2838 IX. Künstlerfahrten.
nächst noch auf den Entschluß ihrer Tochter, die ich
selbst nicht anwesend getroffen hatte. Nach einer
Stunde hatte ich schon einige überschwänglich herz⸗
liche Zeilen, aus denen heraus ich aber nur das Nein!
hören mußte. Was nun? Ich also sofort zum
Theater zurück und die Kollegen vernahmen kopf⸗
schüttelnd meine Botschaft. Dr. Achenbach war em⸗
pört: „Sie will uns zwingen, sie die Jungfrau
spielen zu lassen oder ihr das Kostüm für einen hohen
Preis abzukaufen; das letztere könnte geschehen, da
sie uns aber die Pistole auf die Brust setzt, nun gerade
nicht!“ — „Holla!“ rief da plötzlich Arthur Deetz,
den ich hier in Mannheim wiedergetroffen hatte, er
sollte den Dunois spielen; „Fräulein Scherzer in
Karlsruhe hat ein prächtiges Kostüm, ich fahre hin
und hole es.“ Gesagt, getan! Wir waren natürlich
alle aufs äußerste gespannt, was daraus werden
würde. 5 Uhr nachmittag begann die Generalprobe,
Punkt 7 Uhr schallt's aus der Coulisse hervor: „Hier
bin ich wieder und — mit dem Kostüm!“ Und
Deetz steht da mit einem enormen Bündel, das
Rüstung, Schienen, die ganze Equipierung der streit⸗
baren Jungfrau, bis auf die Handschuhe herab, ent⸗