Pata morgana.
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als er uns plötzlich in Kassel besuchte, und seltene
Steine und große spanische Taler mitgebracht, mit
denen wir Kinder spielten. Und Mutter hatte ein
Samtkleid an und große Federn auf dem Hut,
als sie mit dem brasilianischen Grafen und mit dem
Vater in einen prächtigen Wagen stieg, der von vier
Isabellen gezogen wurde. Wir Kinder fuhren hinter⸗
drein und die Reise ging nach Göttingen, wo gemein⸗
same Verwandte wohnten. Vor dem Tore der Stadt
Münden hatten uns die Ratsherren erwartet, in
langen schwarzen Talaren und mit goldenen Ketten
um den Hals, einer von ihnen hielt gar eine Rede, es
wurde festlich gegessen und wir blieben die Nacht über
in Münden. Später hörte ich, daß der Graf dieser
Stadt irgendwie Gutes erwiesen habe. Vor seiner
Abreise hatte der Graf meiner Mutter das Ver—
sprechen abgenommen, daß sie, wenn nach menschlicher
Voraussicht unser Vater früher sterben sollte, mit
uns Kindern zu ihm nach Brasilien käme; er wolle
sie dort zur Hofdame im Palais des Kaisers machen.
Als diese Voraussicht sobald schon traurige Wahr—
heit wurde, sollten wir auch wirklich in dieses Land
der Verheißung übersiedeln, ich glaube, meine Mutter