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Zweites Buch. Ruth Drittes Kapitel

Full text: René Richter / Brieger, Lothar (Public Domain)

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„Sagen Sie, Herr Müller, sind Sie nicht mit 
dem Gustav Müller aus Breslau verwandt? Ja! 
Der die geborene Prinz zur Frau hat?“ 
Und es war ein Gesprächsstoff gefunden, der 
sich mit zweifelloser Sicherheit in dem einen armen 
Abend nicht erschöpfen ließ, sondern für alle Gesell—⸗ 
schaften ausreichen würde, auf denen sich die Herren 
träfen. 
Allmählich trafen nun auch die von den Kindern 
des Hauses Geladenen ein, ein wenig verschüchtert, 
als sie die vielen älteren Herrschaften sahen. Die 
Mädchen trugen ihre weißen Kleider mit blauen oder 
rosa Bandschleifen, die jungen Herren kamen im 
Smoking, und einige besondere Gentlemen unter ihnen 
hatten wohl weiße Handschuhe an, Lackstiefel und eine 
Orchidee im Knopfloch. Es waren die typischen Ge⸗ 
sichter, kein dummes darunter, alle voll einer gewissen 
Intelligenz, jener Intelligenz, die prinzipiell nur nach 
dem Nächstliegendsten greift und alles Fernere und 
Feinere verachtet. Verglich man sie mit ihren Vätern, 
so verloren sie stark. Die junge Generation war 
zweifellos der älteren gegenüber im Nachteil. 
Rens stellte seine Bekannten seiner Schwester 
vor, die sie wiederum mit den übrigen Mädchen be— 
kannt machte. Der Anblick der Mädchen war weit 
erfreulicher. Es waren prächtige Gestalten darunter, 
edle und verträumte Gesichter. Aber Rensé dachte: 
Wehe über eure Schönheit, daß sie einmal das Opfer 
jener da werden wird! Es werden Söhne kommen, 
innerlich noch schmutziger und verächtlicher als ihre
	        
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