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Die Arbeit in Drossen

Full text: Aus acht Jahrzehnten / Schultze, Karl (Public Domain)

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mich, dem Provinzialschulkollegium meine Not zu klagen und 
zugleich Vorschläge zur Abhilfe der Not zu machen. Ich bat, 
daß man mir gestatte, neben dem Seminar eine Präparanden⸗ 
anstalt zu errichten, in der auch von Seminarlehrern ein ge⸗ 
ordneter Unterricht in Gemeinschaft mit einigen Lehrern der 
Stadtschule erteilt werden sollte. In einer Konferenz, die ich 
in dieser Angelegenheit mit den Schulräten Bormann und 
Wetzel hatte, wurde ich überstimmt, mein Plan als unpraktisch 
verworfen mit der Motivierung, daß, wenn der Herr Minister 
vielleicht über kurz oder lang staatliche Präparandenanstalten 
gründen wollte, ich mit einer Privatanstalt ihm vorgreifen würde. 
Die weitere Entwickelung der Präparandensache gab mir aber recht; 
denn als ich im Jahre 1873 in Berlin die dort vorhandene An— 
stalt aufs allerengste mit dem Seminar verband, wurde diese 
Verbindung nicht nur genehmigt, sondern auch finanziell unter⸗ 
stützt. In kurzer Zeit folgten alle übrigen Seminare der Pro— 
vinz nach. 
Sehr lehrreich und interessant war es für mich, daß ich von 
Drossen aus zweimal im Auftrage der Königlichen Regierung 
eine Anzahl von Stadt- und Landschulen des Bezirkes besuchen 
durfte, im Jahre 1870 die Schulen der Stadt Landsberg a. W. 
und die Landschulen der Kreisschulinspektion Genninsch-Warthe— 
bruch, wo ich als Kreisschulinspektor meinen alten Schul- und 
Universitätsfreund Pastor Bruchmüller fand und die große 
Freude hatte, diesen in seiner pfarramtlichen und Schultätigkeit 
sehen und kennen zu lernen. Im Jahre 1871 bereiste ich den 
Schulkreis Sonnenburg, und auf beiden Reisen machte ich Be— 
obachtungen und Erfahrungen, die mir für mein Amt Frucht 
brachten. Ich machte vor allen Dingen die Erfahrung, daß in 
kleinen Schulsystemen, selbst in einer einklassigen Schule die 
Elemente der Volksbildung oft gründlicher und fester gelehrt 
werden können, als in vielgegliederten Organisationen, wo das 
Ineinandergreifen der Lehrpensen schwerer zu handhaben ist. 
Ich habe einige einklassige Volksschulen gesehen, wo selbst in
	        
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