Fensterschwitz. Außerdem hatten sie sich den Unwillen
des Tegeler Nachtwächters zugezogen.
Sie ließen allabendlich bis 10 Uhr die Campe
brennen und lasen oder zeichneten. Das war gegen
die ortsüblichen Gewohnheiten, und so kam der Wächter
der Nacht und klopfte an die Fensterscheibe: „Meine
Hherrens, ich glaube, es sind Einbrecher dal“ Es waren
zwar keine da, aber der Nachtwächter kam am nächsten
Tag im vollen Glanz seiner Uniform und sprach von
Nachtruhe“ und „ordentliche Herrens, wo um 10 Uhr
finster machen“. Er zog dann unzufrieden und ohne
Trinkgeld von dannen.
Die Maler hatten nach Zählung ihrer Barschaft zu⸗
sammen 3,50 Mk. im Besitz. Schuldig waren sie Geld
für Miete, für zwei Paar Sohlen an den Stiefeln und
Wäschelohn. Witt war nichts schuldig. Dieser moderne
Diogenes hatte sein Jägerhemd selbst gewaschen, es
war bei dieser Gelegenheit, wenn auch nicht sauber, so
doch naß geworden.
Gabriel hatte einen genialen Gedanken. Er nahm
die Tegeler Skizzen und ein paar Bogen starkes Zeichen⸗
papier. Die zerschnitt er in Postkartengröße und malte
eine Woche lang Ansichtskarten. Als er 187 Stück fertig
hatte, ging er damit zu Fuß nach Berlin. Unter den
Linden setzte er sich mit einem Straßenhändler in Ge—
schäftsverbindung und markierte Passant. Dabei verlor
er seinen Geschäftsfreund nicht aus den Augen, denn
er wußte, das war ein ganz geriebener Halunke. Nach
jedem Verkauf der „allerneuesten Original-Künstler⸗
karten“ schoß er wie ein Raubvogel auf den Mann zu
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