerin­ Sie sind geeignet, ohne langwierige Prozesse nen und Bürger an der weiteren Entwicklung städtebauliche Konzepte zu ent­wickeln und Mit der Durchführung eines städtebaulichen die im Einklang mit der vorhandenen Infra­ struktur und dem ländlichen Ortsbildcharak­ ter steht, erarbeitete die Gemeinde Heberts­ hausen gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern ein ISEK mit besonderen Fokus auf die im Siedlungszusammenhang gelegenen Innenentwicklungspotenziale. r pe Am H Im Rahmen des Prozesses erfolgte eine Bestandsaufnahme und Analyse der im H H Hauptort gelegenen Wohngebiete bezüglich der Flächenausnutzung und möglichen Akti­ Mühlgraben H vierungspotenziale. Damit konnte eine Viel­ zahl von Möglichkeiten zur Aktivierung von Wohnraum im Bestand aufgezeigt und räum­ Höllgra ben liche Ziele für die zukünftige gemeindliche Gedenkstätte Entwicklung formuliert werden. Innerhalb r pe Am des Maßnahmenkatalogs wurden konkrete Umsetzungsmaßnahmen, wie beispiels­ H weise ein interdisziplinärer Wettbewerb zur Entwicklung der im ISEK identifizierten r W ür m Potenzial­flächen, erarbeitet. Durch die inten­ sive Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern konnte eine Akzeptanz für das Ergebnis und für das Ziel der fokussierten Innenentwicklung geschaffen werden. langfristige Entwicklung Mischnutzung u Entwicklungskonzept ac ha hochwertig gestalteter Straßenraum Konzentration EZH/ DL/ Gastro Etablierung von hochwertigem Gewerbe medizinische Versorgung Fuß- und Radwegenetz vielseitig nutzbarer Wohnraum naturnah gestalteter Graben Ärztehaus zu errichten langfristige Entwicklung (inkl. Lückenschlüsse) bewahrte bzw. ausgebaute Neuschaffung von Einrichtungen für Kultur Mischnutzung Veranstaltungsraum Markthalle verkehrsberuhigender Ortseingang aktivierte Baulücken/Brachen Sportfläche und Bildung Gastronomie-, Dienstleistungsund Einzelhandel Unterstützung und Ausbau gemeindliche, hochwertig gestalteterneugeordneter Knotenpunkt prägender Baumbestand und Einzelhandelsstandorte aktivierte Umstrukturierungsundund Bildungsstandorte soziale Straßenraum neue Mischnutzungen zur vielseitig nutzbarer Veranstaltungsraum + geöffnete Brücke NachverdichtungspotenzialeWeiterentwicklung des Themas und Aktivflächen Markthalle + Einzelhandel Aktivierung desSpielOrtszentrums Schulstandort Platz mit Aufenthaltsqualität ländliche Struktur neue Mischnutzungen zur langfristige neues Jugendzentrum Konzentration EZH/DL/Gastro Aktivierung des Ortszentrums ortsbildprägendes Element begrünter und sanierter Wohnbauflächenentwicklung Etablierung von hochwertigem Straßenraum medizinische Versorgung Schaffung eines sozialgerechten Gewerbe Gastronomie-, DienstleistungsÄrztehaus zu errichten Wohnraumangebotes und Einzelhandelsstandorte Neuschaffung von Einrichtungen für Kultur und Bildung D Neuschaffung von Platz mit Aufenthaltsqualität begrünter und sanierter Straßenraum langfristige Gewerbeentwicklung Unterstützung und Ausbau gemeindliche, soziale und Naturraum mit hoher Qualität Bildungsstandorte Aufwertung und Weiterentwicklung u.a. des Mühlbaches, Schlossparks Weiterentwicklung des sowie des Lehrerwaldes Themas Schulstandort neues Jugendzentrum Ringschluss Torstraße – Krautgartenstraße Fuß- und Radwegenetz ortsbildprägendes Element verkehrsberuhigender Ortseingang neugeordneter Knotenpunkt geöffnete Brücke langfristig errichtete Umgehungsstraße erweiterte P+R Anlage inkl. Lückenschlüsse FORMELLE INSTRUMENTE reitende Bauleitplanung bindet der Flächen­ Innenentwicklung zu ermöglichen – z. B. die Bauleitplanung nutzungsplan die Gemeinde und die an seiner Wiedernutzbarmachung von Flächen oder Die gemeindliche Bauleitplanung ist als for­ Aufstellung beteiligten öffentlichen Planungs­ Nachverdichtung – können Bebauungspläne melles Instrument die rechtsverbindliche träger. Dem einzelnen Bürger gegenüber beispielsweise im beschleunigten Verfahren Grundlage zur Sicherung und Umsetzung von hat er aber grundsätzlich keine unmittelbare durchgeführt werden. Bei konkreten Einzel­ städtebaulichen Entwicklungszielen und einer Rechtswirkung. projekten kann es sich anbieten, durch eine geordneten Entwicklung. Einbindung eines Vorhabenträgers einen Vorha­ Bebauungsplan benbezogenen Bebauungsplan (§12 BauGB) zu Flächennutzungsplan Darauf aufbauend entwickelt die Gemeinde entwickeln und damit weitere Zeit- und Koste­ Im Flächennutzungsplan stellt die Gemeinde die verbindliche Bauleitplanung in Form neinsparungen zu erzielen. ihre mittelfristigen Entwicklungsziele für das von Bebauungsplänen. Diese enthalten alle gesamte Gemeindegebiet dar und überprüft rechtsverbindlichen Festsetzungen für die sie mit den Anforderungen und Vorgaben der städtebauliche Ordnung. Neben dem Regel­ Raumplanung und den Entwicklungsbestre­ verfahren bietet das BauGB Verfahrensal­ bungen der Nachbargemeinden. Als vorbe­ ternativen: Mit dem Ziel, Maßnahmen der BEISPIEL g chin ermo Am p Um eine Ortsentwicklung zu gewährleisten, pe erechten Integriertes städtebauliches Entwick­ H 2 g lungskonzept (ISEK), Hebertshausen m achen ungs- und nziale ächenentwicklung 11 chin mo per Am A onzept hnraum Städtebauliche Schwerpunktthemen 12 Neben diesen örtlichen Faktoren spielen auch überörtliche Gesichtspunkte, wie die Lage im Raum oder die zentralörtliche Bedeutung der Gemeinde, bei einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung eine wichtige Rolle. Hierfür ist ein interkommunaler Ansatz unbedingt erforderlich. Im Rahmen der Siedlungsentwicklung werden vielfältige Anforderungen an die Flächennutzung und Neuausweisung von Baugebieten gestellt. Für die kommunale Entwicklung ist es zunächst wichtig, eine nutzungsbezogene und realistische Bedarfsermittlung insbesondere auf der Datengrundlage zur Bevölkerungsentwicklung des Bayerischen Landesamtes für Statistik (LfStat) durchzuführen und zugleich Flächenpotenziale innerhalb der bestehenden Siedlungsstruktur zu erfassen. Mögliche Anwendung der informellen und formellen Instrumente zur Umsetzung und Sicherung einer städtebaulichen Entwicklung Informelle Instrumente Kommunales Entwicklungskonzept Leitbild für die zukünftige Entwicklung Neuaufstellung / Änderung Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) städtebauliches Leitbild für das gesamte Gemeindegebiet oder Teilgebiet Rahmenplanung städtebauliche Ziele für Teilbereiche festlegen, Konzept entwickeln städtebaulicher Entwurf Teilbereiche planen, räumliche Struktur entwickeln (ggf. städtebaulicher Wettbewerb) Flächennutzungsplan Bebauungsplan vorbereitende Bauleitplanung Flächennutzungsplan § 5 Abs. 1 BauGB sachlicher Teilflächennutzungsplan § 204 BauGB gemeinsamer Flächennutzungsplan § 204 BauGB Formelle Instrumente verbindliche Bauleitplanung ggfs. Änderung / Berichtigung INSTRUMENTE In einer Gegenüberstellung von Bedarfen und Potenzialen kann Art und Um­ fang der Siedlungsentwicklung, die Wiederverwendung vorhandener und die Inanspruchnahme neuer Flächen festgestellt werden. Ob sich die Flächen­ potenziale zur Deckung eines Bedarfes eignen, hängt von den nutzungs­ spezifischen Anforderungen, die u.a. durch die Baunutzungsverordnung (BauNVO) oder immissionsschutzrechtliche Regelungen formuliert werden, ab. Weitere Hinweise zur Ermittlung des Flächenbedarfes werden in den Kapiteln 2.3 Flächensparen, 2.7 Wohnen und 2.8 Arbeiten sowie in der Publi­ kation „Planungshilfen für die Bauleitplanung“ gegeben. qualifizierter Bebauungsplan § 30 Abs. 1 BauGB vorhabenbezogener Bebauungsplan § 30 Abs.2 BauGB einfacher Bebauungsplan § 30 Abs. 3 BauGB Maßnahmen / Projekte Umsetzung von städtebaulichen Planungen (ggf. Realisierungswettbewerb) Ingolstadt Landshut Städtebauliche Schwerpunktthemen 13 2 Augsburg München 2.2 Interkommunale Zusammenarbeit Bayern zeichnet sich durch eine Vielzahl von Gemeinden unterschiedlichster Kaufbeuren Flächengröße und Einwohnerzahl aus. Die Eigenständigkeit und Selbstverwal­ tung stärkt die örtliche Identität und die Bindung der Bürgerinnen und Bürger an ihre Gemeinde. Der demografische Wandel, knappe finanzielle Ressourcen, technologische Entwicklung, wachsender Wettbewerb und gestiegene Erwartungen an Art und Qualität kommunaler Leistungen stellen immer größere Anforderungen an Kommunen. Zur Sicherung ihrer Leistungs- und Handlungsfähigkeit empfiehlt es sich zu prüfen, wo durch die gemeinsame, interkommunale Wahrnehmung von Aufgaben Synergieeffekte genutzt werden können. Bereits seit langer Zeit bewährt hat sich die Kooperation im Bereich der Daseinsvorsorge. Feuerwehren oder Ver- und Entsorgungsbetriebe sind beispielsweise gängige Praxis. Gerade kleinere oder finanzschwächere Kommunen können hier profitieren, ohne ihre Eigenständigkeit und Identität aufgeben oder schwächen zu müssen. Große Bedeutung haben interkommunale Kooperationen aber auch im Bereich der städtebaulichen Planung. Gute Erfahrungen konnten dabei beispielsweise mit interkommunalen Gewerbegebieten gesammelt werden (siehe Kapitel 2.8 Arbeiten). Gerade im ländlichen Raum bieten diese die Möglichkeit, jeweilige Standortvorteile zu bündeln und gemeinsam ein größeres Gewicht im Wettbe­ werb – gerade auch mit den wirtschaftsstarken Regionen – zu erhalten. Rosenheim Ingolstadt Landshut Augsburg München Kaufbeuren Anzahl Auspendler 10 – 150 150 – 500 Anzahl Auspendler 500 – 1500 10 – 150 150 – 500 500 – 1500 < 30 Min. 30 Min. 30 – 60< Min. 30 – 60 Min. 60 – 9060Min. – 90 Min. Rosenheim 1500 – 3000 > 3000 1500 – 3000 > 3000 90 – 120 Min. > 120 Min. Berechnung nicht möglich 90 – 120 Min. > 120 Min. Berechnung nicht möglich Quelle: TU München, Fachgebiet für Siedlungsstruktur Verkehrsplanung 2011 Quelle: TU und München, Fachgebiet für Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung 2011 Metropolregion München, Erreichbarkeitsatlas Über einen regional entwickelten Erreichbarkeitsatlas lassen sich komplexe Auswirkungen von städtebaulichen Entwicklungen auf die Verflechtungsräume untersuchen. Hier dargestellt sind die Pendlerbeziehungen der Stadt Ingolstadt. Interkommunales Entwicklungskonzept ihre jeweilige städtebauliche Entwicklung Regionalmanagement Informelle Planungen wie städtebauliche einer engen Abstimmung mit benachbarten Das Regionalmanagement ist ein Instrument Entwicklungskonzepte – ggf. zu besonderen Kommunen bedarf oder überörtliche Pla­ der Landesentwicklung und kann durch den Schwerpunkten wie der Einzelhandels- oder nungen Einfluss auf die Entwicklung meh­ Aufbau regionaler fachübergreifender Netz­ der Gewerbeentwicklung – können auch in rerer Gemeinden haben und nur durch ein werke in den Landkreisen und kreisfreien interkommunaler bzw. regionaler Koopera­ abgestimmtes planerisches Konzept sinnvoll Städten einen wichtigen Beitrag zur Verbes­ tion erstellt werden. Entwicklungen mit Aus­ bewältigt werden können. serung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit wirkungen über eine einzelne Gemeinde hin­ leisten. Dabei soll das vorhandene Potenzial aus können auf diese Weise bereits in einem Planungsverband in Teilregionen optimal genutzt und deren frühen Planungsstadium untereinander abge­ Die Gemeinden haben darüber hinaus die eigenverantwortliche Entwicklung nach­ stimmt und koordiniert werden. Möglichkeit, sich zu Planungsverbänden haltig gestärkt werden. Ziel ist, die Schwä­ zusammenzuschließen. Diese können je nach chen einer Region zu kompensieren und die Gemeinsamer Flächennutzungsplan individueller Ausgestaltung entweder mit ein­ Stärken zu sichern und auszubauen. Regio­ Auf Ebene der formellen Bauleitplanung zelnen städtebaulichen Themen befasst sein nalmanagement gestaltet, ausgehend von ermöglicht das Baugesetzbuch im § 204 oder sogar – bei besonders enger städtebau­ Handlungskonzepten und dem Einsatz von den Kommunen, gemeinsame Flächennut­ licher Verzahnung – mit der gesamten Bauleit­ Projektmanagern in der Region (sogenannten zungspläne aufzustellen. Dies bietet sich planung der einzelnen Mitgliedsgemeinden Regionalmanagern) die Entwicklung durch insbesondere dann an, wenn Gemeinden nach § 205 BauGB betraut werden. Projekt- und Netzwerkarbeit. untereinander soweit verflochten sind, dass INSTRUMENTE In stark wachsenden Ballungsräumen wird die interkommunale Koopera­tion vor allem im Bereich der Wohnbauland- und Verkehrsentwicklung immer wichtiger. Aufgrund der engen Verflechtung untereinander ist eine nachhaltige städtebau­ liche Entwicklung in solchen Räumen dann erfolgreich, wenn die Planungen der einzelnen Kommunen bestmöglich aufeinander abgestimmt werden. So lösen Gewerbegebietsausweisungen in einer Gemeinde z. B. verstärkten Wohnraum­ bedarf auch über die eigenen Gemeindegrenzen hinaus aus. Die Ausweisung sowohl von Gewerbe- als auch von Wohngebieten wiederum wird Auswirkun­ gen auf die übergemeindliche Verkehrsinfrastruktur haben. 14 2.3 Flächensparen Fläche ist eine endliche Ressource. Daher ist bei jeder städtebaulichen Planung sorgfältig abzuwägen, ob eine weitere Umwandlung von bisher land- oder forst­ wirtschaftlich genutztem Boden in Siedlungs- und Verkehrsfläche notwendig ist. Die Flächeninanspruchnahme in Bayern liegt seit Jahren auf einem hohen Ni­ veau. Ziel der Staatsregierung ist daher dessen langfristige Reduzierung bis hin zur Flächenkreislaufwirtschaft ohne weiteren Neuverbrauch. In den letzten Jahren ist die Flächeninanspruchnahme vor allem auf das Bevöl­ kerungswachstum sowie die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt zurückzuführen. So stieg die Bevölkerung in den Jahren 2011 – 2019 um knapp 600.000 Personen und im gleichen Zeitraum die Zahl der Erwerbstätigen um mehr als 900.000 in Bayern an. Auch die deutliche Veränderung bei den Haushaltsstrukturen (stei­ gende Anzahl an Singlehaushalten), die noch immer steigende Wohnfläche pro Person und ein flächenintensives Mobilitäts- und Freizeitverhalten führen zu weiteren Flächenbedarfen. Deshalb werden auch künftig vor allem die Wachs­ tumsräume nicht ohne weitere Flächeninanspruchnahme auskommen. Bei den Planungen von neuen Siedlungsgebieten ist daher darauf zu achten, dass die Flächen qualitätvoll und in angemessener Dichte genutzt werden. Strategisches Vorgehen zur Flächenbedarfs­ermittlung Bedarfsermittlung Wohnen • Prognosen und begründete Annahmen über die Bevölkerungsund Arbeitsplatzentwicklung Erhebung vorhandener Flächenund Nutzungspotenziale Gewerbe • Bestehende Bauleitplanung • Vorgaben der Raumordnung INSTRUMENTE • Zielvorstellungen der Gemeinde (insbesondere zur Siedlungsstruktur und Siedlungsdichte) Daseinsvorsorge zentrale Einrichtungen • Flächen- und Leerstandserhebungen Verkehr Erschließungsstraßen und -wege, Park- und Fahrradabstellplätze Gegenüberstellung und Bewertung (Bilanzierung) Quelle: Planungshilfen für die Bauleitplanung, Flächenmanagement Baulandkataster Bei der Vorbereitung und Durchführung von Flächenmanagement, also die systemati­ Eine einfache Möglichkeit, Flächenpotenziale städtebaulichen sche Erfassung und Analyse der potenziellen mit Baurecht darzustellen, ist das Baulandka­ (§136 ff. BauGB) können in festgelegten Nutzungsmöglichkeiten von bisher nicht oder taster gem. § 200 Abs. 3 BauGB. Das BauGB Gebieten weitreichend Erhebungen, insbeson­ nur wenig genutzten (Brach-) Flächen, ist ein gibt hierfür einen engen Rahmen über die Art dere auch zur Nutzung und zum Zustand von erster Schritt für die Kommunen, sich über der Daten, die erfasst werden dürfen (Karten Gebäuden durchgeführt und Auskünfte von die Potenziale in der Gemeinde bewusst zu und Listen mit i.d.R. Flur- und Flurstücksnum­ Bürgerinnen und Bürgern eingeholt werden. werden. Flächenmanagement umfasst die mer sowie Angaben zur Grundstücksgröße) Steuerung der Bodennutzung, Bodenord­ und die Vorschriften zur Veröffentlichung Flächenmanagementdatenbank nung und Beeinflussung des Bodenmarktes (Bekanntgabe einen Monat vor Veröffent­ Mit der Flächenmanagementdatenbank kön­ durch Planungs-, Ordnungs- und Entwick­ lichung mit Widerspruchsrecht) vor. Berechnungs- und Entwurfsgrundlagen (Abb. 4) Sanierungsmaßnahmen nen vorhandene Flächen- und Nutzungs­ lungsprozesse. Flächenrecycling ist Teil des potenziale systematisch erhoben werden. Flächenmanagements. Hierzu zählen die unbebauten Flächen, für Städtebauliche Schwerpunktthemen 15 2 Durch steigende Bodenpreise in den Metropolen verstärkt sich der Flächenver­ brauch in den umgebenden Gemeinden und Landkreisen. Allerdings ist auch zu beobachten, dass in manchen Landesteilen der Flächenverbrauch abgekoppelt ist von der Bevölkerungsentwicklung und der Bedarf an Siedlungsfläche auch in Regionen mit stagnierenden Bevölkerungszahlen steigt. Diese Entwicklung ist weitaus kritischer zu betrachten. Denn kurzfristige Vorteile für Kommunen, wie etwa steigende Steuereinnahmen, können langfristig Belastungen bedeuten, da die gebaute Infrastruktur am Ortsrand im Fall sinkender Bewohnerzahlen unzurei­ chend ausgelastet wird und von weniger Personen finanziert werden muss. Dabei haben für die Bürgerinnen und Bürger, insbesondere für die wachsende Zahl älterer Menschen, die Ortszentren unserer Städte und Gemeinden eine große Bedeutung. Maßnahmenvorschläge Hofstetten Flächenmanagement Allianz Fuchstal Die Gemeinden Fuchstal, Apfeldorf, Thai­ wichtige Gebäude ning und Hofstetten haben sich zusammen­ Wasserfläche geschlossen, um ein integriertes interkom­ Fußwege munales Entwicklungskonzept (IKEK) mit bestehende Ausblicke Maßnahmen zur Leerstandsbeseitigung und Entwicklungspotenziale Gewerbeflächenentwicklung zu erarbeiten Pilotprojekte und so gemeinsam Antworten auf die zentra­ Bedeutender Grünraum: von Bebauung freihalten len Probleme der Ortsentwicklung zu finden. Grüne Fuge: Aufenthalt und Spiel BEISPIEL Kurze Wege und schnelle Erreichbarkeit sind gerade mit zunehmendem Alter wichtig für ein selbstbestimmtes Leben. Die Sicherung dieser Leistungen in den Ortszentren und Dorfkernen hat daher hohe Priorität. Leerstände und Verfall von Bausubstanz schaden nicht nur dem Ortsbild, sie mindern auch den Wert be­ nachbarter Gebäude oder ganzer Straßenzüge. Eine verstärkte Innenentwicklung durch die Kommunen sichert also auch die Immobilienwerte und liegt deshalb im Interesse aller. Flächensparen bedeutet gerade im ländlichen Raum nicht Ver­ zicht, sondern Qualifizierung, Werterhalt und Ressourcenschutz – Erhalt einer lebenswerten Heimat. Aufbauend auf den Ergebnissen wurden orts­ bildprägende Schlüsselobjekte identifiziert, Verbindungsgrün deren Sanierung / Reaktivierung durch inten­ Ortsrandeingrünung sive Beratung der Eigentümer ermöglicht mögliche Ortserweiterung werden sollte. Potenzial für Dorftreffpunkte Karte 25 (Seiten 166, 167) Hofstetten Erste Maßnahmenvorschläge Darstellung: studio B 166 die Baurecht besteht (Bebauungsplange­ Eigentümeransprache Folgekostenschätzer biete, Baulücken), bebaute Flächen, die dich­ Wegen unterschiedlicher Verfügbarkeit Der Folgekostenschätzer ermöglicht es einer ter bebaut werden können, Brach- und Kon­ (z. B. Eigentumsverhältnisse) können diese Gemeinde, in der Planungsphase für dieselbe versionsflächen (z. B. Gewerbe-, Bahn- oder Flächen unter Umständen nicht in vollem Baufläche unterschiedliche Siedlungsansätze Militärbrachen) sowie leerstehende Bausub­ Umfang als mögliche Bauflächen gewertet in Varianten zu prüfen oder mehrere alterna­ stanz. Allen Kommunen steht das Instrument werden. Instrumente eines Flächenmanage­ tive Bauflächen gegenüberzustellen und die der Flächenmanagement-Datenbank kosten­ ments wie z. B. die Ergebnisse einer syste­ finanziellen Konsequenzen abzuschätzen. frei zur Verfügung (siehe Arbeitsblätter und matischen Eigentümeransprache können dar­ Dies schafft ein erweitertes Spektrum an Materialien). Aufbauend auf der Erhebung über Klarheit verschaffen und helfen, diese Bewertungsmöglichkeiten und Kostentrans­ ist es das Ziel, die Grundstückseigentümer Flächenpotenziale zu aktivieren. parenz. Der Folge­kostenschätzer kann kos­ aktiv anzusprechen, die Verkaufsbereitschaft tenlos bezogen werden (siehe Arbeitsblätter zu erfragen und eine Aktivierung der Potenzi­ und Materialien). ale zu erreichen. 167 16 2.4 Umwelt- und Klimaschutz Der Schutz des Klimas und der natürlichen Umwelt ist eine wesentliche Auf­ gabe bei der Entwicklung von Siedlungsstrukturen. Regionale und städtische Naturräume sind maßgeblich für das lokale Klima verantwortlich und prägen die Identität und Attraktivität eines Ortes. Neuausweisungen von Baugebieten und der Bau von Verkehrsflächen haben immer auch Auswirkungen auf die Arten und Lebensräume, das Landschaftsbild, den Boden und die Fläche oder das Wasser und die Luft. Diese zu vermeiden oder möglichst gering zu halten, sollte das Ziel einer jeden kommunalen Entwicklung sein. Mit Blick auf die Klimaziele der bayerischen Staatsregierung im Klimaschutzpro­ gramm 2050, die mit der „Bayerischen Klimaschutzoffensive“ 2019 konkretisiert wurden, ist der Ausstoß von Treibhausgasen auch durch die verkehrlichen und baulichen Strukturen bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 % zu reduzieren. Darüber hinaus ist es wesentlich, den Aspekt der Biodiversität, der Zusammen­ hänge und Vielfalt von Arten und Ökosystemen sowie der genetischen Vielfalt, bei Projekten der räumlichen Planung zu beachten und Möglichkeiten der Wei­ terentwicklung in die Planungen zu integrieren. München, Quartier Baumkirchen Mitte Im Zuge der Entwicklung des Quartiers mit mehr als 550 Wohnungen wurden auf Durch die klimatischen Veränderungen bedingte Risiken und Schäden sind be­ reits real geworden. Aktive Vorkehrungen helfen, diese so gering wie möglich zu halten. Zielführend ist es daher, bei Planungs- und Investitionsentscheidungen die regionalen und lokalen Auswirkungen des Klimawandels zu berücksichtigen, um klimabedingten Risiken, wie z. B. Hochwassergefahren, Starkregen- oder Hitzeereignissen aktiv zu begegnen. einem ehemaligen Bahnareal attraktive, multi­funktionale Grünräume als Ausgleichs­ flächen geschaffen, die über Stege der INSTRUMENTE Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Klima- bzw. Klimaanpassungsstrategien kommt dem Aspekt einer städtebaulichen nen im Bebauungsplan mit Grünordnungs­ Ziel der Strategie ist es, einen Handlungs­ Verdichtung sowie der räumlichen wie funk­ plan die Aussagen über Festsetzungen gem. rahmen inkl. Maßnahmen zu entwickeln, um tionalen Vernetzung und Optimierung von § 9 BauGB konkretisiert werden. Grünzüge die Folgen und Risiken des Klimawandels für Grün-, Frei- und Wasserflächen eine beson­ können multifunktional genutzt werden. Mensch, Natur und Wirtschaft vorzubeugen. dere Bedeutung zu. Neben der Funktion als Frischluftschneise kön­ Dies erfolgt auf Basis einer systematischen nen sie der Ableitung von Starkregen oder als Erfassung des Zustands der natürlichen Schutz­ Flächennutzungsplan mit integriertem Rückhalte- und Versickerungsfläche für Regen­ güter (Arten und Lebensräume, Boden und Landschaftsplan wasser dienen und Einrichtungen für Freizeit Flä­che, Wasser, Klima und Luft sowie das Land­ Die Schaffung zusammenhängender Grün­ und Erholung, wie z. B. Sportflächen, Spiel­ schaftsbild), der klimabedingten Risikogebiete züge in den Siedlungsbereichen leistet einen plätze oder Kleingartenanlagen aufnehmen. und der Auswirkungen der baulichen Struktu­ Beitrag, die Frischluftzufuhr im bebauten ren auf das Kleinklima (z. B. Hitzeinseln). Bereich zu verbessern und Hitzeinseln zu ver­ Örtliche Bauvorschriften meiden. Im Idealfall lassen sich diese innerört­ Nach Bayerischer Bauordnung sind nicht Klima- und Grünordnungskonzept lichen Grünzüge mit zusammenhängenden, in überbaute Flächen der bebauten Grundstü­ Auf der Grundlage dieser Strategien können die freie Landschaft übergreifenden regiona­ cke wasseraufnahmefähig zu belassen oder Städte und Gemeinden ein Konzept zum len Grünzüge verbinden. Im Landschaftsplan herzustellen und diese zu begrünen oder zu Aufbau einer multifunktionalen grünen Infra­ können diese Grünzüge dargestellt werden. bepflanzen (Art. 7 Abs.1 BayBO). Dies kann struktur entwickeln, die eine bessere Anpas­ durch informelle Gestaltungsleitfäden oder sung an die negativen Folgen des Klimawan­ Bebauungsplan mit integriertem örtliche Bauvorschriften nach Art. 81 BayBO dels, eine Verbesserung der Umweltsituation Grünordnungsplan und durch Festsetzungen über die Bepflan­ und die Steigerung der Lebensqualität der Aufbauend auf einem Flächennutzungs­ zung in einem Bebauungsplan konkretisiert Bür­gerinnen und Bürger ermöglicht. Dabei plan mit integriertem Landschaftsplan kön­ und ergänzt werden. Städtebauliche Schwerpunktthemen 17 BEISPIEL Handbuch Klimaanpassung – Bausteine für die Nürnberger Anpassungsstrategie Mit Teilnahme an dem ExWoSt- Forschungs­ projekt „Urbane Strategien zum Klimawandel – Kommunale Strategien und Potenziale“ setzte sich die Stadt intensiv mit den Auswirkungen zu erwartender klimatischer Veränderungen auseinander. Zunächst wurden die durch hohe Verdichtung, Versiegelung und einen geringen Grünanteil geprägten Stadtgebiete „Alt- und Weststadt“ betrachtet und darauf aufbauend eine gesamtstädtisch geltende Klimaanpas­ sungsstrategie entwickelt. Handlungsfelder konnten identifiziert und konkrete Handlungs­ empfehlungen für eine vorsorgende Planung und die weitere Stadtentwicklung gegeben werden. Für den Bereich der Altstadt wurden mit Hilfe einer Luftbildauswertung Potenzial­ flächen zur Dach- und Hofbegrünung ermittelt und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der grünen Infrastruktur vorgeschlagen. Auf Basis einer Auswertung von Infrarot- Luftbil­ dern konnte eine stadtweite Kartierung bereits begrünter und potenziell begrünbarer Dachflä­ chen erstellt werden. Diese Untersuchungen trugen maßgeblich dazu bei, über Städtebauför­ dermittel ein Förderprogramm zur Begrünung privater Hof-, Fassaden- und Dachflächen für Stadterneuerungsgebiete aufzulegen. Aktuell stellt die Stadt Nürnberg auch eigene Mittel 2 Gründachkartierung Nürnberg Gründächer Intensivbegrünung Ganze Dachfläche Teildachfläche Extensivbegrünung Degradierte Begrünung Ganze Dachfläche Teildachfläche Ganze Dachfläche Teildachfläche Dachbegrünung kombiniert mit PV-Anlage Potenzialdächer Potenzialdach (Flachdach und geneigtes Dach < 20°) für eine stadtweite Förderung zur Verfügung. Datenquellen: Gründachkartierung: Stadt Nürnberg/EFTAS Fernerkundung Technologietransfer GmbH Grundkarte: Bayerische Vermessungsverwaltung Beratung und Kommunale Förder­ chen kann die Einbindung von Ausgleichs- und programme Ersatzmaßnahmen in ein interkommunales Durch Beratung von Bauwerbern und durch Gesamtkonzept ermöglichen. Durch die Bün­ entsprechende lokale Förderprogramme kön­ delung der Maßnahmen und eine größere nen den Eigentümern und Mietern Anreize zur Verfügbarkeit von Ausgleichsflächen können Begrünung und zur Beseitigung von Mauern Verfahren beschleunigt werden. und Umzäunungen gegeben werden. Ökokonto Eingriffs- und Ausgleichsregelung Mehr Flexibilisierung beim Vollzug der Natur­ Bei der Anwendung der Eingriffsregelung schutz- bzw. baurechtlichen Eingriffsrege­ muss sich eine Gemeinde vor allem mit Fra­ lung liefert den Gemeinden ein Ökokonto. gen der Bewertung von Natur und Landschaft Die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen auseinandersetzen. Hilfestellung bietet der werden dokumentiert und können in einen Leitfaden „Eingriffsregelung in der Bauleit­ Flächenpool eingebracht werden. Die Flächen Mit dem von der Hochschule München in planung – Bauen im Einklang mit Natur und stehen bei späteren Eingriffen in Natur und Zusammenarbeit mit dem StMUV entwi- Landschaft“, der eine Methode bereitstellt, Landschaft im Rahmen von Kompensations­ ckelten interaktiven Tool „Klimacheck“ mit der Gemeinden den Ausgleichsumfang maßnahmen zur Verfügung. können Gemeinden herausfinden, wie sich ermitteln können. der Klimawandel vor Ort konkret auswirken Weitergehende Hinweise zur Eingriffsrege­ kann und in welchen Bereichen Anpassungs- Interkommunales Kompensations­ lung enthalten der Leitfaden sowie die vom bedarf besteht (siehe Arbeitsblätter und management Bayerischen Gemeindetag und Bayerischen Materialien). Die gemeinschaftliche Organisation der Aus­ Städtetag herausgegebenen „Handlungs­ weisung und Betreuung von Ausgleichsflä­ empfehlungen für ein Ökokonto“. 18 Regensburg, Reinhausen 2.5 Hochwasserschutz Mit einem technisch-städtebaulich-landschaftsplanerischen Wettbewerb konnten am Regen sowohl technische als auch hohe gestalterische Qualitäten im Rahmen des Hochwasserschutzes umgesetzt werden Hochwasser, ansteigendes Grundwasser und lokale Starkregenereignisse sind natürliche Phänomene, die durch extreme Wetterlagen verschärft werden. Hin­ zu kommt die Nutzungskonkurrenz zwischen Mensch und Wasser um die Flä­ chen, insbesondere rund um die Fließgewässer, die sich trotz der immer wie­ derkehrenden Hochwässer zu Siedlungsflächen entwickelt haben. Hochwasser sind Naturereignisse und können nicht vermieden werden. Deshalb ist prioritär der Schutz von Leib und Leben der betroffenen Bevölkerung das Ziel eines Hochwasserschutzes, daneben steht die Mini­mierung des Ausmaßes der hochwasserbedingten (Sach-)Schäden. INSTRUMENTE Das Wasserhaushaltsgesetz sieht ausdrücklich eine Vorsor­ ge- und Schadensminderungspflicht für von Hochwasser betroffene Personen vor (§ 5 Abs. 2 WHG). Diese gesetz­ lichen Verpflichtungen für den Staat sowie die Kommunen bedeuten aber nicht, dass alle Risiken von den Betroffenen ferngehalten werden müssen. Dies wäre technisch nicht möglich. Hochwasserrisiken müssen aber soweit reduziert werden, dass sie vom Einzelnen und der Gesellschaft ge­ tragen werden können. Hochwasserrisikomanagement Hochwasserschäden zukünftig reduziert wer­ dabei dem Schutz von Leib und Leben sowie Hochwasserrisikomanagement beschreibt, den können. Zur Unterstützung der Kommu­ von wichtigen Gemeingütern zukommen. wie in einem zusammenhängenden Fluss­ nen hat das Bayerische Landesamt für Umwelt gebiet mit Hochwasserrisiko umgegangen die Publikation „Hochwasserrisikomanage­ Die „Planungshilfen für die Bauleitplanung“ werden soll und verringert so negative Folgen ment-Planung – Arbeitshilfe für Städte und geben Hilfestellung zu Kennzeichnungen und von Hochwasser für die Schutzgüter mensch­ Gemeinden“ veröffentlicht. Darstellungsmöglichkeiten im Flächennut­ liche Gesundheit, Umwelt, Kulturerbe und zungsplan sowie zu Festsetzungsmöglich­ wirtschaftliche Tätigkeit sowie erhebliche Bauleitplanung keiten im Bebauungsplan. Ausführliche Infor­ Sachwerte. Der Freistaat Bayern hat dafür Zielsetzung von Städten und Gemeinden bei mationen dazu enthalten auch die „Leitlinien Hochwasserrisikopläne für die Flusseinzugs­ der Überplanung eines Gebietes muss es Hochwasser- und Starkregenrisiken in der gebiete Donau, Rhein (Bodensee und Main) sein, von Anfang an eine vorhandene Hoch­ Bauleitplanung“, die 2019 gemeinsam von den und Elbe (Saale und Eger) erstellt. wasserproblematik und die Risiken, die auch Bayerischen Staatsministerien für Umwelt und außerhalb der festgesetzten oder vorläu­ Verbraucherschutz und für Wohnen, Bau und Die Erarbeitung erfolgt in drei Schritten. Zuerst fig gesicherten Überschwemmungsgebiete Verkehr veröffentlicht wurden. Die Grundhal­ wird eine vorläufige Risikobewertung in Form bestehen, in die Planung miteinzubeziehen, tung der Planer sollte danach beim Entwurf, einer groben Bestandsanalyse erstellt, in der sofern kein gesetzliches Planungsverbot wie auch bei der Planung von Einzelvorhaben die Gewässer ermittelt werden, an denen ein besteht. Das schafft die besten Voraussetzun­ immer in folgenden Schritten ablaufen: besonderes Hochwasserrisiko besteht. Für gen für eine robuste Lösung des städtebauli­ diese werden in der zweiten Stufe Hochwas­ chen Entwurfs. Es ist wichtig, Abflussverhal­ sergefahren- und Hochwasserrisikokarten für ten,-geschwindigkeiten und Wasserstände an häufige, mittlere und seltene Hochwassere­ allen Orten des Gebiets zu kennen und die reignisse erarbeitet. Hochwasserrisikokarten Entwurfsplanung darauf abzustellen. Durch geben Informationen über die Flächennut­ kluge Planung des gesamten Gebiets können zung und die Anzahl der betroffenen Einwoh­ die notwendigen Maßnahmen am Einzelge­ ner in den überschwemmten Gebieten, wäh­ bäude deutlich reduziert werden. rend die Gefahrenkarten über Wasserstände informieren. Die Entscheidung über Planungsinhalte und mögliche Festsetzungen sind ein Ergebnis Mit Hilfe der Karten werden in der dritten Stufe der bauleitplanerischen Abwägung mit einem Hochwasserrisikomanagement-Pläne erarbei­ entsprechenden Ermessen der jeweiligen tet, die Ziele und Maßnahmen beinhalten, wie Gemeinde. Wesentliche Bedeutung wird 1 Vermeiden Ansiedlung von Nutzungen in unkritischen Bereichen 2 Ausweichen Errichtung in erhöhter Lage, Aufständerung, u. a. 3 Widerstehen Schutz vor eindringendem Wasser – um das Gebäude herum / am Gebäude 4 Anpassen/Nachgeben planmäßige Flutung Städtebauliche Schwerpunktthemen 19 2 2.6 Energie Energiesparen ist eine der wirksamsten Maßnahmen für einen Beitrag zum Klimaschutz. Rund 6 Tonnen energiebedingte CO2-Emissionen werden pro Kopf im Jahresdurchschnitt in Bayern insbesondere durch den Strom- und Wärmeverbrauch sowie die Nutzung emittierender Mobilitätsformen erzeugt. Um die Klimaerwärmung zu stoppen, soll der Ausstoß bis 2050 in Bayern auf unter zwei Tonnen pro Kopf reduziert werden. Eine wirkungsvolle und dauer­ hafte Minderung der CO2 - Emissionen ist nur durch die Kombination der drei Schritte möglich: Energiebedarf senken, Energieeffizienz steigern und erneuer­ bare Energien weiter ausbauen. Energiebewusstes Planen kann nicht erst am Gebäude beginnen. Bereits auf der Ebene des Städtebaus werden die Weichen für eine nachhaltige und klimaschonende Ortsentwicklung und den späteren Energieverbrauch von Siedlungen und Gebäuden gestellt. Dies ist vor allem durch eine Konzentration der Siedlungstätigkeit auf Innenstädte und Ortszentren unter Nutzung bereits vorhandener Infrastrukturen, eine bedarfsgerechte Neuausweisung von Bauflä­ chen und die Schaffung kompakter Siedlungseinheiten und der Vermeidung von Verkehren zu erreichen. München, Freiham Der neue Stadtteil Freiham wird dezentral mit regenerativer Energie versorgt. Die Geothermieanlage deckt die Grundlast des Wärmebedarfs des Stadtteils sowie Kommunale Energiekonzepte sebene wie der Flächennutzungsplan kann lungsgebiete an die Fernwärmeversorgung Ganzheitliche kommunale Energiekonzepte der Energienutzungsplan aufzeigen, welche durchsetzbar, die für die Gemeinden nur mit sind von zentraler Bedeutung, um die Orts- unmittelbaren Auswirkungen städtebauliche einer gewissen Anzahl an Abnehmern wirt­ und Stadtentwicklung langfristig gezielt zu Entscheidungen in Bezug auf die wichtigsten schaftlich machbar ist. steuern und die nachhaltige Versorgung Planungsparameter wie Bebauungsdichte, mit Energie in Zukunft zu gewährleisten. Baukörper, Gebäudetypologien und -orientie­ Ein gesamtheitliches Konzept beinhaltet rung haben können (siehe auch „Leitfaden u.a. Untersuchungen und Machbarkeitsstu­ Energienutzungsplan“, 2011, StMB). dien zur umfassenden Nutzung von solarer Energie, Windkraft, Geothermie, Biomasse Bauleitplanung oder Wasserkraft. Bei der Erstellung spie­ Als formelles Instrument können im Rah­ len sowohl die Erfassung des Ist-Zustandes men der Bauleitplanung nach § 9 Abs. 1 Nr. wie auch die künftigen Ziele und Versorgung­ 23b BauGB im Bebauungsplan auch Gebiete möglichkeiten mit Energie eine Rolle (siehe festgesetzt werden, in denen bei der Errich­ auch „Arbeitsblatt Energie und Ortsplanung“, tung von Gebäuden oder baulichen Anlagen 2010, StMB). bestimmte bauliche oder sonstige techni­ sche Maßnahmen für die Erzeugung, Nutzung Energienutzungsplan oder Speicherung von Strom, Wärme oder Der Energienutzungsplan ist ein speziel­ Kälte aus erneuerbaren Energien oder Kraft- les Energiekonzept, das mit dem Fokus auf Wärme- Kopplung getroffen werden müssen. die Ermittlung des Wärmebedarfs ein räum­ Das beinhaltet jedoch noch nicht die Pflicht liches Energiekonzept für eine Gemeinde zur Nutzung der für den Einsatz der erneu­ Energienutzungsplan Fürstenfeldbruck: entwickelt. Die Erstellung gliedert sich in erbaren Energien und der Kraft-Wärme-Kopp­ Auf Basis des bestehenden Energiebedarfs, Bestands- und Potenzialanalyse, eine Kon­ lung vorgenommenen Maßnahme. der regionalen Energiepotenziale und der zeptentwicklung und die Umsetzung. Spezi­ energiepolitischen Zielsetzungen entstehen fische Potenziale für die Energieversorgung, Anschluss- und Benutzungsszwang Konzepte für die zukünftige energetische wie beispielsweise eine dezentrale Energie­ Dies ist wiederum erst durch den Erlass Versorgung eines Gebietes. erzeugung mit erneuerbaren Energien, kön­ eines Anschluss- und Benutzungsszwangs nen ermittelt werden. Der zukünftige Bedarf, gemäß Gemeindeordnung möglich. Auf­ insbesondere auch hinsichtlich der Sanie­ grund § 16 EEWärmeG i. V. m. Art. 24 Abs. rung und Weiterentwicklung der Infrastruk­ 1 Nr. 3 GO ist dieser auch zum Zwecke des tur kann dargelegt und Zielsetzungen für die Klima- und Ressourcenschutzes für neue kommunale Energiepolitik formuliert werden. Bebauung zulässig. Damit ist beispielsweise Als informelle Planung auf gleicher Maßstab­ der obligatorische Anschluss neuer Sied­ INSTRUMENTE benachbarter Gebiete im Münchner Westen. 