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Anhang zum zweiten Teil

Full text: Meine Botschafterzeit am Berliner Hofe 1872-1877 / Gontaut-Biron, Élie de (Public Domain)

Bismarck und Graf Arnim. 
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selbe zu Herzen nimmt. Man hat mir gesagt, der Kaiser sei dar— 
über erregt gewesen, jetzt wird er hoffentlich beruhigt sein. Graf 
Redern entgegnete mir, er glaube nicht, daß der Kaiser sich üben 
die Hirtenbriefe so sehr aufgeregt habe, sonst hätte er sich gegen 
seine Vertrauenspersonen darüber geäußert, was nicht der Fall 
gewesen sei. 
„Was den Krieg betrifft,“ bemerkte er, „so kann ich be— 
stimmt versichern, daß er den Gedanken des Kaisers, der 
ein ausgesprochener Feind eines solchen Vorhabens ist, vollständig 
fern liegt. Wir wollen in seinem Interesse wünschen, daß es nicht 
dazu kommt, denn er würde wieder das Oberkommando der Ar— 
mee übernehmen, und bei seinem Gesundheitszustande müßte er 
in kurzer Zeit den Anstrengungen dieser Stellung erliegen. Erst 
vor wenigen Tagen sagte mir Moltke: „Wenn die Franzosen 
Krieg anfangen wollen, mögen sie sich beeilen, denn ich fange an 
alt zu werden!“ Es wäre sicher sehr unklug von Ihnen, den Krieg 
zu wünschen, aber auch wir dürfen dies nicht tun. Die Regierun⸗ 
gen haben heutzutage genug andere Sorgen: z. B. das Umsich⸗ 
greifen der revolutionären Ideen, die alle Länder, Deutschland fo 
gut wie die anderen, heimsuchen. Die Regierungen haben allen 
Anlaß, sich zur Bekämpfung dieses Gegners zu verständigen, und 
diese Aufgabe ist groß genug.“ 
Wir tauschten darüber noch weiter unsere Ansichten aus. 
Bismarck und Graf Arnim. 
(Motiz für mich allein.) 
Berlin, den 18. 14. Januar 1874. 
Nach der Besprechung der bischöflichen Hirtenbriefe sagte 
Fürst Bismarck zu mir: „Erlauben Sie mir ganz im Vertrauen 
und nur zwischen uns beiden einen anderen Punkt zu berühren. 
Darf ich Sie fragen, ob Sie in Paris etwas von Klagen über 
Arnim gehört haben?“ 
„Nein; ich glaube sogar behaupten zu können, daß der Her— 
zog von Broglie mit ihm zufrieden ist; und Arnim selbst hat mir: 
am Tage des Rücktritis des Herzogs gesagt, er bedaure dies auf-
	        
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