Wichtige vertrauliche Mitteilung.
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großen Wert darauf lege, in dieser wichtigen Angelegenheit mit
abzustimmen; ich würde aber diesen Wunsch ohne Zögern opfern,
wenn ich glaubte, daß meine Abwesenheit von meinem verant—
wortungsvollen und schwierigen Posten, ernste Unzuträglichkeiten
zur Folge haben könnte. Mehrere meiner Freunde forderten mich
bereits auf, pünktlich einzutreffen und bezeichneten meine An—
wesenheit schon beim Wiederzusammentritt der Kammer für not—
wendig, weil man bei der Wahl des Präsidenten auf mich rech—
nete. Ich selbst beabsichtige, nur zur Wahl in der Kammer zu er⸗
scheinen. Ich würde für diesen Fall meine Freunde bitten, mir
zwei Tage vorher zu telegraphieren, so daß ich höchstens fünf oder
sechs Tage von Berlin abwesend sein würde, was Ihnen, hoffent—
lich, nicht übermäßig erscheint.
„Während meiner Abwesenheit können wir ohne Anstand
Herrn von Sayve als Geschäftsträger bestimmen, in seinen und
Herrn Debains Händen sind die Geschäfte sehr gut geborgen.
„Wenn Sie mit mir einverstanden sind, bitte ich um sofortige
Nachricht. Ich habe noch keine Mitteilung über den voraus—
sichtlichen Verlauf der Angelegenheit: ob die Vorlage gleich nach
dem Wiederzusammentritt erfolgen wird? ob die Dringlichkeit
verlangt werden wird? ob man eine mehrtägige Beratung er—
wartet? über alles das müßte ich orientiert sein, um meine
Anordnungen treffen zu können; ich hoffe, meine Freunde werden
mir das erforderliche mitteilen. Jedenfalls ist es besser, daß ich
in Versailles etwas früher als zu spät ankomme.“
Ich erwähne diese Details nur als Beweis der unwillkür—
lichen allgemeinen Aufregung in diesen Tagen und der beinahe
absoluten Sicherheit, mit der man die Wiederkehr des Königtums
erwartete. Man hielt dieselbe für so sicher und nahe bevor—
stehend, daß auf indirektem Wege das Ersuchen an mich gerichtet
wurde, nach der Thronbesteigung des Grafen Chambord die Stel—⸗
lung als Botschafter bei dem Deutschen Reiche beizubehalten.“)
Inzwischen erhielt ich von einer der oben bezeichneten Persön—
lichkeiten eine vertrauliche Mitteilung, die allerdings nicht Gegen—
) Ich muß dazu bemerken, daß dieser Vorschlag keineswegs meinen Beifall
hatte: es schien mir, daß ich durch dessen Annahme zum mindesten der deutschen Re—
gierung gegenüber in eine schiefe Lage gekommen wäre. (G. B.)