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VI.

Full text: Die Liebe ist so komisch / Cremer, Wilhelm (Public Domain)

Kappmann war fest davon uͤberzeugt, daß nur 
Wilhelmine an seiner kuͤnstlerischen Sterilitaͤt schuld 
war — wie konnte es auch anders sein? Darum 
hatte er sich ja auch endlich von dieser Person getrennt 
und in dem Gluͤck seiner neuen Freiheit nunmehr auch 
den Mut gefunden, sich mit der zu vereinigen, die 
ihm nicht nur Liebe sondern auch Verstaͤndnis fuͤr 
seine Dichtergroͤße entgegenbrachte, mit Frau Doris 
Friedlaͤnder. 
Er hatte es tun muͤssen, denn das war das Ent— 
setzliche, als Kappmann kaum drei Tage allein war, 
da fuͤhlte er schon eine geistige Leere in sich, da war 
es ihm schon, als ob ihm etwas fehlte. Er gehoͤrte 
wohl zu diesen feinen Naturen, denen es ein Herzens⸗ 
beduͤrfnis ist, sich an ein weibliches Wesen zu ver⸗ 
schwenden, und manchmal kamen ihm jetzt sogar 
Augenblicke, in denen er sich gradezu nach Wilhelmine 
zuruͤcksehnte, die ihm doch die ganzen letzten Jahre 
zur Qual gemacht hatte. Er vermißte ihren Witz, 
ihre drolligen Einfaͤlle, die ihm so manches Mal bei 
einem Zeitungsartikel geholfen hatten, denn wenn sie 
auch eine gaͤnzlich unpoetische Natur war, so zum ge⸗ 
woͤhnlichen Hausgebrauch fuͤr Plaudereien und Skizzen 
konnte man ihre Ideen wohl benutzen. 
Aber Kappmann war ein Charakter. Er uͤber— 
wand diese Sehnsucht nach ihr und kehrte nicht zuruͤck. 
Ja, er schaͤmte sich seiner niederen Instinkte und sah 
mit Schrecken, wie weit ihn dieses Weib schon zu sich 
herabgezogen hatte. Und als er dann Frau Doris 
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