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Drittes Buch Elftes Kapitel

Full text: Eheleute / Beradt, Martin (Public Domain)

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Aber wie er hinaus war, riß sie ohne Ruͤck— 
sicht auf Haken und Knoͤpfe ihr Kleid auf, ein— 
fach hineinreißend. Ja, sie erstickte hier: was 
war das gewesen? Sie schauderte uͤber den Koͤr⸗— 
per, es war ihr, als ob sie sich baden muͤßte, und 
schließlich wurde ihre Erregung so stark, daß sie 
weinte ... 
.. Dann kamen die letzten Tage des Monats 
und Susanne uͤbersiedelte zu ihren Eltern. Der Um⸗ 
zug war recht traurig; zu allem andern konnte sie 
nicht einmal alle ihre Moͤbel mitnehmen, sondern muß⸗ 
te einen Teil auf einem Speicher einlagern, weil ihre 
Eltern nur zwei nicht alles fassende Zimmer fuͤr sie 
hatten. Als sie fortfuhren, goß es in Stroͤmen; man 
mußte mit aufgespanntem Schirm von der Haustuͤr 
bis zur Droschke gehen, die vor der Schwelle des 
Trottoirs stand, man konnte sich nicht einmal um⸗— 
drehen und hinaufsehen, ohne das Gesicht naß zu be⸗— 
kommen. Susanne weinte und sie uͤberlegte, wie oft 
sie nun schon weinte, und sie wußte nicht, waren es 
die Erinnerungen oder Befuͤrchtungen, die sie diesmal 
weinen ließen ... 
Auch Hilde, die in der Droschke bei ihr saß, war 
unruhig und schrie, aber Anschuͤtz, der neben ihnen 
beiden sich in die Ecke druͤckte, streichelte bald die 
kleinen Haͤnde seines Enkels, bald die groͤßeren seiner 
Tochter, und allmaͤhlich verloren sich davon die Traͤ— 
nen und die Schreie, obwohl der Regen, richtig wie
	        
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