Bismarck und Graf Arnim.
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selbe zu Herzen nimmt. Man hat mir gesagt, der Kaiser sei dar—
über erregt gewesen, jetzt wird er hoffentlich beruhigt sein. Graf
Redern entgegnete mir, er glaube nicht, daß der Kaiser sich üben
die Hirtenbriefe so sehr aufgeregt habe, sonst hätte er sich gegen
seine Vertrauenspersonen darüber geäußert, was nicht der Fall
gewesen sei.
„Was den Krieg betrifft,“ bemerkte er, „so kann ich be—
stimmt versichern, daß er den Gedanken des Kaisers, der
ein ausgesprochener Feind eines solchen Vorhabens ist, vollständig
fern liegt. Wir wollen in seinem Interesse wünschen, daß es nicht
dazu kommt, denn er würde wieder das Oberkommando der Ar—
mee übernehmen, und bei seinem Gesundheitszustande müßte er
in kurzer Zeit den Anstrengungen dieser Stellung erliegen. Erst
vor wenigen Tagen sagte mir Moltke: „Wenn die Franzosen
Krieg anfangen wollen, mögen sie sich beeilen, denn ich fange an
alt zu werden!“ Es wäre sicher sehr unklug von Ihnen, den Krieg
zu wünschen, aber auch wir dürfen dies nicht tun. Die Regierun⸗
gen haben heutzutage genug andere Sorgen: z. B. das Umsich⸗
greifen der revolutionären Ideen, die alle Länder, Deutschland fo
gut wie die anderen, heimsuchen. Die Regierungen haben allen
Anlaß, sich zur Bekämpfung dieses Gegners zu verständigen, und
diese Aufgabe ist groß genug.“
Wir tauschten darüber noch weiter unsere Ansichten aus.
Bismarck und Graf Arnim.
(Motiz für mich allein.)
Berlin, den 18. 14. Januar 1874.
Nach der Besprechung der bischöflichen Hirtenbriefe sagte
Fürst Bismarck zu mir: „Erlauben Sie mir ganz im Vertrauen
und nur zwischen uns beiden einen anderen Punkt zu berühren.
Darf ich Sie fragen, ob Sie in Paris etwas von Klagen über
Arnim gehört haben?“
„Nein; ich glaube sogar behaupten zu können, daß der Her—
zog von Broglie mit ihm zufrieden ist; und Arnim selbst hat mir:
am Tage des Rücktritis des Herzogs gesagt, er bedaure dies auf-