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Nehmen Sie, theuerer Willich und liebste FJette, meine
innigen Grüße freundlich auf. Ich bin nun hier in der Nähe
unserer aller geliebten Jette, und wie wohl mir bei ihr ist,
fühlen Sie, da Sie sie wie ich kennen und lieben. Fast werfe
ich es mir vor, daß ich von meinem geliebten Mann entfernt
mir es so wohl sein lassen kann und dennoch weiß ich, daß
es meinem lieben Wolff wohl thut, mich heiter zu wissen.
Wie schön ist es jezt in ihm und mir und dies Glück verdanke
ich allein Ihnen, theurer, trefflicher Willich. O wie sehr
liebe ich Sie dafür, und wie theuer sind auch Sie mir, liebens-
würdiges Fettchen, durch sich und durch Ihren Willich.
Julie.
Tausend Grüße an Ihre herrliche Louise, möchte ich doch
bald etwas von Ihnen allen hören.
Berlin, den 30t. Mai 18085.
Wenn ich Euch nicht so gar lieb hätte, so würde ich mir
über mein unerhört langes Schweigen ordentliche Vorwürfe
machen, jezt aber, da wir doch alle wissen, wie es steht, thut
es nichts, und ich entschuldige mich weder, noch glaube ich
es zu bedürfen.
Nun seid Ihr, meine geliebten Freunde, wohl wieder in
Eurer schönen Ruhe oder bewegt Euch nur zum Schöneren
noch nach Ruügen. —
Nein, lieber Ehrenfried, in großen Städten muß man
sich nicht sehen, wenn man sich sehen und genießen will, auf
kurze Zeit. Wohnt man darin, so ist es etwas anderes. Wie
anders ist man unter freiem Himmel in offener Natur als
in dem ungeheuren Steinklumpen! Auf dem Lande zu leben
war der Wunsch meiner frühen Jugend, und er ist in meinem
reiferen Alter mir geblieben. Noch viel schöner wird auch
Euer Leben werden, wenn Ihr erst auf dem Lande im lieben