Bauten.
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Zu diesem Zwecke begründete der König 1722 das Militärwaisenhaus
in Potsdam, das alle ihm von den Regimentern zugeschickten über sechs
Jahre alten und gesunden Soldatenkinder aufzunehmen hatte. Die Ein—
nahmen einiger Güter und verschiedener gewerblicher Staatsbetriebe wurden
ihm überwiesen, außerdem erhielt es ein Monopol auf das gesamte Anzeige⸗
wesen. Von 1727 an wurden in Berlin, bald auch in den größeren Provinz—
tädten Intelligenzblätter ausgegeben, um die Verordnungen der Behörden,
alle Anzeigen von Privaten, außerdem die wichtigeren Verkehrsnachrichten,
die Geld- und Wechselkurse, die Fremdenliste, die Beförderungen bekannt
zu machen. Anderweitige Veröffentlichung von Anzeigen war nur gestattet,
wenn sie zuvor im Intelligenzblatt gedruckt waren. Die Expedition des
Intelligenzblattes, das Intelligenzkontor, war zugleich Annahmestelle für
Anzeigen, welche in die Zeitungen aufgenommen werden sollten, und hatte
sie an diese zu befördern. In späterer Zeit haben einige größere Zeitungen,
die besonderen Wert auf die Ausbildung ihres Inseratenteils legten, sich
mit dem Militärwaisenhause abgefunden und durch Zahlungen an dasselbe
die Erlaubnis zu selbständiger, unmittelbarer Annahme von Anzeigen er—
langt. Dies Monopol hat den alten Staat, auch die Einführung der Ge—
werbefreiheit überdauert und bis zum 1. Januar 1850 bestanden. Mit
der Preßfreiheit vertrug es sich nicht, es mußte deshalb beseitigt werden.
Die Kosten für die Unterhaltung des Militärwaisenhauses werden seitdem
bdon der Staatskasse bestritten.
Für künstlerische Zwecke große Ausgaben zu machen, hat Friedrich
Wilhelm vermieden, doch hat er aus Liebe zur Ordnung und aus Rück—
sicht auf das Andenken seines Vaters die von diesem begonnenen Bauten
sortgeführt. Schloß und Zeughaus wurden vollendet, aber in möglichst
einfacher Weise unter starker Benutzung weißer Farbe, die den Vorteil
hatte, sauber auszusehen und sehr viel weniger kostete als teure Vergoldung.
der große Festsaal, den Eosander an der Ecke des Lustgartens und der
Schloßfreiheit angelegt hatte, wurde überhaupt nicht eigentlich ausgebaut,
ondern nur weiß gestrichen. Er heißt davon noch heute der weiße Saal.
Erst 1844, mehr als ein Jahrhundert später ist er künstlerisch aus—
gestaltet, vor einigen Jahren vergrößert und festlicher geschmückt worden.
Durch reiche Verwendung von weißem Marmor hat man dabei den histo—
rischen Charakter dieses Saales aufrecht erhalten, so daß er auch in der
neuen Gestalt seinem Namen entspricht.
Gebaut wurde unter diesem Könige sehr viel, in Potsdam wie in
Berlin. Hier entstanden in der Friedrichstadt wie in der Spandauer Vor—
stadt (Sophienstadt) ganze Straßenreihen, deren Häuser nach dem Wunsch
des Königs ebenso gleichmäßig in Reih und Glied standen wie die
Linien seiner Regimenter. Der König ließ den für wohlhabend geltenden