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Christentum, und Richard Rothes schönes Wort, das Sie über
Ihr Vorwort gesetzt haben, führt im Grunde zu demselben Ziele.
Ich glaube, daß der Kern unserer Lehrerschaft so steht, und ich
messe sie viel lieber mit diesem Maße, als mit dem doktrinärer
oder gar politischer Schlagworte. Solange aber dieser Geist,
der Geist der Liebe, die ihrem innersten Wesen nach Freiheit
ist — ein herrlicher Gedanke von Fr. Perthes, den Sie
zu meiner Freude S. 307 gleichfalls aussprechen —, solange
dieser Geist in unseren Schulen und Seminaren gepflegt wird,
brauchen wir nicht allzu ängstlich um die Volksschule zu bangen.
Haben Sie Dank für alles, was Sie unserer Volksschule ge—
wesen sind, auch für alles, was Sie ihr noch sind und durch
Ihr schönes Buch sein werden. Gott sei mit Ihnen und lasse
es um den Abend her licht sein. In treuer Verehrung Ihr
ergebener Bosse.“
Auch als dasselbe Seminar im Jahre 1901 sein 50jähriges
Bestehen in Köpenick feierte, folgte ich gern der Einladung zu
diesem Feste und nahm die Gelegenheit wahr, in einer Ansprache
an die Festversammlung auf jene Zeit der Verlegung von Pots⸗
dam nach Köpenick im Jahre 1851 hinzuweisen und einen
traditionellen Irrtum aufzuklären, der sich auf die Veranlassung
zu dieser Verlegung bezieht und das Andenken des Königs
Friedrich Wilhelm IV. befleckt. In mehreren Geschichtswerken,
leider auch in dem Artikel „Volksschullehrerseminare“ in Schmids
„Enzyklopädie“, Band X, S. 85, von Dr. Schneider, be—
findet sich nämlich die Mitteilung: „Friedrich Wilhelm IV. habe
1849 zu den Mitgliedern der Seminarlehrerkonferenz, als er
ihre Sitzung mit seiner Gegenwart beehrte, wörtlich gesagt:
„All das Elend, das im verflossenen Jahre über Preußen herein⸗
gebrochen, ist Ihre, einzig Ihre Schuld, die Schuld der After—
bildung, der irreligiösen Massenweisheit, die Sie als echte Weis—
heit verbreiten, mit der Sie den Glauben und die Treue in
den Gemütern meiner Untertanen ausgerottet und deren Herzen
von mir abgewendet haben. Diese pfauenhaft aufgestutzte Schein—