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Briefe der Henriette Herz II. Ehrenfrieds Glück und Ende

Full text: Schleiermacher und seine Lieben / Herz, Henriette (Public Domain)

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Nehmen Sie, theuerer Willich und liebste FJette, meine 
innigen Grüße freundlich auf. Ich bin nun hier in der Nähe 
unserer aller geliebten Jette, und wie wohl mir bei ihr ist, 
fühlen Sie, da Sie sie wie ich kennen und lieben. Fast werfe 
ich es mir vor, daß ich von meinem geliebten Mann entfernt 
mir es so wohl sein lassen kann und dennoch weiß ich, daß 
es meinem lieben Wolff wohl thut, mich heiter zu wissen. 
Wie schön ist es jezt in ihm und mir und dies Glück verdanke 
ich allein Ihnen, theurer, trefflicher Willich. O wie sehr 
liebe ich Sie dafür, und wie theuer sind auch Sie mir, liebens- 
würdiges Fettchen, durch sich und durch Ihren Willich. 
Julie. 
Tausend Grüße an Ihre herrliche Louise, möchte ich doch 
bald etwas von Ihnen allen hören. 
Berlin, den 30t. Mai 18085. 
Wenn ich Euch nicht so gar lieb hätte, so würde ich mir 
über mein unerhört langes Schweigen ordentliche Vorwürfe 
machen, jezt aber, da wir doch alle wissen, wie es steht, thut 
es nichts, und ich entschuldige mich weder, noch glaube ich 
es zu bedürfen. 
Nun seid Ihr, meine geliebten Freunde, wohl wieder in 
Eurer schönen Ruhe oder bewegt Euch nur zum Schöneren 
noch nach Ruügen. — 
Nein, lieber Ehrenfried, in großen Städten muß man 
sich nicht sehen, wenn man sich sehen und genießen will, auf 
kurze Zeit. Wohnt man darin, so ist es etwas anderes. Wie 
anders ist man unter freiem Himmel in offener Natur als 
in dem ungeheuren Steinklumpen! Auf dem Lande zu leben 
war der Wunsch meiner frühen Jugend, und er ist in meinem 
reiferen Alter mir geblieben. Noch viel schöner wird auch 
Euer Leben werden, wenn Ihr erst auf dem Lande im lieben
	        
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