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Aber wie er hinaus war, riß sie ohne Ruͤck—
sicht auf Haken und Knoͤpfe ihr Kleid auf, ein—
fach hineinreißend. Ja, sie erstickte hier: was
war das gewesen? Sie schauderte uͤber den Koͤr⸗—
per, es war ihr, als ob sie sich baden muͤßte, und
schließlich wurde ihre Erregung so stark, daß sie
weinte ...
.. Dann kamen die letzten Tage des Monats
und Susanne uͤbersiedelte zu ihren Eltern. Der Um⸗
zug war recht traurig; zu allem andern konnte sie
nicht einmal alle ihre Moͤbel mitnehmen, sondern muß⸗
te einen Teil auf einem Speicher einlagern, weil ihre
Eltern nur zwei nicht alles fassende Zimmer fuͤr sie
hatten. Als sie fortfuhren, goß es in Stroͤmen; man
mußte mit aufgespanntem Schirm von der Haustuͤr
bis zur Droschke gehen, die vor der Schwelle des
Trottoirs stand, man konnte sich nicht einmal um⸗—
drehen und hinaufsehen, ohne das Gesicht naß zu be⸗—
kommen. Susanne weinte und sie uͤberlegte, wie oft
sie nun schon weinte, und sie wußte nicht, waren es
die Erinnerungen oder Befuͤrchtungen, die sie diesmal
weinen ließen ...
Auch Hilde, die in der Droschke bei ihr saß, war
unruhig und schrie, aber Anschuͤtz, der neben ihnen
beiden sich in die Ecke druͤckte, streichelte bald die
kleinen Haͤnde seines Enkels, bald die groͤßeren seiner
Tochter, und allmaͤhlich verloren sich davon die Traͤ—
nen und die Schreie, obwohl der Regen, richtig wie