Art und verflog in der Ehe gar schnell, so daß ihr
Mann an ihr nichts weniger als eine Kameradin
und Mitarbeiterin hatte. Im Gegenteil, sie wurde
fett und bequem, sie amuͤsierte sich und sah es fuͤr
selbstoerstaͤndlich an, daß er sich fuͤr sie abquaͤlte.
Ja, Kappmann war in der Liebe, wie auch sonst
im Leben, ein Idealist, und darum ging er trotz
aller Enttaͤuschungen, die ihm diese Ehe bereitet hatte,
jetzt schon wieder ein neues Verhaͤltnis ein. Eine
Natur, wie die seine, brauchte eben die große Leiden⸗
schaft, die nur allein den Dichter zum Schaffen be⸗
geistern kann. Ohne den Umgang mit einer Frau
fuͤhlte er stets diese geistige Lehre in sich, die nur
die Liebe ausfuͤllen konnte, und mit allen Fasern
seines Wesens erhoffte er nunmehr, diese Ergaͤnzung
durch den Verkehr mit seiner angebeteten Doris. Er
hielt an dieser Hoffnung mit der aͤußersten Zaͤhigkeit
fest, so unguͤnstig sich auch im Augenblick die Ver—
haͤltnisse gestalteten. Denn noch nie war er so in Geld⸗
noͤten gewesen, wie gerade jetzt.
Und wie einfach, wie gluͤcklich hatte er sich doch
seine Zukunft gedacht, als er sich die Zuneigung der
Frau Doris Friedlaͤnder erwarb. Die Fron der
taͤglichen Arbeit, die ewigen Geldsorgen, alles war
jetzt vorbei, jetzt konnte er sich wirklich ganz dem
dichterischen Schaffen hingeben, jetzt fand er endlich
die ersehnte Stimmung. Denn Doris war reich, sie
hatte ihrem Mann ein betraͤchtliches Vermoͤgen in
die Ehe gebracht, und dieser Reichtum sollte Kappmann
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