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drossen schien, schritt sie, um ihr Laͤcheln nicht so—
gleich zu verlieren, nicht sofort auf ihn zu; von ihm
entfernt, ließ sie sich auf der Ottomane nieder, die
Enden ihres schoͤnen Kleides mit Bedacht zur Seite
spreitend.
„Du,“ sagte sie und sichtlich sprach sie wie ein
kleines Maͤdchen, „es kam mir heut so an, daß ich
mich gut anziehen mußte. Dumm,“ sagte sie und
wurde ernster, „es kann so etwas so ohne allen Grund
uͤber einen kommen, ohne jede Berechtigung.“
„Ja,“ stieß er heiser heraus.
Sie sah unsicher zu ihm auf, aber sie taͤuschte sich
wohl: er war nicht erregt.
„Du,“ fing sie also leise an, „moͤchtest du nicht
heute zum Abend mit mir ausgehen? Das Kleid
lockt mich unter Menschen. Eigentlich sollten wir
schoͤn zu Hause bleiben,“ fuhr sie uͤberlegend fort,
„aber wenn wir in die Weinstuben gegenuͤber gingen,
ist das wohl noch gar kein Ausgehen. Es kann dir
sogar noch nuͤtzen,“ sagte sie wie mit einer ploͤtzlichen
Eingebung, die sie indessen draußen schon gehabt
hatte, „denn wenn du dich in der Nachbarschaft be—
kannt machst ... Du redest gar nichts,“ schmollte
sie.
Er hatte nur seinen Kehlkopf nicht in der Ge—
walt, darum redete er nicht. Er schluckte laut.
Draußen begann ein Wehklagen von Hilde.
Aber schon unmittelbar darauf hoͤrte man des