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Erstes Buch. Thea Zweites Kapitel

Full text: René Richter / Brieger, Lothar (Public Domain)

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„Rensé, ich weiß wahrhaftig nicht, was aus dir 
noch werden soll! Hast du denn gar kein Pflicht⸗ 
gefühl? Dann bummelt man eben nicht so lange 
oder sucht sich dazu den Sonnabend aus, wo man 
Zeit hat. Papa ist heute morgen wieder außer sich 
gewesen, wie er wegging, und du warst noch nicht 
aufgestanden. Dann ist Onkel Fritz hier gewesen 
und hat erzählt, daß er dich gestern abend im Kaiser— 
Café mit dem Frauenzimmer, der Thea vom Winter⸗ 
garten gesehen hat. Papa hat einen furchtbaren 
Krach mit ihm gehabt. Ich weiß nicht, wie das 
werden soll!“ 
Kopfschüttelnd und händeringend wollte sie das 
Zimmer verlassen. 
„Du, Mama!“ 
Sie wandte sich um. Offenbar glaubte sie, daß 
ein Ausbruch von Rens folgen würde. 
„Nun?“ 
„Ich werde überhaupt nicht mehr ins Geschäft 
gehen, Mama!“ 
Ihr wurde zumute, als stände ihr Herz still. 
Ein Unglück für sie wie für die Familie war dieser 
Junge, an dem sie doch mit der verzweifelten Energie 
vertrauender Mutterliebe festhielt. Schon während 
der Schulzeit war sie immer der Blitzableiter ge⸗ 
wesen, der den Zorn des Vaters hatte ablenken 
müssen. Der Stiefvater mit seinem ordnungslie⸗ 
benden, tüchtigen Wesen, seiner Beharrlichkeit in der 
Verfolgung eines einmal angestrebten Zieles begriff 
diese Zerfahrenheit seines Sohnes nicht, die bald in
	        
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