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Hilde

Full text: Babel-Berlin / Gruenstein, Josef Rudolf (Public Domain)

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ironische Abfuhr, wenn sie im befehlenden Tone sprach 
und gewisse Arten der Verpackung des Mobiliars für 
unumgänglich notwendig erklärte. Der Major war von 
bemitleidenswerter Unbeholfenheit und wurde melancho— 
lisch. Die Kinder verkrochen sich, denn Mama war jetzt 
immer so kurz und abweisend. 
Das Mobiliar war aufgegeben, man fuhr nach Ber— 
lin, stieg in einem kleinen Hotel ab und ging wenige Stun— 
den später auf die Wohnungssuche. Zuerst ging der Major 
allein. Er kam zerschlagen zurück: „Ich habe nichts Pas— 
sendes gefunden!“ rief er. 
„Nicht möglich!?“ 
„Nein! Was ist Berlin für eine teuere Stadt. Wir 
werden wohl gar keine Vorderhauswohnung bezahlen 
können.“ 
„Du denkst doch nicht, daß ich in eine Hofwohnung 
ziehe?!“ 
Der Major schwieg und dachte: „Sollte ich einen 
unverzeihlichen Fehler mit der Üübersiedlung begangen 
haben?“ 
Da man nicht mehr als 700 Mark für eine Woh— 
nung bezahlen konnte, wie das Ehepaar von Kempen 
ausgerechnet hatte, da überdies jeder Tag Aufenthalt im 
Hotel mehr kostete, als angenehm war, wurde drei Tage 
nach der Ankunft in Berlin weit draußen im Norden 
eine Wohnung von vier Zimmern gemietet, die angeb— 
lich drei Treppen hoch lag, in Wirklichkeit aber, da zur 
Wohnung „hochparterre“ dreizehn Stufen führten, vier 
Treppen hoch sich befand. 
Es dauerte noch einige Tage, bis die Möbel an— 
kamen, dann gab es wieder ürger, ehe sie in die Wohnung 
gebracht wurden, und endlich standen die Habseligkeiten
	        
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