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„Sagen Sie, Herr Müller, sind Sie nicht mit
dem Gustav Müller aus Breslau verwandt? Ja!
Der die geborene Prinz zur Frau hat?“
Und es war ein Gesprächsstoff gefunden, der
sich mit zweifelloser Sicherheit in dem einen armen
Abend nicht erschöpfen ließ, sondern für alle Gesell—⸗
schaften ausreichen würde, auf denen sich die Herren
träfen.
Allmählich trafen nun auch die von den Kindern
des Hauses Geladenen ein, ein wenig verschüchtert,
als sie die vielen älteren Herrschaften sahen. Die
Mädchen trugen ihre weißen Kleider mit blauen oder
rosa Bandschleifen, die jungen Herren kamen im
Smoking, und einige besondere Gentlemen unter ihnen
hatten wohl weiße Handschuhe an, Lackstiefel und eine
Orchidee im Knopfloch. Es waren die typischen Ge⸗
sichter, kein dummes darunter, alle voll einer gewissen
Intelligenz, jener Intelligenz, die prinzipiell nur nach
dem Nächstliegendsten greift und alles Fernere und
Feinere verachtet. Verglich man sie mit ihren Vätern,
so verloren sie stark. Die junge Generation war
zweifellos der älteren gegenüber im Nachteil.
Rens stellte seine Bekannten seiner Schwester
vor, die sie wiederum mit den übrigen Mädchen be—
kannt machte. Der Anblick der Mädchen war weit
erfreulicher. Es waren prächtige Gestalten darunter,
edle und verträumte Gesichter. Aber Rensé dachte:
Wehe über eure Schönheit, daß sie einmal das Opfer
jener da werden wird! Es werden Söhne kommen,
innerlich noch schmutziger und verächtlicher als ihre