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Full text: Dämon Berlin / Saudek, Robert (Public Domain)

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vor diesen Stunden bangten, nur sie als 
Glück, als Bestimmung, als Ziel, als Lebens⸗ 
sinn empfanden. Und dieses Wissen war 
ihm quälend und peinigend und der Gedanke 
daran taktlos. Ein Erleben, dessen Datum und 
Stunde ihm voraus bekannt war, ein Erleben, 
dessen Stunde ein jeder jener Gäste wußte, die 
da unten versammelt waren, um nach altem kupp⸗ 
lerischen Brauche ein Paar zum Brautbett zu 
geleiten, ein Erleben, dessen keuscher Duft durch 
das zynische Wesen der anderen für ihn selbst 
verflogen war, verfliegen mußte. 
Sollte ihm feierlich zumute sein, weil die 
anderen feierlich taten? Sollte er sich als Er— 
oberer vorkommen, weil ein alter Mythus im 
jungen Gatten einen Eroberer sah? 
Er begann eine Zigarette zu rauchen und 
sog sie in langen Zügen aus, rauchte eine 
zweite und eine dritte und sann über die beiden 
Frauen nach, die unmöglich so lange mit der 
Toilette zu tun haben konnten und nun viel— 
leicht erwartungsvoll und bange im Zimmer 
standen. 
Als er am Ende des Korridors Kehrt machte, 
hörte er eine Tür gehen. Trude stand allein da. 
Hatte ihre Mutter die Peinlichkeit der Szene 
empfunden und war deshalb zurückgeblieben?
	        
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