566 Abkühlung in den französisch-russischen Beziehungen.
den, wofür auch die Bemühungen des Fürsten Bismarck, Rußland
auf dem Wege der Unnachgiebigkeit zu erhalten, den Beweis lie—
fern: aber die Sache entsprach den Wünschen in Wien, in Rom,
und, wenn auch unter Zeichen von Mißbehagen, sogar in Ems,
wovon ich den Beweis gehabt habe. Ich könnte fürchten, Fiasko
gemacht zu haben, wenn ich nicht durch die seit 24 Stunden Ihnen
gegenüber eingenommene Haltung des Fürsten Gortschakow an
einen Erfolg glauben dürfte. Mein Wunsch war ja, die Beziehun—
gen zwischen den Kabinetten von Ems und Sankt James auf
einem vernünftigen Fuße wieder herzustellen, und sie zu einer
Aussprache und Verständigung zu bewegen. Es ist also ein Er—
folg für mich, wenn man Ihnen gestern von einer „neuen Hal—
tung Englands“, von „seinem Entgegenkommen gegen Rußland“,
„seinen direkten Mitteilungen“ gesprochen hat. Das ist es, was
ich anstrebte und hoffte; mögen sie sich direkt verständigen und
auseinandersetzen, das macht mir keinen Kummer, und ich fürchte
auch das Bündnis zu vieren, mit Ausschluß von Frankreich und
Italien nicht, ebensowenig wie ich mit Nigra*) die Gefahren
scheue, denen sich Frankreich durch die Vermittlerrolle aussetzt,
die mein Freund seinem Lande zum Nachteil des unsrigen vorbe—
halten wollte.
„Was die Art, die Innigkeit und die Bedingungen dieses
Einvernehmens betrifft, so können Sie sich darüber aus den Brie—
fen d'Harcourts und aus dem von Lord Lyons bei mir unter—
nommenen Schritte ein Urteil bilden. Ich hatte ihm, wie Sie
wissen, im Vertrauen, und nach langen Auseinandersetzungen
über die Einigung aller Mächte, zwei Entwürfe vorgelegt,
einen, der lediglich die etwas umgearbeitete und verbesserte in
Konstantinopel am 29. Mai aufgestellte gemeinsame Note war,
und einen anderen, der sich mehr der telegraphischen Depesche
Gortschakows an Orlow vom 6. d. M. anpaßte.
„Lord Lyons las mir die Antwort Lord Derbys auf seine
Mitteilung vor: der Staatssekretär dankt mir in einer, gegen
seine sonstige Gewohnheit herzlichen Weise, für meine Bemühun—
gen, denen er sich anschließt, und die er sehr zu schätzen weiß,
aber: was den ersten Entwurf betrifft, so gibt er einen Gedan—
e) Italienischer Gesandter in Paris.