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Drittes Buch Siebentes Kapitel

Full text: Eheleute / Beradt, Martin (Public Domain)

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drossen schien, schritt sie, um ihr Laͤcheln nicht so— 
gleich zu verlieren, nicht sofort auf ihn zu; von ihm 
entfernt, ließ sie sich auf der Ottomane nieder, die 
Enden ihres schoͤnen Kleides mit Bedacht zur Seite 
spreitend. 
„Du,“ sagte sie und sichtlich sprach sie wie ein 
kleines Maͤdchen, „es kam mir heut so an, daß ich 
mich gut anziehen mußte. Dumm,“ sagte sie und 
wurde ernster, „es kann so etwas so ohne allen Grund 
uͤber einen kommen, ohne jede Berechtigung.“ 
„Ja,“ stieß er heiser heraus. 
Sie sah unsicher zu ihm auf, aber sie taͤuschte sich 
wohl: er war nicht erregt. 
„Du,“ fing sie also leise an, „moͤchtest du nicht 
heute zum Abend mit mir ausgehen? Das Kleid 
lockt mich unter Menschen. Eigentlich sollten wir 
schoͤn zu Hause bleiben,“ fuhr sie uͤberlegend fort, 
„aber wenn wir in die Weinstuben gegenuͤber gingen, 
ist das wohl noch gar kein Ausgehen. Es kann dir 
sogar noch nuͤtzen,“ sagte sie wie mit einer ploͤtzlichen 
Eingebung, die sie indessen draußen schon gehabt 
hatte, „denn wenn du dich in der Nachbarschaft be— 
kannt machst ... Du redest gar nichts,“ schmollte 
sie. 
Er hatte nur seinen Kehlkopf nicht in der Ge— 
walt, darum redete er nicht. Er schluckte laut. 
Draußen begann ein Wehklagen von Hilde. 
Aber schon unmittelbar darauf hoͤrte man des
	        
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