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VI. Die landwirtschaftliche Abteilung.
diesen Gründen ist, ebenfalls als Anhang zum zootechnischen Labora-
torium, im Kellergeschoß, genau unter den letzterwähnten Zimmern für
die physikalischen Untersuchungen, eine, wenn auch sehr kleine
Versuchsmolkerei eingerichtet worden. Sie gliedert sich in vier ver-
schieden große, an sich freilich kleine, Räume. Der kleinste, am
westlichen Ende der Reihe und etwas vertieft gelegen, erhält kein
Tageslicht, ist durch einen Gasofen heizbar; in ihm ist ein Gerüst zur
Aufnahme von Käse während des Reifungsprozesses aufgestellt. Daran
schließt sich westlich ein zweifenstriger Raum mit Käsekessel, Spann-
tischen und Wasserbecken. Hierauf folgt der größte Raum, in dem die
Rahmgewinnung und das Buttern demonstriert werden kann; erstere
sowohl nach den älteren als auch nach dem Zentrifugalverfahren. Zum
Betriebe der Zentrifugen etc. steht elektrische Kraft zur Verfügung,
auch Dampf zum Betriebe von Turbinen. Der letzte kleine einfenstrige
Raum dient zur Aufbewahrung jeweilig nicht benutzter Maschinen oder
Maschinenteile, von Gebrauchsstoffen usw.
Einen großen Übelstand bildet freilich, daß nur Berliner Kuhmilch
für die Verarbeitung in der Molkerei zur Verfügung steht und an eine
lohnende Verwertung der hin und wieder erzeugten Produkte nicht
gedacht werden kann. Es verbietet damit der finanzielle Gesichts-
punkt, den Molkereibetrieb über das notwendigste Maß auszudehnen.
Als letzter Teil des zootechnischen Instituts ist die Wollwasch-
und Konditionieranstalt zu erwähnen.
Die Einrichtung derselben wurde weniger zu wissenschaftlichen
Zwecken getroffen, als vielmehr in der Absicht, die Wollschafzucht in
gewisser Hinsicht zu fördern.
Eine vielfache Erfahrung hat gelehrt, daß die Beurteilung des
wahren Wertes der Wolle in den Schafvließen eine sehr schwierige ist
und auf Grund direkter sinnlicher Wahrnehmungen nur nach sehr langer
und fleißigster Übung mit einiger Sicherheit getroffen werden kann.
Eine solche Übung bezw. Routine findet man fast nur bei Vertretern
des Handels und der Industrie, die, bildlich gesprochen, ihre ganze
Lebensarbeit in der Wolle verrichten. Es lag daher der Gedanke nahe,
daß die Wollschafzüchter es als eine wertvolle Sicherung ihres Urteils
über ihre Zuchttiere ansehen würden, wenn in deren Vließen durch
Zerreißen von einem Sachverständigen der Wollbranche zunächst die
Qualität, durch Waschen und Konditionieren die Quantität der Wolle
exakt ermittelt würden. Durch die landwirtschaftlichen Blätter war
bekannt gemacht worden, daß es den preußischen Landwirten freistände,
durch Einsendung von Vließen in dieser Weise gegen geringes Entgelt
die Wollwaschanstalt zu benützen. Leider müssen sich die Züchter
doch von einer solchen Untersuchung zu wenig Vorteile versprochen
haben: es fanden nur sehr wenige Einsendungen (mehr aus dem Aus-