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Achtzehntes Kapitel

Full text: Der Baumeister / Hollaender, Felix (Public Domain)

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Keßler betrachtete einen Augenblick sein Konterfei. 
„Hat man es dir denn nicht zugeschickt?“ fragte 
der Staatsanwalt. 
„Kann sein. Jedenfalls habe ich es noch nicht 
desehen! ... Ich komme vor lauter Geschäften nicht 
einmal dazu, die Zeitungen zu lesen. Außerdem bin 
ich nicht eitel; ich lege auf derartige Scherze keinen 
Wert. Man teilt diese Ehre mit zu vielen Leuten.“ 
„Stimmt — — auch Verbrecher kommen ins 
Blatt!“ 
„Weißt du, Drenkwitz, daß es in der Tat sehr 
schwer ist, die Grenze zwischen einem genialen Men— 
schen und einem Verbrecher zu ziehen? ...“ 
„Meinst du ?“ 
„Allerdings!“ 
„Der richterliche Standpunkt ist ein etwas an— 
erer.“ 
„Lieber Junge, darauf kommt es nicht so viel an.“ 
„Das sind olle Kamellen — — abgedroschene 
Phrasen — komm' mir nicht damit.“ 
„Sage mal, Drenkwitz, glaubst du, daß jeder 
Mensch sich keunt ? 
„Jeder muß sich so weit kennen,“ antwortete der 
Staatsanwalt langsam, „um immer das Verantwort⸗ 
lichkeitsgefühl für seine Handlungen zu haben.“ 
„Von ‚müssen‘ kann doch gar keine Rede sein 
— das ist meiner Ansicht nach ein völlig anti— 
quierter Standpunkt.“ 
„Die moralistischen Standpunkte sind nicht so 
antiquiert, wie du anzunehmen scheinst.“ 
„Ich bitte dich, Drenkwitz, laß einmal den Staats— 
Lollaender, Der Boumeister.
	        
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