210
Elly nahm ihre beiden Haͤnde, sie zu streicheln:
„Ach, bist du lieb!“ Aber als wenn sie alles ohne
Worte schon verstanden, fuͤgte sie leise an: „So ein
armes Frauchen.“ Aber da schien ihr Verstaͤndnis
ihr schon zu deutlich, und sie lenkte stuͤrmisch ab:
„Aber du, jetzt muß ich aber weg. Das geht nicht:
ich vergnuͤge mich hier und die sitzen da und vergehen
nach einem.“
„Du,“ sagte sie spaͤter, als sie noch das Kind be—
sichtigt hatte und sich fertig machte, ,was macht denn
dieser komische Mensch eigentlich, den ich mal bei
euch traf? Hat mein Mann gelacht, als ich ihm er—
zaͤhlt habe, daß ich bei ihm gewesen bin. Ach du,
das ist doch gar kein Leben, das dieser Mensch fuͤhrt.
Fuͤr wen ist denn der nun auf der Welt, sag mal?
Fuͤr sich etwa? Aber was hat er denn davon? Daß
er ewig unzufrieden ist. Du, es ist im Leben doch
schon alles richtig eingerichtet.“
„Ich glaube beinah, er liebt dich,“ sagte Su—
sanne matt laͤchelnd.
„Ach du, geh, wie kann der Mensch nur so sein!
Ja, er hat mir geschrieben. Du kannst ihm sagen,
wenn du ihn siehst, ich nehme ihm die Briefe gar
nicht uͤbel, auch mein Mann haͤtt gar nichts dagegen
einzuwenden. Das heißt, jetzt wuͤrde er sie ihm wohl
etwas uͤbel nehmen,“ sagte sie ernster, „denn er ist
jetzt ein wenig knurrig geworden. Aber jedenfalls
wuͤrde der Mensch uns die groͤßte Freude machen,