20 2.7 Wohnen Neu-Ulm, Elefantensiedlung Um der Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum zu begegnen, wurde durch die Wohnungsgesellschaft der Stadt Neu-Ulm (NUWOG), die 1954 entstandene und bis 2007 modernisierte Elefantensiedlung mit einem Gebäude mit 31 Wohneinheiten kostengünstig und energieeffizient ergänzt Wohnen ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Daseinsvorsorge bedeutet für die Städte und Gemeinden daher allen Bürgerinnen und Bürgern ausreichend, angemessenen und bezahlbaren Wohnraum garantieren zu können und die Ein­ richtungen der Grundversorgung vorzuhalten. Mit einem Anteil von über 40 % der Siedlungsfläche in Bayern ist die Entwicklung des Wohnraumes insbeson­ dere hinsichtlich der Dichte und der architektonischen Ausbildung maßgeblich für die Gestaltung und Qualität unserer gebauten Umwelt verantwortlich. Siedlungsräume mit attraktiven Wohn- und Arbeitsver­ hältnissen führen zu einer verstärkten Nachfrage nach Wohnraum, diese wiederum zu steigenden Mietkosten und Immobilienpreisen. Das durch die Schaffung von neuem Wohnraum verursachte Wachstum stellt die Kom­ munen vor vielfältige städtebauliche Herausforderungen und stößt bei der einheimischen Bevölkerung nicht sel­ ten auf Skepsis. Bei der Entwicklung von Wohnraum ist daher auf partizipative Elemente und eine größtmögliche soziale und funktionale Durchmischung neuer wie alter Quartiere zu achten. INSTRUMENTE Nicht nur Ghettobildung kann die Folge eines einseitigen Wohnraumangebots sein, sondern im Gegenteil auch Verdrängungseffekte durch verstärkten Zuzug zahlungs­ kräftiger Bewohner besonders in attraktive, zentrums­ nahe Wohnlagen – Stichwort Gentrifizierung. Um solche Entwicklungen zu verhindern, müssen die Kommunen bei allen Maßnahmen, die zu einer an sich wünschens­ werten städtebaulichen Aufwertung von Bestandsquar­ tieren führen, darauf achten, dass auch künftig bezahl­ barer Wohnraum im Quartier für alle sozialen Schichten, insbesondere für die bereits ansässige Bevölkerung, vor­ handen ist. Bedarfsermittlung Flächenmanagement und Wohnraum­ wicklung konkretisiert sowie Strategien zu Eine fundierte Bedarfsermittlung ist die entwicklung deren Umsetzung formuliert werden. Mit erforderliche Grundlage für eine langfris­ Über ein systematisches kommunales Flä­ Blick auf den regionalen Wohnungsmarkt tig angelegte wirtschaftliche und effiziente chenmanagement können sich die Kom­ wird die gemeindespezifische Wohnraum­ Wohnbauentwicklung. Neben der gemein­ munen einen Überblick über geeignete situation hinsichtlich der sozialen und bauli­ despezifischen Bevölkerungsentwicklung, Wohnbaulandreserven insbesondere von chen Strukturen analysiert und mit den kom­ die mit den wesentlichen Daten und Prog­ Nachverdichtungspotenzialen verschaffen. munalen Zielvorstellungen abgeglichen. Es nosen des Bayerischen Landesamts für Sta­ Deren Abgleich mit dem generellen Bedarf können Handlungsempfehlungen zur Schaf­ tistik erstellt werden kann, sind auch die Aus­ an zusätzlichem Wohnraum kann der not­ fung eines ausdifferenzierten Wohnrauman­ wirkungen des demografischen Wandels auf wendige Umfang neuen Baulands und gebotes sowie Aussagen zur Flächeninan­ den Wohnungsmarkt zu ermitteln. Aussagen zum Ausbau der weiteren Infra­ spruchnahme und den Folgebedarfen für struktur, wie beispielsweise der Bildungsein­ soziale und weitere Infrastruktur erarbeitet Zusätzlich sollte eine abnehmende durch­ richtungen oder Freiflächen, und den da­raus werden. schnittliche Haushaltsgröße, steigende Rau­ resultierenden Folgekosten ermittelt und mansprüche der Bevölkerung sowie deren getroffen werden. regionale Entwicklung beachtet werden. So Städtebaulicher Testentwurf Mit einem städtebaulichen Testentwurf kön­ können auch Verflechtungen der Gemein­ Wohnraumkonzept nen die Vorgaben räumlich überprüft und über den untereinander ausreichend berücksich­ Über ein Wohnraumkonzept können diese ein Bauleitplanverfahren umgesetzt werden. tigt werden. Bedarfe und Anforderungen zur Baulandent­ Durch eine enge Kooperation mit kommu­ Städtebauliche Schwerpunktthemen Im Gegensatz zu den Ballungsräumen erscheint die Situation auf dem Woh­ nungsmarkt im ländlichen Raum entspannter. Dennoch werden die Kommunen auch hier – besonders mit Blick auf den demografischen Wandel – vor großen Herausforderungen stehen. Obwohl gerade in Städten und Gemeinden mit Ein­ wohnerrückgängen oder -stagnation zunehmender Leerstand ein wachsendes Problem z. B. für die Attraktivität des städtebaulichen Umfelds oder die Auf­ rechterhaltung der Infrastruktur darstellt, fehlt nicht selten auch in solchen Ge­ genden ein diversifiziertes Angebot an Wohnraum. Die vorhandenen Baustruk­ turen können die tatsächliche Nachfrage am örtlichen Wohnungsmarkt nicht bedienen. Älteren Menschen wiederum wird es zunehmend schwerfallen, in ihren meist nicht barrierefrei ausgebauten Häusern dauerhaft zu bleiben. Die große Herausforderung für Gemeinden im ländlichen Raum wird daher sein, Strategien zu entwickeln, das vorhandene Wohnraumangebot an eine vielfälti­ ge Gesellschaft mit unterschiedlichen Bedürfnissen anzupassen. 21 2 München, Konrad-Celtis-Straße Der Ersatzneubau für einen Supermarkt wurde als fünfgeschossiges Gebäude mit Wohnraumkonzept „Glandergassleiten“, Markt Wolnzach Im Vorfeld eines städtebaulichen Wettbewerbs und der weiteren Planungen zur Entwicklung des Gebietes der „Glandergassleiten“ mit rund 10 ha, erarbeitete die Gemeinde ein Wohn­ raumkonzept zur systematischen Ermittlung des Bedarfs. Mit der Untersuchung der Aus­ wirkungen einer zukünftigen Wohnraument­ wicklung auf die Flächeninanspruchnahme und die soziale Infrastruktur konnten konkrete Handlungsempfehlungen zur sozialen sowie typologischen Zusammensetzung des Wohn­ raums entwickelt werden. nalen oder privaten Wohnbauunternehmen, werden können. Weitere Vereinbarungen bei­ Integriertes Quartierskonzept Wohnbaugenossenschaften, Baugemein­ spielsweise auch in Bezug auf Miethöhen Ein integriertes Quartiersentwicklungskon­ schaften oder privaten Investoren in Verbin­ oder Belegungen können durch städtebauli­ zept dehnt die Planung und Entwicklung dung mit einem vorhabenbezogenen Bebau­ che Verträge (§ 11 BauGB) getroffen werden. insbesondere von Wohnraum über das Ein­ ungsplan und städtebaulichen Vertrag können zelhaus auf ganze Gebäudegruppen oder passgenau Leitlinien für die städtebauliche Einheimischenmodell Quartiere aus und untersucht die Verflechtun­ Entwicklung vereinbart und gesichert werden. Mit Hilfe von Einheimischenmodellen kön­ gen hinsichtlich technischer, wirtschaftlicher, nen die Kommunen Einfluss auf die soziale sozialer und kultureller Aspekte eines Gebäu­ Bauleitplanung Bewohnerstruktur innerhalb neuer Quartiere des mit seiner Umgebung. Durch die integ­ Durch Festsetzung u.a. von Flächen nach ausüben und beispielsweise günstiges Bau­ rierte Betrachtungsweise können Synergieef­ § 9 Abs. 1 Nr. 7 BauGB kann eine zukünf­ land nach bestimmten Kriterien anbieten und fekte, beispielsweise beim Energie­verbrauch tige Wohnbebauung derart gesteuert wer­ so etwa junge Familien gezielt fördern. Durch geschaffen und die Entwicklung von nachhal­ den, dass nur die Errichtung solcher Wohn­ Konzepte wie die Sozialgerechte Bodennut­ tigen und gemischten Quartiersstrukturen gebäude zulässig ist, die nach Wohnungsart, zung und der Anwendung städtebaulicher unterstützt werden. Größe, Ausstattung und städtebaulichen Verträge (§ 11 BauGB) können Teile des pla­ Anforderungen die Voraussetzungen erfüllen, nungsbedingten Wertzuwachses von Grund unter denen öffentliche Wohnungsbauförde­ und Boden sowohl für geförderten Wohnraum rungsmittel nach dem Gesetz über Wohn­ als auch für quartiersbezogene soziale Einrich­ raumförderung in Bayern (BayWoFG) gewährt tungen herangezogen werden. BEISPIEL Mischnutzung realisiert 22 2.8 Arbeiten Nürnberg, „Nordostpark“ Die Umwandlung des ehemaligen, ca. 28 ha großen Rüstungsstandorts in ein Dienst- Zur Sicherung und Weiterentwicklung von Arbeitsplätzen in Produktion und Dienstleistung müssen Städte und Gemeinden ein ausreichendes und differen­ ziertes Flächenangebot sowie eine leistungsfähige Infrastruktur bereitstellen. Daneben wird ein attraktiver Wirtschaftsstandort wesentlich von weiteren städ­ tebaulichen Faktoren bestimmt: gute Erreichbarkeit, Einfügung in das Orts- und Landschaftsbild, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Nutzungen, intak­ te Orts- und Stadtteilzentren sowie effiziente Mobilitätangebote. leistungsareal erfolgte von Anfang an mit dem Gestaltungsziel, den Standort trotz einer enormen baulichen Entwicklung als Parklandschaft zu bewahren Der Strukturwandel, der Fortschritt der Informations- und Kommunikationstech­ niken sowie eine globale Perspektive führen zu neuen Geschäftsmodellen und reformieren insbesondere im Dienstleistungssektor bestehende Arbeitsmuster. Heimarbeitsplätze, Coworking Spaces, soge­ nannte Pendlerzentren oder Behördensatelliten, bei denen wohnortnah Arbeitsräume bereitge­ stellt werden, tragen beispielsweise zu einer zeitlichen und räumlichen Flexibilität bei. INSTRUMENTE Für die Ermittlung der Bedarfe und einer ziel­ orientierten Flächenpolitik ist eine möglichst ge­ naue Abschätzung über den voraussichtlichen Umfang, die nutzungsbedingte Struktur sowie den zeitlichen Horizont der gewerblichen Flä­ chennachfrage erforderlich. Eine wirtschaftliche Entwicklung wird sich auch auf die Nachfrage nach Arbeitskräften und somit auf den Wohn­ raumbedarf auswirken, weswegen die Auswei­ sung gewerblicher Flächen mit der Entwicklung von Wohnbauland abzustimmen ist. Gewerbeflächenentwicklungskonzept misch effiziente Strukturen wiederhergestellt Umsetzbarkeit zu überprüfen. Die In- Wertset­ Ein Gewerbeflächenentwicklungskonzept werden. Die Neugestaltung des öffentlichen zung identitätsstiftender Bausubstanz, eine ermöglicht die fundierte Analyse aktueller Raumes schafft dabei ein attraktives Arbeits­ grüne Infrastruktur sowie Kinderbetreuungs- sowie zu erwartender Bedarfe und identi­ umfeld, eine nachhaltige Erschließung sowie oder Gastronomieangebote können erheblich fiziert kurz-, mittel- und langfristige Strate­ eine ökonomische Aufwertung. zur Attraktivität und städtebaulichen Einbin­ gien zur Bereitstellung von Flächen. Dabei dung eines Gewerbegebietes beitragen. Dar­ ist vorrangig zu prüfen, ob vorhandene Flä­ Bei der Neuausweisung von Gewerbegebie­ über hinaus eignet sich das Instrument dafür, chenpotenziale genutzt werden können. Die ten sind neben den spezifischen Anforderun­ frühzeitig mögliche Nutzerkonflikte zu erken­ Revitalisierung und Aktivierung einzelner Bau­ gen des Umwelt- sowie Immissionsschut­ nen und diesen planerisch zu begegnen. strukturen im Innenbereich für gewerbliche zes, besonders die gestalterischen Aspekte, Nutzungen ermöglicht es, auf bestehende die Erschließung und die Einbindung in das Gewerbeflächenmanagement Infrastrukturen aufzubauen und Folgekos­ Umfeld zu berücksichtigen. Bei der Stand­ Die Einrichtung eines Gewerbeflächenma­ ten zu minimieren. Neue Geschäftsmodelle ortwahl können räumliche Verknüpfungen nagements kann auf regionaler, kommunaler sowie der Aufbau von Coworking Spaces ber­ mit Wissenschaftsstandorten oder weiteren und gebietsbezogener Ebene helfen, Gewer­ gen neue Ansätze zur Umnutzung leerste­ gewerblichen Strukturen zu betrieblichen beflächen bedarfsgerecht zu nutzen und wei­ hender Gebäude und können sich positiv auf Synergieeffekte führen. ter zu entwickeln. Ein Gewerbeflächenma­ städtebauliche Erneuerungsmaßnahmen im direkten Umfeld auswirken. nager fungiert als Bindeglied zwischen dem Städtebaulicher Rahmenplan Flächenangebot und den nutzungsbezoge­ Insbesondere bei der Qualifizierung beste­ nen Standortanforderungen. Darüber hin­ Auch können mit einer Sanierung und ggf. hender Gewerbe- oder Mischgebiete kann aus unterstützt er auf Gebietsebene bei der Nachverdichtung von Gewerbegebieten der ein städtebaulicher Rahmenplan dabei unter­ Organisation und Durchführung von Maßnah­ 1960er bis 1980er Jahre städtebauliche Defi­ stützen, gemeinsame Qualitätsstandards men und stimmt mögliche Kooperationen zwi­ zite behoben werden, Gewerbe im Bestand hinsichtlich der gestalterischen oder energe­ schen Betrieben ab. weiterentwickelt und energetisch wie ökono­ tischen Entwicklung zu definieren und ihre 23 Wirtschaftsentwicklung Augsburg – ein Gestaltungshandbuch entwickelt, das den tige Nutzungsmischung geschaffen werden. Gestaltung als Standortfaktor Rahmen für die Schaffung von qualitativ hoch­ Zur Sicherstellung einer hohen Freiraumqua­ Die Stadt Augsburg verfolgt bei der Entwick­ wertigen Wohn- und Arbeitsstrukturen sowie lität führte die Stadt 2019 einen Wettbewerb lung von wirtschaftlichen Strukturen einen außergewöhnlichen und großzügigen öffentli­ für die Gestaltung der öffentlichen Freiflä­ hohen Anspruch hinsichtlich der Integration von chen Parkanlagen bildete. chen – Quartiersplätze, Wegeverbindungen Städtebau, Freiflächen und Verkehr. und Grünflächen – auf dem rund 16 ha gro­ ßen Areal durch. Innovationspark Sheridan Kaserne Bei der Entwicklung des 70 ha großen Areals Die Entwicklung der Militärkonversion „Sheri­ konnten über einen Masterplan (siehe Grafik) Umwelt Park dan Kaserne“ erfolgte als städtebauliche Ent­ und ein Gestaltungshandbuch Qualitätsvorga­ Im Rahmen eines Gebietsentwicklungs­ wicklungsmaßnahme auf Grundlage eines ben für den öffentlichen Raum und die Archi­ konzepts konnten effiziente Maßnahmen Ideen- und Realisierungswettbewerbs mit tektur der einzelnen Gebäude und damit die zur Qualifizierung des Gewerbegebietes einem städtebaulichen und freiraumplaneri­ Voraussetzungen im Bereich Forschung, Ent­ „Umwelt Park“ im Augsburger Norden ent­ schen Entwurf. Mit der Bauleitplanung wurde wicklung und Universität für eine hochwer­ wickelt werden. © KCAP Architects&Planners Vorhabenbezogener Bebauungsplan Zweckverband / interkommunales Ein interkommunaler Gewerbeflächenpool Vorhabenbezogene Bebauungspläne oder Gewerbegebiet / Gewerbeflächenpool bietet darüber hinaus den beteiligten Gemein­ Städtebauliche Verträge bieten die Möglich­ Mit der Bildung eines Zweckverbandes kön­ den die Möglichkeit, ihre noch nicht belegten keit, den Vorhabenträger an den Planungs- und nen Gemeinden beispielsweise durch die Gewerbeflächen in einen gemeinsamen Flä­ Erschließungskosten zu beteiligen. Der Vorha­ Entwicklung eines interkommunalen Gewer­ chenpool einzubringen und diese gemein­ benträger profitiert in der Regel von Zeit- und begebietes unterschiedliche Flächenbedarfe sam zu vermarkten. Jede der Gemeinden Kosteneinsparungen. Durch die Bereitstellung einzelner Wirtschaftszweige zu einem überre­ kann von der Arbeitsteilung, einer besseren und Sicherung alternativer Mobilitätsangebote gionalen Gewerbestandort verbinden. Vermarktung und einer effektiven Flächennut­ können so beispielsweise Stellplatzanforde­ zung profitieren. rungen reduziert und die Erstellungskosten gesenkt werden. Der Gewerbeflächenpool ist ein Projekt der interkommunalen Kooperation WirtschaftsVermarktungsagentur band A 9 Fränkische Schweiz e.V., einem Zusammenschluss von elf Kommunen aus dem Landkreis Bayreuth und sieben aus dem Finanzierung Investor(en) Landkreis Forchheim. Das innovative Verfahren wurde für die gemeinsame Vermarktung der kommunaler Gewerbeflächen entwickelt. Sicherheitszahlungen 20 % der Verkaufserlöse Fläche(n) Gewerbesteuer Seit 2006 arbeiten die Kommunen an modellhaften Verfahren zum Flächenmanagement, Verkaufspreis Gemeinden Gewerbesteuer Fläche(n) Pool auch mit dem Ziel des Flächensparens. Ein Schwerpunkt liegt heute beim interkommunalen Kompensationsmanagement. 2 BEISPIEL Städtebauliche Schwerpunktthemen 24 2.9 Mobilität Mobilität bildet eine wesentliche Grundlage für die Teilhabe des Einzelnen am gesellschaftlichen Leben, für Beschäftigung und funktionierende Siedlungs- und Wirtschaftsstrukturen. Mobilitätsnachfrage und Mobilitätsangebote befinden sich in einem starken Wandel. Die Ausgestaltung des Personen- und Güterver­ kehrs sind dabei eng mit der städtebaulichen Dichte und der Verteilung sowie Verfügbarkeit von Versorgungseinrichtungen verknüpft. Eine Planung mit integ­ riertem Ansatz unter Berücksichtigung intermodaler Wegeketten unterstützt die nachhaltige Abstimmung der Siedlungsentwicklung mit den Mobilitätsansprü­ chen der Bevölkerung sowie mit neuen Mobilitätsformen. Um Emissionen wie Abgase und Lärm zu minimieren und ein qualitätsvolles Wohn- und Arbeitsumfeld sowie attraktive öffentliche Räume mit einer hohen Auf­ enthaltsqualitäten zu schaffen, ist die städtebauliche Entwicklung darauf ausge­ richtet, Verkehre zu vermeiden und zu verringern und eine attraktive Nahmobilität zu fördern. Die Nutzungsmischung sowie ein dezentrales Angebot von Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs stärken den Nahbereich und unterstützen damit den Ausbau aktiver Mobilitätsformen, wie z.B. den Fuß- und Radverkehr. Eine Strategie der „Stadt der kurzen Wege“ und ein Konzept der Innen- vor Auße­ nentwicklung kann den motorisierten Verkehr reduzieren. Der ÖPNV und neue in­ dividuelle Mobilitätsformen leisten hier einen wichtigen Beitrag. Die Intensivierung baulicher Tätigkeiten entlang bestehender ÖPNV-Achsen sowie die Verbesserung des Zugangs zu Haltepunkten fördert, gerade mit Blick auf die Pendlerströme in Verdichtungsräumen, eine tragfähige Verknüpfung der Siedlungsstrukturen. Kahl am Main, MuNS Mit der Mobilitäts- und Nachverdichtungs­ strategie (MuNS) konnte die knapp 8.200 Einwohner zählende Gemeinde frühzeitig einen Orientierungsrahmen für eine flächensparende Siedlungsentwicklung schaffen. Aufbauend auf den Ergebnissen wurden die Ziele in dem „Nachhaltigen Verkehrskonzept für die Während die Verkehrsinfrastruktur insbesondere in Verdichtungsräumen häufig an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit stößt, ist besonders der ÖPNV in anderen Teilräumen nicht ausgelastet. Neue Mobilitätsformen bieten die Chance, stark be­ lastete Infrastrukturen zu entlasten. Durch flexiblere Nutzungsmöglichkeiten kön­ nen sie in Zukunft tragfähige Alternativen zu den bestehenden Verkehrsträgern darstellen und dabei den ÖPNV sinnvoll ergänzen und stärken. Eine interkommu­ nale Zusammenarbeit kann dabei unterstützen, neue alternative Lösungsansätze in enger Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort zu finden und umzusetzen. INSTRUMENTE Kommune 2025“ konkretisiert. Mobilitätskonzepte nachhaltig zu entwickeln. Dabei liegt der Fokus Parkraumkonzepte, Sharing Modelle oder Durch Mobilitätskonzepte können frühzeitig auf der Koordinierung des Mobilitätsverhaltens genossenschaftlich organisierten Mobilitäts­ Rahmenbedingungen für ein zukunftsorien­ und der Steuerung der Verkehrs­entstehung. dienstleister und Radverkehrskonzepte. tige Verkehrsabwicklung gesetzt werden. Strategische Mobilitäts- und Verkehrspla­ Integriertes Konzept für komplexe inner­ Dabei gilt es, integrierte Lösungen durch nung in der Stadtentwicklung städtische Räume eine verkehrsmittelübergreifende Mobilitäts­ Durch die Integration einer strategischen Insbesondere zur Entwicklung von Lösungen planung auf interkommunaler und gemeindli­ Mobilitäts- und Verkehrsplanung in ein städ­ für komplexe innerstädtische Räume eignet cher Ebene zu entwickeln. Die Möglichkeiten tebauliches Entwicklungskonzept können sich ein integriertes Konzept, um die Anfor­ für alternative Mobilitätsformen sind dabei in aufgrund der räumlichen Gesamtbetrachtung derungen unter Einbindung der Bürgerinnen ländlichen und städtischen Gebieten naturge­ übergeordnete Leitbilder formuliert werden. und Bürger an den öffentlichen Raum und mäß sehr unterschiedlich und müssen daher Konzepte und Maßnahmen für eine nachhal­ die Mobilität besser aufeinander abstimmen individuell entwickelt werden. tige Mobilität beziehen dabei alle Aspekte zu können. Innerhalb eines interdisziplinären einer umfassenden Planung ein. Dazu gehören Wettbewerbsverfahrens können diese Anfor­ Mobilitätsmanagement z. B. ein bedarfsgerechter Ausbau der Infra­ derungen bei der Erarbeitung eines städte­ Aufbauend auf den Zielsetzungen eines Mobi­ struktur, eine Verknüpfung der Verkehrsmittel baulichen Entwurfs planerisch überprüft und litätskonzeptes kann ein kommunales, quar­ untereinander, Schaffung attraktiver Wege­ eine Vielzahl von innovativen Lösungsansätzen tiersbezogenes oder betriebliches Mobilitäts­ ketten, ein guter Zugang zum ÖPNV bzw. ein erarbeitet werden. Baurechtliche Umsetzun­ management dazu beitragen, den Verkehr attraktives Fahrplanangebot, Barrierefreiheit, gen von Verkehrs­führungen wie Straßen- oder tiertes Mobilitätsangebot und eine nachhal­ Städtebauliche Schwerpunktthemen 25 BEISPIEL Mobilitätskonzept Landsberg am Lech Das Mobilitätskonzept zur Entwicklung des Quartiers „Am Papierbach“ untersuchte in enger Zusammenarbeit zwischen der Stadt Landsberg am Lech und den Investoren, wie Kfz-Verkehre vermieden, modal verla­ gert, umweltverträglich abgewickelt und Ver­ kehrsflächen optimal genutzt werden können, um Kosten und Flächenbedarfe zu reduzieren. Es wurden Maßnahmen und konkrete Emp­ fehlungen auf gesamtstädtischer Ebene sowie auf Quartiersebene zum Ausbau des Radver­ kehrsnetzes, zur Reduzierung des Stellplatzbe­ Zusammenwirken der Maßnahmen (Quartier) darfs für PKWs, den Ausbau der Fahrradabstel­ lanlagen oder wohnortnaher Mobilitäts- und Ladestationen entwickelt. Die Ergebnisse wurden in die weitere Pla­ nung, u.a. über städtebauliche Verträge, ein­ • Neuordnung des Stadtbusnetzes • Fußgänger- und Radfahrersteg zur Altstadt • Haltestelle „Am Papierbach“ (Zweirichtungshaltestelle, barrierefrei) • Bahnquerungen für Fußgänger und Radfahrer • Direkte Zugänglichkeit zu Haltestellen und Bahnhöfen • Nahversorgung gebracht und flossen in die Erarbeitung der kommunalen Stellplatzverordnung ein, um somit rechtlich bindend auf künftige Quar­ tiersentwicklungen übertragen zu werden. Das Zusammenspiel von gesamtstädtischen und quartiersbezogenen Maßnahmen, wie beispielsweise durch die neue Rad- und Fuß­ wegeverbindung des Lady-Herkomer-Stegs (siehe Visualisierung oben), kann so zu einer Reduktion der verkehrlichen Gesamtlast und • Durchlässiges Radverkehrsnetz im Quartier, Vernetzung mit dem städtischen Netz • Erschließung von Außen nach Innen (Parkgaragen) • Kein MIV im Quartier (außer Notdienste) • Mobilitätsstationen mit Leihfahrrädern an den Quartierseingängen • Stellplätze im Straßenraum nur für E-Kfz, Leih-Kfz • Autonome und / oder elektrobetriebene Ver- und Entsorgung • Car Sharing, Car Pooling • Radabstellanlagen (Pedelec, E-Bike, Lastenrad, etc.) einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung der Stadt beitragen. Übergreifende Handlungsempfehlungen des Konzeptes: Verknüpfung, Mobilitätsstationen, Öffentlichkeitsarbeit, Verkehrskultur Für eine nachhaltige Mobilitätsgestaltung Schienentrassen und die Ausgestaltung von sollte bei der städtebaulichen Entwicklung Haltepunkten können in der Folge über ein Bauleitplanverfahren festgelegt werden und dabei von den vielfältigen Einbindungsmöglich­ keiten der Bürgerinnen und Bürger und einem die Priorisierung der Mobilitätsformen nach Fliegen der emittierenden passiven und der aktiven Eigenes Auto Mobilität berücksichtigt werden. Fokus auf städtebaulich orientierte Lösungsan­ sätze profitieren. Stellplatzsatzung Car Sharing Taxi/Transport Eine kommunale Stellplatzsatzung kann Erleichterungen bei Neubauvorhaben ermög­ lichen. Ergänzende Mobilitätsangebote (wie bspw. Car- Sharing) und ggf. der vertraglich zugesicherte Verzicht auf einen PKW können Öffentliche Verkehrsmittel Nutzfahrräder bei der Entwicklung eines Neubauquartiers zu einer geringeren Stellplatzanzahl führen. Damit Radfahren können situationsangepasste Lösungen zum ruhenden Verkehr und Anreize zu einem nach­ haltigen Mobilitätsverhalten gegeben werden. 2 Gehen/Laufen 26 2.10 Ortskern, Nahversorgung Im Jahr 2007 wurde von der Europäischen Union die „Leipzig-Charta zur nach­ haltigen europäischen Stadt“ verabschiedet. Darin wird die Abkehr von der strik­ ten Funktionstrennung und die Stärkung der integrierten Stadtentwicklungs­ politik für eine kompakte europäischen Stadt empfohlen. In der „neuen Leipzig Charta“ wird eine integrierte, gemeinwohlorientierte Stad­ tentwicklung besonders fokussiert. Die Vorteile liegen auf der Hand. In kompak­ ten Siedlungsstrukturen können die wesent­ lichen Einrichtungen der Daseinsvorsorge von jedermann schnell und unkompliziert erreicht werden, ohne beispielsweise auf das eigene Auto angewiesen zu sein. Ein möglichst langes selbstbestimmtes Leben, ungeachtet von Alter und etwaigen körperlichen Einschränkungen, wird somit entscheidend erleichtert, was zu langfristig stabilen und ausgewogenen Bewoh­ nerstrukturen führt. Attraktive Stadtteil- und Ortszentren bilden den Kern dieser Strategie. Augsburg, Lechhausen Das Einzelhandelsentwicklungskonzept sowie das ISEK der Stadt Augsburg schufen die Grundlagen für ein Plangutachten zum Stadtteilzentrum Lechhausen – und der Umsetzung Im Gegensatz zu austauschbaren Einkaufs­ zentren auf der grünen Wiese bilden sie durch eine angemessene städtebauliche Dichte, den öffent­ lichen Raum, Angebote der Daseinsvor­ sorge, Kultur und Gastronomie den kommuni­ kativen und baulichen Mittelpunkt der Quartiere und schaffen Identität. Eine Belebung und die Attraktivität der Ortsmitte sind besonders mit einer intak­ ten Struktur der Nahversorgung und des Einzelhandels verbunden und können durch eine intensive Einbindung und das Engagement der Bürgerinnen und Bürger und Einzelhändler vor Ort gesichert sowie weiterentwickelt werden. INSTRUMENTE des Ersatzneubaus des „Grünen Kranzes“ Einzelhandelskonzept mellen, von der Gemeinde beschlossenen Vorhabenbezogener Bebauungsplan/ Über ein Einzelhandelskonzept kann die kom­ Pla­nungen, zu berücksichtigen. Städtebaulicher Vertrag munale Einzelhandelsstruktur, deren Bedeu­ Sofern eine Gemeinde mithilfe eines konkre­ tung für das städtebauliche Gefüge hinsicht­ Einfacher Bebauungsplan ten Projektes zur Stärkung der Nahversor­ lich der Größe von Betrieben, deren Sortiment Im unbeplanten Innenbereich hingegen sind gung bzw. des Ortskerns beitragen möchte und Einzugsbereich analysiert und eine Steu­ Nutzungen immer dann zulässig, wenn sie und hierfür ein bestimmter Investor zur Ver­ erung vorbereitet werden. Dies ermöglicht sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung fügung steht, sollte auf die Möglichkeit es, Nutzerkonflikte und Handlungsbedarfe zu in die Umgebung einfügen. Eine Feinsteu­ eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes erkennen und mit der Zielsetzung, langfristig erung ist auf diese Weise oft nur schwer (§ 12 BauGB) zurückgegriffen werden, mit stabile, städtebauliche Strukturen zu entwi­ möglich, negative Entwicklungen wie bei­ dem passgenaues Baurecht geschaffen und ckeln, Maßnahmen zu deren Umsetzung zu spielsweise die Verlagerung des Einzelhan­ die Umsetzung innerhalb einer genau defi­ definieren. dels aus den Stadtzentren in periphere Lagen nierten Frist garantiert werden kann (siehe oder eine Häufung unerwünschter Nutzun­ Arbeitsblätter und Materialien). Die Ergebnisse dieser informellen Planun­ gen, wie Spiel- und Vergnügungsstätten in gen können durch Gemeinderatsbeschluss den Ortskernen, sind häufig die Folge. Um Über einen Städtebaulichen Vertrag (§ 11 verbindliche Grundlage für formelle baupla­ dem entgegenzusteuern, kann im Einzelfall BauGB) können Vereinbarungen u.a. zur Über­ nungsrechtliche Instrumente werden. Gene­ ein einfacher Bebauungsplan (§ 30 Abs. 3 nahme von Planungsleistungen, zur Errei­ rell sind bei der Aufstellung von Bauleitplä­ BauGB) aufgestellt werden, in dem lediglich chung bestimmter städtebaulicher Zielset­ nen die Ergebnisse von städtebaulichen bestimmte, eigentlich zulässige Nutzungen zungen oder zur Kostenübernahme mit einem Entwicklungskonzepten oder anderen infor­ untersagt werden. potenziellen Investor vereinbart werden. Städtebauliche Schwerpunktthemen 27 2 2.11 Öffentlicher Raum Der öffentliche Raum – Straßen, Wege, Plätze, Grünanlagen, Parks und Wasser­ flächen – ist neben der Bebauung das prägende Element von Städten und Dör­ fern. Mit seinen Funktionen für Aufenthalt und Begegnung, Verkehr, Wirtschaft, Kultur, Freizeit und Erholung, Natur und Biodiversität prägt er entscheidend ihr Erscheinungsbild. Bei guter Gestaltung schafft er attraktive Aufenthaltsräume für die Bewohnerinnen und Bewohner und stiftet Identität. Hammelburg, Viehmarkt Der in der Vergangenheit hauptsächlich durch ruhenden Verkehr dominierte Viehmarktplatz konnte über einen Wettbewerb eine hochwertige Gestaltung erhalten und ist nun barrierefrei zugängig und erlebbar Die vielfältige Nutzung und Gestaltung des öffentlichen Raumes birgt großes Potenzial bei der Aufwertung von Ortskernen und Stadtvierteln hinsichtlich Lebens- und Auf­ enthaltsqualität. Dabei sind die Bedürfnisse des fließenden wie ruhenden Verkehrs ebenso zu beachten wie die von Fußgängern, Radfahrern, Kindern, alten Menschen und Menschen mit Behinderung. Hierfür ist ein großes Augenmerk auf eine weitgehend barrierefreie Gestaltung zu legen. Ziel ist es, eine „Stadt für alle“, also die umfassende und selbstbestimmte Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben zu er­ möglichen. Neben den angeführten Aspekten erfüllt der öffentliche Raum auch eine wesentliche Auf­ gabe für die Sicherstellung und den Ausbau der technischen Infrastruktur. Auch dem Aspekt der Sicherheit kommt bei der Gestaltung des öffent­ lichen Raums Bedeutung zu. Eine durchdachte Gestaltung von Freiflächen und ggf. Stadtmöblierung kann nicht nur zu einer städtebaulichen Aufwertung des Umfeldes beitragen, sondern auch Angsträu­ me beseitigen. Die vielfältigen und komplexen Anforderungen an den öffentlichen Raum kön­ nen sich auch widersprechen, z. B. die Trennung der verschiedenen Verkehrsträ­ ger zur Gewährleistung eines Verkehrsflusses und den Belangen einer barriere­ freien Umgebung. Rahmenplanung und intensive Sicherheit von Beginn an an der Planung be­ Interdisziplinärer Wettbewerb Einbindung der Öffentlichkeit teiligt werden. Über einen interdisziplinären städtebaulichen Mit einer Rahmenplanung können die Verein­ Wettbewerb können die Ergebnisse eines barkeit und Umsetzbarkeit der unterschied­ Gerade der öffentliche Raum prägt Gestalt Rahmenplans planerisch konkretisiert wer­ lichen Belange planerisch überprüft und ver­ und Identität einer Stadt oder eines Ortes und den. Die Anforderungen zur Bildung der Pla­ ständlich gemacht werden. hat daher besondere Bedeutung für die Bür­ nungsteams hängt dabei von den spezifischen gerschaft. Für die Akzeptanz und das gesell­ Erfordernissen des öffentlichen Raumes ab. Hierbei empfiehlt sich ein integriertes Vor­ schaftliche Miteinander in einer Gemeinde Das erlaubt die Erarbeitung von zielgerichte­ gehen, das alle relevanten Anforderungen empfiehlt es sich daher, bei der Gestaltung ten Lösungsvorschlägen hinsichtlich der bau­ an den öffentlichen Raum schon frühzeitig des öffentlichen Raums verstärkt auf eine lich-räumlichen, gestalterischen, funktionalen, im Planungsprozess einbindet. So sollten breite Bürgerbeteiligung zu setzen (siehe verkehrlichen, landschaftsplanerischen und z. B. Experten zu maßgeblichen Themen wie auch Arbeitsblatt „Bürgerbeteiligung im Städ­ umweltökologischen Dimension. Gestaltung, Barrierefreiheit oder öffentliche tebau – Ein Leitfaden“). INSTRUMENTE Um allen Belangen möglichst weitgehend gerecht zu werden, empfiehlt es sich, neben einer fortlaufenden Bürgerbeteiligung, alle wesentlichen Akteure wie Behindertenvertreter, Verkehrsplaner, Soziologen oder Sicherheitsbehörden frühzeitig in den Planungsprozess miteinzubeziehen. 