Glückwünsche Thiers'.
23
mit der Sie ihn zu betrauen gewagt haben, einigen Nutzen stiften
zu können.“ Herr Thiers erwiderte mir: „Man ist in Berlin sehr
zufrieden mit Ihnen, und voll Anerkennung über die von mir ge—
troffene Wahl ... Ich habe daher meine Wette gegen Sie ge—
wonnen, und glaube, Sie können zufrieden sein, sie verloren zu
haben.“ Nach weiteren Auslassungen über den günstigen Eindruck,
den ich auf Herrn von Bismarck gemacht habe, und daß meine legi⸗—
timistischen Anschauungen dem König viel sympathischer seien, als
der Bonapartismus, fügte er noch bei: „was also Ihre Person be—
trifft, so steht alles gut, und was mich angeht, der ich ein alter
Philosoph und nur für das Staatswohl besorgt bin, so freue ich
mich Ihres persönlichen Erfolges, ob weiß oder blau.“
In demselben Schreiben sagte ich noch: „Meine Eindrücke sind
bis jetzt durchaus günstige. Es scheint mir, daß man den Frieden
aufrichtig will, ja noch mehr: man nimmt meine Versicherungen
über diesen Punkt mit großer Befriedigung auf, weil man Frank—
reich immer noch fürchtet. Man verfolgt sein Wiedererstehen nicht
ohne Besorgnis, weil man für das, was man durch den Krieg ge—
wonnen, in Angst ist. Sobald man die Gewißheit erlangt, voll⸗
ständig bezahlt zu werden, und das wird anstandslos geschehen,
wird man nirgends suchen, uns Schwierigkeiten zu bereiten. Es
ist ferner unsere Aufgabe, durch unser Verhalten im Innern,
Deutschland zu beruhigen. Mit einem Worte, die Ruhe in Frank—⸗
reich, und die pünktliche Bezahlung der Kriegskostenentschädigung,
sind die besten Garantien des Friedens.“
Dies alles war zutreffend zur Zeit, als ich es niederschrieb; als
man aber die Milliarden der Entschädigung in der Tasche hatte,
galt es zur Sicherung des Friedens, den Deutschen noch ganz
andere Genugtuungen zu geben! —
Um die Schilderung meiner späteren Tätigkeit als Botschafter
nicht zu unterbrechen, will ich hier einiges von den Hoffesten, denen
ich beiwohnte, und von den mancherlei dabei gewonnenen Ein—
drücken vorausschicken, und folge dabei den Aufzeichnungen meines
Tagebuches.
Ich war gerade zu Beginn der Festlichkeiten in Berlin ange—
kommen. Es gibt wenige Höfe in Europa, die so glänzende und
zahlreiche Feste geben, wie der Berliner Hof. Am 24. Januar