Path:
Dreiundzwanzigstes Kapitel

Full text: Der Baumeister / Hollaender, Felix (Public Domain)

256 — 
zustellen, denn bald sah er sich von einem Kreis 
von Herren und Damen umringt, die, wie er es im 
stillen gefürchtet hatte, ihn komplimentierten und mit 
Fragen auf ihn einstürmten. Alle fanden es ungeheuer 
interessant, aus erster Quelle über das neue Theater 
unterrichtet zu werden. Eine dickgepuderte Dame 
meinte, es müßte doch himmlisch sein, so etwas Groß⸗ 
artiges zu schaffen. Eine andere erzählte ihm, daß 
sie sein Bild gesehen und ihn sich ganz anders vor— 
gestellt hätte. Eine dritte wünschte zu erfahren, wer 
bereits alles engagiert sei. 
Und als er auf die Frage, womit eröffnet werden 
würde, prompt erwiderte, daß als erste Vorstellung 
der „Sommernachtstraum“ in Szene gehen würde, 
erreichte diese Unterhaltung den Gipfel der Komik; 
denn nun wollte ein kahlköpfiger Herr durchaus 
wissen, von wem dieses Stück sei. 
Keßler wunderte sich später selbst, daß er in dieser 
Situation seinen Ernst gewahrt und mit Würde und 
Ruhe, als ob es mit der Frage gar nichts auf sich 
hätte, die Antwort gegeben hatte: „Der Verfasser 
heißt Shakespeare!“ 
Man rief zur Tafel, und Keßler führte Fräulein 
Doris zu Tische. 
Als man Platz genommen hatte, sagte sie: 
„Ich möchte jetzt in Ihrem Innern lesen!“ 
Er entgegnete mit leichtem Spott: 
„Sie tun es ja bereits, mein Fräulein!“ 
„Glauben Sie ?“ 
„Ich weiß es.“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.