28 Starnberg, „Die barrierefreie Gemeinde“ 2.12 Barrierefreiheit Im Rahmen des Modellprojektes „Die barrierefrei umgebaut. Ziel vieler Menschen ist es, möglichst lange selbständig – trotz ggf. vorhande­ ner körperlicher Einschränkungen – in der eigenen Wohnung leben zu können. Ältere Menschen und Menschen mit Einschränkungen sind jedoch auf geeig­ nete Rahmenbedingungen angewiesen. Hierzu zählen nicht nur Anforderungen an die Beschaffenheit des eigenen Hauses oder der eigenen Wohnung, son­ dern auch an das direkte Wohnumfeld, an das Quartier sowie an die gesamte Stadt bzw. Gemeinde. Von besonderer Bedeutung ist die barrierefreie Erreich­ barkeit von Einrichtungen des täglichen Bedarfs. Aktionsplan „Die barrierefreie Gemeinde“ zu öffentlichen Gebäuden, zu Einzelhandel, „Die barrierefreie Gemeinde – Ein Die Herstellung von Barrierefreiheit an Ein­ Nahversorgung und Gastronomie sowie zu Leitfaden“ zelpunkten („Insellösungen“) ist zumeist für Ärzten, Apotheken und Sozialeinrichtungen Nähere Informationen zur Erarbeitung eines Menschen, die darauf angewiesen sind, nur von großer Bedeutung. Eine barrierefreie gemeindlichen Aktionsplans zur Schaffung wenig hilfreich. Wichtig ist daher eine umfas­ Vernetzung erfolgt auch durch die öffentli­ von Barrierefreiheit gibt die Publikation „Die sende, konzeptionelle Herangehensweise che Infrastruktur zu der Busse und Bahnen, barrierefreie Gemeinde – Ein Leitfaden“. Die­ in Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Parks und Grünanlagen sowie öffentliche sem können insbesondere Informationen Bürgern, Experten und Verbänden, die das Toiletten gehören. zum Ablauf und Beteiligungsprozess sowie barrierefreie Gemeinde“ erarbeitete die Stadt Starnberg gemeinsam mit Aktivgruppen aus der Bürgerschaft, Betroffenen und den Behindertenverbänden einen gemeindlichen Aktionsplan zur Schaffung von Barrierefreiheit. Als Ergebnis des Konzeptes wurde der INSTRUMENTE Georgenbachweg als Impulsprojekt gesamte Gemeindegebiet im Blickfeld hat, zu Planungsinstrumenten und Umsetzungs­ z. B. in Form eines gemeindlichen Aktions­ Wichtig ist die Zusammenarbeit von öffent­ plans. So wird sichergestellt, dass alle später lichen und privaten Akteuren bei Angeboten, nach und nach umgesetzten Einzelprojekte um den Ort barrierefreier zu machen. Hier DIN 18040 Teil 3 sinnvoll ineinandergreifen und durchgehende, besteht gemeinsamer Handlungsbedarf aller Hilfestellungen zur barrierefreien Ausfüh­ barrierefreie Wegeverbindungen entstehen. Akteure einer Kommune, ob Politik, Verwal­ rung von Projekten liefert der dritte Teil der tung, Handel, Gastronomie, Vereine sowie sog. blauen Reihe „Barrierefreies Bauen 03 Die strategische Planung beginnt mit einer Einrichtungen für Freizeit, Sport und Touris­ – Öffentlicher Verkehrs- und Freiraum“, der die gesamtörtlichen Betrachtung der Barriere­ mus, damit eine selbstbestimmte Teilhabe am Regelungen von DIN 18040 – 3 erläutert (siehe freiheit, in der auf der Grundlage einer Ana­ öffentlichen Leben ermöglicht werden kann. Arbeitsblätter und Materialien). lyse des Wegenetzes die wichtigsten Wege und Zielpunkte identifiziert werden. Innerört­ lich sind besonders die Wegebeziehungen strategien entnommen werden. Städtebauliche Schwerpunktthemen 29 2 2.13 G  rün- und Naturräume, Biodiversität Der Bedarf an Siedlungs- und Verkehrsflächen führt zu einer zunehmenden Versiegelung des Bodens. Um die Funktionsfähigkeit der Böden und den Schutz des Grundwassers aufrecht zu erhalten, muss die Versiegelung auf das notwendige Maß begrenzt werden. Durch die möglichst durchgehende Verwendung von wasserdurchlässigen Belägen bei der Gestaltung von zu be­ festigenden Flächen sowie durch Konzepte zur oberirdischen Rückhaltung und Ableitung sowie zur Versickerung von Niederschlagswasser können z. B. die Filterfunktion des Bodens genutzt, die Grundwasserneubildung unterstützt und gleichzeitig die zentrale Abwasserbeseitigung entlastet werden. Die Schaffung möglichst zusammenhängender Grünflächen in bebauten Bereichen und deren naturnahe Begrünung ist nicht nur aus gestal­ terischer Sicht ein Gewinn, sondern trägt zu ei­ ner Verbesserung der innerörtlichen Luftqualität bei. Sie schafft Naherholungsflächen und ist Le­ bensraum für die Tier- und Pflanzenwelt. Städte als verdichtete Siedlungsräume stellen häufig Barrieren in den Lebensräumen von Tie­ ren und Pflanzen dar. Innerörtliche Grünflächen können daher einen Beitrag für die Vernetzung solcher Lebensräume leisten. Neben der An­ ordnung im Stadtgefüge spielt auch die Ge­ staltung der Grünflächen selbst eine wichtige Rolle für die Biodiversität und die Artenvielfalt. Bei der Gestaltung von Grünflächen ist daher auch die Bepflanzung auf ihre grundsätzliche Funktion für den Naturhaushalt zu überprüfen. Insekten sind angewiesen auf das Vorhandensein von ausreichend Blühpflan­ zen, die ihrerseits auch als gutes Gestaltungsmerkmal zur Aufwertung öffent­ licher Räume beitragen können. Bäume verbessern durch ihre Filterwirkung nicht nur spürbar die innerörtliche Luftqualität, sondern sind durch ihre Ver­ schattungswirkung vor allem im Sommer auch ein wichtiger Baustein bei der Anpassung von Städten an den Klimawandel. Berching, Hans Kuffer Park Als zentrale Maßnahme der Stadtentwicklung wurde der bis 2015 entwickelte Hans Kuffer Park in Berching als innerstädtischer, multifunktional nutzbarer Grünzug fertiggestellt. Geprägt durch die historische Stadtmauer dient er der Erholung und kann sogar Zusammenhängende, in die freie Landschaft übergreifende und gliedernde Grünzüge haben als Frischluftschneisen auch eine wichtige Funktion bei der Anpassung der Städte und Gemeinden an den Klimawandel. Auch Gewässer­ flächen leisten hierzu einen Beitrag. durch eine Wasserbühne für Veranstaltungen Kommunale Klimastrategie Landschafts- und Grünordnungsplanung Kommunale Satzungen Die notwendige Anpassung an den Klimawan­ Im Zuge der Landschafts- und Grünordnungs­ Kommunale Satzungen nach Art. 28 Abs. 2 GG del macht eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen planung können die Städte und Gemeinden und Art. 23 GO z. B. zum Baumschutz, der erforderlich, die über eine kommunale Kli­ den weiteren rechtlichen Rahmen setzen, der Lage, Beschaffenheit und Größe von Kinder­ mastrategie gebündelt und koordiniert wer­ gewährleistet, dass auch private Bauherren spielplätzen, der Beschaffenheit von Stellplät­ den können. Neben energetischen Aspekten zen oder der Einfriedung und Begrünung von und sonstige Planungsträger Auf ihren der Grundlage Beitrag füreines Wettbewerbsergebnisses entstand und der Reduktion von CO2 Immissionen, ins­ baulichen Anlagen zum Erhalt mehr Grün in der Stadt leisten (siehe auch 2.4konzipiert der multifunktional „Haidpark“ in können Neutraubling. Als und zur besondere in Bezug auf die kommunale Bau­ Entwicklung desFreifläche vorhandenen Grünbestands Umwelt- und Klimaschutz). attraktiver urbaner Grünraum dient er als und bietet auch strategische Ziele hinsichtlich der Größe, Lage und Gestaltung öffentlicher und privater Grünflächen formuliert. in einer Gemeinde beitragen. ökologische Ausgleichsflächen. INSTRUMENTE substanz und das Mobilitätsverhalten, werden genutzt werden. 30 2.14 Einfamilienhausgebiete Einfamilienhäuser wurden in den 1950er – 1980er Jahren durch den wirtschaft­ lichen Aufschwung zu einer weit verbreiteten Wohnform. Etwa 20 % aller Wohngebäude in Bayern sind heute diesem Typus zuzuordnen, bei dem die Eigentumsquote vergleichsweise hoch ist. Durch den ideellen Wert, den die Bewohnerinnen und Bewohner mit ihrem Gebäude verbinden, brauchen Verän­ derungen an Gebäuden und im Quartier einer guten Vorbereitung. Eigenheime in älteren und monofunktionalen Einfamilienhaussiedlungen der Nachkriegs­ jahre, mit nicht mehr zeitgemäßer Bausubstanz und fehlender Barrierefreiheit, können für ältere Menschen zunehmend eine Belastung darstellen. Auch für Kommunen können diese Quartiere wegen stei­ gender Infrastrukturkosten eine Herausforderung sein. Funktionale Defizite, wie mangelhafte fußläufige Verbin­ dungen ins Ortszentrum oder fehlende Treffpunkte sowie fehlende Versorgungseinrichtungen, können die langfristi­ ge städtebauliche Integration dieser Gebiete erschweren. Im Zentrum bzw. in zentrumsnahen Quartieren kann es dagegen aufgrund struktureller Veränderungen und der Konkurrenz von großflächigem Einzelhandel und Wohnge­ bieten am Ortsrand zu Funktionsentleerung kommen. Dabei könnten gerade hier neue barrierefreie und kleinere Wohnungen im Altbestand oder als Neubau eine Chan­ ce bieten: Ältere Menschen können zu groß geworde­ ne Einfamilienhäuser zugunsten einer zentrumsnahen Wohnung an junge Familien übereignen, die als Nachnut­ zer in den etablierten Einfamilienhausgebieten für neue Belebung sorgen. Deggendorf, Kohlberg (Kohlberg, Deggendorf) Damit bestehende Einfamilienhausgebiete hierfür attraktiv werden, lautet die städtebauliche Aufgabe, sie zu revitalisieren, funktional zu ergänzen und, wo dies möglich ist, nachzuverdichten. Dies kann durch funktionale und ge­ stalterische Verbesserung öffentlicher Räume, Optimierung der Ausnutzung vorhandener Infrastrukturen, Nachverdichtung mittels Umlegung und Grund­ stücksteilungen, Einführung zeitgemäßer Gebäudetypologien oder neue ge­ meinschaftliche Räume und Plätze erfolgen. Rahmenplanung gelt werden, müssen bestehende Bebau­ gen zu schaffen und eine mögliche Anpassung Mit informellen Entwicklungs- bzw. Rahmen­ ungspläne geändert oder Bebauungspläne der bestehenden Gebäude durch eine konkrete planungen bindet sich die Gemeinde selbst. erstmalig aufgestellt werden. Beratung in rechtlicher, architektonischer und Monofunktionale städtebauliche Struktur eines Einfamilienhausgebietes im INSTRUMENTE Hintergrund des historischen Stadtkerns Sie gibt der Verwaltung einen Handlungsrah­ finanzieller Hinsicht durchzuführen (siehe auch men für die Beurteilung von Bauwünschen Sind nur einzelne Festsetzungen, wie Aus­ hinsichtlich Nachverdichtung mittels Aufsto­ sagen zum Maß der baulichen Nutzungen, ckung, zusätzlichen Baukörpern oder neuen notwendig, eignet sich ein einfacher Bebau­ Testentwürfe Bautypen. Zugleich können die notwendigen ungsplan, beispielsweise zur Festlegung von Im Rahmen der Konzeptentwicklung zur Revita­ Maßnahmen für die Verbesserungen der Inf­ Baugrenzen, Baulinien und Wandhöhen. lisierung von Einfamilienhausgebieten und einer rastruktur und der öffentlichen Räume abge­ bildet werden. 2.3 Flächensparen). Eigentümeransprache kann es hilfreich sein, Ansprache der Eigentümer und insbesondere bei einem Baubestand der ein Bauberatung einheitliches Baualter und ähnliche Typologien Bestandsbebauungsplan Die gezielte Ansprache der Eigentümer ist ein aufweist, exemplarisch Grundriss- und Bau­ Soll das Baurecht abschließend und konkret Schlüssel zur Aktivierung des Baubestands. Ziel teillösungen oder ggf. sogar Leitfäden mit bei­ für die zukünftige bauliche Entwicklung gere­ ist es, Akzeptanz für den Umbau der Siedlun­ spielhaften Mustersanierungen zu erarbeiten. Städtebauliche Schwerpunktthemen 31 2 Ziel ist eine Inwertsetzung der bestehenden Gebiete, um die bestehenden städ­ tebaulichen Qualitäten zu erhalten und Gebäude an die heutigen Bedürfnisse anzupassen. Neben dem positiven Effekt in Bezug auf Folgekosten für die All­ gemeinheit und auf den Werterhalt jeder einzelnen Immobilie ist dies auch ein substanzieller Beitrag, um weitere Bebauung auf der „grünen Wiese“ und damit eine Neuinanspruchnahme von Flächen zu vermeiden. Zusätzlich muss dem Funktionsverlust im Zentrum bzw. in zentrumsnahen Quar­ tieren (sogenannter „Donut-Effekt“) durch strategische Konzepte entgegenge­ wirkt werden. Dies ist notwendig, um Straßen und Plätze als Orte der Gemein­ schaft neu zu beleben, aber auch um in diesen gut erschlossenen, funktional diversen Bereichen echte Alternativen zu neuen Einfamilienhausgebieten und innovative und barrierefreie Wohnformen anzubieten. Entwicklungsplan Siedlungsgebiet „Am Kohlberg“ Verdichtungsbereiche Modellprojekt Siedlung Kohlberg zwei Gebäude/ Mit der Bestandserfassung und unter Ein­ Städtebauplanung Grundstück Städtebauplanung Entwicklungsplan Siedlungsgebiet „Am Kohlberg“ Verdichtungsbereiche Entwicklungsplan Siedlungsgebiet „Am Kohlberg“ bindung der Bewohner vor Ort erarbeitete Verdichtungsbereiche zwei Gebäude/ Grundstück Städtebauplanung Doppelhaus- die Stadt Deggendorf einen städtebaulichen bebauung zwei Gebäude/ Städtebauplanung Doppelhaus- Verdichtungsbereiche Grundstück Rahmenplan zur Revitalisierung des Einfa­ Mehrfamilienhäuser, Städtebauplanung Doppelhauszwei Gebäude / Grundstück Versorgung milienhausgebietes „Kohlberg“. Auf dieser bebauung Verdichtungsbereiche und besondere Doppelhausbebauung Grundlage können Nachverdichtungs- und Mehrfamilienhäuser, Wohnformen bebauung Verdichtungsbereiche Mehrfamilienhäuser, zwei Gebäude / Grundstück Versorgung und besondere Doppelhausbebauung Wohnformen Mehrfamilienhäuser, Versorgung zwei Gebäude / Grundstück Mehrfamilienhäuser, Versorgung Versorgung und besondere Wohnformen Neubauvorhaben und besonderebewertet und die Requalifi­ und besondere Wohnformen Doppelhausbebauung Wohnformen zierung der Infrastruktur umgesetzt werden. Mehrfamilienhäuser, Versorgung Freiraumplanung Freiraumplanung und besondere Wohnformen Freiraumplanung Freiraumplanung 1. Sammelstraßen 2. Anliegerstraßen 3. Wendebereiche 4. Kreuzungsbereiche Freiraumplanung Freiraumplanung Freiraumplanung 1. Sammelstraßen 8. Waldrand erhalten und stärken 1. Sammelstraßen 2. Anliegerstraßen 9. bestehende Fußwegverbindungen 5. Spiel- und Bolzplätze 10. ergänzende Fußwegverbindungen 6. prägender Grünzug 11. informelle Randwege 2. Anliegerstraßen 3.Wendebereiche Wendebereiche 3. 4. 4.Kreuzungsbereiche Kreuzungsbereiche 8. Waldrand erhalten 8. Waldrand erhalten und stärken und stärken 9. bestehende 9. bestehende Fußweg- Fußwe verbindungen verbindungen 5. Spiel- und Bolzplätze 10. ergänzende Fußweg10. ergänzende verbindungen 6. prägender Grünzug 11. informelle Randwege 5. Spiel- und Bolzplätze 7. öffentliche Grünflächen 6. prägender Grünzug Fußwe verbindungen 7. öffentliche Grünflächen 11. informelle Randwe 7. öffentliche Grünflächen Erdgeschoss Obergeschoss In der Bauherreninformation „Lebendige Nachbarschaft Perlesreut“ unterstützte Bestand der Markt Perlesreut die Eigentümer der VdK Siedlung bei der Revitalisierung der Einfamilienhäuser durch planerische Vorschläge zur Modernisierung und Anpassung der Grundrisse. Entwurf BEISPIEL Städtebauplanung 1 Zimmer 2 Familienbad 3 Spielflur 4 Windfang 5 Technik 6 Küche 7 Bad 32 2.15 Baukultur, Identität Die Bundesstiftung Baukultur definiert Baukultur als „wesentlichen Bestandteil, um eine Umwelt zu schaffen, die als lebenswert empfunden wird. (…) Ihre Her­ stellung, Aneignung und Nutzung ist ein gesellschaftlicher Prozess, der auf einer breiten Verständigung über qualitative Werte und Ziele beruht.“ Somit geht Baukultur alle an: Architekten, private Bauherren, die öffentliche Hand und die Politik. Jede Region unterscheidet sich dabei hinsichtlich der charakteristischen Bauwerke, der Siedlungsstrukturen und -typologien, die das Orts- und Landschaftsbild prägen und eine ei­ gene Identität verleihen. Diese Viel­ falt gilt es zu erhalten, zu fördern und weiterzuentwickeln. Die charakteris­ tischen Merkmale, die jedes Ortsund Landschaftsbild bestimmen, sind zu identifizieren. Baunach, Bürgerhaus Lechner-Bräu Im oberfränkischen Baunach wurden bis 2013 der Umbau und die Umnutzung einer ehemaligen Brauerei in ein Bürgerhaus Denkmäler sind dabei die Struktu­ ren, deren Erhaltung wegen ihrer ge­ schichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volks­ kundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt. Mit der Aufnahme in die Denkmalliste können diese nach dem Denkmalschutzgesetz dauerhaft gesichert werden. realisiert. Das seit den 1980er Jahren nicht mehr betriebene Ensemble konnte für den Ortskern erhalten und für die Bürgerschaft mit Veranstaltungssaal, Bücherei, Eiscafé und Räumen für Gewerbe und Vereine INSTRUMENTE geöffnet werden. Aktuelle Themen wie z. B. die hohe Nachfrage an Wohnraum können sich un­ mittelbar auf den Umgang mit dem baukulturellen Bestand auswirken. Baukul­ tur ist maßgeblich für ein attraktives Wohn- und Arbeitsumfeld verantwortlich und trägt zum Verbleib und Zuzug von Menschen und Investitionen in einer Region bei. Sie ist Impulsträger, gerade auch im ländlichen Raum, wo sie ein wichtiger, identitätsstiftender und ökonomischer Faktor sein kann. Bauberatung Gestaltungshandbuch Kommunales Denkmalkonzept Über die Beratung bei städtebaulichen Pro­ Es kann hilfreich sein, ein Gestaltungshand­ Für Kommunen, die die Bewahrung ihrer jekten und Einzelobjekten können Kreis- und buch und Konzept zu erarbeiten, das als Identität als wichtige Aufgabe erkannt haben, Stadtbaumeister an den Landratsämtern und Richtschnur für die Gemeinde und Eigentü­ bietet das Bayerische Landesamt für Denk­ in den Städten, Stadt- und Kreisheimatpfleger, mer beispielsweise bei der Quartiersentwick­ malpflege die gemeinsame Erstellung eines die Bezirksregierungen, Stadtplaner und Archi­ lung wirkt und ggf. als Grundlage für rechtlich Kommunalen Denkmalkonzeptes (KDK) an. tekten als Ansprechpartner unterstützen. bindende Festsetzungen in Bebauungsplänen Den Gemeinden wird ermöglicht, unter Mit­ dienen kann. wirkung der Bürgerschaft, Denkmalschutz und Denkmalpflege systematisch, mög­ Gestaltungsbeirat Eine gute Möglichkeit, um eine qualitätsvolle Örtliche Bauvorschriften lichst eigenverantwortlich und zielorientiert Ortsentwicklung zu fördern, stellt die Einrich­ In historisch gewachsenen Ortszentren kann anzugehen. Neben einer denkmalfachlichen tung von Gestaltungsbeiräten dar, besetzt es zudem zweckmäßig sein, örtliche Bauvor­ Bestandsaufnahme umfasst das KDK die mit Stadtplanern, Architekten und Heimat­ schriften nach Art. 81 BayBO zur Gestaltung Definition des Handlungsbedarfs in Bezug pflegern. Ein temporärer Gestaltungsbeirat bei Neubauten zu erlassen. Dies sollte nicht auf die dargestellten Denkmalwerte sowie ein ermöglicht die Beurteilung einzelner Bauvor­ als Restriktion wirken, sondern einen funkti­ Ziel- und Maßnahmenkonzept zum Umgang haben oder städtebaulicher Entwicklungen auf onalen und gestalterischen Veränderungspro­ mit denkmalgeschützter Bausubstanz. Antrag der Gemeinde und in Zusammenarbeit zess erleichtern. mit der Bayerischen Architektenkammer. 33 Städtebauliche Schwerpunktthemen 2.16 Digitalisierung Öffentlichkeit / Stadtgesellschaft Der Einsatz der Technologien ist vielfältig. Durch die fach- und inhaltsüber­ greifende Erfassung, Verknüpfung und Analyse von beispielsweise raumbe­ zogenen Daten können komplexe Zusammenhänge bestehender Strukturen herausgearbeitet, Handlungspotenziale identifiziert und städtebauliche Ent­ wicklungsszenarien effizienter erarbeitet werden. Die transparente Aufberei­ tung von Umstrukturierungsprozessen und die Nutzung digitaler Kommunika­ tionsmedien ermöglichen neue angepasste Bürgerbeteiligungsformate, die zu einer breiten Akzeptanz von städtebaulichen Vorhaben beitragen können. In Simulationen oder einem sogenannten „Digitalen Zwilling“, einem virtuellen Abbild einer baulichen Struktur, können z.B. bei konkreten städtebaulichen Projekten Einzelaspekte und deren Wechselwirkungen in Varianten visualisiert und überprüft werden. Fachstrategien Digitale Stadtverwaltung Infrastruktur Bürgerschaft, Unternehmen, Wissenschaft INSEK Digitales Nürnberg Digitale Technologien bieten mit Blick auf die umfassenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen vielfältige Potenziale. Städte und Gemein­ den müssen auf die neuen Rahmenbedingungen reagieren. Städtebau als fachübergreifende Disziplin kann ein wesentlicher Baustein für die digitale Transformation und die Entwicklung und Nutzung neuer, auf die kommu­ nale Entwicklung abgestimmter, digitaler Anwendungen sein. 2 Nürnberg, INSEK „Digitales Nürnberg“ Zur Bündelung einzelner Fachstrategien, der Bildung eines Organisationsrahmens, der Vernetzung der Stadtgesellschaft und der Einbindung der Öffentlichkeit entwickelte die Stadt Nürnberg eine Dachstrategie in Form des integrierten Stadtentwicklungskonzep- Die Datenschutzgrundverordnung bildet seit Mai 2018 den rechtlichen Rahmen für die Verarbeitung und Gewährleistung einer angemessenen Sicherheit im Umgang mit personenbezogenen Daten. tes (INSEK) „Digitales Nürnberg“. Zentrales Anliegen ist es dabei, den Einfluss der Digitalisierung sowie den effizienten Einsatz digitaler Instrumente in der Stadtentwicklung Smart City Charta lich frei verfügbare Erfassungsprogramme Öffentlichkeit in Planungs- und Entschei­ Die 2017 auf Bundesebene in Zusammenar­ (OpenSource), bei der Bestandsanalyse oder dungsprozesse eingebunden, Transparenz beit u. a. mit den Kommunen und Ländern einer Bedarfsermittlung unterstützen und geschaffen sowie zur Mitgestaltung ange­ entwickelte „Smart City Charta“ bildet einen z. B. bei der Verortung von Problemstellun­ regt werden. Die Kommune nimmt hierbei Orientierungsrahmen beim Aufbau digitaler gen im öffentlichen Raum helfen. Die Daten- eine aktive Rolle ein und stimmt einen gesell­ Strukturen auf kommunaler Ebene. und Entscheidungshoheit sollte auf kommu­ schaftlichen Diskurs über die zukünftige naler Seite verbleiben. Nutzung und Akzeptanz neuer Technologien Sie unterstützt dabei, Chancen und Risiken sowie die Einbindung von nicht technologie­ frühzeitig zu erkennen, Fehlentwicklungen Digitale Bauleitplanung zu vermeiden, benennt Akteure und gibt kon­ Im Bereich der Bauleitplanung kann der Auf­ krete Handlungsempfehlungen zur Gestal­ bau digitaler Strukturen, u. a. durch Betei­ Quartiersbezogene Datenplattformen tung der digitalen Transformation. ligungsplattformen oder die Nutzung des Quartiersbezogene Datenplattformen und Austauschformates XPlanung dabei unter­ Serviceleistungen können den Austausch Digitales Stadtentwicklungskonzept stützen, das Verfahren transparenter zu sowie die gemeinschaftliche Nutzung von Mit einem ganzheitlichen kommunalen Pla­ gestalten, effizienter mit den beteiligten Diensten und Gütern im Quartier fördern. So nungsprozess wie der Erstellung oder Aktuali­ Akteuren abzustimmen und den Prozess von kann z. B. die übergreifende Bereitstellung sierung eines integrierten Stadtentwicklungs­ der gemeindlichen Planung bis zur Umset­ von Verkehrsdaten sowie alternativer Mobi­ konzeptes können Leitbilder, Handlungsfelder zung des Baurechtes zu beschleunigen. litätsformen die Wahl des Verkehrsmittels und Indikatoren für den Einsatz digitaler Tech­ Das Format XPlanung gewährleistet dabei den und die Auslastung einer Mobilitätsstation im nologien identifiziert und definiert werden. verlustfreien Austausch von Bauleit-, Raum­ Quartier unterstützen. Bereits existierende Anwendungen oder Stra­ ordnungs- und Landschaftsplänen sowie die tegien der kommunalen Fachbereiche können internetgestützte Bereitstellung Auf der Grundlage von Pläneneines Wettbewerbsergebnisses Ein intelligentes Stromnetzentstand kann auf Basis der mit dem Ziel des Wissensaustauschs und der und ermöglicht die planübergreifende der multifunktional Aus­konzipiert Verbrauchs„Haidpark“ undinProduktionsdaten Neutraubling. Alsden Ener­ Nutzung von Synergieeffekten zusammenge­ wertung und Visualisierung attraktiver von Planinhalten. urbaner Grünraum giekreislauf dient ereffizient als Freifläche steuern und und bietet Emissionen fasst und koordiniert werden. affinen Bürgerinnen und Bürgern an. ökologische Ausgleichsflächen. reduzieren. Informations- und Beteiligungsportal Dabei kann die Erhebung und Nutzung von Über die Entwicklung eines zentralen Infor­ Daten, wie beispielsweise durch öffent­ mations- und Beteiligungsportals kann die INSTRUMENTE zu eruieren und zu gestalten. 34 Siedlungsstruktur in Bayern Qualität durch Vielfalt Großstadt (>100.000 EW) Verdichtungsraum Mittelstadt (20.000 – 100.000 EW) ländlicher Raum Kleinstadt (5.000 – 20.000 EW) Landgemeinde (< 5.000 EW) 35 Siedlungsstruktur in Bayern 3.1 Polyzentrale Siedlungsstruktur Bayerns 2.056 Städte und Gemeinden bilden eine polyzentrale Siedlungsstruk­ tur. Ländliche Räume, Verdichtungsräume und Weltmetropolen prägen das Hei­ matbild Bayerns und ergänzen sich in ihrer landschaftlichen, funktionalen und städtebaulichen Vielfalt, ihren Potenzialen und Herausforderungen. Nachhaltige städtebauliche Zukunftsstrategien finden auf die jeweils spezifischen strukturel­ len Anforderungen zugeschnittene Lösungen, die gleichzeitig die kulturhistori­ schen Besonderheiten der Städte und Gemeinden berücksichtigen. Siedlungsstruktur Bayerns Dynamischer ländlicher Städte und Gemeinden Raum – mit Stagnationsund in Bayern Siedlungsstruktur Bayerns Schrumpfungsregionen Städte und Gemeinden in Bayern 3,2 % 0,4 % 3,2 In besonderer% Weise prägt der ländliche Raum Bayern. Er umfasst ca. 90 % 0,4 % der Landesfläche, hier lebt weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung Bayerns. Seit einigen Jahren verzeichnen Bayerns ländliche 28 %Räume wieder Wanderungs­ gewinne und Einwohnerwachstum. Auch weil 24,1% 28 %viele „Hidden Champions“ im 24,1% ländlichen Raum ideale Wachstumsbedingungen gefunden haben, liegt % die Zahl der Arbeitsplätze auf Rekordniveau und in vielen 72 Regionen herrscht 72 % Vollbeschäftigung. 72,3% 72,3% Aber der ländliche Raum Bayerns ist keine homogene Gebietskategorie. Das Wachstum ist ungleich verteilt und neben den vor allem im Einflussbereich der Metropolen gelegenen boomenden ländlichen Kommunen gibt es nach wie vor stagnierende und schrumpfende ländliche Räume. Fast 40 % aller Kommunen im ländlichen Raum sind zwischen 2010 und 2019 geschrumpft, kämpfen gegen Bevölkerungsstruktur Bayerns Bevölkerung in Bayern die Abwärtsspirale aus Einwohnerverlusten, Kaufkrafteinbußen, Infrastruktur­ Bevölkerungsstruktur Bayerns Bevölkerung in Bayern ausdünnung und sinkender Anziehungskraft. Während sich viele Landgemeinden, Klein- und Mittelstädte im ländlichen 17,2% Raum mit der Bewältigung des Wachstumsdrucks durch Flächenausweisungen 17,2% für neue Wohn- und Gewerbegebiete beschäftigen, gehören auch Leerstand, 34,1% Modernisierungsstau und wegbrechende Angebote zu den Herausforderungen 34,1% 44 % 56 % in Bayerns ländlichen Räumen. 22,5% 44 % 56 % 22,5% Verdichtungsraum in Bayern: fast ausnahmslos wachstumsstark 26,2% 26,2% Auf etwa einem Zehntel der Landesfläche um die acht Großstädte Bayerns konzentrieren sich 44 % der Bevölkerung und mehr als die Hälfte aller sozial­ versicherungspflichtigen Arbeitsplätze. Die Verdichtungsräume sind der Motor der dynamischen Entwicklung in Bayern. Einwohnerzahl Das Einwohnerwachstum war mit + 6,7 % zwischen 2010 und 2019 mehr als Einwohnerzahl Verdichtungsraum 100.000 und mehr doppelt so hoch wie im ländlichen Raum. Es wird nicht nur durch Wanderungs­ Verdichtungsraum 100.000 mehr ländlicher Raum 20.000 –und 99.999 gewinne, sondern auch durch Geburtenüberschüsse gespeist. Wegen der be­ ländlicher Raum 20.000 99.999 5.000 ––19.999 reits erreichten Siedlungsdichte und der anhaltenden Entwicklungsimpulse 5.000 –Teile 19.999 weniger als 5.000 sind weite des Verdichtungsraums in Bayern auch von negativen Auswir­ weniger als 5.000 kungen des Wachstums geprägt. Hohe Miet- und Kaufpreise, Engpässe auf dem Wohnungsmarkt und Verkehrsinfrastrukturen am Rande ihrer Leistungs­ fähigkeit sind u.a. die Folgen. Anzahl der Kommunen mit Anzahl der Kommunen-mit Einwohnerwachstum, verlust nach Raumtyp Einwohnerwachstum, - verlust nach Raumtyp 100 % 100 % 80 % 80 % 857 857 201 201 60 % 60 % 1134 1134 224 224 40 % 40 % 20 % 20 % 0% 0% 922 922 74 74 2000 – 2010 642 642 51 51 2010 – 2019 2000 – 2010 2010 – 2019 ländlicher Raum wachsend ländlicher ländlicher Raum Raum wachsend schrumpfend ländlicher Raum schrumpfend Verdichtungsraum wachsend Verdichtungsraum Verdichtungsraum wachsend schrumpfend Verdichtungsraum schrumpfend Entwicklung der Einwohnerzahl Entwicklung der Einwohnerzahl in % nach Raumtyp in % nach Raumtyp 7 7 6 6,7 6,7 5,9 5,9 6 5 5 4 4 3 3,0 3,0 3 2 2 1 1 0 0 0,1 0,1 2000 – 2010 2010 – 2019 2000 – 2010 2010 – 2019 Verdichtungsraum Verdichtungsraum ländlicher Raum ländlicher Raum 3 36 Die polyzentrale Siedlungsstruktur: das leistungsfähige Rückgrat von ländlichem Raum und Verdichtungsraum Mit ihren landschaftlichen, kulturhistorischen, funktionalen und städtebaulichen Besonderheiten bilden die 2.056 Städte und Gemeinden die heterogene, poly­ zentrische Siedlungsstruktur Bayerns. 44 % der Bevölkerung Bayerns wohnt in Verdichtungsräumen, 56 % im ländlichen Raum. Etwa 60 % der bayerischen Bevölkerung lebt in Landgemeinden und Kleinstädten bis 20.000 Einwohner, die insgesamt mehr als 96 % der bayerischen Kommunen ausmachen. In den Mittel- und Großstädten leben etwa 40 % der Bevölkerung. Siedlungs- und Bevölkerungsstruktur Bayern 67 8 6 KT UR 23 U R H TUNGSR A 56 % RD I C 44 % VE R VE KT UM UM UN D I CH T GSR A ERUNGSSTRU D L I CH ER RU A M D L I CH ER RU A M 87 % V K ÖL LÄN LÄN 13 % % BE 49 E 17 % SI DL UNGSSTRU 34 26 85 Verdichtungsraum ländlicher Raum 20.000 – 99.999 AN N ZAH L D ER GE M EINDE 5.000 – 19.999 .4 100.000 und mehr % % Einwohnerzahl 1 AN TEIL DER BEVÖLKERU NG weniger als 5.000 Datenquelle: LfStat 2019 Großstadt Mittelstadt Kleinstadt Landgemeinde Gemeindegröße, Lage und Funktion: bedeutsame Einflüsse für die städte­ baulichen Aufgaben einer Gemeinde Die Großstadt steht vor anderen städtebaulichen Herausforderungen als eine Landgemeinde oder Kleinstadt. Insbesondere nimmt die Komplexität der städte­ baulichen Aufgabenstellungen mit der Stadtgröße zu. Aber auch die Lage einer Kommune ist entscheidend. So kommen Klein- und Mittelstädten im Verdichtungsraum wichtige Entlastungsaufgaben zu, die ge­ eignete städtebauliche Strategien der Zentren-, Wohn- und Gewerbestandor­ tentwicklung erfordern. In der Peripherie des ländlichen Raums übernehmen Klein- und Mittelstädte dagegen wichtige Bündelungsfunktionen und stemmen sich in einigen Teilräumen mit städtebaulichen Zukunftsprojekten gegen die Auszehrung des sie umgebenden ländlichen Raums. Siedlungsstruktur in Bayern 3.2 Spezifische städtebauliche Heraus­ forderungen nach Gemeindetyp Robuster Städtebau, der auf lange Zeit hin Bestand hat und seine gewünschte Funktion erfüllt, nimmt in besonderer Weise Bezug auf die individuelle Situation der Gemeinde: auf ihre städtebauliche Grundstruktur, baukulturelle Charakte­ ristika oder auch sozialstrukturelle Besonderheiten. Die hohe Bedeutung lokal angepasster Strategien lässt Generalsierungen nicht zu. Und trotzdem: Grund­ sätzliche Unterscheidungen im Hinblick auf ihre spezifischen städtebaulichen Herausforderungen können z. B. zu Landgemeinden, Klein-, Mittel- und Groß­ städten getroffen werden. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass natürlich viele Einflussfaktoren alle Gemeinden gleichermaßen betreffen (vgl. dazu 2. Städte­ bauliche Schwerpunktthemen), ggf. erfordern sie unterschiedliche städtebau­ liche Antworten. Das gilt z. B. für den demografischen Wandel, der kleine wie große Kommunen vor die Herausforderung stellt, für eine alternde und bunter werdende Gesellschaft planerisch Vorsorge zu treffen. Auch für den Klimaschutz und die Klimafolgenanpassung trifft dies zu, da alle Kommunen gleichermaßen vor der Herausforderung stehen, die Energiewen­ de zu gestalten und sie gezwungen sind, auf zu erwartende Hochwasser- oder Hitzeereignisse zu reagieren. Landgemeinde Bayern ist ein Land kleiner Gemeinden. 