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Kindheit und Jugendzeit der ... Luise

Full text: Königin Luise / Rogge, Bernhard (Public Domain)

deutsche Sprachweise wurde viel weniger Wert gelegt. Darauf 
mag es zurückzuführen sein, daß Prinzeß Luise selbst noch als 
Kronprinzessin und nachmalige Königin, wie ihre noch vorhandenen 
Briefe beweisen, mit der deutschen Rechtschreibung manchmal auf 
gespanntem Fuße gestanden hat. Sie selbst hat es später oft beklagt, 
daß die Grundlage ihrer Bildung französisch gewesen war. Ihrer 
ehemaligen Erzieherin aber ist sie bis an ihr Ende von Herzen zu— 
getan geblieben. Wiederholt gedenkt sie noch in späten Jahren ihrer 
mit warmen Worten und nennt sie immer „Ia bonne Göélieu“, 
„die gute Gélieu.“ 
Mit ihrem vollendeten dreizehnten Lebensjahre scheint die Erteilung 
eines planmäßigen Religionsunterrichtes begonnen zu haben, der 
zunüchst in den Händen des ersten Geistlichen Darmstadts namens 
Frey gelegen hat, dann aber, als die Zeit der Konfirmation her⸗ 
annahte, dem Inspektor Johann Wilhelm Lichthammer anvertraut 
wurde. Durch ihn ist auch Prinzeß Luise gleichzeitig mit ihrer 
jüngeren Schwester Friederike am 15. Juni 1792 in der Stadt⸗— 
kirche zu Darmstadt konfirmiert worden. Ernste schlichte Gottes— 
furcht und ein unerschütterliches Gottvertrauen, das sie auch in den 
schwersten und dunkelsten Stunden ihres späteren Lebens aufrecht 
erhalten hat, sind die bleibenden Früchte dieses Religionsunterrichtes 
gewesen. Am Tage ihrer Einsegnung hat sie in ein von der Groß—⸗— 
mutter ihr schon früher geschenktes Erbauungsbuch auf französisch die 
Worte eingetragen: „Heut ist der wichtigste Tag meines Lebens, 
der Tag meiner Konfirmation. Gott gebe mir die Stärke, alle 
die Versprechungen zu erfüllen, die ich ihm gemacht habe, ihm, dem 
Zeugen meiner Schwüre“. An ihre inzwischen schon verheiratete 
Schwester Therese aber, die ihrer Konfirmation nicht hatte beiwohnen 
können, schreibt sie in deutscher Sprache: „Gott segne Dich und 
mich, edelste der Schwestern und Freundinnen. Vollbracht ist das 
Werk, das uns auf unser ganzes Leben glücklich machen soll. Ge⸗ 
lobt ist Gott die ewige und unverbrüchliche Treue, und Gott, der 
unsern Schwur hörte, wird uns auch ewig beistehen, ihn zu halten. 
Gib mir auch Deinen Segen, liebste, beste und zärtlichste Schwester, 
stehe mir immer mit Deinem guten Rate bei und bitte Gott, daß 
er mich stärke zur Erfüllung aller meiner Pflichten“. Zu diesen 
Pflichten hat Luise zeitlebens insbesondere die Bewährung und Er⸗ 
weisung des Glaubens in Werken tätiger Nächstenliebe gezählt, 
wie es auch ihre Großmutter als das hochste und letzte Ziel ihrer
	        
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