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Die Abberufung Herrn von Gontauts.
weil er nicht den offiziellen Charakter trug, wie das vorherge—
hende, und ich ihn auch sicher behalten hatte. Herr von Bülow
erwiderte nach dem Vorlesen, daß, wenn er auch nicht alle einzel—
nen Worte des Kaisers gehört habe, er mir doch bestätigen könne,
daß das ihm Vorgelesene jedenfalls den Sinn derselben wiedergebe,
denn in ähnlicher Weise habe der Kaiser sich ihm gegenüber wie—
derholt über mich geäußert. Auf diese Erklärung des Herrn von
Bülow lege ich großen Wert.
„Die zweite Sache, die mir am Herzen lag, von Herrn von
Bülow zu erfahren, war folgende: „Ich sprach über die augen—
blickliche Abwesenheit des Fürsten Bismarck von Berlin mein leb—
haftes Bedauern aus. Ich hätte mich gerne von ihm verab—
schiedet, und dabei einige Punkte aufgeklärt, die unsere gegen—
seitigen Beziehungen beeinträchtigt haben. Ich wußte, daß der
Reichskanzler mein Verhalten in Berlin mit einem gewissen Miß—
trauen beobachtete, und daß es den Gegenstand seiner Beschwerden
in Paris bildete. Ich habe, solange ich Botschafter war, geschwie—
gen: jede ÄAußerung von mir hätte man als Rechtfertigung auf—
fassen können, und eine solche hatte ich nicht nötig. Heute bin ich
keine politische Persönlichkeit mehr; kann also nicht in den Ver—
dacht kommen, dieses oder jenes Sonderinteresse zu verfolgen.
Ich bin daher jetzt in der Lage, auszusprechen, was ich bisher ver—
schwiegen habe. Nun wohl, ich wünsche, dem Fürsten Bismarck
zu wissen zu tun, daß sein Mißtrauen nicht die geringste Berechti—
gung hatte, und daß die Auskünfte, auf die er sich wahrscheinlich
gestützt hat, um sich über den einen oder anderen Punkt eine An—
sicht zu bilden, gänzlich ungenau waren. Ich würde es meiner
für unwürdig gehalten haben, hier gewissermaßen zwei parallel
nebeneinander sich bewegende Richtungslinien für mein Verhalten
einzuschlagen, eine offizielle, und eine andere, um mit der oder
jener Persönlichkeit, oder mit dem oder jenem der Politik des
Reichskanzlers feindlichen Kreise Intrigen zu spinnen. Das
hätte mir schlecht angestanden, ist auch nicht der Fall gewesen, und
ich lege Wert darauf, dies vor meiner Abreise ausdrücklich auszu—
sprechen. Ich wäre Ihnen zu Dank verpflichtet, Herr Minister,
wenn Sie die Güte hätten, diese Erklärung dem Fürsten Bismarck
zu übermitteln.“ Etwas verlegen hörte mich Herr von Bülow