78 % der Gemeinden im ländlichen Raum haben weniger als 5.000 Einwohner, im Verdichtungsraum sind es 34 %. Wäh­ rend die kleinen Gemeinden im ländlichen Raum eine im landesweiten Vergleich durchschnittliche Einwohnentwicklung aufweisen, verzeichnen sie im Verdich­ tungsraum teilweise sehr starke Zuwächse. Im Umland von München gibt es Kommunen, die ihre Einwohnerzahl in den letzten 40 Jahren vervielfacht haben. Das Zentrum leidet, der Siedlungsrand wächst: Kampf dem Donut-Effekt  iele kleine Gemeinden leiden in den letzten Jahrzehnten zunehmend unter V einem sogenannten „Donut-Effekt“: Während ihr Zentrum an Bedeutung ver­ liert und Leerstände zunehmen, nehmen die Entwicklungsimpulse an den Sied­ lungsrändern zu. Folgende Entwicklungen von Zentrum und Siedlungsrand sind dafür mitverantwortlich:  as Zentrum steht unter Druck: Wichtige Funktionen der Daseinsvorsorge • D befinden sich im Zentrum, im Idealfall im Rathaus, in der Kirche und kulturel­ len Treffpunkten, die sich um den zentralen öffentlichen Raum anordnen. Die Bausubstanz ist hier meist kleinteilig und die Grundstückszuschnitte haben sich über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte entwickelt. Die kontinuierliche Transformation ging vielfach mit erheblichen Um- und Anbauten einher. Eine zeitgemäße Weiterentwicklung dieses Zentrums u.a. mit Umnutzung und Nachverdichtung erfordert häufig veränderte Grundstückszuschnitte, die zu­ sammen mit der kleinteiligen Eigentümerstruktur ein Entwicklungshindernis des dörflichen Zentrums mit sich bringen kann.  eubauflächen am Siedlungsrand machen Konkurrenz: Werden von Kom­ • N munen erschlossene Flächenangebote für Wohn- oder Gewerbenutzungen am Siedlungsrand geschaffen, kann dies die Entwicklungsmöglichkeiten des Zentrums benachteiligen. In der Konsequenz kann nicht nur der Kern ver­ öden, sondern perspektivisch auch die um den Kern herum liegenden Zonen, die meist mit älteren Einfamilienhäusern oder ehemals landwirtschaftlich ge­ nutzten Gebäuden besiedelt sind. 37 3 38 Fuchsmühl, Markthaus Auf Grundlage einer Machbarkeitsstudie wurde das Markthaus in der Gemeinde Fuchsmühl mit den Freianlagen umgesetzt Vorrangig gilt es, die vorhandenen Potenziale (Baulandreserven, Nachverdich­ tung, Brachflächen und leerstehende Bausubstanz) in den Siedlungsgebieten durch einen sensiblen Erneuerungsprozess zu aktivieren und flächensparende Siedlungs- und Erschließungsformen umzusetzen. Grundlage einer städtebau­ lichen Strategie bildet ein verbindlich beschlossenes Städtebauliches Entwick­ lungskonzept, das mit dem Ziel der konsequenten Konzentration von Entwick­ lungsimpulsen auf den Kern, Maßnahmen zur Sicherung des Ortsmittelpunkts als Versorgungsstandort vorbereitet und die Akzeptanz und Mitwirkung der Bürger und Eigentümer generiert. Praxisbeispiel: Markthaus Fuchsmühl Die Vitalität einer kleinen Gemeinde hängt wesentlich von der Sicherung einer wohnortnahen Versorgung ab. Das oberpfälzische Fuchsmühl hat bür­ gerschaftliche, unternehmerische und interkommunale Potenziale gebündelt, um 2014 ein im Zentrum, in direkter Nachbarschaft zur Kirche gelegenes, leer stehendes Gebäude zu erwerben und zu einem „Markthaus“ umzunut­ zen. Die Umnutzung schaffte Raum für einen Metzger, einen Dorfladen, eine Steuerkanzlei, für die Geschäftsstelle des Naturparks Steinwald und des Bund Naturschutzes sowie für einen Geldautomaten der örtlichen Sparkasse und ist heute wichtiger Identifikationsort von Fuchsmühl. Kleinstadt Karlsfeld, „Neue Mitte“ In der Stadt Karlsfeld fehlte bislang ein identitätsstiftendes Ortszentrum für die Bewohnerschaft. Dieses konnte 2016 mit der „Neuen Mitte“ ergänzt werden. In den 496 bayerischen Kleinstädten wohnen 34 % der Bayerischen Bevölke­ rung. 356 Kleinstädte befinden sich im ländlichen und 140 Kleinstädte in den Verdichtungsräumen. In ländlichen Regionen sollen diese Kommunen mit 5.000 bis 20.000 Einwohnern wichtige regionale Versorgungsfunktionen über­ nehmen. In Verdichtungsräumen hingegen werden die Funktionen wesentlich auch von der Entwicklung einer Kernstadt mitbeeinflusst. In der Ortsmitte entscheidet sich die Zukunft der Kleinstadt Die Vitalität einer Kleinstadt hängt von ihrer Ortsmitte ab. Weist der Kern eine hohe Anzie­ hungskraft als Versorgungs-, Dienstleistungs-, Freizeit- und Wohnstandort auf, so strahlt das häufig auf die gesamte Entwicklung der Ge­ meinde aus. In Regionen, die von Schrumpf­ ungsprozessen und einem Einzelhandelsrück­ gang betroffen sind, gehen insbesondere im Kern der Kleinstädte häufig wichtige Bünde­ lungsfunktionen verloren. Besondere städte­ bauliche Aufgabe ist es, Investitionsimpulse in der Ortsmitte zu zentrieren und mit Einzel­ handelsangeboten, Gastronomie und Kino, ggf. Schulen und Hochschule sowie innerstädti­ schem Wohnen die Mitte neu zu beleben. Wo das gelingt, entwickelt sich mit einer angemes­ senen Dichte bei gleichzeitig geringer räumli­ cher Ausdehnung eine besondere Form „über­ schaubarer“ Urbanität. Siedlungsstruktur in Bayern 39 Kleinstädte in peripherer Lage mit ihrer Aufgabe der Bündelung von Funktionen für die Region stehen vor der Herausforderung, eine beste­ hende Ortsmitte zu einem urbanen, multifunk­ tionalen Zentrum weiterzuentwickeln. Ganz anders ist die Situation von Kleinstädten rund um die Ballungszentren, wie beispielswei­ se München, Nürnberg, Regensburg oder Ingol­ stadt. Der hohe Wachstumsdruck führt zu hoher Nachfrage, insbesondere von Wohnraum in den suburban gelegenen Kleinstädten. Das Einwoh­ ner- und Flächenwachstum ist hoch. Die beson­ dere Herausforderung liegt darin, dem Wachs­ tum eine zukunftsfähige städtebauliche Ordnung zu geben. Damit einher geht in der Regel ein Klärungsprozess, welche Rolle die Kommune jenseits des Wohnentlastungsstandortes für die Kernstadt übernehmen will. Das durch den Ein­ wohnerzuwachs verursachte Flächenwachstum hat die – oft dörfliche – städtebauliche Grundstruktur überformt und zur Folge, dass vielen dieser Stadtrand-Kleinstädte eine städtebauliche Mitte fehlt, in der Funktionen gebündelt sind und mit der sich die Bewohner identifizieren. In die­ sen Kommunen können neue Ortsmitten die städtebauliche Antwort sein. Tirschenreuth, Innenstadt Mit der Neugestaltung des Stadtteiches als innenstadtnaher Erholungsbereich sowie der Umgestaltung des zentralen Marktplatzes (siehe unten) konnte die Stadt Tirschenreuth Praxisbeispiel: Schaffung „Neuen Mitte“ in Karlsfeld attraktive Aufenthaltsräume für ihre Bürgerinnen und Bürger schaffen Die Einwohnerzahl von Karlsfeld im Landkreis Dachau ist zwischen 1970 und 2019 um 80 % gestiegen. Weil der Stadt ein identifizierbares Zentrum fehlte, hat Karlsfeld als Scharnier zwischen dem Altort und einer neu geschaffenen Wohnsiedlung im Jahr 2016 eine „Neue Mitte“ realisiert. Dort sind neben einem Marktplatz als Begegnungsraum, auch Einzelhandel, eine Gaststätte und ein Kindergarten entstanden. Der sehr urban wirkende Entwurf nimmt Bezug auf die in der Nachbarschaft entstandenen Neubauten. Praxisbeispiel: Transformation der Alten Mitte in Tirschenreuth Der Einzelhandel am prägnanten, historischen Marktplatz – 45 m breit und 230 m lang – kämpfte seit Anfang der 2000er Jahre um seine Wettbewerbsfähigkeit. Da entschied der Stadtrat, nach erheblichem Widerstand durch einen Bürgerent­ scheid bestätigt, die umfassende Umgestaltung des Marktplatzes. Aus einem vom (ruhenden) Verkehr geprägten Raum wurde ein attraktiver Aufenthaltsort mit Promenade in seiner Mitte. Diese Neuposi­ tionierung hat einen zentralen Begegnungsraum für die Stadtbevölkerung und einen attraktiven Rahmen für Einkauf und Gastronomie geschaf­ fen. Ergänzt wird diese Zentrenstärkung durch hochwertige Wohnangebote im Neu- und Altbau in unmittelbarer Nähe, durch ein Museumsquar­ tier und die fußläufige Erschließung einer Teich­ landschaft als Erholungsraum. Mit der Integra­ tion der Neuansiedlung einer Außenstelle der Hochschule Nürnberg im Fach Soziale Arbeit im Altbauquartier erfolgt eine weitere Belebung, die den Eindruck einer spezifischen Kleinstadt-Urba­ nität vermittelt. 3 40 Mittelstadt Bayern verfügt über 66 Mittelstädte mit 20.000 bis 100.000 Einwohnern, die sich hälftig auf den ländlichen Raum und den Verdichtungsraum verteilen. Die Einwohnerentwicklung der Mittelstädte liegt über dem bayerischen Durch­ schnitt. Besonders günstige Entwicklungen weisen die neun großen Mittel­ städte mit über 50.000 Einwohnern auf. Mittelstädte als attraktiver Kompromiss zwischen Überschaubarkeit und urbaner Dichte Bayreuth, St. Georgen Die Stadt Bayreuth hat für den Stadtteil Stadtstrukturell sind Mittelstädte nicht so stark auf das Zentrum ausgerich­ tet und von dessen Impulswirkung nicht so abhängig wie die Kleinstadt von ihrer Ortsmitte. Gleichzeitig sind die Stadtstrukturen der Mittelstadt nicht so komplex ausdifferenziert in Stadtteile oder auch Zentrenhierarchien wie in Großstädten. Viele mittelgroße Städte verbinden für ihre Bewohner in attrak­ tiver Form Überschaubarkeit und Nachbarschaft mit urbaner Bündelung und Funktionsdichte. Befragungen belegen, dass die Wohnzufriedenheit in diesem Stadttyp hoch ist. Dies liegt unter anderem auch daran, dass sich viele Mittel­ stadt-Bewohner Wohneigentum leisten können. Auch die günstige wirtschaft­ liche Lage mit wachsender Anzahl von Arbeitsplätzen in bayerischen Mittel­ städten steigert deren Attraktivität. St. Georgen einen Rahmenplan mit Darstellung von Entwicklungsschwerpunkten erstellt Lebendige Nebenzentren sichern die Anziehungskraft der Mittelstadt Die städtebauliche Herausforderung für Mittelstädte liegt also gerade darin, überschaubare Stadtstrukturen zu schaffen, die gleichzeitig urbane Funktions­ dichte gewährleisten. Dies kann insbesondere dann gelingen, wenn neben ei­ ner lebendigen City nutzungsgemischte Nebenzentren entwickelt werden, die dem Bewohnerinteresse nach überschaubarer Urbanität entgegenkommen. Viele Mittelstädte in Bayern haben die Investitionsimpulse und Flächenpoten­ ziale der jüngeren Vergangenheit zur Weiterentwicklung von Nebenzentren genutzt. Bei einem Teil davon handelt es sich um Stadterneuerungsprojekte, in deren Rahmen Bestandsquartiere zu attraktiven Subzentren weiter quali­ fiziert werden. Diese Qualifizierung nimmt viel Zeit in Anspruch, weil sie nur in enger Kooperation mit Eigentümern gelingt und teilweise Grundstücksneu­ ordnungen erfordert. Der Wachstumsdruck in vielen Mittelstädten führt aber auch dazu, dass neue Stadtteile – häufig durch Umnutzung von Brachflächen – entstehen. Den Planungen für diese neuen Stadtviertel ist der Anspruch zu entnehmen, nicht nur Wohnquartiere, sondern auch nutzungsgemischte Are­ ale zu entwickeln. Praxisbeispiel: Qualifizierung eines Nebenzentrums im Bestand – Bayreuth St. Georgen mit Wohnsiedlung „Insel“ Das Zentrum des Bayreuther Stadtteils St. Georgen ist von einem weitgehend erhaltenen, barocken Straßenmarkt geprägt. In Nachbarschaft dazu haben sich Anfang des 20. Jahrhunderts Industrieunternehmen angesiedelt. In der Folge wurden für deren Arbeiter in den 1930er Jahren Einfachstwohnungen in der Wohnsiedlung „Insel“ zwischen dem Straßenmarkt und den Industrieunterneh­ men, errichtet. Die Industrieareale fielen in den 1990er Jahren brach und die 273 Wohnungen im Eigentum der städtischen Wohnungsgesellschaft waren sanierungsbedürftig. Anfang der 2000er Jahre entwarf die Stadt Bayreuth ei­ nen umfassenden Erneuerungsprozess, bei dem die Wohnsiedlung innerhalb von 15 Jahren durch Sanierung sowie Rück- und Neubau ein völlig neues Ge­ sicht erhalten hat. Eine Reduzierung der Wohneinheiten schaffte großzügiges wohnungsnahes Grün, zwei kleine Parkanlagen entstanden auf ehemaligen Siedlungsstruktur in Bayern 41 Industrienutzungen, in die alte Schokofabrik zog ein selbst organisiertes Kulturzentrum mit Skaterhalle ein. Die Auf­ enthaltsqualität des barocken Straßenmarktes wurde ver­ bessert und Eigentümer durch finanzielle Förderung an­ geregt, in die historische Bausubstanz zu investieren. Mit Einsatz der kommunalen Wirtschaftsförderung konnte der Standort für Einzelhandel und Kleingewerbe gesichert wer­ den. Auf der Basis eines integrierten Konzeptes ist es in St. Georgen gelungen, ehemals wenig verbundene Industrieund Wohngebiete mit einem barock geprägten Quartier zu einem nachgefragten, nutzungsgemischten Wohnstand­ ort weiterzuentwickeln. Praxisbeispiel: Neubau eines neuen Stadtviertels als Nebenzentrum – Landsberg am Lech Von der Innenstadt von Landsberg am Lech durch den Fluss getrennt, wur­ den auf einem Industrieareal von 5,7 ha ehemals Papier geschürft, danach über 100 Jahre Landmaschinen gebaut. Seit Aufgabe der letzten indus­ triellen Nutzung 2011 plant die Stadt mit einem Investor „urbanes Leben am Papierbach“. 16 Wettbewerbsverfahren haben unter intensiver Beteiligung der Bürgerschaft zu einem Konzept geführt, das mit 600 Wohneinheiten, Nah­ versorgung, Gewerbe, einem Boardinghaus und zwei Kindertagesstätten ein nutzungsgemischtes Stadtquartier zum Ziel hat. Multimodale Mobilitätsange­ bote und ressourcenschonende Energieversorgung leisten einen zeitgemäßen Beitrag zum Klimaschutz. Das Quartier am Papierbach, seit 2018 im Bau, wird in Zukunft durch eine Rad- und Fußgängerbrücke mit der historischen Altstadt von Landsberg verbunden. Das moderne nutzungsgemischte Stadtviertel er­ gänzt neue Angebotsformen urbanen Lebens in der von starkem Wachstum geprägten Mittelstadt. Landsberg am Lech, Quartier am Papierbach In den Visualisierungen sind die Ideen für das neue Stadtquartier in Landsberg am Lech dar­ gestellt. Im Baufeld A1 (siehe unten) soll ein Gebäude als markanter Kopfbau mit sieben Geschossen und einem zweigeschossigen Zwischenbau entstehen. Darin sollen 14 Woh­ nungen, zwei Gewerbeeinheiten sowie die Energiezentrale, welche künftig das gesamte Quartier mit Wärme versorgt, untergebracht werden. Im nördlichen Abschnitt des Bau­ feldes werden weitere 48 Wohnungen und 9 Gewerbeeinheiten entwickelt. 3 42 Großstadt Augsburg, Sheridan Kaserne Mit den Ergebnissen einer Bürgerwerkstatt wurde der Prozess zur Umnutzung des ehemaligen, ca. 70 ha großen Militärareals Während die acht Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern, davon München und Nürnberg mit mehr als 500.000 Einwohnern, noch bis in das Jahr 2000 deutlich an Einwohnern verloren haben, konnten sie in den vergangenen Jahren, insbesondere seit 2010, ein besonders starkes Wachstum verzeichnen. So stieg die Zahl der Einwohner zwischen 2010 und 2019 beispielsweise in Regensburg um mehr als 12 % und die Arbeitsplätze in Ingolstadt um mehr als 30 %. Heute lebt knapp ein Viertel der Bevölkerung in den bayerischen Großstädten. Mit der spezifischen Dichte, der engen Vernetzung mit dem Umland und der Konzentra­ tion von fachlichen wie wirtschaftlichen Mitteln bestehen hohe Potenziale, neue innovative Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen. in der Stadt Augsburg eingeleitet Das obere Luftbild zeigt die Bebauung im Jahr 2005, auf dem unteren Foto ist die Bebauung im Jahr 2020 dargestellt Mit Blick auf das anhaltende Wachstum ist es eine besondere Herausforde­ rung, bezahlbaren Wohnraum in Städten zu schaffen, in denen kaum noch un­ bebaute Flächen zur Verfügung stehen und Flächenbedarfe und Kapitalinteres­ sen miteinander konkurrieren. Kreativität bei der Umnutzung und Nachverdichtung Flächenbedarfe können in den Großstädten fast nur noch durch Umnutzung und erhöhte Nutzungsdichte gedeckt werden. Im Hinblick auf Umnutzungs­ potenziale boten die Umstrukturierungsprozesse bei der Bundeswehr und der Abzug der alliierten Streitkräfte in den letzten 30 Jahren große Flächen­ potenziale durch Konversion ehemals militärisch genutzter Flächen. Nahezu jede bayerische Großstadt hat davon profitiert, ebenso von der Auf­ gabe von Güterarealen, Gleisen und teilweise Bahnhöfen der Deutschen Bahn. Diese Umstrukturierungsprozesse sind aber nahezu abgeschlossen. Siedlungsstruktur in Bayern 43 In Zukunft werden Umnutzungen gewerblich und industriell genutzter Flächen konsequen­ ter auf den Prüfstand zu stellen sein. Die Umnutzungsaufgabe wird mühsamer und kleinteiliger. Ebenso mühsam und kleinteilig ist die Suche nach Nachverdichtungspoten­ zialen: Welche Nutzungen sind ergänzbar durch Aufsto­ ckung von einstöckigen Einzelhandelsbauten? Welche Zusatzflächen sind durch Überbauung von Parkplätzen erschließbar? Vertragen Wohn­ siedlungen der Nachkriegszeit Ergänzungs­ bauten oder Aufstockung? Flächenpotenziale sind ggf. auch erschließbar durch eine andere Organisation der Nutzung. So wird in der Res­ trukturierung von industrieller Produk­ tion auf mehreren Stockwerken schon lange eine große Chance für „urbane Produktion“ gesehen. Dafür finden sich aber bislang nur wenige Beispiele. Flächen sind aber auch da erschließbar, wo dem PKW weni­ ger Platz eingeräumt wird. München, Schwabinger Tor Die Gewerbekonversion mit fast 5 ha wurde über einen städtebaulichen Wettbewerb wei­ terentwickelt und ein gemischtes Quartier mit Die bei Neubauvorhaben zunehmend eingesetzten Mobilitätskonzepte als Kom­ pensation für Stellplatznachweise können Stellplatzflächen erheblich reduzieren, die dann wiederum für eine produktivere Flächennutzung zur Verfügung stehen. Statt großer Umnutzungspotenziale sind in der Großstadt für die Zukunft also eher kleinteilige Strategien der Nachverdichtung zu erwarten. Die städtebau­ lich-funktionalen Fehler, die man in den 1960er und 70er Jahren gemacht hat, als man „Urbanität durch Dichte“ zum Leitbild erhob, müssen bei heutigen Nach­ verdichtungsansätzen natürlich vermieden werden. einer dichten Bauweise (GFZ 2,8) realisiert München, Wohnen am Dantebad Durch die Überbauung eines öffentlichen Parkplatzes konnten in München 100 zusätz­ liche Wohnungen geschaffen werden Praxisbeispiel: Verdichtung durch Überbauung eines öffentlichen Parkplatzes Flächenpotenziale im dichten Gebäudebestand zu erschließen, erfordert Krea­ tivität. Am Münchner Dantebad wurde eine bereits versiegelte Fläche doppelt genutzt. Auf einem 4.200 m² großen Parkplatzareal wurde ein knapp 110 m lan­ ger und rund 12 m tiefer viergeschossiger Holzhybridbau mit einer nach Süden orientierten Laubengangerschließung auf Ständern erstellt. 100 Wohnungen entstanden und 107 von ehemals 111 Stellplätzen blieben erhalten. Das Haus berührt den Grund nur mit zwei Treppenhäusern und den beiden Kopfbauten mit Technik- und Lagerräumen. Nürnberg, Nachverdichtung Im Rahmen der Aufstockung eines inner­ städtischen, teilzerstörten Mehrfamilien­ hauses wurde auch ein integrierter urban Rooftop Garden geschaffen 3 44 Praxisbeispiele Vom Konzept zur Umsetzung Praxisbeispiele Gute Beispiele können kommunalen Praktikern aus Verwaltung und Politik hilf­ reiche Anregungen für städtebauliche Problemlösungen liefern. Das folgende Kapitel enthält daher Praxisansätze aus 20 bayerischen Kommunen oder inter­ kommunalen Kooperationen, in denen jeweils spezifische Aufgabenstellungen des Städtebaus beispielhaft gelöst wurden. Diese Aufgabenstellungen nehmen Bezug auf die Vielfalt der Themen aus Kapitel 2 und reichen von der Innenent­ wicklung über die Digitalisierung bis zur Mobilität. Die Auswahl der Beispielkommunen berücksichtigt Groß-, Mittel- und Kleinstäd­ te, aber auch Landgemeinden. Sie liegen im ländlichen Raum und im Verdich­ tungsraum und verteilt über alle Regierungsbezirke. In der Regel werden die kommunalen Praxisansätze auf zwei Seiten vorgestellt und ihre Erfahrungen wenn möglich in einem Schaubild verdeutlicht. Die Dokumentation von drei Ge­ meinden – Buch am Erlbach, Freyung und Schweinfurt – erfolgt ausführlicher, weil sie umfassendes Material für die Vorstellung integrierter Städtebaustrate­ gien über einen längeren Zeitraum bieten. Die ausführliche Praxisdokumenta­ tion hat zum Ziel, Anregungen aus Kommunen in Bayern für den Erfahrungs­ transfer bzw. auch zur Weiterentwicklung aufzuzeigen. 45 4 46 Buch am Erlbach Demografiegerechte Ortsentwicklung Ein Integriertes Entwicklungskonzept schafft die Grundlage Ländlicher Raum Grundzentrum Einwohner (2019): 3.980 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: + 23,3 % Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm In räumlicher Nähe zum Verdichtungsraum München und zur Stadt Landshut gelegen, muss Buch am Erlbach trotz eines Einwohnerwachstums dem demo­ grafischen Wandel begegnen. Viele junge Menschen aus der Altersgruppe 18 bis 25 Jahre wandern ab, Wanderungsgewinne gibt es vor allem bei älteren Ge­ nerationen. Die Folge: Die Bedarfe an altersgerechtem Wohnraum nehmen zu, während gleichzeitig der Rückgang der jüngeren Bevölkerung die Tragfähigkeit von Bildungseinrichtungen gefährdet. Die Gemeinde entschied sich 2012, unter intensiver Bürgerbeteiligung, das Integrierte Entwicklungskonzept „Demografiegerechtes Buch am Erlbach“ zu erarbeiten. In einer Auftaktveranstaltung, zwei Zukunftskonferenzen, zwei Orts­ spaziergängen, einem Runden Tisch und zwei Expertenrunden waren die Bür­ gerinnen und Bürger aufgefordert, die Zukunft von Buch am Erlbach aktiv mit­ zugestalten und machten davon intensiv Gebrauch. Dabei wurde klar, dass die unterschiedlich strukturierten Teilräume der Gemeinde passgenaue Strate­gien erfordern. Beispielhaft wurden drei Strukturtypen detailliert betrachtet, deren Defizite ermittelt und – darauf aufbauend – Ziele und Maßnahmen definiert: Im Ortskern von Buch am Erlbach, der sich entlang der Hauptstraße entwickelt hat, konzentrieren sich Einzelhandels-, Gastronomie- und Gesundheitsangebote. Auch Schule, Kindergarten, Seniorenzentrum und Sportanlagen liegen in unmit­ telbare Nähe zur Hauptstraße. Allerdings gibt es keine wahrnehmbare Ortsmitte und es mangelt an öffentlichen Begegnungsorten. Das Entwicklungsziel lautet daher: Die Gemeinde benötigt eine barrierearme, soziale und kommunikative Mitte mit Begegnungsorten hoher Aufenthaltsqualität für alle Menschen. Auch um die Versorgungsangebote zu halten, sollte sich die bauliche Entwicklung in Zukunft auf den Ortskern konzentrieren und wichtige Gebäude und Grünstruk­ turen gesichert werden. Die Einfamilienhaussiedlung am Einberg wurde in den 1970er Jahren er­ richtet, unweit vom Ortskern entfernt. Die Bausubstanz ist in energetischer, struktureller und funktionaler Hinsicht nicht mehr zeitgemäß. Die Gemeinde Praxisbeispiele Buch am Erlbach – Demografiegerechte Ortsentwicklung 47 Unsere strategische Antwort auf den demografischen Wandel in unserer Landgemeinde lautet: Integrierte und flexible Lösungen umsetzen. Konkret heißt das u.a.: neue Wohnformen, lebendige Ortsmitte, Generationspark, MINT-Werkstätten in der Grundschule. Franz Göbl, Erster Bürgermeister a. D., Buch am Erlbach hat sich entschieden, den Generationswechsel zu unterstützen. Einzelnen Ei­ gentümern vermittelt sie daher Anregungen, Häuser zu teilen und barrierefrei zu gestalten. Eine Umzugsbörse soll helfen, altersgerechte Wohnalternati­ ven in Buch am Erlbach zu finden. Kaufinteressenten „lockt“ die Gemeinde, indem sie Erschließungsstraßen saniert und bislang fehlende öffentliche Räu­ me zur Begegnung plant. Holzen ist ein Weiler im Außenbereich mit zwei landwirtschaftlichen Betrie­ ben ohne Infrastrukturangebote. Um die Kirche St. Michael gruppieren sich die Hofstellen mit fünf Wohnhäusern. Einzelne Gebäude stehen leer bzw. sind ab­ bruchreif. Ziel ist die Bestandssicherung des Weilers unter Berücksichtigung der betrieblichen Belange und der Vermeidung weiterer baulicher Entwick­lungen über die Ortsränder hinaus. Gestalterische Maßnahmen – beispiels­weise im Bereich der denkmalgeschützten Kirche – könnten das Ortsbild aufwerten und sinnvoll abrunden. Lage des Ortskerns, der Eigenheimsiedlung am Einberg und des Weilers Holzen, für die das Integrierte Entwicklungskonzept Ziele und Maßnahmen formuliert Ortskern Ziele • städtebauliche und verkehrliche Neuordnung • Entwicklung einer erlebbaren Ortsmitte • Aktivierung der Baupotenzialflächen für diverse Wohntypen und Mischnutzungen, Nachverdichtung in „zweiter Reihe“ • Sicherung wichtiger Gebäude- und Grünstrukturen Maßnahmen • Errichtung eines Generationenparks • Straßenumgestaltung der oberen und unteren Hauptstraße • Schaffung einer neuen Ortsmitte Wohnsiedlung am Einberg Ziele • Privater Bereich: Anpassung von Wohngebäuden und Nachverdichtung • Öffentlicher Bereich: u.a. Erneuerung der Verkehrsinfrastruktur (kurzfristig), Neuschaffung von Wege­verbindungen (mittelfristig), Schaffung eines zentralen Platzes (langfristig) Maßnahmen • Privater Bereich: Beratung von Eigentümern • Öffentlicher Bereich: Instandsetzung und barrierefreier Ausbau des Straßenraumes Weiler Holzen Ziele • Bestandssicherung unter Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Belange • Aufwertung des Ortsbildes Maßnahmen • gestalterische Maßnahmen im Bereich der Kirche und an den Ortsrändern 4 48 Demografiegerechtes Buch am Erlbach Seitdem das Integrierte Entwicklungskonzept 2013 fertig gestellt wurde, arbeiten Politik, Verwaltung und Bürgerschaft an seiner Umsetzung. Beispiel­ haft werden hier vier Maßnahmen beschrieben, die sich strategiekonform im Bereich des Ortskerns konzentrieren. Wohnen im Wandel – Buch am Erlbach braucht demografiegerechte Bauleitplanung Entwurf der Wettbewerbsgewinner Eberhard von Angerer, Büro für Architektur und Stadtplanung + HinnenthalSchaar Landschaftsarchitekten, München Eine wichtige Erkenntnis des Integrierten Entwicklungskonzeptes lag darin, dass in Zukunft ein vielfältigeres Angebot an Wohnformen benötigt wird. Es soll­ te möglichst bereits über die Neuausweisung von Baugrundstücken eine hohe Flexibilität sichergestellt, gleichzeitig aber auch Wohnangebote für umzugswil­ lige ältere Personen aus dem Einfamilienhausgebiet am Einberg geschaffen werden. Die Gemeinde hat daher einen städtebaulichen und landschaftspla­ nerischen Realisierungswettbewerb für ein 6 ha großes, zentrumsnahes Areal ausgelobt. Ziel war es, Wohnungsangebote zu schaffen, die sich den Änderun­ gen im Lebenszyklus der Bewohner anpassen können. Gewünscht war auch ein städtebauliches Umfeld, das Begegnungs- und Aufenthaltsbereiche für ver­ schiedene Altersgruppen bietet und trotz der anspruchsvollen Topographie auch Bewohnern mit Mobilitätseinschränkungen eine gute Vernetzung innerhalb des Quartiers und mit dem Ortszentrum ermöglicht. Praxisbeispiele Buch am Erlbach – Demografiegerechte Ortsentwicklung 49 Der Entwurf des Wettbewerbsgewinners hat die Vorgaben beispielhaft aufge­ griffen: Parallel zu einer großzügigen Grünfläche als Zäsur zum Altort ist eine Haupterschließung ausgebildet, an die sich nach Norden Stiche anfügen. Weil die Straßen an den Verknüpfungen jeweils versetzt sind, entstehen räumliche Teilabschnitte mit kleinen Plätzen, die über Treffpunkte mit Spielplätzen mit­ einander verbunden sind und gleichzeitig den Zugang zum Grün herstellen. Die Wohngruppen setzen sich jeweils aus verschiedenen Wohnungs- und Haus­ typen zusammen, was eine gute Mischung von Generationen erwarten lässt. Bauliche Ergänzungen oder Nachverdichtungen sind ebenso möglich wie späte­ re Teilungen, wenn z. B. die Kinder ausgezogen sind. Das Grundkonzept wurde weiterentwickelt, in einen Bebauungsplan überführt und baulich umgesetzt. Genossenschaft schafft Mehrgenerationenwohnen In Ergänzung zum städtebaulichen Konzept wurde ein genossenschaftliches Trägermodell zum Mehrgenerationenwohnen initiiert. Mit einer überregio­ nalen, im ländlichen Raum tätigen Genossenschaft wurde eine Wohnan­ lage mit drei Baukörpern um einen Wohnhof errichtet. Das Wohnungsangebot umfasst Single-Apartments, 2- bis 3-Zimmer-Wohnungen und großzügige 4- bis 5-Zimmer-Familienwohnungen im geförderten und frei finanzierten Wohnungsbau. Dieser Wohnungsmix ist so konzipiert, dass Wohnangebote für verschiedene Lebensphasen und verschiedene Haushaltstypen vorgehalten werden, ein­ schließlich attraktiver Wohnmöglichkeiten für Eigentümer aus dem Einfamili­ enhausgebiet am Einberg. Zusätzlich bietet die Wohnanlage gemeinschaftliche Nutzflächen wie einen Gemeinschaftsraum und Garten. Mit dem Mehrgenerationenwohnen „Gastorfer Straße“ setzte die MARO Genossenschaft für selbstbestimmtes und nachbarschaftliches Wohnen eG 26 genossenschaftliche Mietwoh­ nungen in verschiedenen Wohnungsgrößen (1 – 5 Zimmer), davon 16 EOF-geförderte Miet­ wohnungen (EOF = Einkommensorientierte Förderung), um Impulsprojekt Generationenpark – vom Parkplatz zur Freianlage für Jung und Alt Ein attraktiver Ortskern braucht öffentliche Begegnungsorte für alle Genera­ tionen. An einem im Zentrum gelegenen Seniorenzentrum wurde daher mit Unterstützung aus dem Bayerischen Städtebauförderprogramm ein bisher als Mitarbeiterparkplatz genutztes Gelände in Wert gesetzt. Durch eine Neu­ ordnung der Stellplätze wurde Freiraum für eine kleine Parkanlage gewonnen. Der Holzhäuselner Graben, der zuvor am Rand des Grundstücks verlaufende und teilweise verrohrte Bachlauf, wurde mäandrierend durch die neue Anlage verlegt und als zentrales Gestaltungselement genutzt. Gefasst von zwei neuen 4 50 Ein attraktiver Begegnungsort im Zentrum Buch am Erlbachs – der Generationenpark Brücken, bildet ein Aufenthaltsbereich den Mittelpunkt der Parkanlage. Die fla­ che Uferzone ermöglicht den Zugang zum Wasser. Mit dem neuen Generationenpark und 15 Infosäulen entlang der Wege, die die Geschichte des Ortes beschreiben und bei Nacht gleichzeitig die Parkanlage beleuchten, besitzt Buch am Erlbach seit 2014 ein Aufenthaltsangebot im Zen­ trum, das die generationenübergreifende Begegnung der Bürgerschaft weiter befördert. „MINT-Werkstatt “ in der Grund- und Mittelschule Buch am Erlbach Gute Bildung ist ein wichtiges Ansiedlungsmotiv von Eltern mit Kindern. Mit der 2014 gestarteten und ehrenamtlich betriebenen MINT-Werkstatt ergänzt Buch am Erlbach bestehende Bildungsangebote und kommt dem Ansatz der demografiegerechten Gemeindeentwicklung sowie der Vermittlung von digi­ talen Technologien nach. Einmal im Monat können Kinder und Jugendliche in den Bereichen der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) mit beispielsweise kleinen Robotern oder 3D-Druckern experimentie­ ren und Projekte entwickeln. Die MINT-Werkstatt findet jeden dritten Samstag im Monat statt und erfreut sich mit bis zu 60 Teilnehmern einer großen Beliebtheit. Sie wird durch das gro­ ße ehrenamtliche Engagement Einzelner ermöglicht. Das ist ein Beleg dafür, wie vital kleine Gemeinden im ländlichen Raum sind. Praxisbeispiele Buch am Erlbach – Demografiegerechte Ortsentwicklung 51 Von Buch am Erlbach lernen: Bestandserneuerung und Wohnungsneubau im System entwickeln! Anstatt Wohnflächen für Einfamilienhäuser auszuweisen, verbindet Buch am Erlbach systematisch Bestandserneuerung und Wohnungsneubau. älteres Einfamilienhausgebiet „Empty nesters“ Beratung durch Kommune Erwerb Verkauf Umbau Schaffung differenzierter Wohnangebote im Neubau  urch Beratung werden in den D 1970er Jahre-Eigenheim-Sied­ lungen die kleiner und älter ge­ wordenen Eigentümerhaushalte davon überzeugt, dass je nach Situation, eine bauliche Anpas­ sung ihres Hauses oder ein Um­ zug in der Gemeinde eine echte Alternative sein kann.  urch ein neues Baugebiet am D Rande des Ortskerns sowie Angebote barrierefreier, genos­ senschaftlicher Mietwohnungen und weiterer vielfältiger Mietund Eigentumswohnungsmodel­ le wird ein Umzug attraktiv. Die Beratung jüngerer und grö­ ßerer Haushalte mit Interesse an einem Einfamilienhaus dient wiederum dazu, Erwerber für die Bestandsgebäude oder Teile von ihnen zu gewinnen und den älteren Eigentümern eine Verän­ derung zu ermöglichen. 4 52 Greifenberg Neues Wohnen auf dem Land Greifenberg – eine dynamische Gemeinde in attraktiver Lage Seit dem Ende der 1980er Jahre ist die Einwohnerzahl Greifenbergs um mehr als 80 % gewachsen. Ausschlaggebend war die Lagegunst der Gemeinde 40 km westlich von München. Die Siedlungsstruktur ist mit mehr als 90 % aller Wohngebäude von Ein- oder Zweifamilienhäusern geprägt. An bezahlbarem Wohnraum, kleineren Wohnungen und flexibel nutzbaren, auch barrierefreien Wohneinheiten fehlt es. Ländlicher Raum Ohne zentralörtliche Einstufung Einwohner (2019): ca. 2.260 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: ca. + 21,1 % Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm (Interkommunale Kooperation „Ammersee Nord-West“) Lageplan Hofhäuser – ein privates Projekt mit Innovationskraft Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt „Hofhäuser Greifenberg“ von einem privaten Bauherrn im Jahr 2012 auf einem ursprünglich zur Errichtung eines Ein­ familienhauses vorgesehenen, 1.000 m² großen Grundstücks entwickelt. Das Hofhaus-Ensemble setzt einerseits städtebaulich einen neuen, attraktiven Ak­ zent und hat gleichzeitig das Wohnangebot im Ort erweitert, indem es gemein­ schaftsfördernden Wohnraum für unterschiedliche Haushaltstypen und Alters­ gruppen bereitstellt. Drei Wohnhäuser mit einer Nutzfläche von insgesamt 540 m² gruppieren sich um einen gemeinschaftlich genutzten Innenhof. Dieser erfüllt nicht nur Erschlie­ ßungsfunktionen sondern ist gleichzeitig Aufenthalts- und Kommunikationsort. Durch eine geschickte Anordnung der dreigeschossigen Gebäude verfügen alle Häuser rückseitig über geschützte Rückzugsräume mit Loggien und Terrassen. Verglichen mit einem freistehenden Einfamilienhaus ist der Aufwand für die Er­ schließung der Gebäude relativ gering. Das Sockelgeschoss als Flexibilitätsreserve Die in leichter Hanglage in Massivholzbauweise errichteten, energieeffizien­ ten Hofhäuser ruhen jeweils auf einem massiven, flexibel nutzbaren Sockelge­ schoss. Neben der Diele mit Eingang und Treppe zu den oberen beiden Ebenen befindet sich im Sockel jedes Hauses eine Ausbauoption von etwa 30 m². Sie steht je nach Bedarf für ergänzende Nutzungen, wie beispielsweise Home-­ Praxisbeispiele Greifenberg – Neues Wohnen auf dem Land 53 4 Office oder als barrierefreie Einliegerwohnung zur Verfügung und trägt damit zur Anpassungsfähigkeit für unterschiedliche Nutzergruppen oder auch über mehrere Lebensphasen bei. In der Praxis hat sich dieses Konzepts als tragfähig erwiesen. In den ersten Jahren hat sich das Gebäudeensemble bereits in meh­ reren unterschiedlichen Mieter- und Haushaltskonstellationen bewährt. Nachverdichtung eines gewachsenen Einfamilienhausgebietes Damit das Vorhaben einen Beitrag zur Nachverdichtung in einem gewachse­ nen Wohngebiet leisten konnte, hat der Gemeinderat eine Abweichung vom Bebauungsplan beschlossen, u.a. hinsichtlich der internen Abstandsflächen der Gebäudekörper. Durch die Gebäudetypologie oberbayerischer Dörfer und die Verwendung regio­ naltypischer Baumaterialen fügt sich das Ensemble trotz des experimentellen Charakters und seiner Dichte gut in das Ortsbild ein. Aufgrund der flächen- und ressourcensparenden Bauweise, der flexiblen Nutzungsmöglichkeiten und der Verbindung von gemeinschaftsfördernden Frei- und privaten Rückzugräumen kann der Ansatz der Hofhäuser speziell in kleineren ländlichen Gemeinden zu einem zukunftsweisenden, vielfältigeren Wohnangebot beitragen. In dem derzeit in der Erarbeitung befindlichen interkommunalen Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept der Gemeinde Greifenberg kommt der Entwicklung vielfältiger Wohnangebote für unterschiedliche Nutzergruppen eine hohe Bedeutung zu. Der Innenhof des Wohnhausensembles dient der Erschließung und kann als Aufenthalts- und Kommunikationsort genutzt werden Systemskizze Hofhäuser Greifenberg Angepasste Nutzungsmöglichkeiten eines Hauses gemeinschaftlicher Innenhof Wohnen + flexible Nutzung gemeinschaftlicher Garten Wohnnutzung Hobby privater Außenbereich Ausbauoption / Flexible Nutzung EG Arbeiten Barrierefreies Wohnen Single Wohnung 54 Steinwald-Allianz und Spiegelau / Frauenau Digitales auf dem Land Steinwald-Allianz Ländlicher Raum Mittelzentrum (Erbendorf, Kemnath, Windischeschen­ bach); Grundzentren (Brand, Ebnath, Neusorg, Pullen­ reuth,Wiesau) keine zentralört­ liche Funktion (Waldershof, Fuchsmühl, Friedenfels, Fal­ kenberg, Reuth b. Erbendorf, Krummennaab, Kastl, Kulmain, Immenreuth) Einwohner (2019): ca. 39.670 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: ca. - 9,3 % Spiegelau / Frauenau: Ländlicher Raum Grundzentren Einwohner (2019): ca. 6.580 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: ca. - 9.7 % Bayerisches und Bund-LänderStädtebauförderungsprogramm Integrierte Ländliche Entwick­ lung, Dorferneuerung Modellprojekt „Digitales Dorf Bayern“ Der Einkauf oder der Arztbesuch sind in peripher gelegenen ländlichen Räumen für Bewohner kleiner Gemeinden häufig mit einem hohen Aufwand verbunden. Wer keinen PKW zur Verfügung hat, muss teilweise erhebliche Einschränk­ungen in Kauf nehmen. Große Hoffnungen werden daher in die Potenziale zunehmen­ der Digitalisierung gesetzt. Im Rahmen der Initiative „Digitales Dorf Bayern“ (www.digitales-dorf.bayern.de) werden digitale Anwendungen zur Verbesserung der Versorgungssituation auf dem Land in fünf Modellprojekten entwickelt und erprobt. Das Pilotprojekt wird über die Bayerische Staatsregierung unter Feder­ führung des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie sowie über die Fraunhofer-Gesellschaft und weitere Partner geför­ dert. Eines der ersten Umsetzungsbeispiele ist der „mobile Dorfladen“ in der Stein­ wald-Allianz. Ziel ist, den altbekannten rollenden Verkaufswagen zu digitalisieren und sein Angebot zu regionalisieren. Mit dem Smart-Phone soll der Kunde aus einem Warenangebot von 400 Produkten wählen können, dessen Lager an ei­ nen bestehenden Dorfladen angegliedert ist. Viele Frische- und Fleischprodukte stammen von Bauernhöfen aus der Region. Die Kombination von Shop- und Warenlogistiksystem soll es ermöglichen, die Fahrten des „mobilen Bauern­ ladens“ so zu optimieren, dass er Verkaufsorte (also Endkunden) und Höfe (also Lieferanten) mit einer Tour abfährt. Zweimal pro Woche werden je drei Touren gefahren und dabei 31 Dörfer und somit mehr als 50 Einwohner und 25 Landwirte erreicht. Waren können an zentralen Haltepunkten abgeholt wer­ den. Neben