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VIII.

Full text: Die Liebe ist so komisch / Cremer, Wilhelm (Public Domain)

Art und verflog in der Ehe gar schnell, so daß ihr 
Mann an ihr nichts weniger als eine Kameradin 
und Mitarbeiterin hatte. Im Gegenteil, sie wurde 
fett und bequem, sie amuͤsierte sich und sah es fuͤr 
selbstoerstaͤndlich an, daß er sich fuͤr sie abquaͤlte. 
Ja, Kappmann war in der Liebe, wie auch sonst 
im Leben, ein Idealist, und darum ging er trotz 
aller Enttaͤuschungen, die ihm diese Ehe bereitet hatte, 
jetzt schon wieder ein neues Verhaͤltnis ein. Eine 
Natur, wie die seine, brauchte eben die große Leiden⸗ 
schaft, die nur allein den Dichter zum Schaffen be⸗ 
geistern kann. Ohne den Umgang mit einer Frau 
fuͤhlte er stets diese geistige Lehre in sich, die nur 
die Liebe ausfuͤllen konnte, und mit allen Fasern 
seines Wesens erhoffte er nunmehr, diese Ergaͤnzung 
durch den Verkehr mit seiner angebeteten Doris. Er 
hielt an dieser Hoffnung mit der aͤußersten Zaͤhigkeit 
fest, so unguͤnstig sich auch im Augenblick die Ver— 
haͤltnisse gestalteten. Denn noch nie war er so in Geld⸗ 
noͤten gewesen, wie gerade jetzt. 
Und wie einfach, wie gluͤcklich hatte er sich doch 
seine Zukunft gedacht, als er sich die Zuneigung der 
Frau Doris Friedlaͤnder erwarb. Die Fron der 
taͤglichen Arbeit, die ewigen Geldsorgen, alles war 
jetzt vorbei, jetzt konnte er sich wirklich ganz dem 
dichterischen Schaffen hingeben, jetzt fand er endlich 
die ersehnte Stimmung. Denn Doris war reich, sie 
hatte ihrem Mann ein betraͤchtliches Vermoͤgen in 
die Ehe gebracht, und dieser Reichtum sollte Kappmann 
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