15. Geschichtschreibung. 168
namentlich mit seiner „Sprachvergleichung und Urge—
schichte“ hervortrat.
Die Betonung des Entwicklungsgedankens führte
von selbst dazu, daß man die geschichtlich be—
stimmenden Faktoren nicht ausschließlich im Walten
der Könige oder im kriegerischen Ringen der Völker
um die besten Futterplätze erblickte, vielmehr in der
Gestaltung und den Wandlungen der Gesamtkultur
die maßgebenden Kriterien erkannte. Der ge—
schichtlich bedeutsame Kulturbegriff schließt allerdings
nicht nur die ideellen Kulturelemente in sich, sondern
umspannt zugleich die materiellen Faktoren: die
Wirtschaft.
In einseitiger Ubertreibung wurden als allein
ausschlaggebend die wirtschaftlichen Faktoren in den
Vordergrund gestellt durch die sogen. materialistische
Geschichtsauffassung, die im Philosophen Feuerbach
den Begründer fand, von Karl Marx, und dem
Sozialismus überhaupt, ausgebaut worden ist.
Immerhin wurde mit dieser Lehre der Sinn für
die zuvor vernachlässigte Wirtschaftsgeschichte ge—
fördert. Besonders traten hier hervor: der glänzende
Kulturhistoriker Karl Lamprecht Geschichte des
französischen Wirtschaftslebens im 11. Jahrhundert,
1879; Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter,
1886; dann in dem Hauptwerke: Deutsche Geschichte,
Bd. IAMX, 1891 ff, 4. Aufl. 1906 ff; Zur jüngsten
deutschen Vergangenheit J. II, 1 und II. 3, 1901,