Alltagsprodukten bietet der Verkaufswagen die Möglichkeit, Bargeld abzuheben. Weitere Dienstleistungen wie Post und Apotheke sollen folgen. Digitalisierung bietet aber auch die Chance, medizinische Versorgung auf dem Land zu sichern, ohne dass der Arzt oder der Patient lange Wege zurücklegen müssen. Bei einem Pilotprojekt „MeDiLand“ in der Pilotregion Spiegelau / Frau­ enau (Niederbayern) berät der Hausarzt mit einer Kamera und audiovisueller Kommunikationssoftware von seiner Praxis aus, wenn die Pflegekraft oder spe­ ziell ausgebildete Arzthelferin den Patienten vor Ort unterstützt. Um derartige Anwendungen zu erweitern, werden in der Pilotregion Hausärzte, Fachärzte und Krankenhäuser digital vernetzt, um regionale Medizinkompetenz für telemedizi­ nische Beratung zu bündeln. Praxisbeispiele Steinwald-Allianz und Spiegelau / Frauenau – Digitales auf dem Land 55 4 Die Entwicklung digitaler Lösungen für eine komfortablere Versorgung in klei­ nen Gemeinden ist erfolgreich, wenn die Bürgerinnen und Bürger eng einge­ bunden werden. Das fördert die Akzeptanz, bindet aber insbesondere auch die lokale Expertise ein. Informationsveranstaltungen, Entwicklerworkshops mit den Menschen vor Ort, Bürgerbefragungen – diese Mitwirkungsinstrumente sind Voraussetzung für gute Ergebnisse. Manchmal sind auch Zwischenschrit­ te hilfreich, um Akzeptanz für den größeren Innovationssprung zu schaffen. Beispiel „DorfBus“ Spiegelau: Mittelfristig soll eine Dorfbus-App die Fahr­ tenkoordination des bedarfsorientierten ÖV-Angebots übernehmen. Vorab wurden aber zur optimierten Streckenführung und Haltestellenauswahl die Bürgerinnen und Bürger in Workshops befragt und das System bewusst ohne App eingeführt, um die Einstiegshürde für die häufig älteren Nutzer ge­ ring zu halten. Demnächst folgt die „DorfBus“-App als Teil eines Gemeindepor­ tals „Dahoam 4.0“ in Spiegelau, das immer mehr Services aus den Bereichen Mobilität, Medizin, Gemeindeverwaltung, Bildung und Wohnen integriert. Nutzeroberfläche der Smartphone-App „Dahoam 4.0“ Das digitalisierte Logistikprinzip des „mobilen Bauernladens“ digitales Netzwerk Warenfluss Geldfluss Verkaufsstelle Erzeuger / Landwirt Grundsortiment bestellte Güter Waren für Dorfladen Bargeld Tourplanung Kommunikation Kassenabgleich Warenkorb Bestellung Kommunikation Bargeldanforderung Anforderung Angebotsübermittlung Kommunikation Zentrale digitale Platform Abgleich Dorfladen / Lager 56 Langenfeld Versorgung auf dem Land Noch vor einigen Jahren mussten die Langenfelder zum nächsten Supermarkt 10 km weit fahren. Die Bäckerei, in der man das Nötigste hatte kaufen kön­ nen, ging insolvent, das Gasthaus stand leer und Banken schlossen ihre Filialen. Der Ortskern wurde zusätzlich durch verlassene Hofstellen beeinträchtigt. Langenfeld nimmt sein Schicksal in die eigene Hand Ländlicher Raum Keine zentralörtliche Funktion Einwohner (2019): ca. 1.060 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: ca. + 5,1 % Bayerisches Städtebau­ förderungsprogramm Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Um dem Versorgungs- und Angebotsdefizit entgegenzuwirken, nahmen die Langenfelder das Heft des Handelns selber in die Hand: Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern und privaten Akteuren ist die Gemeinde zur Unter­ nehmerin geworden und hat mit der „Dorflinde“ und dem „Dorfladen“ zwei Projekte umgesetzt, die mitten im Ort ein vielseitiges und zukunftsfestes Ver­ sorgungsangebot bieten. Das Mehrgenerationenhaus „Dorflinde“ wurde 2006 auf einem verlassenen Hofgrundstück im Ortskern entwickelt. Mit Hilfe von Städtebaufördermitteln, regionalen Sponsoren sowie Geld- und Sachspenden von Bürgerinnen und Bür­ gern und Betrieben wurde die ehemalige Scheune entkernt, saniert und um einen gläsernen Neubau ergänzt. Es entstand ein architektonisch hochwertiger Bau, der Altes und Neues geschickt kombiniert. Die „Dorflinde“ trägt mit ihrem gastronomischen Angebot (auch mit Lieferung nach Hause), Sport-, Integra­ tions- und Bildungsangeboten sowie haushaltsnahen Dienstleistungen zum ge­ sellschaftlichen Miteinander und einer deutlichen Belebung des Dorfkerns bei. Lageplan Die „Dorflinde“ war der Ausgangspunkt für weitere Projekte Die „Dorflinde“ sendete das Signal aus: In Langenfeld tut sich etwas! Dies gab dem Gemeinderat die Zuversicht und den Mut, weitere Projekte im Ortskern zu wagen (ein Neubau für 17 Tagespflegegäste und mit 4 Wohnungen und die Revitalisierung der ehemaligen Gastwirtschaft – beides wird privat betrieben) und erregte die Aufmerksamkeit privater Entwickler (u.a. entstand so ein Bau mit zwölf Einheiten für ambulant betreutes Wohnen). Gemeinsamer Unternehmergeist zur Schaffung des Dorfladens Als die Bäckerei insolvent und damit der letzte Versorger im Ort weggefallen war, bildete sich ein Arbeitskreis mit 20 Freiwilligen, der mit Hilfe professioneller Praxisbeispiele Langenfeld – Versorgung auf dem Land 57 4 Begleitung einen neuen Dorfladen aufbaute. Dabei entwickelte sich ein bei­ spielhafter Unternehmergeist, der schließlich in der Gründung der „Dorfladen Unternehmergesellschaft“ – kurz „Dorfladen Langenfeld UG“ – mündete, in die inzwischen 294 stille Teilhaber Einlagen im Wert von 140.000 € eingebracht haben. Der Arbeitskreis kümmerte sich um die betriebswirtschaftliche Orga­ nisation, mögliche Geld- bzw. Fördergeber, einen Lieferanten für Lebensmittel sowie um Ankauf und Herrichtung einer geeigneten Fläche. Dazu wurden insge­ samt elf mögliche Standorte in Augenschein genommen. Die Wahl fiel auf das Grundstück einer ehemaligen Zimmerei in direkter Nachbarschaft zum Ortskern und guter Zuordnung zu den Siedlungsgebieten. Die meisten Gebäude wurden abgerissen, einige Gebäudeteile konnten jedoch auch hier erhalten und in einen Neubau integriert werden. Dabei galt es, nicht bloß einen Laden mit 600 m² Fläche zu errichten, dessen Betreiberin die Dorfla­ den Langenfeld UG ist, sondern Partner für weitere, räumlich integrierte Ange­ bote mit ins Boot zu holen: So haben VR-Bank und Sparkasse Geldautomaten aufgestellt, es gibt eine DHL-Paketstation und eine Bäckerei mit Café (75 m²) ist eingezogen. Zahlreiche regionale Lieferanten – vom Weingut bis zum Geflügel­ hof – ergänzen das Lebensmittelangebot. Überdies bietet der Dorfladen Mobili­ tätsservices, wie die Lieferung der Einkäufe nach Hause, Abholung der Kunden von zu Hause und eine E- Ladestation. In weiteren Räumlichkeiten, die baulich flexibel gehalten sind und daher schnell an verschiedene Nutzeranforderungen angepasst werden können, wurden eine Arztpraxis (auf 123 m²) und eine Phy­ siotherapie-Praxis (auf 67 m²) integriert. Das Investitionsvolumen betrug insgesamt 1,3 Mio. € für Gebäude und Technik sowie 200.000 € für die Ausstattung des Dorfladens. Für den Dorfladen wurden Städtebauförderungsmittel eingesetzt. Für die Nutzung der anderen Gebäude­ teile erhält die Gemeinde eine Pacht, aus der Rücklagen für spätere Sanierungen gebildet bzw. Teile der Investitionssumme refinanziert werden. Die Vielfalt der Angebote im Dienstleistungszentrum macht den Ort zu mehr als nur einem Nahversorger: Er ist auch Treffpunkt sowie Austausch- und Markt­ platz für die Langenfelder und die Kunden aus den umliegenden Gemeinden. Der Ortskern hat städtebaulich und funktional eine Zukunft bekommen. Es ist gelungen, architektonisch hochwertige Ensembles ohne zusätzliche Flächen­ inanspruchnahme zu schaffen. All diese aufeinander abgestimmten Projekte tragen dazu bei, Langenfeld als lebenswerten Wohnstandort im ländlichen Raum attraktiv zu halten. Projekte und Instrumente zur Stärkung des Ortskerns in Langenfeld Bürger Unternehmen Region Fehlende Nahversorgung Demografischer Wandel Dorfladen (Dienstleistungszentrum) Arbeitskreis Dorfladen · Regionale Akteure gewinnen Kräfte bündeln Weitere Projekte Der Ortskern heute: · Mehrgenerationenhaus „Dorflinde“ · Nahversorgung gesichert – Angebote ergänzt · Tagespflegeplätze · Treffpunkte geschaffen – Leerstände beseitigt · Lokale Unterstützer gewinnen · Gründung einer Unternehmergemeinschaft · Gemeinsam finanzieren! · 40 Ehrenamtliche · Gasthaus · Gemeinsam organisieren! · Kooperationen mit lokalen Unternehmen · Betreutes Wohnen Dorfladen UG · Vielseitiges Aangebot Fehlende Treffpunkte · Mobilitätsservices ergänzt – Auslastung erhöht · Verantwortung geteilt – Gemeinsinn gestärkt Leerstände im Ortskern Politik Verwaltung Investoren Instrumente Bürgerversammlungen / ehrenamtl. Engagement / Fördermittelmanagement 58 Wildpoldsried Ortsentwicklung mit regenerativer Energie In Wildpoldsried im Landkreis Oberallgäu ist bereits heute zu sehen, wie die Energieversorgung kleiner Landgemeinden in der Zukunft aussehen kann. Vor rund 20 Jahren wurde unter dem Motto „W I R Wildpoldsried Innovativ Rich­ tungsweisend“ damit begonnen, die Energieversorgung im gesamten Ort um­ zustellen. Grundlage war ein 1999 mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbei­ tetes ökologisches Gemeindeprofil mit dem Leitziel, bis 2020 den gesamten Energiebedarf für das Dorf regenerativ zu erzeugen. Ländlicher Raum Keine zentralörtliche Funktion Einwohner (2019): 2.570 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: + 6,7 % Bayerisches Städtebau­ förderungsprogramm Einzelförderung Windstütz­ punkt, Förderprogramm BioKli­ ma, PV-Speicher-Programm (Förderprogramme des StMWi) Die ersten Schritte auf diesem Weg bestanden in öffentlichen und privaten Einzelmaßnahmen zur regenerativen Energiegewinnung wie Photovoltaik-, Windkraft- und Biogasanlagen. Mitunter waren auch „zufällige Nebenpro­ dukte“ darunter, wie die „Dorfheizung“: Bei einem öffentlichen Neubau im Ortskern wurde unerwartet ein Keller notwendig und man entschied kurzer­ hand, dort die bereits geplante Biomasseheizung unterzubringen, die mehrere öffentliche Gebäude sowie über 100 Privatwohnungen und fünf Gewerbebe­ triebe versorgt. Mit den Jahren stiegen immer mehr Bürgerinnen und Bürger als Betreiber oder Anteilseigner regenerativer Energiequellen ein, z. B.:  ier Landwirte betreiben Biogasanlagen als GbR oder als Genossenschaft. • V Letztere speist Strom und Wärme ins Netz und versorgt über kleine Block­ heizkraftwerke 14 Anwesen und ein Gewerbegebiet.  nde 2019 waren auf Wildpoldsrieder Dächern insg. ca. 2.300 m² Solarthermie­ • E anlagen bzw. ca. 300 Photovoltaikanlagen mit gesamt 5.376 kWp installiert. • Im Flächennutzungsplan wurden Windkraftstandorte auf einem Höhen­rücken am Ortsrand festgelegt. Zahlreiche Wildpoldsrieder haben Anteile erworben, so dass inzwischen neun Bürgerwindkraftanlagen errichtet wurden.  eizen mit Erdwärme wird in fünf Anlagen im Ort praktiziert und zwei • H Bürger erzeugen Energie mithilfe von Wasserkraft. Inzwischen profitieren auch Wirtschaft und Fremdenverkehr in Wildpoldsried von der Marke Energiedorf. Unternehmen aus dem Kontext der regenerativen Energien siedeln sich gezielt an und es kommen viele Fachtouristen aus aller Welt zu Besuch, um sich über die Entwicklung im Bereich erneuerbarer Ener­ gien (vor allem zur Windenergie) zu informieren, seit Wildpoldsried im August 2012 zu einem (von insgesamt vier) bayerischen Windstützpunkten ernannt wur­ de. Die jährlich ca. 100 internationalen Besuchergruppen übernachten in Wild­ poldsried natürlich CO2-frei im ökologischen Bildungszentrum. Bürgerschaft nutzt und liefert Energie finanziert und betreibt informiert sich und setzt um profitiert (Bildung; Fachtourismus) Maßnahmen Nahwärmenetz Erneuerbare Energieträger Windkraft, Erdwärme, Biogas, Wasserkraft, Photovoltaik, thermische Solaranlagen Energiesparen Energie-Bildung Wirtschaft nutzt und finanziert 30.000 20.000 15.000 10.000 5.000 Biogas 9.995 25.000 Photovoltaik 5.176 Längst ist Wildpoldsried auch zum Forschungsobjekt geworden: Mit dem Pro­ jekt „IRENE“ wur­den bis 2013 ein intelligentes Netz mit Messtechnik und einem sta­tionären Batteriespeicher aufgebaut. Das Folgeprojekt „IREN2“ erforschte die Gewährleistung einer stabilen Stromversorgung trotz der Schwankungen ein­zelner regenerativer Energieträger. 2018 wurde mit dem Forschungsvorha­ ben „Pebbles“ das Verteilnetz so angepasst, dass Lastschwankungen mög­ lichst abgefangen werden. Dies geschieht durch Nutzung einer lokalen Strom­ handelsplattform und durch Verwendung der Blockchain-Technologie. 35.000 Wasserkraft 51 Diese Marke wird auch im Zuge von Neubauten gelebt: So wurde im Neubauge­ biet St. Cyprian-Ost denjenigen Bauherren, die sich für ein Passivhaus entschie­ den, von der Gemeinde 15 € je m² Baugrundstück zurückerstattet. Hier wird wie bei allen Aktivitäten deutlich, dass die Gemeinde nie Zwang ausübt, alle Aktivitäten erfolgen auf Angebotsbasis. MWh Verbrauch insgesamt 6.131 Zusätzlich gab es energieeinsparende Angebote im Ort, z. B. die Thermogra­ fie-Aktion für Hauseigentümer oder die „Pumptauschaktion“, bei der 2009 215 veraltete Heizungspumpen in Privathäusern erneuert wurden. Das ursprüng­ liche Ziel einer 100%ig regenerativen Energieerzeugung wurde bereits 2013 erreicht und inzwischen um ein vielfaches übertroffen: 2018 wurden in Wild­ poldsried 759% der verbrauchten Strommenge aus regenerativen Quellen (Was­ ser- und Windkraft, Photovoltaik und Biomasse) gewonnen! Auf der Grundlage dieses Erfolges entwickelte sich sukzessive eine vielfach preisgekrönte Marke: Das Energiedorf Wildpoldsried. 59 9 Wind-Anlagen 31.324 Praxisbeispiele Wilpoldsried – Ortsentwicklung mit regenerativer Energie 0 Stromverbrauch und -erzeugung aus regenerativen Quellen in Wildpoldsried 2018 Maßnahmen und Zuständigkeiten im Energiedorf Kommune betreibt und nutzt genehmigt (bei Photovoltaik und thermischen Solaranlagen auch: finanziert und betreibt) berät und schafft Anreiz finanziert, betreibt und verkauft Forschungseinrichtung Forschung intelligente Netze, Speicher, Handel nutzt und liefert Erkenntnisse 4 60 Weyarn Mehrgenerationenwohnen am Klosteranger Bürgerbeteiligung und Klosterrevitalisierung als Impulsgeber der Ortsentwicklung Regierungsbezirk Oberbayern Ländlicher Raum Ohne zentralörtliche Einstufung Einwohner (2019): ca. 3.900 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: ca. + 26,7 % Die 30 km südlich von München gelegene Gemeinde Weyarn stand vor der Jahrtausendwende vor schwierigen städtebaulichen und strukturellen Heraus­ forderungen: In zentraler Ortslage befand sich ein aufgelassenener und teils ver­ fallener Klosterkomplex mit Wurzeln aus dem 12. Jahrhundert. Gleichzeitig be­ lastete das Wegbrechen der örtlichen Infrastrukturen und Versorgungsangebote sowie die zunehmende Verkehrsbelastung im Ortsbereich die Wohnqualität. In einem langwierigen, schrittweisen Prozess sind die Herausforderungen konst­ ruktiv als Chance für die Innenentwicklung genutzt worden. Neben modernem Wohnraum für unterschiedliche Lebensphasen wurden auch neue attraktive Infrastrukturangebote geschaffen. Indem der zuvor in Frankfurt beheimatete „Deutsche Orden“ den Großteil des ehemaligen Klosters erwarb, gelang bereits 1998 der erste Schritt zur Wiederbelebung des Ortskerns. Etwa zehn Jahre später reifte die Überle­ gung, den im Gemeindeeigentum befindlichen Klosteranger zu entwickeln, von dem aus die örtliche soziale Infrastruktur fußläufig erreichbar ist. Ein wich­ tiger Erfolgsfaktor dieses Prozesses war das seit 2008 in einer Satzung ver­ ankerte „Weyarner Modell“, einer intensiven Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an politischen Entscheidungsprozessen. Bürgerarbeitskreise planen mit Weil eine Umfrage des Bürgerarbeitskreises „Altersplanung“ den dringenden Bedarf an kleineren, barrierefreien (Geschoss-)Wohnungen aufzeigte, um der Vereinsamung älterer Menschen entgegenzuwirken, entstand bald die Idee ei­ nes Mehrgenerationenprojekts auf dem Klosteranger. Um das Angebot mög­ lichst gut auf die Bedarfe vor Ort zuzuschneiden, wurde neben verschiedenen Bürgerarbeitskreisen auch die Stiftung Liebenau eng in die Planungen der Ge­ bäude und des Freiraums eingebunden. Sie erbringt in Weyarn das gemeinde­ weite Quartiersmanagement mit Schwerpunkt Altenarbeit. Praxisbeispiele Weyarn – Mehrgenerationenwohnen am Klosteranger 61 4 Überblick über das Gesamtvorhaben Supermarkt Klosteranger Generationengarten Streuobstwiese Rosengarten Klostercafé Seminarhof ehemaliger Kräutergarten Karpfenteiche und Färberei Mangfall 62 Mehrgenerationenhaus mit großzügigem Treppenhaus. Der sogenannte „Fletz“ dient auch als verbindender Kommunikationsraum. Das Projekt „Wohnen am Klosteranger“ wurde ab 2014 durch einen regionalen Investor umgesetzt, nachdem dieser mit der behutsamen Sanierung der benach­ barten Klosterbrauerei einen ermutigenden Entwicklungsimpuls für das Areal ge­ setzt hatte. In dem Baudenkmal eröffnete ein Café und mit dem „Bürgergewölbe“ erhielt die Öffentlichkeit einen Veranstaltungsraum für vielfältige Nutzungen. Gesamtkonzept mit differenzierten Wohnangeboten, öffentlichem Grünraum und Nahversorger Insgesamt sind auf der Freifläche von 5 ha 133 Wohneinheiten realisiert wor­ den. Alleine 70 Eigentumswohnungen mit differenzierten Grundrissen und Wohnungsgrößen von 44 m² bis 113 m² befinden sich in Mehrfamilienhäusern mit jeweils zehn barrierefreien Wohneinheiten. Sie befördern die Mischung unterschiedlicher Haushaltstypen und Altersgruppen. Das großzügige und gut belichtete zentrale Treppenhaus der Mehrgenerationenhäuser kann nach dem Vorbild des „Fletz“ – der Diele in alten Bauernhäusern – als Gemeinschaftsraum genutzt werden. 45 weitere Wohneinheiten mit dem Fokus Familienwohnen wurden als Eigentumswohnungen in Reihen- und Doppelhäusern errichtet. Teil­ weise werden die Wohnungen auf dem Mietmarkt angeboten. Die Gebäude sind ebenso wie Rathaus und Kloster an ein Nahwärmenetz angeschlossen, das durch regionale Forstabfälle gespeist wird. Ein autofreier öffentlicher Grünraum inmitten des Areals fällt nach Abschluss der Maßnah­ me zurück an die Gemeinde. Er verbindet mit geschwungenen Wegen u.a. eine Streuobstwiese, einen Generationengarten zum gemeinschaftlichen Gärtnern und Kinderspielplätze. Praxisbeispiele Weyarn – Mehrgenerationenwohnen am Klosteranger 63 4 Ortsentwicklung Weyarn Herausforderung Soziale Vereinsamung älterer Menschen auf dem Land Ausdünnung des Infrastrukturund Versorgungsangebots Intensive Bürgerbeteilgung Strategien und Handlungsansätze Wirkung Quartiersmanagement (Fokus Altenarbeit) Hohe Identifikation der Bürger/innen mit den Vorhaben Leerstand und städtebauliche Missstände im Ortskern Strategien und Maßnahmen Neubauvorhaben auf dem Klosteranger Mehrgenerationenwohn­ häuser, Familienwohnungen, Supermarkt und Grünanlage Lebendiger Ortskern, Wohnangeboten für Generationen und Infrastruktur Sanierung und Revitalisierung historischer Gebäudebestand Generations­ wechsel im Gebäudebestand Behebung städtebaulicher Missstände Der ganzheitliche Planungsansatz wird durch die Ansiedlung eines Super­marktes am Nordrand des Areals vervollständigt, der die Nahversorgung im Ortskern er­ heblich verbessert hat. Indem der Markt in Richtung der Siedlung übergrünt wurde, wird er nicht als städtebaulicher Fremdkörper wahrgenommen. Die Entwicklung im Weyarner Ortskern veranschaulicht, dass großflächige Revitalisierungen einen langen Atem und tragfähige, auf die lokalen Anfor­ derungen angepasste, idealerweise im Schulterschluss mit den Bürgerinnen und Bürgern entwickelte Konzepte erfordern. Neu geschaffene, barrierefreie Wohn­ angebote ermöglichen Älteren, dauerhaft im angestammten Ort zu bleiben. Kirche Sankt Peter und Paul, rechts die sanierte Klosterbrauerei mit Klostercafé und Bürgergewölbe Sammeltaxi (Ridepooling) Rufbus MF Fahrgemeinschaften (Carpooling) kommunales Carsharing Mitfahrbank privates Carsharing Heimenkirch, Wiesenfelden und Freyung Flexibel, geteilt und elektrisch Wer über keinen eigenen Pkw verfügt, hat es im ländlichen Raum in der Re­ gel schwer, flexibel und mit vertretbarem Zeit- und Kostenaufwand zum Ziel zu kommen. Leistungsfähige Mobilitätsangebote zählen daher gerade angesichts der Ausdünnung von Versorgungs- und Infrastrukturangeboten zu den wichtigs­ ten Standortfaktoren, um allen Bevölkerungsgruppen eine angemessene Teilha­ be am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Ländlicher Raum Mittelzentrum (Freyung); Grundzentrum (Heimenkirch) bzw. ohne zentralörtliche Einstufung (Wiesenfelden) Einwohner (2019): Wiesenfelden: ca. 3.780, Freyung: ca. 7.170, Heimenkirch: ca. 3.580 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: Wiesen­felden: ca. + 6,6 %, Freyung: ca. - 2,5 %, Heimenkirch: ca. + 0,2 % Heimenkirch: Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Freyung: Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Bayerisches Städtebau­ förderungsprogramm Wiesenfelden: Dorferneuerung Wie drei Praxisbeispiele zeigen, können neben bewährten Konzepten, wie bei­ spielsweise Rufbus oder Sammeltaxi, neue Technologien und innovative Mo­ bilitätskonzepte in Ergänzung zum klassischen motorisierten Individualverkehr (MIV) und ÖPNV dazu beitragen, die Lebensqualität in ländlich strukturierten Regionen durch mehr Autonomie und Flexibilität zu erhöhen. Carsharing: Geteiltes Fahrzeug statt Zweitwagen – Kommune und Bürger nutzen Fahrzeuge gemeinsam Die grundlegende Idee ist denkbar einfach: Die Kommune erhöht die Auslas­ tung ihrer Dienstfahrzeuge, indem sie diese ihren Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stellt, wenn sie sie selber nicht benötigt. Auf diese Weise kann die Kommune ein Carsharing-Angebot vorhalten, das ausschließlich durch private Buchungen vermutlich nicht tragfähig wäre. Indem das Fahrzeugmanagement an externe Dienstleister ausgelagert wird und Rückvergütungen für private Bu­ chungen erfolgen, kann die Gemeinde überdies Kosten und Verwaltungsauf­ wand reduzieren. Durch die flexibel nutzbaren Fahrzeuge soll zudem die Zahl der nur sporadisch benötigten privaten Zweitfahrzeuge reduziert werden. Ein ähnliches Konzept verfolgt die Gemeinde Wiesenfelden. Aufbauend auf er­ mutigenden Erfahrungen im Verbundvorhaben „E-Wald – Elektromobilität Bay­ erischer Wald“ wird den Bürgern über ein Online-Buchungssystem ein 9-Sitzer mit Elektroantrieb im Carsharing zur Verfügung gestellt. Er wird gemeindeseitig u.a. für die Auslieferung des Mittagessens für Kita und Schule eingesetzt. Im schwäbischen Markt Heimenkirch werden derzeit zwei Fahrzeuge – ein PKW mit Elektroantrieb und ein vorwiegend von Vereinen genutzter 9-Sitzer – im Carsharing bereitgehalten. Die Fahrzeuge sind am Rathaus positioniert und kön­ nen über die Gemeinde gebucht werden. Die Erarbeitung eines interkommuna­ len städtebaulichen Entwicklungskonzeptes und die Reaktivierung des Bahn­ Praxisbeispiele Heimenkirch, Wiesenfelden und Freyung – Flexibel, geteilt und elektrisch 65 4 halts in der Ortsmitte hatten in Heimenkirch den Anstoß gegeben, sich intensiv mit der Verbesserung der Mobilitätsmöglichkeiten auseinanderzusetzen. Carpooling – Mitfahrbänke In diesem Zusammenhang ist eine Reihe von Aktivitäten angestoßen worden, so z. B. das Pilotprojekt „I muss nach Bänkle“ – hochwertig gestaltete Haltestel­ len für lokale Mitfahrgelegenheiten – und die Einrichtung reservierter Parkplätze im Ortszentrum für Fahrzeuge mit mindestens zwei Insassen. Weil die Mitfahr­ bänke noch nicht wie erhofft genutzt werden, wird nun die Ergänzung über eine App zur Koordination der Fahrten geprüft. Ridepooling – ein innovatives ÖPNV-Angebot in der Kleinstadt Die Kleinstadt Freyung hat 2018 in Kooperation mit einem Startup-Unterneh­ men, das die technische Infrastruktur bereitstellt und einem lokalen Busun­ ternehmen das Mobilitätsangebot „freyFahrt“ eingeführt – die bundesweit ers­ te als Linienverkehr genehmigte Personensammelbeförderung auf Abruf im ländlichen Raum. Mit Hilfe einer App kann ein Fahrgast den Startpunkt und das Ziel seiner Fahrt selbst festlegen. Die Fahrt im Kleinbus teilt der Kunde mit anderen Fahrgästen, deren individuelle Ziele ebenfalls auf dem Fahrweg liegen. „freyFahrt“ kommt dabei völlig ohne Fahrplan und feste Routen aus. Die zugrunde liegende Technologie kalkuliert die optimalen Fahrtwege und den besten Einsatz der Flotte, so dass sich Passagiere mit ähnlichen Routen die Fahrten teilen. Damit befördert der Service die Fahrgäste effizient, schnell, um­ weltschonend und flexibel zum ÖPNV-Tarif von 2,90 €. Mobilitätsentwicklung Markt Heimenkirch Reaktivierung und gestalterische Auf­ wertung des Bahnhalts sowie Entwicklung ansprechender Mitfahrbanken Innovative Ansätze mit Potenzial – aber ohne Erfolgsgarantie Allen vorgestellten Beispielen lassen noch keine Aussagen über eine langfristige Tragfähigkeit zu. Sie zeigen jedoch, dass die aktuellen Trends in Richtung E-Mo­ bilität, Digitalisierung und autonomes Fahren gerade für ländliche Regionen vielfältige Anknüpfungspunkte für flexible Mobilitätsansätze bieten, die bislang höchstens im städtischen Umfeld vorstellbar schienen. Mobilitätsangebot „freyFahrt“ in Freyung Carsharing-Angebote brauchen auf dem Land dauerhafte Grundauslastung durch Kommune oder/und Unternehmen Kommunaler Fuhrpark unter Einsatz von Carsharing-PKW: CA S NU O TZ U N G L NG A RI N G-P Z AT TU H RS O AS Grundauslastung durch Fahrten von Gewerbebetrieben oder sozialen Einrichtungen (z. B. Transportwege, Essen auf Rädern etc.) SL Fuhrpark von Unternehmen und sozialen Einrichtungen mit Carsharing-PKW: G RU N DAU Grundauslastung durch Fahrten der Gemeinde (z. B. kommunaler Außendienst, Kita-Kinder etc.) ZU Bürgerinnen und Bürger als zusätzliche Carsharing-Nutzer: Sie nutzen Carsharing nachmittags und abends, wenn die Kommune und Unternehmen geringen Bedarf haben. 66 Arzberg, Kirchenlamitz, Röslau, Schwarzenbach Interkommunale Revita­­li­ sierung von Industriebrachen 1999 meldete das damals viertgrößte Porzellan-Unternehmen in Deutschland – die Winterling AG – Insolvenz an. Für die vier benachbarten Kommunen Arzberg, Kirchenlamitz, Röslau und Schwarzenbach an der Saale glich das einer Katast­ rophe. Auf einen Schlag gingen in ihren Porzellanwerken über 1.000 Arbeitsplät­ ze verloren. Gleichzeitig entstanden an den vier Standorten Brachflächen mit 190.000 m² Geschossfläche, für die jegliche Nachfrage fehlte. Zuerst alleine, ab 2014 interkommunal Ländlicher Raum Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Die vier Kommunen suchten anfangs nach Einzellösungen für die brach ge­ fallenen Industrie-Areale. 2010 reifte der Gedanke, die großen Herausforde­ rungen der Brachenrevitalisierung in interkommunaler Zusammenarbeit an­ zugehen. Weil es sich um vergleichbare Vornutzungen in benachbarter Lage handelte, sahen die Bürgermeister große Synergiepotenziale in Planung, Neuordnung, aber auch Vermarktung und Vermietung. 2013 gründeten sie das gemeinsame Kommunalunternehmen Winterling Immobilien (gKU) als Anstalt des öffentlichen Rechts, erwarben im Jahr 2014 die vier Industriebrachen aus der Insolvenzmasse und starteten den Revitalisierungsprozess. Mit der Wie­ derbelebung von Industriebrachen in interkommunaler Regie betraten die vier Kommunen Neuland. Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) Masterpläne zeigen den Weg auf Grundzentrum Einwohner (2019): insgesamt ca. 17.370 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019 im Durchschnitt: ca. - 18,6 % Arzberg: Bayerisches Städtebau­ förderungsprogramm Kirchenlamitz, Röslau, Schwarzenbach a.d. Saale: Bayerisches Städtebau­ förderungsprogramm Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Die Kommunen sahen im Hinblick auf eine zukunftsfähige Vermarktung große städtebauliche Herausforderungen. Die Industrie-Areale entsprachen den Be­ darfen der Porzellanproduktion, sie mussten allerdings auf die aktuelle Nachfra­ ge von Produktions- und Dienstleistungsunternehmen angepasst werden. Dies galt u.a. für die verkehrliche Erschließung, für das Logistikkonzept, für den Zu­ schnitt und die Ausstattung von Räumen sowie für die Brandschutzanforderun­ gen und das Umfeld. Für alle vier Standorte wurden städtebauliche Masterplä­ ne erarbeitet. In Röslau hat ein regionales Unternehmen zunächst bestehende Hallen gemietet und dann rund 34.000 m² Fläche erworben. Das gKU sorgte für den Abbruch eines Gebäudeteils. Hier wird eine neue Erschließungsstraße zwischen den Bestandsgebäuden gebaut. Praxisbeispiele Azberg, Kirchenlamitz, Röslau, Schwarzenbach – Interkommunale Revitali­sierung von Industriebrachen 67 Der Prozess in Schwarzenbach an der Saale als Beispiel Kirchenlamitz und Schwarzenbach hatten schon 2006 einen städtebaulichen Ideen- und Realisierungswettbewerb gestartet, der Entwicklungsoptionen auf­ zeigte. Allerdings fehlte damals eine handlungsfähige Organisationseinheit für Erwerb, Umbau, Vermarktung und Verkauf. Mit der Gründung des gKU Win­ terling konnte durch interkommunale Zusammenarbeit ein Aufgabenvolumen geschaffen werden, das eine eigene Organisationsform rechtfertigt. Der Erfolg stellte sich schnell ein: Große Flächenanteile konnten vermietet werden, wäh­ rend parallel dazu 2018 ein Masterplan zur langfristigen Neuordnung des Areals entwickelt wurde. Dieser stellt die Leitlinie für die Neunutzung dar. Ziel ist eine wirtschaftliche Nutzung des gesamten Areals und der Gebäude mit 40.000 m2 Geschossfläche zu erreichen. Dies kann nur gelingen, wenn ein zusammenhän­ gender Bestand so weiterentwickelt wird, dass er durch mehrere Unternehmen flexibel nutzbar wird. Knapp 9.500 m² Bruttogeschossfläche werden daher an den Rändern abgebrochen und machen Platz für LKW-Anlieferung, Stellplätze und Grünanlagen. Raum-Angebot für Existenzgründer und ein zum Veranstal­ tungsraum umfunktionierter Turm machen das ehemalige Winterling-Gelände in Zukunft zu einem besonderen Standort. Masterplan für die Umgestaltung der Winterling- Das gemeinsame Kommunalunternehmen (gKU) als Grundlage der Zusammenarbeit Brache in Schwarzenbach an der Saale Die vier Kommunen haben sich für die Rechtsform eines gKU entschieden. Laut Satzung ist Gegenstand des Unternehmens der Erwerb, die Instandhal­ tung, die Sanierung und die Verwertung der Immobilien des ehemaligen Winter­ lingkonzerns. Zu den Aufgaben zählen die Bewirtschaftung, Vermarktung, Ver­ mietung, Verpachtung und städtebauliche Entwicklung der Immobilien sowie die Abwicklung der dazugehörigen Fördermaßnahmen. Ein mindestens viermal jährlich tagender Verwaltungsrat mit je drei stimmberechtigen Mitgliedern aus jeder Kommune fasst die strategischen Entscheidungen, das operative Geschäft führt ein durch den Verwaltungsrat eingesetzter Vorstand. Dieser angestellte Ein-Personen-Vorstand wird durch ein Sekretariat, einen Ingenieur und vier Haus­ meister unterstützt. Mit dieser Organisationsform ist es gelungen, innerhalb von 4 Jahren 60 Mieter und 112.000 m² vermietete Geschossfläche zu halten bzw. zu gewinnen, 44.000 m² Grundstücksflächen zu verkaufen und 390 Arbeits­ plätze zu schaffen. Lage der vier Kommunen mit Brachflächen der ehemaligen Winterling AG Grundprinzip der interkommunalen Zusammenarbeit in dem gemeinsamen Kommunalunternehmen zur Revitalisierung der Winterling-Brachen Industriebrache Arzberg Industriebrache Kirchenlamitz Industriebrache Röslau Industriebrache Schwarzenbach Winterling gKU als interkommunales Unternehmen Masterpläne für Industriebrachen Verwaltung, Vermietung Umbau der Gebäude und Erschließung Vermarktung Verkauf 4 68 Freyung Antrieb Ortsmitte Freyung liegt im Bayerischen Wald, grenznah und knapp 40 km von Passau entfernt. Die Entwicklung Freyungs war seit Ende der 1990er Jahre wegen des Abbaus von Arbeitsplätzen und zunehmender Abwanderung – insbeson­ dere auch jüngerer Bevölkerungsteile – von Schrumpfung geprägt. Zusätzlich brachte die Verkleinerung des Garnisonsstandortes Kaufkraftrückgang und Ein­ wohnerverlust mit sich. Ländlicher Raum Mittelzentrum Einwohner (2019): ca. 7.170 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: ca. - 2,5 % Bayerisches Städtebau­ förderungsprogramm Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Seit den 1990er Jahre führte dieser Strukturwandel auch in der Ortsmitte zu erheblichen Funktionsverlusten mit Leerstand und Investitionsstau. Zwischen 2000 und 2007 mussten 30 Einzelhandelsgeschäfte in der Ortsmitte schließen. Diese Entwicklung erfuhr eine Beschleunigung dadurch, dass Einzelhandel und Wohnnutzung zunehmend vom Zentrum in die Peripherie gewandert waren und die Ortsmitte unter erheblicher Verkehrsbelastung litt. Eine Bestandsauf­ nahme 2011 kam zu dem Ergebnis, dass von insgesamt 173 (Haupt-) Gebäuden 43 Häuser ganz oder teilweise leer standen (25 %). Diese Ausgangslage war maßgeblicher Grund für die Aufnahme der Stadt in das Städtebauförderungs­ programm „Stadtumbau- West“ das den folgenden Umstrukturierungsprozess über die Jahre mit erheblichen Fördermitteln unterstützte. Freyungs Ortsmitte als Platzfolge hat besondere städtebauliche Qualitäten Die historische Mitte von Freyung besitzt keinen „klassischen Marktplatz“, son­ dern ist durch bauliche Rekonstruktion nach einem verheerenden Brand 1872 von einer Abfolge von platzartigen Aufweitungen geprägt. Durch ein dicht ge­ reihtes Fassadenband bildet diese Platzfolge klare öffentliche Freiräume und Platzsituationen aus. Die besondere Stellung der Pfarrkirche und des histori­ schen Gebäudes Gasthof „Veicht“ am Stadtplatz gliedert die historische Mitte abwechslungsreich in zwei Zonen. Zahlreiche ortsbildprägende Gebäude ma­ chen das Zentrum unverwechselbar. Freyungs Ortsmitte 2019: der Turnaround ist geschafft Nach zehn Jahren konzentrierter Investitionstätigkeit in die Ortsmitte besteht die begründete Hoffnung, dass die Funktionsverluste mittelfristig überwunden werden können. Leerstände am Stadtplatz gibt es kaum noch, ein großer Teil der historischen Gebäude ist saniert. Die Sanierungen haben Platz gemacht für neue Einzelhandels- und Dienstleistungsangebote. Mit einem Vollsortimenter Praxisbeispiele Freyung – Antrieb Ortsmitte 69 4 Die erfolgreiche Belebung der Ortsmitte von Freyung ist das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit der Stadt mit Gebäudeeigentümern, lokalen Investoren, Einzelhändlern, Gastronomen und den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt. Dr. Olaf Heinrich, Bürgermeister, Stadt Freyung im Stadtplatzcenter hat sich ein Magnet angesiedelt. Als Magnet wirken auch das Gasthaus „Veicht“ mit seiner Gastronomie und das Kino mit vier Sälen. Mit dem positiven Votum der Bürgerschaft für den Bau der Süd- und Westtan­ gente – 2013 durch ein Ratsbegehren entschieden – wird der Stadtplatz auch mittelfristig vom Durchgangsverkehr entlastet werden können. Die Freyunger Innenstadt wurde aber auch als Wohnstandort wieder entdeckt. Mit der An­ siedlung eines Pflegeheims auf einer innerstädtischen Brache 2013 und durch Sanierung diverser Wohngebäude wird die zunehmende Anziehungskraft der Innenstadt als Wohnstandort deutlich. Freyung macht Mut, zumal nicht zuletzt die Aufwertungserfolge in der Ortsmitte dazu geführt haben dürften, dass die Stadt wieder leicht an Einwohnern wächst. Luftbild von der Ortsmitte mit der Dokumentation größerer Investitionen 1 1 Neubau Pflegeheim 2 Neubau StadtplatzCenter mit Kino 3 Sanierung und Neubau VolksmusikAkademie 4 Umbau Mehr­­genera­ tionenhaus 5 Durch Abriss des Saalanbaus geschaffener Platz 6 Sanierung Gasthaus „Veicht“ 7 Neubau Busbahnhof 2 3 5 (nicht im Bild) Sanierung und Anbau Europahaus 7 6 4 70 Eng verzahnte politische Beschlüsse, informelle Planungskonzepte und formelle Planungsinstrumente schafften den Turnaround Eng verzahnte Beschlüsse, Planungs­ konzepte und Planungsinstrumente in der Startphase der Ortsmittenstärkung zwischen 2007 und 2013 Grundsatzbeschluss 2007 Aufbauend auf dem ISEK ließ die Stadt 2011 einen Rahmenplan „Innenstadt“ erarbeiten. Grundlage des Rahmenplans bildete eine detaillierte städtebauliche Analyse der Innenstadt. Die konzeptionelle Konkretisierung erbrachte eine gro­ ße Anzahl teilweise parzellenscharfer Maßnahmenvorschläge für Gebäude, Flä­ chen und den Verkehrsraum. Diese Grundlagenarbeit war schon 2011 die Basis für den Beschluss einer Gestaltungssatzung und ist noch heute die Richtschnur für die Prioritätensetzung im Prozess der Ortsmittenstärkung. Klimaschutz- und Verkehrskonzept rundeten den konzeptionellen Rahmen ab. Im Bedarfsfall ka­ men flächenbezogen ergänzende Konzepte aus städtebaulichen Wettbewerben hinzu, einzelne Umsetzungsmaßnahmen wurden durch Bebauungsplanverfah­ ren abgesichert. Informelle Planungskonzepte Formelle Planungsinstrumente „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ 2008 Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2011 Rahmenplan „Innenstadt“ Kommunales Klimaschutzkonzept Gestaltungssatzung „Innenstadt“ 2012 Gesamtstädtisches Verkehrskonzept (aktualisiert) Bebauungsplan „Stadtplatz-Center“ 2013 Ideen- und Realisierungswettbewerb „Froschau“-Gelände Bebauungsplan „Froschau“ 2017 Ideen- und Realisierungswettbewerb zur Neugestaltung des Kernbereichs des „Höhenparks Geyerberg“ (Landesgartenschau) Der konzeptionelle Rahmen der Ortsmittenstärkung Freyungs ist im Ziel klar und verbindlich, in den Umsetzungsmaßnahmen aber flexibel. Damit bietet er eine Antwort auf die zunehmende Unsicherheit rahmensetzender Entwicklungen und die notwendige Flexibilität, wenn die Mehrzahl notwendiger Maßnahmen nur in Zusammenarbeit mit privaten Gebäude- und Flächeneigentümern umge­ setzt werden kann. Stadt als Investor: Klug konzipierte Starterprojekte verändern die Stimmung Gasthaus „Veicht“ nach Umbau mit neu angelegtem Vorplatz mit Gastgarten Als der Ortsmitten-Prozess 2008 startete, gab es weder Investitions- noch Kooperationsbereitschaft der Eigentümerschaft. Im Verlauf der über 10-jährigen Phase des Niedergangs der Freyunger Innenstadt hatten die meisten Eigentü­ mer ihr Vertrauen in den Standort verloren. 