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Himmel, kleine Patrouillen, die ein großes Gelaͤnde
abreiten und von Zeit zu Zeit die Gewehre in Buͤn⸗
deln zusammenstellen ... Dazu gab es am Waldrand
und auf Wiesen Blumen, die nun von milden Toͤnen
waren, Blumen, die man pfluͤcken und, sofern sie
dunkelrot oder von einem schoͤnen und blassen Rosa
waren, sich an die Brust stecken konnte, nicht so, daß
die Bluͤte an ihr groß und voll aufsaß, sondern so,
daß sie nur aus dem Guͤrtel heraus, mit gesenktem
Kopfe an ihr niederhing ...
Ehe Susanne Stern in diese Waͤlder abging,
hatte sie im Hause noch Argerliches zu erleben. Sie
mußte Anna, ihr Stubenmaͤdchen, aus dem Hause
schicken, da sich ergab, daß sie ihre Blicke in ganz
anderer Weise auf sie gerichtet hatte, als es ihr er⸗
schienen war. Es waren Blicke der Angst gewesen,
ob Frau Stern etwas erriete. Aber so sehr Frau
Stern die Pfade der Liebe gegangen, waren diese
Blicke von ihr unergruͤndet: ja selbst ihre sichtbare
Ursache hatte sie nicht gefunden. Erst als die Er⸗
loͤsung dicht bevorstand und Anna um ihre Entlassung
einkam, bemerkte sie es mit heftiger Bewegung, und
ihre Teilnahme war umso außerordentlicher, als sie
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vorkam und dieses aͤrmere Wesen ihr aufs innigste leid
tat, dem nur die behuͤtende Gewandtheit der großen
Welt gefehlt hatte. Auch hatte Annas Liebhaber
nicht die Tugenden von Herrn Stern, so daß sie ganz