2009 wurde daher mit dem Umbau eines ehemaligen Wohnhauses mit Arztpraxis zum Mehrgenerationenhaus ein Starterprojekt mit großer Impulswirkung konzipiert. Die stadtplatznahe Einrich­ tung belebte die Innenstadt, indem Räume für Vereine, Jugendliche, Senioren, die „Freyunger Tafel“ und den Kreisjugendring geschaffen wurden. Damit gab es wieder einen Begegnungsort in der Innenstadt, von dem viele profitierten. Dieses Innenstadt belebende Element machte neugierig auf mehr. Nun muss­ ten die Eigentümer angesprochen werden. Dazu wurde ein kommunales Fassa­ denförderprogramm aufgelegt. Praxisbeispiele Freyung – Antrieb Ortsmitte 71 Blick auf das neu errichtete Stadtplatz-Center (links) Leuchtturmprojekte unterstreichen den Qualitätsanspruch der Ortsmittenstärkung Nach dem Stimmungsumschwung durch Mehrgenerationenhaus und Fassaden­ programm waren Politik, Verwaltung und ein Investor bereit zum ersten koopera­ tiven Leuchtturmprojekt am Stadtplatz. Das weit über Freyung hinaus bekannte Gasthaus „Veicht“ stand bereits länger leer. Als sich die Gelegenheit ergab, er­ stellte die Stadt ein Sanierungs- und Nutzungskonzept und ein Investor erwarb das Gebäude, sanierte es unter Einsatz des Fassadenprogramms und nutzte es zu Gastronomie und Büros um. Der Rückbau eines ehemaligen Saalanbaus ermöglichte 2011 die Anlage einer attraktiven Platzsituation, der dem Stadt­ platz eine völlig neue Verweilqualität und dem neu geschaffenen Gastrono­ mieangebot Außenplätze verschafft. Es folgte mit dem Stadtplatz-Center das nächste Großprojekt: Eine Freyunger Investorengruppe hatte die ehemaligen „Huber-Häuser“ am Stadtplatz erworben und ein Konzept für ein Stadtplatz- Innenhof der Volksmusikakademie: Hier finden bei Konzerten bis zu 450 Personen Platz 4 72 Stabsstellen als Organisationsmodell für die Umsetzung von großen Investitions­projekten in Freyung Bürgermeister Einzelprojekte Beispiel: „freyFahrt“ Beispiel: Volksmusikakademie Beispiel: Landesgartenschau Stabsstellen Bauamt Umwelt Haushalt Verkehr Klimaschutz und Sanierung Konversionsmanagement Touristische Produktentwicklung, Projektmanagement, Marketing, Kommunikation Center mit Ersatzneubau entworfen. Dieses Center wurde im Oktober 2013 eröffnet und beherbergt einen Vollsortimenter, ein Modegeschäft, Büros und Arztpraxen sowie ein Kino. Das Angebot erstreckt sich auf 4.000 m² Fläche, davon 1.000 m² für vier moderne Kinosäle. Zum Gebäudekomplex gehören 185 Tiefgaragenparkplätze, 138 dieser Stellplätze wurden öffentlich gewidmet und mit finanzieller Unterstützung u.a. der Stadt Freyung erstellt. Mit diesem Pro­ jekt wurden die Synergien besonders deutlich: Einzelhandelskunden werden zu Kinobesuchern, Kinobesucher besuchen die Gaststätten. Die Leuchtturmprojekte schafften ein Investitionsklima, das vieles möglich machte: Mehrere Aufwertungen von Wohn- und Geschäftshäusern, der Neu­ bau eines Pflegeheims auf einer innerstädtischen Brachfläche, die Neuan­ lage eines Busbahnhofs, die Gründung eines „Europazentrums“ in einem sanierten Altbau mit Anbau. Das jüngste Innenstadtprojekt ist die Gründung einer Volksmusikakademie in Bayern im historischen Langstadl (1840), die seit Frühsommer 2019 Lehr-, Probe- und Aufführungsräume für Musiker sowie für Fortbildungen, Treffen und Konzerte bereitstellt. Praxisbeispiele Freyung – Antrieb Ortsmitte 73 Große Projekte brauchen Steuerung – projektorientierte Teambildung als Lösung Die Stadt Freyung hat in den letzten 10 Jahren nicht nur einen systematischen Ortsmittenprozess, sondern auch zahlreiche große Bauprojekte gesteuert. Die verantwortliche Steuerung des Gesamtprozesses hat von Anfang an der Bürgermeister übernommen. In der Startphase des Prozesses stand ihm ein Stadtumbau-Manager zur Seite, im weiteren Prozess wurden zur Unterstüt­ zung der Steuerung Stabsstellen gegründet, die jeweils verantwortliche Ko­ ordinierungsaufgaben für die Umsetzung von großen Investitionsaufgaben übernehmen. Die Stabsstellen, die jeweils mit einer Person besetzt sind, la­ den in enger Abstimmung mit dem Bürgermeister regelmäßig zu projektbezo­ genen Jour fixes den Personenkreis ein, der mit den anstehenden Aufgaben unmittelbar befasst ist. So wird z. B. bei Fragestellung der Bauleitplanung der Bauamtsleiter hinzugezogen oder bei Liegenschaftsangelegenheiten der Ge­ schäftsleiter. Um sparsam mit den beschränkten Personalressourcen umzu­ gehen, wechselt die Zusammensetzung also je nach konkreter Aufgabe. Mit dieser Organisationsstruktur gelingt es auch, die für 2023 geplante Landes­ gartenschau zu realisieren. Bild oben: Aus dem vor 20 Jahren durch die Stadt erworbenen, rund 150 Jahre alten Pferdestall der Brauerei Lang wurde die erste Volksmusikakademie in Bayern Bild unten: Der östliche Teil des ortsbildprägenden Gebäudes wurde abgerissen und wiedererrichtet. Er sieht heute wieder wie ein regionstypischer Stadl aus. 4 74 Bad Berneck, Murnau, Dießen am Ammersee Neues Arbeiten auf dem Land Ländlicher Raum Mittelzentrum (Murnau), gemeinsames Mittelzentrum (Bad Berneck), Grundzentrum (Dießen am Ammersee) Einwohner (2019): Bad Berneck: ca. 4.340, Murnau: ca. 12.180, Dießen: ca. 10.530 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: Bad Berneck: ca. - 10,6 %, Murnau: ca. + 4,4 %, Dießen: ca. + 10,4 % Bad Berneck: Bayerisches Städtebau­ förderungsprogramm Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Murnau: Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Dießen: Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm In den großen Metropolen sind Coworking Spaces – flexibel und temporär nutz­ bare, mit moderner Infrastruktur ausgestattete Büroflächen – schon seit einiger Zeit etabliert. Vor allem Freiberufler, Kreative und Gründer wissen die Flexibilität und anregende Atmosphäre zu schätzen. Wenn Lebensqualität an Bedeutung gewinnt und gleichzeitig Standortflexibilität wächst, liegen die Potenziale des Coworking-Ansatzes für ländliche Kommunen auf der Hand: Wer Coworking-An­ gebote nutzt, kann sich den hohen Mieten und Immobilienpreisen und dem aufreibenden Arbeitsweg in den Metropolen entziehen, ohne auf sozialen Aus­ tausch und zeitgemäße Infrastruktur verzichten zu müssen. Ländliche Kommu­ nen werden attraktiv für Gründer und Kreative. Spezifische Ausgangsbedingungen erfordern maßgeschneiderte Ansätze Was ist nun das Spezielle des Coworking auf dem Land? Unter welchen Rah­ menbedingungen ist es erfolgsversprechend? Welche Immobilien und Standor­ te eignen sich und von wem sollten Projekte initiiert werden? Drei unterschied­ lich gelagerte Praxisbeispiele verdeutlichen Erfolgsfaktoren und Potenziale. Bad Berneck: Coworking in der Schaltzentrale In ländlichen Regionen spielt häufig die Behebung von strukturellem Leerstand eine Rolle, wenn Coworking-Ansätze initiiert werden. So auch bei dem 2019 in einer ehemaligen Schalterfabrik wiedereröffneten Vorhaben „Coworking in der Schaltzentrale“ im 15 km nordöstlich von Bayreuth gelegenen Kurort Bad Berneck. Bereits im 2016 fertiggestellten Konzept der „ILE Gesundes Fichtelge­ birge“ ist Coworking als Entwicklungspotenzial beschrieben. Zentraler Akteur ist ein Kreativunternehmer-Netzwerk (Künstlerkolonie Fichtelgebirge). Es hat sich aktiv in die Umsetzung eingebracht und stellt einen Großteil der Nutzer, vorwie­ gend Künstler und Kreativschaffende aus dem Bayreuther Raum. Der Inhaber der untergenutzten Gewerbeimmobilie erkannte die Chancen des Coworking und stellte zu günstigen Konditionen Flächen für eine „Kreativ-Etage“ zur Verfü­ gung im Verwaltungsgebäude. Das IQ-Murnau im stillgelegten Krankenhaus Auch in Murnau war ein Leerstand – ein stillgelegtes Krankenhaus mit 140 Zim­ mern und 5.000 m² Nutzfläche – Impulsgeber für Coworking. Ziel des 2017 als Praxisbeispiele Bad Berneck, Murnau, Dießen am Ammersee – Neues Arbeiten auf dem Land kommunale Einrichtung eröffneten „IQ Murnau“ war es, einen Kristallisations­ ort für Gründer und Freiberufler aus der Kreativwirtschaft und dem IT-Bereich zu schaffen und der Abwanderung junger Menschen aus der Stadt zu begegnen. Indem Funktionalität und technische Ausstattung im Fokus standen, konnte der Umbau kostenbewusst realisiert werden. Neben Coworking-Arbeitsplätzen wer­ den im „IQ Murnau“ auch klassische, dauerhaft vermietete Flächen bereitge­ halten. Angesichts des großen Interesses an kleinen, abgeschlossenen (Büro-) Einheiten erwies sich die Kleinteiligkeit des ehemaligen Krankenhauses als ideal. Das „IQ Murnau“ hat sich von Anfang an dynamisch entwickelt und beachtliche wirtschaftliche Impulse bewirkt. Hervorzuheben ist zudem ein fruchtbarer Aus­ tausch zwischen Coworking, Kleinst-Büros und dem sogenannten Maker-Lab, einem ehrenamtlich organisierten „Tüftler-Treff“ vor allem für Jugendliche. Genossenschaftliches Coworking im „Ammersee Denkerhaus“ in Dießen Bereits 2013 hat das genossenschaftlich organisierte „Denkerhaus“ in Dießen am Ammersee eröffnet. In einer ehemaligen Polizeistation werden derzeit sechs Arbeitsplätze und sechs kleine Büros angeboten. Die Initiative ist schon 2009 von vorwiegend in der IT-Branche tätigen Freiberuflern und Selbständigen aus­ gegangen. Inzwischen wird aufgrund der guten Auslastung die Entwicklung weiterer Standorte in der Region geprüft. Dabei werden auch Kooperationen mit großen Arbeitgebern in München angestrebt. Die Idee dahinter: Die Unter­ nehmen bieten Mitarbeitern aus der Region dezentrale Coworking-Arbeitsplätze oder -Büros in sogenannten Pendlerstationen an, um ihnen mehr Flexibilität zu ermöglichen und Fahrtaufwand zu reduzieren. Die drei Beispiele zeigen die vielfältigen Potenziale des Coworking-Ansatzes für ländliche Kommunen auf. Sie reichen von der Behebung von Leerständen über die Stärkung und Vernetzung der lokalen Wirtschaft bis hin zur Verkehrsvermei­ dung und mehr (Bleibe-)Perspektiven für junge Menschen. Im Idealfall bietet der Coworking-Space einen Mix aus Großraum-Arbeitsplätzen und Kleinstbüros, flan­ kiert von Konferenzräumen, Gemeinschaftsbereichen und Gastronomie und wird durch ein sogenannten Community-Management unterstützt, das insbesondere die digitale Vernetzung der Akteure fördert. Neben der integrierten oder zumin­ dest gut erreichbaren Lage zählt eine sehr gute technische Anbindung zu den zen­ tralen Standortanforderungen. Vielfach drückt sich der experimentelle, kreative Ansatz des Coworking auch durch interessante Gebäudeumnutzungen aus. Projekt (Gründung) Coworking in der „Schaltzen­ trale“ Bad Berneck (2019) „IQ-Murnau“ (2017) „Denkerhaus“ Dießen (2013) Gebäude / Standort Verwaltungsgebäude einer leerstehenden Schalterfabrik, Gewerbegebiet / Ortsrand Ehemaliges Gemeinde­ krankenhaus / Ortskern Zuletzt als Arztpraxis genutzte ehemaligen Polizeistation / Ortsmitte Initiator / Träger Unternehmer (Vermieter), initiiert durch Kreativnetzwerk, Basis ILE-Konzept Markt Murnau, Wirtschaftsförderung Genossenschaft von Initiatoren / Nutzern Investitionsvolumen 75.000 € ca. 100.000 € für Coworking-Bereich 40.000 € Fläche / Arbeitsplätze Kreativ-Etage: ca. 350 m² mit 12 Coworking-Arbeitsplätzen, 5 günstige Kleinbüros Gesamtnutzfläche 5.000 m², davon 600 m² / 40 CoworkingArbeits­p lätze 176 m² (Gesamtgebäude), 6 Coworking-Arbeitsplätze, 6 kleine Büros Besonderheiten Initiierung durch Kreativnetz­ werk und Unternehmer zusätzlich fest vermietete Büros, Wirtschaftsberatung, Angebote für Jugendliche private Initiative, Expansionsüberlegungen 75 4 76 Miltenberg Hochwasserschutz und städtebauliche Aufwertung Lange Geschichte mit vielen Hochwassern Ländlicher Raum Mittelzentrum Einwohner (2019): ca. 9.300 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: ca. - 4,4 % Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Miltenberg blickt auf eine lange Geschichte zurück: Schon die Römer nutzten den Ort am linken Mainufer als Grenzposten. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die heutige Stadt immer wieder von verheerenden Hochwassern heimgesucht. Die eingeengte Lage der historischen Altstadt zwischen einer rund 2 km langen Außenkurve des Mains und den Hängen des Odenwalds birgt eine besondere Hochwassergefahr – nicht zuletzt in Zeiten sich häufender Wetterextreme als Folgen des Klimawandels. Zwischen 1999 und 2016 wurden daher die Hochwasserschutzanlagen am Miltenberger Mainufer in zwei Abschnitten erneuert und erhöht. Es entstanden neue attraktive Aufenthaltsbereiche am Wasser, historische Verbindungen und Sichtachsen zwischen Altstadt und Main wurden gesichert und ausgebaut. Wie ist das gelungen? Verbindung von Technik und Ästhetik Die Grundlage für die Verbindung von Hochwasserschutz und städtebaulicher Aufwertung bildet eine zugleich massive aber flexible Stahlbetonwand auf einer Länge von über 1.900 m entlang des Mains. Sie gründet in durchschnittlich 8 m Tiefe auf Felsen, tritt aber äußerlich nur als 90 cm hohe Brüstung in Erschei­ nung. Diese Mauer schützt die Altstadt vor einem 25-jährlichen Hochwasser. Im Falle eines Jahrhunderthochwassers kann sie durch das Aufschrauben von 220 Stahlstützen und durch 2.600 Aluminiumbalken um 1,40 m erhöht werden. Ergänzt wird das technische Bauwerk um eine Spundwand im Boden, eine Dränageleitung und ein Pumpwerk, die den Grundwasserstand niedrig halten und so eine Flutung durch Grundwasser verhindern können. Zusätzlich leitet ein Schöpfwerk anfallendes Oberflächenwasser ab, das durch die Hanglange der Altstadt eine gefährliche Größenordnung erreichen kann. Der sichtbare Teil der Hochwasserschutzmauer ist mit ortstypischen Sandstei­ nelementen verkleidet und fügt sich daher gut in das Stadtbild ein. Die Mauer teilt die Flächen im Uferbereich in zwei Ebenen: Eine tief liegende Ebene direkt Praxisbeispiele Miltenberg – Hochwasserschutz und städtebauliche Aufwertung 77 4 am Main und eine höher liegende Ebene auf der Stadtseite. Die Mauer verläuft nicht gradlinig, sondern besteht aus partiell gegeneinander versetzten Teilstü­ cken. Dadurch entstehen neue Räume, die vorher nicht dagewesene Aufent­ haltsqualitäten schaffen – bislang bestand der Uferbereich zumeist aus einer schmalen asphaltierten Fläche, die zum Teil als Parkplatz genutzt wurde. In den Versatzlücken zwischen den Mauerteilen sind Treppen oder Rampen eingefügt, über die von einer zur anderen Ebene gewechselt werden kann. Diese Verknüpfung von technischem Bauwerk und städtebaulicher Aufwertung hat der Miltenberger Altstadt einen mehrfachen Gewinn beschert: Die attraktive Lage am Main wurde durch neue Aufenthaltsqualitäten aufgewertet, was den Freizeitfaktor für die Innenstadt insgesamt erhöht. Möglich wurden diese Syn­ ergien, weil zum einen das zuständige Wasserwirtschaftsamt (WWA) Aschaf­ fenburg von Beginn an den Ansatz einer städtebaulich verträglichen Lösung mitgetragen hat. So sind z. B. Vertreter vom WWA und der Stadt im Vorfeld der Maßnahme gemeinsam in andere Kommunen gereist, um sich von bereits um­ gesetzten städtebaulich integrierten Hochwasserschutzmaßnahmen inspirieren zu lassen. Zudem hat das beauftragte Architekturbüro einen – zunächst in der Bevölkerung umstrittenen, aber im Nachhinein überzeugenden und preisge­ krönten – Entwurf geliefert. Zum anderen wurde die Finanzierung des städte­ baulichen, jedoch technisch nicht erforderlichen Teils der Anlage von der Städte­ bauförderung unterstützt. Erhöhung der Schutzmauer als Vorbereitung auf ein Hochwasserereignis In Miltenberg zeigt sich, dass Klimaanpassungsstrategien das Potenzial haben, städtebauliche Mehrwerte zu generieren und Stadträume aufzuwerten, wenn sie als integrierte Maßnahmen und nicht allein als technisch-funktionales Bau­ werk konzipiert werden. Städtebaulich integrierte Hochwasserschutzmaßnahmen • Schaffung von Aufenthaltsqualitäten • Erhöhung Freizeitwert Innenstadt • Schutz vor Hochwasser Altstadt Promenade Fluss Flexibler Hochwasserschutz 78 Selb Wohnungsneubau macht die Innenstadt attraktiv Ländlicher Raum Gemeinsames Oberzentrum mit Asch (Tschechien) Einwohner (2019): ca. 14.900 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: - 18,3 % Bayerisches Städtebau­ förderungsprogramm Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Rosenthal, Hutschenreuther, Villeroy & Boch: Alle bekannten Porzellanherstel­ ler haben einmal in Selb produziert. Der Strukturwandel der Porzellanindustrie hat Selb dann in die Krise geführt: Auf Arbeitsplatzverluste folgte Einwohner­ schwund. Mittlerweile hat sich Selb wirtschaftlich erholt. Einige ansässige mit­ telständische Unternehmen haben sich in zukunftsfähigen industriellen Märkten weltweit etabliert, in der jüngeren Vergangenheit viele neue Arbeitsplätze ge­ schaffen und damit die Arbeitsmarktsituation zum Positiven gewendet. Trotz­ dem hat die Stadt zwischen 2000 und 2019 insgesamt über 18 % ihrer Einwoh­ ner verloren. Anhaltende, ausbildungsbedingte Abwanderung junger Menschen und hohe Sterbeüberschüsse sind dafür verantwortlich. Die leichten Einwohner­ zugewinne seit 2016 sind da eine große Hoffnung. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft ergreift die Initiative für Wohnungsneubau in der Innenstadt Die Stadt Selb betreibt seit 2004 auf der Grundlage eines Integrierten Stadt­ entwicklungskonzeptes mit großem Engagement Stadtumbau. Dazu gehören insbesondere auch die Transformation von 1950er-Jahre-Wohnsiedlungen und die Revitalisierung von Industriebrachen der Porzellanindustrie. So beherbergt beispielsweise ein Teil der ehemaligen, unter Denkmalschutz stehenden Rosen­ thal Porzellanfabrik das staatliche Museum für Porzellan in Selb. Im Mittelpunkt steht aber die Wiederbelebung der Innenstadt, mit ihrem, in Teilen sanierungs­ bedürftigen Gebäudebestand. Gerade auch die Wohnangebote entsprechen vielfach nicht den heutigen Wohnwünschen. Weil private Gebäudeeigentümer oftmals nur zögerlich in ihre Wohngebäude investieren, ergriff man in Selb mit dem Bau neuer und attraktiver Wohnungen eine zusätzliche Chance für die zukunftsorientierte städtebauliche Entwicklung. Ziel ist es, mehr und kaufkräftige Innenstadtbewohner zu gewinnen. Privaten Investoren fehlte anfangs der Mut, innerstädtischen Wohnungsneubau zu rea­ lisieren, weshalb die städtische Wohnungsbaugesellschaft SelbWERK GmbH 2010 die Pionierrolle übernahm. Praxisbeispiele Selb – Wohnungsneubau macht die Innenstadt attraktiv Innenstadtwohnen Grundlage war die Annahme, dass fehlende Angebote an zeitgemäßen, heutigen Wohnbedürfnissen entsprechenden Mietwohnungen Interessierte von einem Zuzug nach Selb bzw. ins Selber Zentrum abhalten. Die Schaffung von neuem Wohnraum kann hier Anreize bieten. Durch Rückbau und Neubau innerstädtischer Wohnanlagen mit bezahlbaren Mietwohnungen für alle Altersgruppen sollten über SelbWERK neue attraktive Wohnungen geschaffen werden. Im Integrierten Stadtentwicklungskonzept formulierte die Stadt die Bedeutung innerstädtischen Wohnens sowie des Umgangs mit Grün- und Freiflächen für eine Kleinstadt wie Selb. Es wurden Impulsprojekte für die Wohn- und Grünraum­ entwicklung im Innenstadtbereich entwickelt. Für den Bereich der zentralgelege­ nen Wittelsbacherstraße wurde beispielsweise die Schaffung von Geschosswoh­ nungsbau für ältere Bevölkerungsgruppen vorgeschlagen. Ansicht des Innenstadtwohnens für Senioren in der Sedanstraße Die SelbWERK hat in der Sedanstraße zwei Neubauten im Passivhausstandard mit insgesamt 32 Wohneinheiten für ältere Menschen aus Selb, denen ein attraktives Zuhause mit bedarfsgerechtem Wohnen im Alter geschaffen werden sollte, umgesetzt. Barrierefreie Wohnungen mit einem entsprechenden Umfeld bei Wohnungsgrößen zwischen 40 und 85 m² waren für Senioren aus Selb so anziehend, dass die Erstbelegung fast 80 % Mieter über 70 Jahre aufwies. Weite­ re Neubauvorhaben mit fast 30 Wohneinheiten für familienfreundliches Wohnen wurden in direkter räumlicher Umgebung umgesetzt. Die realisierten Wohnbauprojekte tragen mit der ansprechenden Gestaltung, den großzügigen Spiel- und Freiflächen, dem Ausbau des Wegenetzes oder der Frei­ legung eines Bachlaufs, wesentlich zu einer Aufwertung der Innenstadt bei. Mit der Umsetzung zahlreicher weiterer Projekte, wie beispielweise eines Jungend­ zentrums oder des Hauses der Tagesmütter haben die Projekte der SelbWERK der Innenentwicklung deutliche Impulse gegeben. Das städtebauliche Konzept für das Wohnen für Senioren in der Sedanstraße und das Haus der Tagesmütter basiert auf dem Konzept des 1. Preisträgers eines Europanwettbewerbs (Europan 9). Haus der Tagesmütter In der Folge interessieren sich auch private Investoren Die Pioniertätigkeit der SelbWERK, mit Unterstützung der Wohnraum- und Städtebauförderung, führte zu einer hohen Nachfrage nach innerstädtischen Neubauwohnungen. Private Investoren schaffen in zwei Neubauprojekten über 50 weitere Wohnungen in der Innenstadt mit differenziertem Grundrissangebot und attraktivem Wohnumfeld. Durch eine aktive Grundstückspolitik kann die Stadt als Eigentümerin von Grundstücken über Kaufverträge Einfluss auf die Qualität der Wohnungsneu­ bauten nehmen. Selb: Wie Kommunen innerstädtische Wohnprojekte initiieren können Demografischer Wandel und veränderte Wohnwünsche Wohnen im Zentrum nicht marktgerecht: nicht modernisierter Altbau, fehlender Neubau Initiierung von Pionierprojekten im Zentrum durch Kommune Wohnungsbaugesellschaft Städtebaulicher Vertrag mit Privatinvestor 79 4 80 Schweinfurt Vom Industrie- zum Kulturstandort Ländlicher Raum mit Verdichtungsansätzen Oberzentrum Einwohner (2019): ca. 53.430 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: ca. -  1,7 % Bayerisches Städtebau­ förderungsprogramm EU Ziel-2-Programm Schweinfurt wurde als Reichsstadt im frühen Mittelalter gegründet. Teilweise noch erhaltene Stadtmauerreste belegen noch heute die mittelalterliche Be­ deutung der Stadt. Mit der Industrialisierung seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Schweinfurt zum weltweit bekannten Industriestandort für Kugel- und Wälzlager. Es entstanden typische Gründerzeitquartiere mit Fa­ brikantenvillen und Verwaltungsgebäuden. Nach dem kriegsbedingten Wie­ deraufbau folgte eine wirtschaftliche Blütezeit der ortsansässigen metallver­ arbeitenden Unternehmen. Industrie und ihre Beschäftigten hatten große Flächenbedarfe, die an den Rändern der Stadt befriedigt wurden. Der im Grundriss noch erhaltene mittelalterliche Kern wurde völlig vernachlässigt. Das äußerte sich auch im Verlust an Einwohnern: Wohnten 1950 mit 7.934 noch 17 % der Bevölkerung in der Altstadt, so waren es 1980 nur noch 5,5 % (2.851 Personen). Anfang der 1970er Jahren startete die von Großunternehmen wie FAG, Fichtel & Sachs und SKF geprägte Industriestadt mit der Wiederbelebung der Altstadt, die bis heute weit fortgeschritten, aber noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Die Strukturkrise der ortsansässigen Industrie in den 1990er Jahren und der Verlust von über 9.000 Arbeitsplätzen innerhalb von nur drei Jahren führten zu einer bundesweit einmalig hohen Arbeitslosenquote von fast 20 %. In der Folge veränderte die traditionsreiche Industriestadt ihr städtebauliches Leit­ bild. Das Ziel einer Dienstleistungsstadt mit hoher Lebens- und Freizeitqualität bedeutete einen völligen Paradigmenwechsel. 2008 kündigte die US-Armee an, Schweinfurt zu verlassen. Ein weiteres Erneuerungskapitel konnte aufge­ schlagen werden. Heute hat Schweinfurt den Ruf eines Dienstleistungsstandortes mit attrakti­ vem Mainufer, innerstädtischem Grün, guten Einkaufsgelegenheiten und viel Kunst. Der Weg dahin bedurfte mehrerer Jahrzehnte systematischer Stadter­ neuerung und kann in drei Phasen mit auf die jeweilige Aufgabenstellung opti­ miertem planerischen Instrumenteneinsatz untergliedert werden: Praxisbeispiele Schweinfurt – Vom Industrie- zum Kulturstandort 81 Der konsequente Einsatz von Integrierten Entwicklungskonzepten und städtebaulichen Wettbewerben mit Planungs- und Sanierungs­recht hat wesentlich dazu beigetragen, die Transformation von der Industriestadt Schweinfurt zum Dienstleistungsstandort mit hoher Wohn- und Freizeitqualität zu entwickeln. Ralf Brettin, Baureferent der Stadt Schweinfurt Phasen der städtebaulichen Neupositionierung mit Gebietskulissen und Instrumenten PHASE 1 1972 Altstadt als Wohnstandort reaktivieren Gebietskulisse: Altstadt Instrumente: Vorbereitende Untersuchung (VU), Sanierungsrecht, Wettbewerbe, (Zwischen)Erwerb, Gebäudesanierung, Neuordnung, Aufwertung öffentlicher Räume PHASE 2 2000 Grün und Kunst sichtbar machen Gebietskulisse: Altstadt und Mainufer Instrumente: VU, Sanierungsrecht, ISEK, Wettbewerbe, (Zwischen)Erwerb, Gebäudesanierung, Neuordnung, Aufwertung Grünverbindung PHASE 3 2019 Konversion Gebietskulisse: ehemalige Militärareale Instrumente: VU, ISEK, Wettbewerbe, Erwerb, Gebäudesanierung,Neuordnung, Aufwertung Grünverbindung Phase 1: Altstadt als Wohnstandort reaktivieren – die Sanierungsstelle als Erfolgsinstrument Eine 1973 vorgelegte Strukturuntersuchung sowie Vorbereitende Untersuchung­ en testierten der Altstadt umfassende städtebauliche Missstände und schlugen die Ausweisung von Sanierungsgebieten vor. Die kleinteilige Bebauung mit zweiund dreistöckigen, meist traufständigen Gebäuden litt damals unter massivem Sanierungsstau und den Folgen von Kriegsschäden. Gewerbebetriebe dehnten sich teilweise aus und führten zusammen mit dem steigenden Autoverkehr zu unzumutbaren Verkehrs- und Stellplatzproblemen in den mittelalterlich gepräg­ ten Gassen. Gleichzeitig fehlten Plätze und Grün, moderner Wohnstandard war ebenso wenig wie attraktive Einkaufsmöglichkeiten zu finden. Vor dem Hintergrund dieser Problemlagen verfolgte die Stadtverwaltung das Ziel, die Altstadt zu einem attraktiven Wohnstandort zu entwickeln. Die Grund­ lage der erfolgreichen Sanierung bildete die aktive Grundstückspolitik der Stadt in Verbindung mit Sanierungsverfahren nach § 142 BauGB. In einem mittlerwei­ le als „Schweinfurter Modell“ bekannten Vorgehen identifiziert die Stadt die besonders sanierungsbedürftigen Objekte („hoffnungslose Fälle“) in einem Sanierungsgebiet, erwirbt sie, macht sie durch Grundstücksneuordnung, Abris­ 4 82 se von Nebengebäuden, Grund- oder Teilsanierungen und geprüfte Nutzungs­ vorschläge attraktiv und sorgt für ein überschaubares Risiko beim Kauf durch private Investoren. Konkret kann das in Einzelfällen bedeuten (vgl. 11 SchritteVerfahren), dass die Stadt Wertgutachten erstellen lässt, Grundbuchrechte wie z. B. Wege- und Lichtrechte bereinigt, statische und restauratorische Untersu­ chungen vornehmen lässt oder ein Planungskonzept mit Kostenschätzung er­ stellt. Diese Leistungen koordiniert eine eigens dafür eingerichtete Sanierungs­ stelle, in der Mitarbeiter der Stadt arbeiten und die in den letzten 40 Jahren nicht zuletzt durch hohe personelle Kontinuität eine große Kompetenz bei der Altstadtsanierung sammeln konnte. Die Sanierungsstelle nutzt nahezu jede sich bietende Gelegenheit, Gebäude und Grundstücke zu erwerben. In vielen Fällen veräußert sie die Immobilien an Interessierte weiter, die Wohngebäude sanieren und als Selbstnutzer einziehen. Solche Pioniere – z. B. in der Juden­ gasse – haben wesentlich dazu beigetragen, das Wohnen in der Altstadt wieder attraktiv zu machen. Die Flächenankäufe dienen aber nicht nur dem Zwischenerwerb, sondern z. B. auch, um Anwohnergaragen zu errichten, die die sanierten Gassen vom Verkehr befreien. Andere erworbene Grundstücke nutzte die Stadt, um Quartiersplätze anzulegen oder öffentliche Einrichtungen als Anziehungspunkte anzusiedeln. Ganz besondere Wohnqualitäten schafften die Neuordnungen von größeren, ehemals gewerblich genutzten Arealen, in denen kleinteiliger Wohnungsneubau mit der Sanierung von Altbauten kombiniert wurde. Phase 2: Stadtmitte als attraktiven Freizeit- und Kulturstandort entwickeln – Grün, Kunst und Kultur sichtbar machen Von privaten Investoren sanierte Wohngebäude in der Judengasse in der Schweinfurter Altstadt Ein besonderer Schwerpunkt der öffentlichen Investitionstätigkeit richtete sich ab den 1990 Jahren darauf, Schweinfurt als Standort der Kunst, Kultur und ho­ her Freiraumqualitäten zu etablieren. Für eine Industriestadt wie Schweinfurt stellte das eine Neuorientierung dar, die wesentlich durch städtebauliche Pro­ jekte sichtbar wurde und bei der – nicht zuletzt durch Wettbewerbe gesichert – hohe planerische Qualität eine bedeutsame Rolle einnahm. Mit der räumlichen Konzentration auf die Innenstadt und innenstadtnahe Main-Bereiche ergänzte diese Strategie die gelungene Etablierung der Altstadt als attraktiven Wohnort. Besondere Wirkung, auch auf die überregionale Wahrnehmung Schweinfurts, hatten folgende Vorhaben:  useum Georg Schäfer: Der Industrielle Georg Schäfer leitete über Jahr­ • M zehnte das in Schweinfurt ansässige Unternehmen FAG Kugelfischer und war passionierter Kunstsammler. Für dessen bedeutende Privatsammlung errichtete der Freistaat Bayern auf der Grundlage eines Wettbewerbser­ gebnisses ein Museumsgebäude, das von der Stadt Schweinfurt betrieben wird. Der am südlichen Eingang der Altstadt gelegene und von der Max­ brücke über den Main gut sichtbare, markante Kubus des Gebäudes wirkt wie eine Skulptur. Der Kubus steht auf dem Sockel einer Tiefgarage, die im Rahmen der Sanierung zur verkehrlichen Entlastung der Altstadt entstanden war. Mit dem in unmittelbarer Nähe zur Stadtbücherei umgenutzten Renais­ sance-Bau „Ebracher Hof“ bildet das Museum nicht nur ein kulturelles Zentrum, sondern schafft auch einen städtebaulich besonders spannenden Altstadteingang aus neu und alt.  unsthalle im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad: Die „Kunststadt Schwein­ • K furt“ ist eng mit ihrer industriellen Vergangenheit verbunden. In den 1930er Jahren stiftete der damalige Eigentümer von Fichtel & Sachs der Stadt Praxisbeispiele Schweinfurt – Vom Industrie- zum Kulturstandort 83 4 Schweinfurt ein Hallenbad, das sich durch einen Übergangsstil von Historis­ mus zur Moderne auszeichnet. Das Hallenbad wurde zur Kunsthalle umge­ baut mit der einstigen Schwimmhalle als Kernstück der Ausstellungsfläche.  ulturforum Martin-Luther-Platz: Alt und neu intelligent zu verbinden war • K die Aufgabe eines Wettbewerbs, auf dessen Basis bis 2022 das Stadtmuse­ um und ein Veranstaltungssaal ihre Heimat in drei historischen Gebäuden – Altes Gymnasium, Stadtschreiberhaus und Alte Reichsvogtei – und einem Neubau finden werden. Das 11 Schritte-Verfahren: vorbereitende Schritte bis zur Modernisierung durch private Investoren Grunderwerb • • Erwerb von sanierungsbedürftigen Baudenkmälern und vom Verfall bedrohter Gebäude Erstellung von Wertgutachten als Basis für Ankauf durch Gutachterausschuss Grundstück • •  gf. Neuordnung des oder der Grundstücke g Bereinigung von Grundbuchrechten Abbrüche • • ggf. Abbruch desolater Nebengebäude Sicherung von Gebäuden Planungs­ vorbereitungen • • Untersuchung der Bausubstanz statische, restauratorische und dendrochronologische Untersuchung Planungskonzept • • Erstellung eines Planungskonzeptes mit Kostenschätzung Erstellung eines Exposés für die Investorensuche • Festsetzung des Kaufpreises zum Neuordnungswert durch den Gutachterausschuss • Investorensuche • Übernahme der Kosten für die vorbereitenden Maßnahmen durch die Kommune • • Wirtschaftlichkeitsberechnung auf Basis des Planungskonzepts ggf. Berechnung Zuschuss Städtebauförderung (z. B. Machbarkeitsstudie, Beseitigung von Investitionshemmnissen) • Grundstücksverkauf durch Beschluss des Stadtrats • Abschluss einer Modernisierungsvereinbarung zwischen Stadt und Erwerber Kaufpreis Investoren Kosten der Vorbereitung Finanzierung Grundstücks­verkauf Modernisierung 84 Mit welcher Beharrlichkeit die Stadt Schweinfurt wiederum Grünräume und Wasserlagen als innerstädtische Qualitätsmerkmale entwickelt, belegt die Grünverbindung am östlichen Rand der Altstadt, die die ehemalige mittelalter­ liche Stadtbefestigungsanlagen einbezieht. Über 25 Jahre mit weitsichtigem Grundstücksankauf benötigte die Stadt, um in mehreren Bauabschnitten ei­ nen zusammenhängenden innerstädtischen Aufenthaltsbereich mit vielfältigen Spiel-, Bewegungs- und Sitzmöglichkeiten zu schaffen. Zuletzt bot sich durch Unterquerung einer Ringstraße, die die Innenstadt umschließt, die Chance der Einbindung des Mainufers und damit attraktiver Wasserlagen. Die Erarbeitung eines Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) 2007 hat wesentlich dazu beigetragen, die Grünverbindung mit Mainufer in eine gesamtstädtische Ent­ wicklungsstrategie zu integrieren. Phase 3: Ehemalige Militärareale als neue Stadtteile entwickeln – ISEK mit Wettbewerben und Bauleitplanung eng verschränken 2014 zogen die US-Streitkräfte aus Schweinfurt ab und hinterließen über 100 ha Konversionsflächen. Die Stadt war auf den Abzug vorbereitet und hatte schon im ISEK 2007 die Flächenfreigabe als Chance für die Stadtentwicklung bewertet. Im Mittelpunkt der Fortschreibung des ISEK, die 2014 startete, stand folgerichtig die Umnutzung von drei ehemaligen Militärarealen. Eine wichtige Aufgabe des ISEK lag darin, die Anbindung der neuen Wohnstandorte und eines geplanten Hoch­ schulstandortes an die Innenstadt und den Bahnhof zu klären. Ein räumliches Leit­ bild, das die Einbindung der drei Konversionsstandorte in ihre Nachbarschaft, ein neues Freiraumnetz als Verbindung zur Altstadt und verbesserte Rad- und Fußver­ bindungen zur Altstadt und zum Bahnhof hervorhebt, ist städtebauliche Leitidee des ISEK, die dort in Rahmenkonzepten konkretisiert wird. Gleichzeitig städtebauliche Erneuerung und Neupositionierung als „Stadt der Kunst“: Altstadteingang mit Museum Georg Schäfer und zur Kunsthalle umgebautes Ernst-Sachs-Bad (oben). Praxisbeispiele Schweinfurt – Vom Industrie- zum Kulturstandort 85 4 Von privaten Investoren sanierte Wohngebäude in der Judengasse in der Schweinfurter Altstadt Parallel zur ISEK-Erarbeitung wurden Nutzungsvorstellungen entwickelt. Zwei Gebiete sollen zukünftig dem Wohnen und ein Areal der Hochschule sowie hochschulnahen Nutzungen dienen. Anknüpfend an diese Nutzungsüberle­ gungen hat die Stadt die städtebaulichen Konzepte dafür konsequent konkre­ tisiert: Städtebauliche Wettbewerbe starteten den Prozess in zwei von drei Ge­ bieten, darauf aufbauend eine Rahmenplanung, anschließend Erarbeitung eines Bebauungsplans und ggf. einer Vorbereitenden Untersuchung als konzeptionel­ ler Arbeitsschritt vor Beschlussfassung über ein Sanierungsgebiet. Angesichts des Ausmaßes der Flächenpotenziale war von vornherein klar, dass die Flächen­ bereitstellung zeitlich zu strecken ist. Dieser Flächenvorrat, verbunden mit der Chance auf hohe Aufmerksamkeit, ermutigte Schweinfurt zur Bewerbung für die Austragung der Landesgartenschau 2026. Neu gestaltete Freiräume entlang der Das Beispiel Schweinfurt belegt, wie hilfreich es sein kann, das informelle und formelle städtebauliche und planerische Instrumentarien aufgabenbezogen zu verknüpfen. Ein ISEK schafft eine gesamtstädtische, städtebauliche Orientie­ rung und wird bei veränderten Rahmenbedingungen fortgeschrieben. Wettbe­ werbe und Rahmenpläne dienen zur Konkretisierung der Zielvorstellungen, die Bauleitplanung schafft dann die rechtlichen Grundlagen. Bei der Altstadtsanie­ rung reicht die Bauleitplanung zur Steuerung nicht. Mit dem Sanierungsrecht steht ein Instrument zur Verfügung, mit dem eine Kommune die notwendige, aktive Grundstückspolitik umsetzen kann. Uferpromenade (Bild oben) sowie attraktive Grünver­bindungen zum Main (Bild Mitte) Räumliches Leitbild im ISEK zur Integration der Konversionsgelände in den Stadtraum Yorktown Village, Kessler Fields, zukünftig Wohnen Ledward Barracks, zukünftig Hochschule, Park und Stadthalle Ledward Barracks, zukünftig Wohnen Altstadt Bahnhof 86 Garmisch-Partenkirchen Innerörtliche Quartiers­entwicklung Der Markt Garmisch-Partenkirchen ist in hohem Maße durch den alpinen Tou­ rismus geprägt und verzeichnet als beliebter Altersruhesitz viele überregionale Zuzüge älterer Personen. Nachdem eine großdimensionierte Hotelplanung auf einer Krankenhausbrache am Rand des historischen Ortskerns von Garmisch im Jahr 2008 durch einen Bürgerentscheid gestoppt wurde, ist auf dem fast ein ha großen Areal eine nutzungsgemischte und ortsbildverträglich verdichtete Bebauung entwickelt worden. Ortstypische Altbauten wurden erhalten und in das Quartier integriert. Ländlicher Raum Oberzentrum Einwohner (2019): ca. 27.220 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: + 3,2 % Bayerisches Städtebau­ förderungsprogramm Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Zentrales Ziel: Wohnraum für den lokalen Bedarf schaffen Vorrangiges Ziel des 2018 mit dem Preis für Baukultur der Metropolregion Mün­ chen ausgezeichneten Vorhabens war es, im sogenannten „historischen Viertel“ von Garmisch in ortsangepasster Bauweise modernen Wohnraum für verschie­ dene Altersgruppen und Haushaltstypen zu schaffen. Aufgrund des durch den überregionalen Zuzug angespannten Immobilienmarkts sollten vor allem vor Ort verwurzelte Haushalte eine Chance zur Wohneigentumsbildung erhalten. Auch der Gemeinschaftsgedanke sollte durch die Architektur unterstützt werden. Das Vorhaben wurde durch eine örtliche Baugruppe initiiert und umgesetzt, die im Kern aus der Initiative hervorgegangen ist, die sich für den Verzicht auf die Ho­ telbebauung eingesetzt hatte. Qualitätsorientierung durch städtebaulichen Ideenwettbewerb und Konzeptvergabe Die gerade mit Blick auf das historische bauliche Umfeld formulierten Qua­ litätsanforderungen veranlassten den Markt 2011 dazu, mit Mitteln der Städ­ tebauförderung zunächst einen städtebaulichen Ideenwettbewerb auszuloben. Eine nachhaltige Bauweise aus Holz war bereits in der Ausschreibung festge­ schrieben. Bei der späteren Ausschreibung des Grundstücks orientierten sich die Vergabekriterien vor allem an der Qualität des Nutzungskonzepts. Die Bau­ gruppe legte als einzige Bewerberin ein qualifiziertes Konzept für das gesamte Areal vor und erhielt den Zuschlag. Praxisbeispiele Garmisch-Partenkirchen – Innerörtliche Quartiersentwicklung 87 Beschleunigte und individuell angepasste Umsetzung durch intelligentes Planungskonzept Das 2016 fertiggestellte städtebauliche Ensemble besteht aus einem Hotel mit Tagungsräumen, Restaurant und Gewerbeeinheit sowie sechs unterschiedlich langen Riegeln, giebelständig zum öffentlichen Raum ausgerichteter Ein-, Zweiund Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 27 Wohneinheiten. In ihrem Zentrum bilden die Bauten einen halböffentlichen, gemeinschaftlich genutzten Anger von etwa 1.500 m², unter dem sich die Tiefgarage befindet. Ausgehend von zwei unterschiedlich breiten Basis-Grundrissen entwickelten die Architekten für die Eigentümer passgenaue Detailplanungen. Ein schmale­ rer Haustyp ist als klassisches Einfamilienhaus über drei Etagen konzipiert. Auf dem breiteren Grundriss finden zwei vertikal oder horizontal voneinander ge­ trennte Wohneinheiten Platz. Durch die Verwendung vorgefertigter Elemente in Holztafelbauweise konnte das Vorhaben innerhalb etwa eines Jahres fertig­ gestellt werden. Eigentumsrechtlich ist die Baugruppe eine Wohnungseigentü­ mergemeinschaft. Ein mit der historischen „Villa Friedheim“ verbundener Hotelneubau schließt die Bebauung zur Hauptstraße ab Umsetzungsschritte 2008 Stopp des Hotelprojekts durch Bürgerentscheid 2011 Städtebaulicher Ideenwettbewerb Die Quartiersentwicklung zeigt, dass eine bürgerschaftliche Initiative konstruk­ tiv als Motor für qualitätsvolle und ortsangepasste Innenentwicklung wirken kann. Mit dem Anger im Zentrum des Areals wurde eine städtebauliche Lösung für eine gemeinschaftsorientierte Wohnform gefunden, die sich potenziell auch gegenüber dem öffentlichen Stadtraum öffnet. 2012 Ausschreibung des Areals, Verkauf an Baugruppe 2013 Bebauungsplan erlangt Rechtskraft 2015 Baubeginn Durch die Verwendung vorgefertigter Holzelemente und ein auf zwei unter­ schiedlichen Basis-Grundrissen basierendes Planungskonzept konnten Flexibili­ tät und Schnelligkeit in der Ausführung erreicht werden, ohne das qualitätsvolle und einheitliche Erscheinungsbild zu gefährden. 2016 Fertigstellung des Bauvorhabens Das Hotel bildet den Abschluss des Ensembles zur Hauptstraße im Süden. Es verbindet eine sanierte historische Villa, in der Empfang und Gastronomiebereich untergebracht sind, mit einem angelagerten neu errichteten Apartmentkomplex. Qualitativ hochwertige und zeitsparende Umsetzung durch individuell angepasste Basisgrundrisse und vorgefertigte Holzelemente Fertigelemente Intelligentes Planungskonzept Drei Basistypen beschleunigend kostensenkend individuell Funktion Passgenaue Einzelplanung Raumaufteilung Ausstattung Technik 4 88 Coburg Die digitalisierte Stadt In Coburg wurde bereits 2001 festgestellt, dass die Digitalisierung kein Phänomen ist. In jenem Jahr wurde die Stelle eines Onlinemanagements ausgeschrieben mit der ausdrücklichen Aufgabe, eine umfassende, an der Lebens- und Arbeitspraxis der Menschen orientierte Digitalisierungsstrategie zu erarbeiten und umzusetzen. Ländlicher Raum mit Verdichtungsansätzen Oberzentrum Einwohner (2019): ca. 41.070 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: ca. - 3.9 % Bayerisches Städtebau­ förderungsprogramm Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Um zunächst die Möglichkeiten der Nutzung von IT-Anwendungen zur Optimie­ rung des Verwaltungshandels auszuloten, wurde ein „E-Government-Master­ plan“ erarbeitet und von 2006 bis 2012 sukzessiv unter Leitung des Online­ managements (heute: Amt für Digitalisierung und Kommunikation) umgesetzt. Dabei sind digitale Anwendungsprozesse u.a. in den Bereichen Information sowie Bürger- und Serviceorientierung im städtischen Verwaltungshandeln etabliert worden. Parallel erreichte Coburg im Rahmen eines 2006 ausgelobten Städtewettbe­ werbs zu den Chancen neuer Informations- und Kommunikationstechnologien die Endrunde. Mit mehr als 20 hinterlegten Einzelprojekten aus allen Lebens­ bereichen und für alle Altersstufen wurde die Bewerbung zum Meilenstein für den Digitalisierungsprozess, weil das Thema aus dem Rathaus heraus in die Stadtgesellschaft transportiert wurde. Im Wettbewerbsbeitrag wurden die Chancen und Potenziale digitaler Anwendungen über die ganze Stadt mit all ih­ ren Themen erdacht und konnten – auch dank der Anerkennung in Höhe von 50.000 € für das Erreichen der Endrunde – im „städtischen Reallabor“ erprobt werden. Als Projektpartner und Multiplikatoren wurden Bürgerinnen und Bür­ ger gewonnen, die die Verantwortung für einzelne Projekte übernahmen und als Digitalisierungsbotschafter auftraten. Dadurch wurde die Akzeptanz für die Potenziale neuer Technologien erhöht und anfängliche Skepsis im Hinblick auf die Nutzerfreundlichkeit oder Kosten überwunden. Der Begriff des „Städ­ tischen Reallabors“ wurde durch die Teilnahme der Stadt Coburg an weiteren Wettbewerben und Modellvorhaben zusätzlich mit Leben gefüllt. Z. B. zwi­ schen 2015 bis 2018 als eine von drei Kommunen im bayerischen Modellvorha­ ben „Digitale Einkaufsstadt“: In diesem Rahmen wurde u.a. das Online-Portal „IchKaufInCoburg“ entwickelt, auf dem mehr als 400 Coburger Einzelhändler vertreten sind. Von 2013 bis 2018 wurde der „E-Government-Masterplan II“ umgesetzt. Hand­ lungsschwerpunkt war die Fortentwicklung digitalisierten Verwaltungshandelns, Praxisbeispiele Coburg – Die digitalisierte Stadt 89 4 das sich nun stärker am Nutzer orientieren sollte. Dabei ging es z. B. um die Anpassung des Angebots an die mobile Nutzung (inzwischen nutzen mehr als 50 % der User die Angebote über das Smartphone) oder die Implementierung neuer rechtlicher Rahmenbedingungen (z. B. DSGVO) in die Digitalisierungsstra­ tegie. Drei konkrete Beispiele für die Mehrwerte digitaler Anwendungen im all­ täglichen Verwaltungshandeln sind:  er Baublog berichtet tagesaktuell über alle Bau- und Stadtentwicklungsvor­ • D haben und macht diese frühzeitig transparent. Mit der Einrichtung wurde eine Kommunikationsplattform geschaffen, von der Bürger und Verwaltung profi­ tieren. Bei der Fortschreibung des ISEK konnte über komplexe Sachverhalte informiert und die Möglichkeit zur Beteiligung und Diskussion gegeben und zielorientierter durchgeführt werden. Die Beschwerden von Händlern oder Anwohnern über Baustellen sind seit der Einrichtung spürbar zurückgegangen.  ie Zentrale Online-Vormerkung für alle Kindertageseinrichtungen reduziert • D Mehrfachanmeldungen und kann so die Planungssicherheit beim Um- und Ausbau der Angebote steigern.  ie städtische Online-Wohnungsbörse vermittelt Vermiet- und Mietwillige • D insbesondere im Segment des niedrigpreisigen Wohnens. Die Veröffentli­ chung und Aktualisierung angemessener Kosten verhilft potenziellen Vermie­ tern dabei zu einer höheren Sicherheit. Bei der Bürgerbeteiligung zur Entwicklung des Rahmenplans „Itzauen“ konnten Anregungen auf einer digitalen Karte erfolgen und damit leichter verortet werden Aktuell ist die „Digitale Agenda Coburg“ gestartet, eine Art Evaluierungs- und Beteiligungsprozess der Querschnittsaufgabe Digitalisierung. Ziel ist es, unter Einbezug der gesamten Stadtgesellschaft eine realistisch umsetzbare Weiter­ entwicklung des besonderen „Coburger Weges“ zu skizzieren, indem systema­ tisch Anwendungsmöglichkeiten digitaler Prozesse in zahlreichen Handlungsfel­ dern aufgezeigt werden. Eines ist bereits heute erkennbar: Das Image als digitale Stadt scheint wahr­ genommen zu werden. In Verbindung mit der Hochschule und Projekten wie der Schlachthof-Villa (eine ehemalige Fabrikantenvilla, die zum Coworking-Space für StartUps umgebaut wurde) schafft es Coburg trotz seiner peripheren Lage eine gewisse Anziehungskraft auf junge Menschen auszuüben. Die im ISEK von 2007 skizzierten demografischen Prognosen – Bevölkerungsrückgang und deut­ liche Alterung – zeigen sich wesentlich günstiger als prognostiziert. Der Werdegang der „Digitalen Stadt“ Coburg im Zeitverlauf · www.coburg.de · Intranet · Digitale Akte · Digitale Rechnung · Kulturvernetzung Online-Management Coburg Konzeptionelle Steuerung und Kontrolle der Zielerreichung bei digitalen Projekten 2001 2006 IT-Strategie T-City 2009 2010 Eingebundene Geschäftsbereiche: · IuK (Informations- und Kommunikationstechnologie) · Organisation · Personal · Fachämter · Recht / Datenschutz Personalrat · Wohnungsbörse · Web 2.0 · Online-Marketing · Digitales Stadtgedächtnis 2011 2013 2014 E-Gov. Masterplan 2 (Strategie 2013 – 2018) E-Gov. Masterplan 1 (Strategie 2006 – 2012) eGov. Wettbewerb Co Medienpreis Land der Ideen OpenGov. Hero eTown Award 2018 Digitale Agenda (2018) 90 Kempten (Allgäu) Klimaschutz gemeinsam gestalten Die Stadt Kempten (Allgäu) möchte ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten und hat 2009 den Klimaschutz als eines von fünf strategischen Leitzielen der Stadt­ entwicklung benannt. Als Leitstrategie wird das Thema systematisch und um­ fassend angegangen und mit konkreten wie ambitionierten Zielen hinterlegt. Die Masterplan-Formel: „Energieverbrauch - 50 % + CO2-Emissionen - 95 % = 100 % Klimaschutz bis 2050“ Ländlicher Raum mit Verdichtungsansätzen Oberzentrum Einwohner (2019): ca. 69.150 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: ca. + 12,6 % Bayerisches Städtebau­ förderungsprogramm Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm 2012 wurde Kempten (Allgäu) eine „Masterplan-Kommune“ im Rahmen der Na­ tionalen Klimaschutzinitiative des Bundes, ein Jahr darauf war der „Masterplan 2050“ fertiggestellt, der nun die Grundlage für die Klimaschutzanstrengungen der Stadt Kempten (Allgäu) bildet. Zur Koordinierung und Umsetzung von Maß­ nahmen zum Klimaschutz wurde im Referat für Planen, Bauen und Verkehr die Stabsstelle Klimaschutz (kurz: Klimaschutzmanagement) eingesetzt. Der Masterplan bündelt Strategien, Maßnahmen und Zielszenarien mit mess­ baren Indikatoren in vier Kategorien („Konsum / Ernährung“, „Mobilität / Verkehr“, „Wohnen / Strom /Wärme“ sowie „Erneuerbare Energien“), die zur Erreichung des „100 %-Ziels“ bis 2050 beitragen sollen. Die Bandbreite der Maßnahmen reicht von einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit mit Vorschlägen zur alltäglichen, klimagerechten Verhaltensoptimierung, über die Stärkung des Umweltverbun­ des im Verkehr bis hin zu baulichen Entwicklungen. Qualifizierte Baubegleitung mit Punktesystem Ein wesentlicher Baustein zur Energieeinsparung ist in Form des Förderpro­ gramms „Qualifizierte Baubegleitung“ 2018 gestartet: Es soll Hausbesitzer bei der Planung und Umsetzung energetischer Sanierungen unterstützen. Da Kempten (Allgäu) eine Stadt mit sehr alter Bausubstanz ist, birgt das Thema besondere Herausforderungen in Hinblick auf städtebauliche und denkmal­ schutzrechtliche Verträglichkeiten. In Zusammenarbeit mit dem Energie- und Umweltzentrum Allgäu, einer gemeinnützigen GmbH, getragen von Kommu­ nen, Wirtschaft und Initiativen der Region Allgäu, werden die Eigentümer von ausgewiesenen Fachleuten beraten, die zugleich auf ein Netzwerk an beson­ Praxisbeispiele Kempten (Allgäu) – Klimaschutz gemeinsam gestalten 91 4 ders geschulten Handwerksbetrieben zurückgreifen können. Sowohl für die Baubegleitung als auch für die Ausführung können die Bauherren KfW-För­ dermittel und ergänzend kommunale Fördermittel in Anspruch nehmen. Die Förderhöhe ist eng mit einem Punktekatalog verknüpft: Je mehr Kriterien bei der Sanierung erfüllt werden – z. B. Inanspruchnahme von Beratungs- und Planungsleistungen, Umfang der Maßnahme, Verwendung regionaler Bau­ stoffe, Beauftragung regionaler Handwerker etc. – desto höher die Punktzahl. Für jeden Punkt gibt es 100 € Förderung (max. 4.000 €). Mit regionalen Be­ trieben und Materialien werden zugleich Aspekte regionaler Wertschöpfungen und Einsparungen bei Folgeemissionen verknüpft. Öffentliche Investitionen: Low Tech-Gebäude und neuer Fuhrpark Tagungszentrum „S4“ der städtischen Wohnungs- und Städtebau GmbH Die Stadt selbst geht auch mit gutem Beispiel voran und ersetzt beispielsweise seit 2013 peu à peu ihren Fuhrpark durch Fahrzeuge mit umweltfreundlichen An­ triebsformen. Öffentliche Neubauten werden nach Möglichkeit im Passivhaus­ standard errichtet – so z. B. die Kindertagesstätte „Oberlinhaus“, die 2013 fertig­ gestellt wurde und ein Gebäude aus den 1970er Jahren ersetzte. Ein weiteres Beispiel ist das von der städtischen Wohnungs- und Städtebau GmbH direkt an der historischen Stadtmauer errichtete erste Bürogebäude im Passivhausstan­ dard, das „S4“: Der Bau umfasst knapp 9.000 m² Bürofläche, ein Café und ein flexibles Tagungszentrum. Dank modernster Haustechnik, Dämmung und Ge­ bäudeausrichtung sowie Wärmerückgewinnung konnte der Energieverbrauch auf ein Minimum reduziert werden. Beide Beispiele zeigen, wie eine Symbiose aus städtebaulichen Qualitäten und Klimaschutz gelingen kann. Insgesamt hat die Stadt Kempten (Allgäu) 2019 bei allen städtischen Gebäuden eine 80 %ige Energieeinsparung gegenüber 1999 erreicht. Die Nutzung städtebaulicher Potenziale und die Stärkung erneuerbarer Energien konnte mit den Neubauten der Wasserkraftwerke „Keselstraße“ und „Kaufbeurer Straße“ an der Iller gelingen: Die Architektur der Anlagen passt sich den komple­ xen örtlichen Anforderungen beispielhaft an. Es wurden Aspekte des Hochwas­ serschutzes baulich integriert, ebenso eine Fischtreppe, um den Belangen der Flussfauna Rechnung zu tragen. Mit einem Café und einer Sommerterrasse so­ wie Sitzstufen wurden darüber hinaus an der Kaufbeurer Straße auf dem „Dach“ des Kraftwerks ganz neue Aufenthaltsqualitäten geschaffen. Neues Wasserkraftwerk „Kaufbeurer Straße“ Klimaschutz in Kempten (Allgäu) 1992 1998 Weltkonferenz der Vereinten Nationen als Impulsgeber für den Beginn einer nachhaltigen Entwicklung Kemptens Gründung des Energie- und Umwelt­ zentrums Allgäu (eza!) 1999 2009 2011 2012 2013 Einstellung eines kommunalen Energiemanagers ,,Klima schützen‘‘ als eines von 5 strategischen Zukunftszielen für das Jahr 2020 Gründung städtisches Energieteam, seit 2014 KIimaschutzbeirat Auszeichnung mit dem Euro­ pean Energy Award (eea) Kempten wird Klimaschutz­ pilotkommune, Beschluss des Masterplan Konzeptes 1996 – 2007 Lokale Agenda 21 – Gruppen gestalten den Weg in eine umweltverträgliche Zukunft Einstellung eines kom­ munalen KIimaschutz­ managers 2015 Umsetzung diverser Masterplan­ Projekte 92 Regensburg Wachstum mit hoher städte­baulicher Qualität Verdichtungsraum Regionalzentrum Einwohner (2019): ca. 153.090 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: + 21,8% Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Regensburg wird in herausragender Weise durch seine im zweiten Weltkrieg weitgehend von Schäden verschonte, behutsam sanierte und inzwischen als Welterbe geschützte Altstadt geprägt. Dass auch der Weiterbau der viertgröß­ ten und am schnellsten wachsenden Großstadt des Freistaats auf einem ho­ hen Gestaltungsniveau stattfindet, ist vorausschauenden Weichenstellungen zur Qualitätssicherung im Städtebau zu verdanken, die bis in die 1960er Jahre zurückreichen. Dabei war das Regensburger Vorgehen in mancher Hinsicht bei­ spielgebend für andere historisch geprägte Städte, auch über Bayern hinaus. Aktuell stellt der hohe Nachfragedruck auf dem Wohnungsmarkt – insbesondere im Segment des „bezahlbaren Wohnens“ – eine der größten Herausforderun­ gen für die städtebauliche Entwicklung dar. Die Altstadtschutzsatzung als Reaktion auf den Verlust wertvoller Baustruktur In den ersten Nachkriegsjahren vollzog sich in Regensburg zunächst nur eine sehr verhaltene Bautätigkeit. Dies änderte sich jedoch in den 1960er Jahren grundlegend: Angesichts einer Vielzahl größerer Bauvorhaben speziell im Alt­ stadtbereich, die teilweise tief in die städtebauliche Grundsubstanz eingriffen, wurde die dringende Notwendigkeit weitergehender Regelungsbedarfe zum Schutz des noch weitgehend intakten historischen Stadtbilds deutlich. Infolge­ dessen wurde 1975 eine Altstadtschutzsatzung beschlossen, die neben Rege­ lungen zur Baugestaltung auch Vorgaben für Werbeanlagen enthielt. Die Satzung wurde im Jahr 2007 durch eine Neufassung abgelöst, die den zwischenzeitlich veränderten Anforderungen Rechnung trug. Zu berücksichtigen war insbeson­ dere der Trend zur Nutzung der Dachgeschosse zu Wohnzwecken, der mit dem Ziel des Erhalts der einzigartigen Dachlandschaft der Regensburger Altstadt in Einklang zu bringen war. Auch für die Errichtung von Balkonen und den Umgang mit technischen Entwicklungen (z .B. Satellitenempfangsanlagen und Werbe­ technik) waren geeignete Regelungen zu finden. Ein reich illustriertes Gestal­ tungshandbuch unterstützt Bauherren und Architekten bei der konkreten Um­ setzung der Satzung durch vielfältige praktische Beispiele. Praxisbeispiele Regensburg – Wachstum mit hoher städtebaulicher Qualität Der Regensburger Gestaltungsbeirat: erfolgreich durch Transparenz und Verbindlichkeit Einen weitreichenden Einfluss auf die behutsame städtebauliche Entwick­ lung der Stadt in der jüngeren Vergangenheit besitzt der 1998 gegründete Re­ gensburger Gestaltungsbeirat. Als einer der ersten deutschlandweit, war das „Regensburger Modell“ beispielgebend für viele der inzwischen mehr als 130 Gestaltungsbeiräte im Land. Angeregt von bereits erfolgreich etablierten Beirä­ ten in Linz und Salzburg, ging die Initiative für die Gründung des Regensburger Gestaltungsbeirats vom Regensburger Architekturkreis aus. Ausschlaggebend waren Wunsch und Anspruch, bei bedeutsamen Bauvorhaben im gesamten Stadtgebiet neben bauplanungs- und bauordnungsrechtlichen Aspekten auch baukulturelle Fragen angemessen zu berücksichtigen. Das Beratergremium setzt sich aus sechs, jeweils für vier Jahre berufene Experten zusammen. Es wird bei allen für das Stadtbild relevanten Bauvorha­ ben im Stadtgebiet zu Rate gezogen. In einer öffentlicher Sitzung werden die Ablauf einer Befassung im Regensburger Gestaltungsbeirat Bauherren / Planende Bauordnungsamt / Referat Gestaltungsbeirat (GBR) Schriftliche Bauanfrage Entscheidung, ob Vorstellung im GBR nein ja Vorprüfung / Vorbesprechung bauplanungs- und bauordnungsrechtlicher Fragen Vorbereitung / Einreichung der Sitzungsunterlagen Gemeinsame Standort-Begehung Sitzung des Gestaltungsbeirats mit Empfehlungen bei Wiedervorlage-Empfehlung Nachbereitung, ggf. Prüfung rechtlicher Belange Bauantrag, Prüfung, Fachstellenbeteiligung Baugenehmigung 93 4 94 Standorte der im Regensburger Gestaltungsbeirat beratenen Vorhaben Planungen mit den Planenden erörtert, um durch einen fachlichen Austausch „auf Augenhöhe“ die bestmögliche Lösung für die jeweilige städtebauliche Situ­ ation zu finden. Die Empfehlungen des Gestaltungsbeirats gelten als verbindlich. Falls Überarbeitungen der Planungen notwendig sind, erfolgt eine Wiedervorla­ ge. Damit die Befassung im Beirat nicht durch formale Fragen belastet wird, werden wesentliche baurechtliche Aspekte vorab durch das Bauordnungsamt geprüft. Um Interessenskonflikten vorzubeugen, dürfen die Beiratsmitglieder keinen Geschäftssitz in der Region unterhalten und zwei Jahre vor Beginn ihrer Tätigkeit und ein Jahr danach keine eigenen Vorhaben in der Stadt durchführen. Stadtweite Beratungstätigkeit Politische Rückendeckung, Transparenz, Unabhängigkeit und ausgewiesene fachliche Expertise der Mitglieder gelten als wesentliche Erfolgsfaktoren des Regensburger Gestaltungsbeirats, der in hohem Maße zur Vermittlung von Bau­ kultur beiträgt. Die Bandbreite der mehr als 350 beratenen Vorhaben reicht von Neubauten im Altstadt-Ensemble über Einfamilienhäuser in den Stadtteilen bis hin zu Gewerbebauten, Fassadenneugestaltungen und einer Planung für ein Schnellrestaurant an einer Ausfallstraße. Um eine möglichst hohe Kontinuität der Beiratstätigkeit sicherzustellen, ist in der Regel auch bei Architektenwettbe­ werben ein Beiratsmitglied im Preisgericht vertreten, ebenso in Beratergremien bei der Umsetzung von Bebauungsplänen. Ein Beispiel für ein besonders anspruchsvolles und intensiv beratenes bau­ kulturelles Vorhaben ist die 2009 abgeschlossene Sanierung des Parkhauses Praxisbeispiele Regensburg – Wachstum mit hoher städtebaulicher Qualität am Dachauplatz in der Altstadt. Das Gebäude aus den 1970er Jahren wies bauliche, funktionale und gestalterische Mängel auf, die darüber hinaus auch Ladenleerstände im Erdgeschoss zur Folge hatten. Durch den in enger Abstim­ mung mit Gestaltungsbeirat und Denkmalpflege geführten Planungsprozess wurde eine Fassade entwickelt, die den Baukörper horizontal und vertikal glie­ dert und dadurch die unterschiedlichen Nutzungen andeutet. In der verglas­ ten Erdgeschoss­zone wurden eine Markthalle und gastronomische Angebote etabliert. Im Untergeschoss konnte ein Teilstück der römischen Lagermauer erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Einen Beitrag zur Linderung des Mangels an Wohnflächen im Stadtgebiet leistet eine 2016 fertiggestellte Wohnanlage im westlich der Regensburger Fassadengestaltung der Wohnanlage in der Puricellistraße Altstadt gelegenen Westenviertel. Nach Rückbau eines Parkhauses und ei­ nes untergenutzten Gebäudes eines Weiterbildungsträgers sind insgesamt 98 barrierefreie Wohnungen errichtet worden. Das Vorhaben wurde mehr­ fach im Gestaltungsbeirat erörtert, wobei insbesondere die Einpassung der Baukörper in die heterogene Umgebung der verschiedenen Grundstückssei­ ten verfeinert wurde. Die Wohnanlage überzeugt überdies durch eine hoch­ wertige Fassadenausführung und Freiflächengestaltung und belegt, dass trotz massiven Baudrucks gestalterische Ansprüche an die Wohnbauentwicklung gestellt werden. Mit einer „Wohnbauoffensive“ setzt die Stadt Regensburg seit 2016 zudem vielfältige Maßnahmen und Aktivitäten um, die die Schaffung von überwiegend günstigem Wohnraum beschleunigen sollen. Dazu werden im ersten Schritt geeignete, in der Regel untergenutzte Flächen identifiziert. Seit 2017 wird die Wohnbauoffensive durch eine städtische Wohnbauflächenmanagerin zent­ ral koordiniert. Zielsetzungen und Gestaltungsansprüche einzelner Vorhaben werden u.a. in einem einmal monatlich stattfindenden Jour fixe ämterüber­ greifend abgestimmt. Dabei wird auch festgelegt, ob ein Vorhaben im Gestal­ tungsbeirat zu behandeln oder ein städtebaulicher Wettbewerb durchzuführen ist. Durch eine frühzeitige Rückmeldung an den Vorhabenträger und beschleu­ nigte Verfahren mit den beteiligten Fachämtern können unnötige Prozessver­ zögerungen vermieden werden. Um den zusätzlichen Flächenverbrauch zu minimieren, stehen Nachverdichtungs- und Umnutzungspotenziale im Fokus der Strategie. Entsprechende Flächen werden systematisch erhoben und nach Kriterien wie Baurecht, Eigentumsverhältnisse und Infrastruktur priorisiert. 95 4 96 Würzburg mit Umlandgemeinden Mobilität neu denken Verdichtungsraum und ländlicher Raum Regionalzentrum (Würzburg), Grundzentrum (Gerbrunn, Rottendorf), ohne zentralörtli­ che Einstufung (Randersacker, Theilheim) Einwohner (2019): ca. 145.540 (gesamt: Würzburg, Gerbrunn, Randersacker, Theilheim, Rottendorf) Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: ca. + 0,5 % (gesamt) Würzburg: Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) Gerbrunn: Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Randersacker: Bayerisches Städtebau­ förderungsprogramm Der Abzug der amerikanischen Streitkräfte hat in vielen bayerischen Kommu­ nen Flächenpotenziale für große Stadtentwicklungsprojekte freigesetzt. So auch in Würzburg, wo ein am östlichen Stadtrand gelegenes 95 ha großes, ehe­ maliges Militärareal zum neuen Stadtteil Frauenland-Hubland umgenutzt wird. Bis 2024 entsteht ein Stadtteil mit ca. 2.000 neuen Wohneinheiten für über 4.500 Menschen, mit einem Stadtteilzentrum in den früheren Kasernengebäuden und 5 ha Flächen für forschungsintensives Gewerbe. Das Ansiedlungspotenzial for­ schungsintensiver Unternehmen ist auf die unmittelbare Nachbarschaft der Uni­ versität zurückzuführen. Herzstück des neuen Stadtteils ist ein lang gezogener Park, der dort angelegt wurde, wo früher Flugzeuge starteten. Das Parkgelände war 2018 das Zentrum einer Landesgartenschau. Neuer Stadtteil mit einem Mobilitätskonzept der Zukunft Von Anfang an stand fest: Der Stadtteil Hubland wird nicht nur durch einen Tras­ senneubau an das Straßenbahnnetz angeschlossen. Er soll auch Erprobungs­ raum für neue Mobilitätsangebote werden. Neben Carsharing galt es auch einen Pedelec-Verleih zu integrieren, da aufgrund der Lage des neuen Stadtteils und der Topographie in der Region Würzburg, Potenziale des Radverkehrs insbeson­ dere in der Verbindung mit einem Elektronantrieb stehen. So entstanden in einer engen Zusammenarbeit der Stadt, der Wohnungswirtschaft und den städtischen Verkehrsbetrieben sogenannte Mobilstationen, an denen Carsharing-PKWs, Fahrrad- und Pedelec-Verleih räumlich gebündelt zur Verfügung stehen und durch Nähe zu ÖPNV-Haltestellen den Umstieg zwischen verschiedenen Mobi­ litätsangeboten erleichtern. Vier neue Mobilstationen auf dem Hubland, die von der Stadtverkehrs-GmbH als städtischem Tochterunternehmen betrieben wer­ den, ergänzen das seit 2015 im Aufbau befindliche Angebot von 17 Stationen in Würzburg. An jeder Station befinden sich Elektro-Ladestationen, die Buchung erfolgt durch automatisierten Chipkartenzugang. Um für Wohnungsbauinvesto­ ren diese Mobilitätsangebote interessant zu machen, hat die Stadt Würzburg eine Ablösemöglichkeit für PKW-Stellplätze von bis zu 30 % der erforderlichen PKW-Stellplätze eingeführt. In einem städtebaulichen Vertrag sichert das Unter­ nehmen zu, dauerhaft Carsharing-PKWs an der Mobilstation verfügbar zu halten. Mindestens von der Startphase bis zur Wirtschaftlichkeit eines Standortes ver­ langen Carsharing-Anbieter, die für die Nutzung der Mobilstation Miete zahlen, einen Zuschuss vom Wohnungseigentümer. Die Erfahrungen zeigen: Frühzeitige Berücksichtigung von Mobilstationen ermöglicht die Grundstückssicherung für Praxisbeispiele Würzburg mit Umlandgemeinden – Mobilität neu denken 97 4 Prinzip der Zusammenarbeit von Stadt, Bauherr, StadtverkehrsGmbH und Carsharing-Unternehmen, um Nutzern Carsharing als Alternative zu privaten PKW-Stellplätzen anzubieten Würzburger Stadtverkehrs-GmbH Stadt Würzburg Bau von Mobilstationen Betrieb Mietvertrag Mobilstation Systematische Standortwahl der vier Mobilstationen im entstehenden Stadtteil Hubland Carsharing-Anbieter Städtebaulicher Vertrag Verpflichtung zur Vorhaltung von Carsharing Kooperationsvertrag (Grundmiete, Auslastungsgarantie) Alternative 2 Bauherr Wohnungsbau Alternative 1 Stellplatzanlage oder -ablöse Ergebnis eines Wettbewerbs: die Gestaltung der Mobilstation 1 auf dem Hubland optimale Standorte und hat in einem Fall sogar eine öffentlich zugängliche Stati­ on auf privatem Gelände geschaffen. Radverkehrsnetz mit den Nachbarkommunen als erster Baustein eines interkommunal abgestimmten Mobilitätssystems Die Vorbereitung auf die Landesgartenschau 2018 auf dem Hubland bot den An­ lass für die Erarbeitung eines interkommunalen Mobilitätskonzeptes für Würz­ burg und die vier im Osten gelegenen Stadtrandgemeinden Gerbrunn, Rander­ sacker, Rottendorf und Theilheim. Dieses bildet die Grundlage für eine bessere und klimafreundliche Vernetzung der Stadt Würzburg mit den östlichen Umland­ gemeinden. Im Fokus der Bearbeitung stand der Ausbau der Nahmobilität, ins­ besondere des Radverkehrs (Fahrrad, Pedelec), des ÖPNV und der Sharing-An­ gebote (E-Bike-Sharing, Carsharing). Über zentrale Verknüpfungspunkte wurde das Mobilitätsnetz überörtlich angebunden und alternative Mobilitätsdienst­ leister, wie beispielsweise ein Carsharing-Angebot in Gerbrunn implementiert. Neben der intermodalen Verknüpfung konnten bis zur Landesgartenschau Wege­ketten optimiert, Wegelücken geschlossen und deren Qualität gesteigert und der Verdichtungsraum Würzburg enger verbunden werden. Mit dem interkommunalen Mobilitätskonzept untersuchten die Stadt Würzburg mit den Umlandgemeinden Gerbrunn, Randersacker, Rottendorf und Theilheim das gemeinsame Mobilitätsnetz, insbesondere hinsichtlich der Verbesserung der zentralen Verknüpfungspunkte sowie des Pedelecund Radverkehrsnetzes (siehe Karte) 98 München Urbane Mobilität und Logistik der Zukunft Regelmäßig werden in Deutschland Stichproben des Mobilitätsverhaltens er­ hoben. Diese Untersuchungen belegen die anhaltende Dominanz des PKWs als Fortbewegungsmittel, aber gerade in Großstädten wie München kommt Bewegung in die Mobilitätsmuster der Bewohner. Die Wege mit dem Fahrrad und mit dem ÖPNV nehmen spürbar zu, Carsharing- und Fahrradverleih-Ange­ bote erfreuen sich zunehmender Nachfrage. Nicht nur der Klimaschutz, sondern auch Veränderungen im Verkehrsverhalten legen es also nahe, neue Mobilitäts­ ansätze zu erproben. Verdichtungsraum Metropole Einwohner (2019): ca. 1.484.230 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: ca. + 22,6 % Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Für jeden Zweck können Bewohner des Domagkparks an der Mobilitätsstation Elektrofahrzeuge mieten, vom Lastenrad über den Roller bis hin zum Auto Mobilitätsstationen mit zusätzlichen Logistikangeboten in Neubau- und Bestandsquartieren Auf die zunehmende Bereitschaft auf Alternativen zur PKW-Nutzung in Groß­ städten zurückzugreifen, reagieren Münchner Modellprojekte mit einer Auswei­ tung der Angebote bspw. an Mobilitätsstationen. Diese bieten Carsharing-Autos, Lastenräder und Fahrräder sowie Roller zum Smartphone gesteuerten Verleih an. München konzentriert sich dabei in seinen Pilot-Stadtteilen auf Elektroan­ triebe. Daneben haben die Entwickler aber auch die Stadtlogistik im Blick: Im Stadtteil Neuaubing-Westkreuz am westlichen Stadtrand stehen neben zwei der Mobilitätsstationen Quartiersboxen. Fächer dieser Box können stundenweise gebucht werden, um dort Lebensmittel (es gibt auch gekühlte Fächer), Pakete oder Gegenstände aller Art auszutauschen. Die Kooperation mit einem Lebens­ mittelanbieter macht das Angebot besonders attraktiv und hat u.a. zum Ziel, den Verkehrsaufwand für die sogenannte „letzte Meile“ von Kurier-, Express- und Paketdiensten (KEP) zu reduzieren. Im Neubauviertel Domagkpark verfolgt die Stadt dasselbe Ziel mit einem Con­ cierge-Dienst: In einem zentral gelegenen Ladenlokal werden neben diversen Dienstleistungen rund um das Wohnen (z. B. Wäsche- und Reparaturservice) gegen ein monatliches Pauschalentgelt auch Pakete entgegen genommen, mit dem Nebeneffekt, dass sich das Concierge-Büro zum beliebten Treff der Neu-Bewohner entwickelt. Praxisbeispiele München – Urbane Mobilität und Logistik der Zukunft 99 Digitale Vernetzung erschließt Mehrwerte Mit einer App, der „München SmartCity App“ wird ein zentraler Zugang zu allen wichtigen Quartiersinformationen geschaffen: Wann kommt die nächste Tram? Kann ich jetzt ein Lastenrad für einige Stunden buchen? Und bald, wenn ein soeben entwickelter, intelligenter Lichtmast die Daten liefert: Wie hoch ist das Verkehrs­aufkommen im Quartier? Digitale Informationsgebote dieser Art bilden damit die Chance, vom „eigenen“ Verkehrsmittel auf geteilte Angebote umzu­ steigen und damit der „Sharing-Ökonomie“ zum Durchbruch zu verhelfen. Der nächste Schritt wäre dann die Flatrate für alle Mobilitätsangebote. Die Stadtwer­ ke Augsburg erproben dieses Konzept: Für 75 € im Monat können sich Testper­ sonen im ÖV-Netz der Stadt bewegen, bis zu 30 Stunden Carsharing-PKWs und ständig bis zu 30 Minuten ein Leihrad nutzen. Integrierte Mobilitäts- und Logistikansätze in Neuaubing und im Domagkpark Neuaubing-Westkreuz (Bestandsquartier, Stadtrand) Domagkpark (Neubau, zentrale Lage) Elektro-Carsharing Elektro- und konventionelles Carsharing Miet-Fahrrad Elektro-Roller Elektro-Lastenrad Elektro-Lastenrad Elektro-Fahrrad Elektro-Fahrrad Quartiersbox Concierge Angebot der Mobilitätsstation Angebot der Quartierslogistik Planerische Umsetzungsinstrumente Mobilitätskonzepte der Wohnungsunternehmen Mobilitätskonzepte von Investoren neuer Wohnanlagen können den Stell­ platzbedarf reduzieren und autoarme Mobilität fördern Ein besonders großes Potenzial für Veränderungen im Verkehrsverhalten liegt im Stellplatzangebot. In München lässt die Stellplatzsatzung seit 2016 bei Neubau­ ten eine Variabilität zwischen 0,5 und einem Stellplatz pro Wohnung zu. Seitdem arbeiten Wohnungsunternehmen an Mobilitätskonzepten, die durch das Ange­ bot von Mobilitätsservices für ihre Bewohner den Stellplatzbedarf reduzieren. Im Domagkpark halten Wohnungsgenossenschaften und die städtische Woh­ nungsbaugesellschaft in ihren Baufeldern beispielsweise Mobilitätsstationen, übertragbares ÖV-Ticket, Paketshop, Fahrradladen aber auch Fahrradabstellan­ lagen vor und reduzieren dabei den Stellplatzansatz pro Wohneinheit. Dies tut dem neuen Stadtviertel gut: weniger Stellplätze, mehr nutzbarer öffentlicher Raum, mehr Begegnung. Der Mehrwert veränderten Mobilitätsverhaltens wird damit für jeden Bewohner unmittelbar erlebbar. Auf wirtschaftlicher Ebene wer­ den Baukosten und Bauzeiten reduziert, auf kommunaler Ebene reduzieren sich die Flächeninanspruchnahme und langfristig gesehen Folgekosten, die durch ein Neubaugebiet verursacht werden. Standort Mobilitätsstation Mobilitätskonzepte zur Reduzierung von Stellplätzen machen aus dem Domagkpark ein autoarmes Quartier 4 100 Nürnberg Rundum-Erneuerung einer 1960er Jahre Wohnsiedlung Regierungsbezirk Mittelfranken Verdichtungsraum Oberzentrum Einwohner (2019): ca. 518.370 Einwohnerentwicklung 2000 bis 2019: ca. + 6,1 % Bund-Länder-Städtebau­ förderungsprogramm Wohnraumförderung Die großen Wohnanlagen des sozialen Wohnungsbaus der Nachkriegszeit sind in die Jahre gekommen. Sie wurden entwickelt, um den Wohnungsbedarf in den 1950er und 1960er Jahren zügig decken zu können. Das konnte nur durch die einheitliche Planung von Wohnsiedlungen mit über 1.000 Wohneinheiten und Wohnkonzepten für die damals bezahlbare Nachfrage gelingen. Heute gelten die Wohnungen vielfach als zu klein und mit geringem Ausstattungsstandard, die Gebäude bedürfen der energetischen Sanierung und die öffentliche Infra­ struktur zeigt Modernisierungsbedarf. Wie kann eine solche Siedlung rundum erneuert werden? Eine denkmalgeschützte Siedlung in der Erneuerung Die von Prof. Hans Bernhard Reichow im Auftrag der wbg zwischen 1962 und 1966 erbaute Wohnsiedlung „Parkwohnanlage West“ mit ursprünglich 1.030 Wohneinheiten stellt das einzige konsequent umgesetzte Beispiel der soge­ nannten organischen Stadtbaukunst und Architektur in Bayern dar und wurde daher 2007 als Ensemble in die Denkmalliste eingetragen. Reichow prägte den Begriff der „Stadtlandschaft“ und meinte damit eine neue städtebauliche Ordnung und Gestaltung, die die lokalen Besonderheiten aufnimmt und zu­ gleich eigene kleine Mikrokosmen mit kompletter Infrastruktur für ihre Bewoh­ ner entstehen lässt. Dieses Verständnis spiegelt die „Parkwohnanlage West“ wider. Das Gebiet wird durch sackgassenartige Straßenarme, an denen drei- und viergeschossige Reihenbauten fächerartig aufgereiht sind, erschlossen. Am Ende der Straßenarme schließen neungeschossige Punkthäuser das Sied­ lungsgebiet ab. Die Fußwege zu den Hauseingängen sind von den Fahr­ straßen strikt getrennt und führen durch die parkartig angelegten, großzügi­ gen Grünflächen. Zur Wohnanlage gehört auch die von Reichow entworfene Carl-von-Ossietzky-Schule. Praxisbeispiele Nürnberg – Rundum-Erneuerung einer 1960er Jahre Wohnsiedlung 101 Das Fünf-Stufen-Modell als Rundum-Erneuerung von 2011 bis 2032 Die wbg Nürnberg GmbH Immobilienunternehmen (wbg) hat mit ihrem lang­ fristig angelegten Fünf-Stufen-Modell einen beispielhaften Weg für die RundumErneuerung einer Großsiedlung gefunden. Die fünf Stufen spiegeln unterschied­ liche Sanierungsstandards wider, die für Wohngebäude angestrebt werden. Die Mischung der Standards verhindert bei der Sanierung eine Verdrängung von langjährigen Mietern und gewährleiste auch in der Zukunft eine soziale Mischung. Darüber hinaus entsteht durch Grundrissanpassungen und den Anbau von Aufzügen in ausgewählten Bestandsgebäuden zukunftsfäghiger und barrierearmer Wohnraum. Grundlage des Fünf-Stufen-Modells sind umfassende Untersuchungen des Wohnungsbestandes im Hinblick auf u.a. Bautypologie, Grundrisse, energeti­ schen Zustand und Ausbaupotenzial. Wichtige Voraussetzung für eine effiziente Umsetzungsstrategie war die Erarbeitung von Gebäudetypologien (insgesamt 32) und Gliederung der Häuser (85 dreistöckig mit 510 Wohneinheiten, 38 vier­ stöckig mit 304 Wohneinheiten, 3 neunstöckig mit 216 Wohneinheiten) und Grundrisse. Für jeden Typ wurde eine Beispielsanierung konzipiert und mit der Denkmalbehörde abgestimmt. Die Untersuchungen sind in einen Rahmenplan eingeflossen, der die Wohngebäude in folgende Stufen einteilt: • Basismodernisierung: Bei ausgewählten Wohngebäuden zielt die wbg auf Werterhalt ohne umfänglichen Sanierungsanspruch, der die Mieten gering hält.  odernisierung: Bei diesem Sanierungstyp werden die Maßnahmen • M auf die energetische Optimierung beschränkt.  mbau: Umbau umfasst eine energetische Vollsanierung und • U einen Aufzugsanbau.  ufstockung: Um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, werden • A geeignete Wohngebäude ausgewählt, bei denen insgesamt 150 neue Wohneinheiten durch Aufstockung geschaffen werden können. Stufe 4 umgesetzt: Grundsanierung und  eubau / Ersatzneubau: Wenige Flächenpotenziale werden für • N ergänzende Nachverdichtung durch Neubauten genutzt. Aufstockung durch Anheben des Pultdachs und Ergänzung einer Dachgeschossterrasse 4 102 Rundum-Erneuerung nur mit den Mietern Die Sanierungsmaßnahmen finden teilweise im bewohnten Zustand statt. Das gelingt nur in enger Abstimmung mit den Mietern. Die wbg informiert daher betroffene Mieter frühzeitig und ausführlich über die geplanten Maßnahmen und arbeitet eng mit dem Bürgerverein und weiteren Einrichtungen im Quartier zusammen. Das im Quartier befindliche Kundencenter ist erste Anlaufstelle für Fragen der Mieter. Stufe 5: Nachverdichtung durch ergänzenden Neubau, teilweise gefördert im Bayerischen Wohnungsbauprogramm. 2020 ausgezeichnet mit dem Deutschen Bauherrenpreis. Damit leistet das Fünf-Stufen-Modell einen Beitrag zu einer angepassten Sanie­ rung, die nicht nur den Fokus auf den Erhalt und die Weiterentwicklung von Be­ standsquartieren legt, sondern darüber hinaus die Wahrung von baukulturellen Werten und des Sozialgefüges zum Ziel hat. Praxisbeispiele Nürnberg – Rundum-Erneuerung einer 1960er Jahre Wohnsiedlung 103 Der Sanierungsfahrplan „Parkwohnanlage West“ in Nürnberg Basis-Modernisierung Umbau Neubau Modernisierung Aufstockung Ersatzneubau Instandhaltung Rundum-Erneuerung einer 1960er Jahre Wohnsiedlung „Nürnberg – Parkwohnanlage West“ Schritt 1: Analyse (Städtebau, Wohnungswirtschaft, Energie, Soziales, …) Schritt 2: Rahmenplan im Fünf-Stufen-Modell 1 2 3 4 5 Basis­ modernisierung Moderni­sierung Umbau Aufstockung Neubau Günstige Mieten Energ. Optimierung Energ. Vollsanierung Zusätzlicher Wohnraum Zukunftsorientierter & Werterhalt 2011 – 2032: 442 WE und Aufzugsanbau 2011 – 2032 : 27 WE 2011 – 2019: 162 WE 2011 – 2032: 256 WE Wohnraum 2011 – 2019: 111 WE 4 104 Projekt- und Bildnachweis U1 Dinkelsbühl, Luftbild; Dettendorf, Luftbild Foto: Klaus Leidorf Luftbilddokumentation U1 / U4 Pfrombach, Luftbild Foto: Klaus Leidorf Luftbilddokumentation 4 Neuburg, Luftbild Foto: Klaus Leidorf Luftbilddokumentation 7 Zusammenhänge städtebaulicher Planung Grafik: StMB / ISAR 3 8 Donau bei Niederalteich, Luftbild Foto: Klaus Leidorf Luftbilddokumentation 10 Bevölkerungsentwicklung 2038 gegenüber 2018 Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik www.statistik.bayern.de 11 ISEK Hebertshausen Planung: Dragomir Stadtplanung GmbH Förderung: Planungszuschüsse 12 Anwendung informeller, formelle Instrumente in der städtebaulichen Entwicklung Grafik: StMB / ISAR 3 13 Auszug aus dem Erreichbarkeitsatlas der Metropolregion München Quelle: Büttner, B.; Keller, J.; Wulfhorst, G. (2011): Erreichbar­ keitsatlas – Grundlagen für die Zukunft der Mobilität in der Metropolregion München 14 Strategisches Vorgehen zur Flächenbedarfsermittlung vgl. Planungshilfen für die Bauleitplanung 2018 / 19 Grafik: StMB / ISAR 3 15 IKEK Allianz Fuchstal Planung: Dürsch Institut für Stadtentwicklung Förderung: Planungszuschüsse 16 München, Quartier Baumkirchen Bauherr: CA Immo Deutschland GmbH / Baumkirchen Mitte GmbH & Co. KG Planung Landschaftspark: mahl·gebhard·konzepte Landschafts­ architekten BDLA Stadtplaner; Partnerschaftsgesellschaft mbB Bild: CA Immo / Luftbildfotograf Hajo Dietz 17 Gründachkartierung Nürnberg Datenquellen: Gründachkartierung Stadt Nürnberg / EFTAS Fernerkundung; Technologietransfer GmbH Grundkarte: Bayerische Vermessungsverwaltung 17 Klimacheck Herausgeber und Bearbeitung: Hochschule für angewandte Wissenschaften München (Hochschule München, HM), Fakultät für Tourismus, Schachenmeierstr. 35, 80636 München www.tourismus.hm.edu Prof. Dr. Thomas Bausch, Dipl. Geogr. Carolin Scheibel, Dipl. Geogr. Felix Hörmann 18 Regensburg, Hochwasserschutz Abschnitt D Reinhausen Planung: HWS Team Regensburg Förderung: Europäischer Fond für regionale Entwicklung (EFRE) Foto: Wasserwirtschaftsamt Regensburg 19 München, Energiezentrale Freiham SWM – Stadtwerke München Copyright Foto: SWM 19 Untersuchungsebenen Energiekonzept Grafik: StMB 20 Neu-Ulm, Vorwerkstraße 21 / 1 Bauherr: Wohnungsgesellschaft der Stadt Neu-Ulm (NUWOG) Planung / Foto: Braunger Wörtz Architekten Förderung Elefantensiedlung: „LWQ – Lebendige Wohnquartiere für Jung und Alt“ experimenteller Wohnungsbaus; Wohnraum­ förderung Förderung Vorwerkstraße 21 / 1: bayerisches Wohnungsbaupro­ gamm (EOF-Mitteln); KfW (Programm Energieeffizient Bauen) 21 München, Ersatzneubau Konrad-Celtis-Straße Planung: Büscher Architekten Förderung: Wohnraumförderung (EOF) Foto: Astrid Ackermann Fotografie 21 Markt Wolnzach, Städtebaulicher Wettbewerb „Glandergassleiten“ Planung: delaossaarchitekten gmbh 22 Nürnberg, Nordostpark Planung / Foto: WGF Objekt Landschaftsarchitekten GmbH 23  ugsburg, Masterplan und Gestaltungshandbuch A Innovationspark Planung: KCAP Architects & Planners 23 Gewerbeflächenpool Wirtschaftsverband A 9 Ein Projekt der interkommunalen Kooperation Wirtschaftsband A 9 Fränkische Schweiz e.V. Förderung: Planungszuschüsse grafische Anpassung: ISAR 3 24 Kahl am Main, Mobilitäts- und Nachverdichtungsstrategie Planer: arc.grün | landschaftsarchitekten.stadtplaner.gmbh Förderung: Planungszuschüsse 25 Landsberg am Lech, Visualisierung Lady-Herkomer-Steg Planung / Visualisierung: Mayr | Ludescher | Partner Beratende Ingenieure München / Stuttgart mit DKFS Architects, London Förderung: Städtebauförderung 25 Mobilitätskonzept, Urbanes Leben am Papierbach Planung / Urheber: BERNARD Gruppe ZT GmbH grafische Anpassung: ISAR 3 25 Mobilitätspyramide vgl. Netzwerk Slowmotion, München 2010 grafische Anpassung: ISAR 3 26 Augsburg, Lechhausen Stadtteilzentrum „Grüner Kranz“ Planung: Gilg Peer Wolff Architekten Förderung: Das Plangut­achten, dass zur Umsetzung führte, wur­ de aus Mitteln der Städte­bauförderung bezuschusst Foto: Manuela Wagner, Stadt Augsburg 27 Hammelburg, Viehmarkt Planung: capattistaubach Landschaftsarchitekten Förderung und Plandarstellung: Der Wettbewerb sowie die Planung und Umsetzung der Platzneugestaltung wurde aus Mitteln der Städtebau­förderung bezuschusst Foto: capattistaubach Landschaftsarchitekten 28 Starnberg, Georgenbachweg Förderung: Städtebauförderung Foto: Stadt Starnberg 29 Berching, Hans Kuffer Park Förderung: Städtebauförderung Foto: Anikó Kerl 30 Deggendorf, Luftbild Foto: Klaus Leidorf Luftbilddokumentation 31 Deggendorf, Rahmenplan Siedlung Kohlberg Luftbild: Copyright Bayerische Vermessungsverwaltung, Bayerisches Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 2017 Planung: lab landschaftsarchitektur brenner, Dömges Architekten AG Förderung: Planungszuschüsse 31  Perlesreut, Bauherreninformation „Lebendige Nachbarschaft Perlesreut“ Planer: Arc Architekten Partnerschaft mbB Förderung: Planungszuschüsse 32 Baunach, Umnutzung einer ehemaligen Brauerei Planer: Brückner & Brückner Architekten Förderung: Städtebauförderung Foto: Gerhard Hagen Fotografie 32 Nürnberg, Prinzipskizze INSEK Darstellung Stadt Nürnberg, INSEK Digitales Nürnberg grafische Anpassung: ISAR 3 34 Raum- und Gemeindestrukturen in Bayern Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 35 Anzahl der Kommunen mit Einwohnerverlust nach Raumtyp Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, 2019 Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 35 Entwicklung der Einwohnerzahl in % nach Raumtyp Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, 2019 Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 36 Siedlungs- und Bevölkerungsstruktur Bayern Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, 2019 Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner, StMB 38 Markthaus in Fuchsmühl Förderung: Machbarkeitsstudie zur Entwicklung des Markt­hauses sowie die Freianlagen wurden mit Mitteln der Städte­bauförderung bezuschusst. Foto: Zweckverband Steinwald-Allianz 38 Karlsfeld, Mitte Foto: Alexander Dacos Photography 39 Tirschenreuth Marktplatz und Stadtteich Förderung: Umgestaltung des Marktplatzes als auch die Anlage des Stadtteiches wurden aus Mitteln der Städtebau­ förderung bezuschusst Foto: Stadt Tirschenreuth 40 Bayreuth, Rahmenplan Planung: AGS-München Förderung: Städtebauförderung 41 Landsberg am Lech, Visualisierung Quartier am Papierbach Bauherr / Visualisierung: Ehret und Klein städtebaulicher Entwurf / stadtbaukünstlerischen Oberleitung: MORPHO-LOGIC Architektur und Stadtplanung Visualisierung Baufeld A 1 Süd (Bild unten) Bauherr: Ehret und Klein Planung / Visualisierung: Kehrbaum Architekten Projekt- und Bildnachweis 42 Augsburg, Luftbild Sheridan Kaserne (2005 und 2020) Foto: Bernd-Ullrich Wagner 43 München, Quartier Schwabinger Tor Jost Hurler Beteiligungs und Verwaltungs GmbH & Co. KG Förderung: städtische Mittel aus den Förderprogrammen München Modell-Miete und städtische EOF Foto: Sebastian Arlt 43  ünchen, Parkplatzüberbauung Dantebad M Förderung: Staatliche und städtische Wohnraumförderung (EOF) Bauherr: GEWOFAG Planung: Florian Nagler Architekten Foto: Stefan Müller-Naumann 43 Nürnberg, Gartenhaus Planung / Foto: Bauform 44 Salzachaue, Luftbild Foto: Klaus Leidorf Luftbilddokumentation 46  uch am Erlbach, Luftbild B Foto: Klaus Leidorf Luftbilddokumentation 47 Buch am Erlbach, räumliche Entwicklungsschwerpunkte vgl. ISEK EGL GmbH Entwicklung und Gestaltung von Landschaft, Landshut grafische Anpassung: ISAR 3 Förderung: Planungszuschüsse 48 Buch am Erlbach, 1. Preis Realisierungswettbewerb „Gastorferstraße“ Planung: Eberhard von Angerer, Büro für Architektur und Stadtplanung + Hinnenthalschaar Landschaftsarchitekten in München Förderung: Planungszuschüsse 49 Buch am Erlbach, Mehrgenerationenwohnen Bauherr / Foto: MARO eG, Tania Schmid Planung: Deppisch Architekten Förderung: Wohnraumförderung 50 Buch am Erlbach, Mehrgenerationenpark Planung: raum + zeit / Tobias Nowak und Yvonne Hammes Förderung: Städtebau­förderung Foto: Litvai Atelier für Fotografie 51 Buch am Erlbach, Systemskizze Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 52 Greifenberg, Hofhäuser Planung / Foto: Sunder Plassmann Architekten Stadtplaner BDA 52 Greifenberg, Kartendarstellung Grundlage: © OpenStreeetMap, Open Database Licence (ODbL) 1.0 grafische Anpassung: ISAR 3 Energiesysteme), 2013, gefördert durch das BMWi - Pebbles (Peer-to-Peer-Energiehandel auf Basis von Block­ chains), 2018, gefördert durch das BMWi 59 Wildpoldsried, Stromverbrauch und- Erzeugung 2018 Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 59 Wildpoldsried, Systemskizze Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 60 Weyarn, Luftbild Foto: ArchImage, Meike Hansen 61 Weyarn, Kartendatstellung Darstellung: Leupold Brown Goldbach Architekten grafische Anpassung: ISAR 3 62 Weyarn, Quartier am Klosteranger Planung: Leupold Brown Goldbach Architekten Foto: ArchImage, Meike Hansen 62 Weyarn, Quartier am Klosteranger, „Fletz“ Planung: Leupold Brown Goldbach Architekten Foto: ArchImage, Meike Hansen 63 Weyarn, Schema Ortsentwicklung Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 63 Weyarn, Kirche St. Peter und Paul Foto: ArchImage, Meike Hansen 64 Systemskizze „Auf dem Land Mobil“ vgl. „Zukunftsfähige Mobilität in ländlichen Räumen“ Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) GmbH grafische Anpassung: ISAR 3 65 Markt Heimenkirch, Bahnhalt Förderung: Städtebauförderung Foto: Alexander Rochau 65 Markt Heimenkirch, Mitfahrbank Foto: Markt Heimenkirch 65 Freyung, Mobilitätsangebot „Freyfahrt“ Foto: Stadt Freyung 65 Systemskizze „Carsharing auf dem Land“ Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 66 Schwarzenbach an der Saale, Porzellanwerk gkU Winterling Förderung: Städtebaufördermittel für u.a. Abbruchkosten, Planungsleistungen und kommunalem Entwicklungsfonds Foto: Fickenscher Architektur+ 67 Schwarzenbach an der Saale, Masterplan Planer: Fickenscher Architektur+ Förderung: Städtebauförderung 53 Greifenberg, Hofhäuser Planung / Foto: Sunder Plassmann Architekten Stadtplaner BDA 67 gKU Winterling, Kartendarstellung Grundlage: © OpenStreeetMap, Open Database Licence (ODbL) 1.0 grafische Anpassung: ISAR 3 53 Greifenberg, Systemskizze Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 67 gKU Winterling, Prinzipskizze Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 54 Steinwald-Allianz, Panorama Foto: Steinwald-Allianz 68 Freyung, Luftbild Foto: Stadt Freyung 55 Gemeindeportal Spiegelau, „Dahoam 4.0“ Förderung: „Digitales Dorf“, StMWi Foto: Technologie Campus Grafenau 69 Freyung, Luftbild Foto: Stadt Freyung grafische Ergänzung: ISAR 3 55 Steinwald- Allianz, Systemskizze Förderung: „Digitales Dorf“, StMWi vgl. Darstellung Zweckverband Steinwald-Allianz grafische Anpassung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 70 Freyung, Planungsabfolge seit 2007 Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 56 Langenfeld, Dienstleistungszentrum Planung: Reeg und Spieler Architektur Förderung: Städtebauförderung Foto: Wolfgang Rückert 56 Langenfeld, Kartendarstellung Grundlage: © OpenStreeetMap, Open Database Licence (ODbL) 1.0 grafische Anpassung: ISAR 3 57 Langenfeld, Systemskizze Darstellung: ISAR 3 , FORUM Huebner, Karsten & Partner 58 Wildpoldsried, Luftbild Foto: Gemeinde Wilpoldsried Förderung: Förderprogramme des StMWi - Windstützpunkt (Einzelförderung) - Biomasseheizwerke (BioKlima) - PV-Speicher-Programm Forschungsprogramme: - IRENE (Integration regenerativer Energien und Elektromo­ bilität), 2011, gefördert durch das BMWi, weitere Beteiligte: Allgäuer Überlandwerke, Siemens, RWTH Aachen, Hochschule Kempten - IREN2 (zukunftsfähige Netze für die Integration regenera­tiver 70 Freyung, Gasthaus Veicht Förderung: Städtebauförderung Foto: ppp planungsgruppe Freyung 71 Freyung, Stadtplatz Förderung: Städtebauförderung Foto: Forum Huebner, Karsten & Partner 71 Freyung, Volksmusikakademie Foto: Josef Aigner Förderung: Städtebauförderung 72 Freyung, Organisationsmodell Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 73 Freyung, Volksmusikakademie Förderung: Städtebauförderung Foto: Stadt Freyung, M. Peda, Pedagrafie 73 Freyung, Volksmusikakademie Förderung: Städtebauförderung Foto: Stadt Freyung, M. Peda, Pedagrafie 74  Murnau, Luftbild Foto: Dominik Bartl, www.newsmediaservice.de 105 106 Projekt- und Bildnachweis 75 Coworking, Projektübersicht Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 89 Coburg, Zeitverlauf Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 76 Miltenberg, Mainpromenade gestalterische Planung: Holl Wieden Partnerschaft Stadtplaner und Architekten Förderung: Städetbauförderung Foto: Gerhard Hagen 90 Kempten, Wasserkraftwerk Keselstraße Planung: Becker Architekten Foto: Bruno Maul 77 Miltenberg, Mainhochwasser Foto: Stadt Miltenberg 91 Kempten, Tagungszentrum S4 Planung: Architekturbüro Huber Foto: Rainer Retzlaff 77 Miltenberg, Erhöhung Schutzmauer Foto: Stadt Miltenberg 91 Kempten, Wasserkraftwerk Kaufbeurer Straße Planung: F64 Architekten Foto: Ralf Lienert 77 Miltenberg, Systemskizze Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 91 Kempten, Systemskizze Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 78 Selb, Luftbild Foto: Fotoflug.de 92 Regensburg, Parkhaus Dachauplatz Planung: Dömges Architekten AG Foto: Stefan Hanke 79 Selb, Sedanstraße Planung: H2M Architekten + Stadtplaner GmbH Förderung: Wohnraumförderung Foto: Selbwerk GmbH 79 Selb, Haus der Tagesmütter Planung: Gutiérrez–dela Fuente + TallerDe2, Madrid Foto: Fernando Alda Feigfotodesign / Selbwerk GmbH 79 Selb, Systemskizze Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 80 Schweinfurt, Luftbild Foto: Nürnberg Luftbild, Hajo Dietz 81 Schweinfurt, Phasen der Neupositionierung Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 82 Schweinfurt, Wohngebäude Judengasse Förderung: Städtebauförderung Foto: Hans Hatos 93 Regensburg, Einbindung Gestaltungsbeirat Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 94 Regensburg, Standorte der beratenden Vorhaben Darstellung: Stadt Regensburg 95 Regensburg, Puricellistraße 26 – 30 Planung: Wittman Architekturbüro, Regensburg Foto: Michael Zartner, Wittman Architekturbüro, Regensburg 96 Würzburg, Hubland Mobilitätsstation 3 integriert in das Technologie- und Gründerzentrums TGZ Planung: kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH Foto: Adrien Cochet-Weinandt, Stadt Würzburg 97 Würzburg, Systemskizze Zusammenarbeit Car- Sharing Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 97 Würzburg, Parkhaus Standorte Mobilitätsstationen Darstellung: Stadt Würzburg 83 Schweinfurt, 11-Schritte Verfahren Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 97 Würtzburg, Mobilitätstation 1 Hubland Planung / Foto: Deffner Voitländer Architekten 84 Schweinfurt, Kunsthalle Foto: Peter Leutsch 97 Stadt-Umland-Bereich Würzburg, Interkommunales Mobilitätskonzept Planung: SHP Ingenieure, Hannover Förderung: Planungszuschüsse 84 Schweinfurt, Altstadteingang Förderung, Städtebauförderung Foto: Hochbild Design 85 Schweinfurt, Mainlönde Planung: Lützow 7 Müller Wehberg Landschaftsarchitekten PartG mbB Förderung: Städtebauförderung Foto: Erik-Jan Ouwerkerk 85 Schweinfurt, Grünverbindung zum Main „Oberer Wall und Philosophengang“ Förderung: Städtebauförderung Foto: Hans Hatos 85 Schweinfurt, ISEK Planung: UmbauStadt GbR Förderung: Städtebauförderung grafische Anpassung: ISAR 3 86 Garmisch-Partenkirchen, Innerörtliche Quartiersentwicklung Planung: Beer Bembé Dellinger Architekten und Stadtplaner GmbH Förderung: Städtebaulicher Ideenwettbewerb wurde mit Mitteln der Städtebauförderung bezuschusst Foto: Stefan Müller-Neumann 98 München, Quartiersbox Westkreuz Förderung: EU. Projekt Smarter Together Foto: Benjamin Ganzenmüller 98 München, Mobilitätsstation Domagkpark Förderung: EU-Forschungsprojekt CIVITAS ECCENTRIC Foto: Presseamt München 99 München, Integrierte Mobilitäts- und Logistikansätze in Neuaubing und Domagkpark Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 99 München, Darstellung Mobilitätsstationen Domagkpark Förderung: EU-Forschungsprojekt CIVITAS ECCENTRIC Kartengrundlage: Bebauungsplan Domagkpark, Stadt München Foto: Stadt München 100 Nürnberg, Luftbild Parkwohnanlage West Foto: wbg Nürnberg 101 Nürnberg, Umbau mit Aufstockung und Aufzug Bernadottestr 11 – 19 Foto: wbg Nürnberg 87 Garmisch-Partenkirchen, Villa Friedheim Planung: Beer Bembé Dellinger Architekten und Stadtplaner GmbH Foto: Stefan Müller-Neumann 102 Nürnberg, Neues Wohnen Sundersbühl Bauherr: wbg Nürnberg GmbH Planung: Planungsgemeinschaft NWS, Nürnberg (LPH 1-5) ganzWerk GmbH, Nürnberg (LPH 6-9) Förderung: Wohnraumförderung (EOF) Foto: wbg Nürnberg 87 Garmisch-Partenkirchen, Systemskizze vgl. Darstellung Beer Bembé Dellinger Architekten und Stadtplaner GmbH grafische Ergänzung ISAR 3 I FORUM Huebner, Karsten & Partner 103 Nürnberg, Sanierungsfahrplan Parkwohnanlage West Darstellung: wbg Nürnberg, Lageplan Stand 2017 grafische Anpassung und Ergänzung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner 87 Garmisch-Partenkirchen, Systemskizze Darstellung: ISAR 3, FORUM Huebner, Karsten & Partner U4 88 Coburg, Digitale Agenda Begleitung: Institut für Innovation und Technik (iit), VDI/VDE Innovation + Technik GmbH Förderung: aus Eigenmitteln Darstellung: Stadt Coburg, © elenabsl/shutterstock U4 München Ackermannbogen, Luftbild Foto: www.juergen-reichmann.de 89 Coburg, Online-Bürgerbeteiligung Rahmenplan Itzauen Planung: WGF Landschaft Landschaftsarchitekten GmbH/ Schir­ mer Architekten + Stadtplaner GmbH Förderung: Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm „Zukunft Stadtgrün“ Darstellung: Stadt Coburg Muenchnerau, Luftbild Foto: Klaus Leidorf Luftbilddokumentation U4 Regensburg, Luftbild Foto: Klaus Leidorf Luftbilddokumentation Arbeitsblätter und Materialen 107 Arbeitsblätter und Materialien Planungshilfen für die Bauleitplanung Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr www.stmb.bayern.de/buw/staedtebau/index.php Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzepte in der Städtebauförderung – Eine Arbeitshilfe für Kommunen (2016) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit www.staedtebaufoerderung.info/StBauF/SharedDocs/Publikationen/StBauF/ Flächenmanagement-Datenbank Version 4.0 (2018) Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und Bayeri­ sches Landesamt für Umwelt www.lfu.bayern.de/umweltkommunal/flaechenmanagement/fmdb/index.htm Folgekosten von Wohnbaugebieten, Planungshilfe (2014) Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr und dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz www.bestellen.bayern.de/shoplink/03500147.htm Bayerische Klimaschutzoffensive Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz www.stmuv.bayern.de/themen/klimaschutz/klimaschutzgesetz/index.htm Leitfaden für klimaorientierte Kommunen in Bayern – Handlungsempfeh­ lungen aus dem Projekt Klimaschutz und grüne Infrastruktur in der Stadt am Zentrum Stadtnatur und Klimaanpassung (2018) Technische Universität München https://www.zsk.tum.de/fileadmin/w00bqp/www/PDFs/Berichte/ 180207_Leitfaden_ONLINE.pdf Eingriffsregelung in der Bauleitplanung – Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft” (2003) Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen www.stmb.bayern.de/buw/staedtebau/oekologie/leitfadeneingriffsregelung/ index.php Handlungsempfehlungen für ein Ökokonto (April 2000) Bayerischer Gemeindetag und Bayerischer Städtetag www.lfu.bayern.de/umweltkommunal/ausgleichsflaechen_oekokonto/doc/ handlungsempfehlungen_oekokonto.pdf Klimacheck – Klimawandel in Ihrer Gemeinde: Auswirkungen und Anpassung (2014) Hochschule für angewandte Wissenschaften München, Fakultät Tourismus www.tourismus.hm.edu/forschung_und_projekte/c3_alps/c3_alps_1.de.html Arbeitshilfe für Städte und Gemeinden – Hochwasserrisiko­­managementPlanung (2019) Bayerisches Landesamt für Umwelt https://www.lfu.bayern.de/wasser/hw_risikomanagement_umsetzung/ hwrm_plaene/beteiligungsprozess/index.htm Hochwasser- und Starkregenrisiken in der Bauleitplanung (2019) Bayerische Staatsministerien für Umwelt und Verbraucherschutz sowie Wohnen, Bau und Verkehr www.stmb.bayern.de/buw/baurechtundtechnik/bauplanungsrecht/ vorschriftenundrundschreiben/index.php www.stmuv.bayern.de/themen/wasserwirtschaft/index.htm Arbeitsblatt 17 – Energie und Ortsplanung (2010) Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr www.stmb.bayern.de/buw/staedtebau/index.php Leitfaden Energienutzungsplan (2011) Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern und Bayerische Staatsministerien für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie sowie Umwelt und Gesundheit www.bestellen.bayern.de/shoplink/stmug_klima_00003.htm Bürgerbeteiligung im Städtebau – Ein Leitfaden (2019) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr https://www.stmb.bayern.de/buw/staedtebau/aktuelles/index.php Die barrierefreie Gemeinde – Ein Leitfaden (2. Auflage 2016) Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr www.bestellen.bayern.de/shoplink/03500177.htm Barrierefreies Bauen 03 – Öffentlicher Verkehrs- und Freiraum (2018) Bayerische Architektenkammer, Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr sowie Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales www.bestellen.bayern.de/shoplink/03500236.htm Denkmalpflege Themen – Das Kommunale Denkmalkonzept (2017) Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege https://www.blfd.bayern.de/mam/information_und_service/publikationen/ denkmalpflege-themen_kommunales-denkmalkonzept_2017.pdf Smart City Charta (2017) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/ themen/bauen/wohnen/smart-city-charta-langfassung.html Weitere Informationen zur Städtebauförderung www.stmb.bayern.de/buw/staedtebaufoerderung/index.php Weitere Informationen zu energieeffizientem Bauen www.stmb.bayern.de/buw/bauthemen/gebaeudeundenergie/index.php Amtliche Statistiken des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung www.statistik.bayern.de Broschüren Bestell-Portal der Bayerischen Staatsregierung www.bestellen.bayern.de 108 Impressum Herausgeber: Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr Franz-Josef-Strauß-Ring 4, 80539 München www.stmb.bayern.de www.facebook.com/lebenbauenbewegen www.twitter.com/bauenbewegen www.instagram.com/lebenbauenbewegen www.tiktok.com/@wirbauenbayern Redaktion: Referat 26 –Städtebau Bearbeitung: FORUM Karsten Hesse Matthes Partnerschaft www.forum-bremen.info Gestaltung: ISAR 3 Büro für Kommunikation | Tim Schuhmayr & Daniel Koethe GbR www.isar3.de Druck: Gotteswinter und Aumaier GmbH Gedruckt auf umweltzertifiziertem Papier Internet: Das Arbeitsblatt „Zukunftsweisender Städtebau – Integriert, flexibel, bürgernah“ kann über folgende Portale bestellt bzw. heruntergeladen werden: www.stmb.bayern.de/buw/staedtebau/index.php www.bestellen.bayern.de Januar 2021 Hinweis: Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern im Zeit­ raum von fünf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags-, Kommunal- und Europawahlen. Missbräuchlich ist während dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Staatsregierung zugunsten einzelner politi­ scher Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Wollen Sie mehr über die Arbeit der Bayerischen Staatsregierung erfahren? BAYERN | DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staatsregierung. Unter Telefon 089 12 22 20 oder per E-Mail an direkt@bayern.de erhalten Sie Informationsmaterial und Broschüren, Auskunft zu aktuellen Themen und Internetquellen sowie Hinweise zu Behörden, zuständigen Stellen und Ansprechpartnern bei der Bayerischen Staatsregierung Das Arbeitsblatt ist im Internet in einer barrierefreien Fassung verfügbar. www.stmb.bayern.de/assets/stmi/ buw/staedtebau/zukunftsweisenderstaedtebau.pdf www.bauen.bayern.de
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