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Erster Teil. 1872-1873 Zwölftes Kapitel. Die Versuche zur Wiederherstellung der monarchischen Regierung in Deutschland

Full text: Meine Botschafterzeit am Berliner Hofe 1872-1877 / Gontaut-Biron, Élie de (Public Domain)

338 Versuche zur Wiederherstellung der monarch. Regierung und Deutschland. 
Wünschen; aber nicht einer denkt daran, einen Kreuzzug zu unter— 
nehmen. Der Minister Nigra weiß ganz gut, und hat es auch 
gegen jemand, der es mir wieder berichtet hat, ausgesprochen: 
„Der Herzog von Broglie ist gezwungen, mir größere Sicherheiten 
zu geben, als Herr Thiers, und der Graf Chambord noch größere 
als der Herzog von Broglie!“ Sie können also alle, die sich über 
diese Möglichkeit ernstlich aufregen, vollständig beruhigen; ich 
sage ernstlich denn wenn die Beunruhigung eine gemachte ist, so 
genügen keine Worte, sie zu zerstreuen. 
„Das ist alles, was ich Ihnen heute sagen kann, mein lieber 
Freund. Seien Sie wachsam, und halten Sie mich auf dem lau— 
fenden. Freilich! wir können nur beobachten, da wir nicht die 
Macht haben, etwas zu verhindern; aber wenn man gewarnt ist, 
kann man oft seinerseits den Ereignissen zuvorkommen.“ — 
War der Herzog von Broglie ungenügend unterrichtet, und 
wußte er nicht, daß die Monarchie ihrem Ziele näher war, als er 
glaubte, oder nahmen die Ereignisse einen rascheren Verlauf, als 
er vorausgesetzt hatte? Das letztere ist, glaube ich, wohl das 
richtigere; jedenfalls könnte man daraus schließen, daß die von 
dem Herzog gegen die Person des Grafen Chambord ausgespro— 
chenen Vorurteile, — nebenbei gesagt, Vorurteile, die bei dem 
Herzog von Broglie viel tiefer wurzelten, als bei vielen anderen, 
— schneller verschwanden, als er für möglich gehalten hatte. Er 
selbst gab einen Monat später zu, daß die Angelegenheit in gutem 
Gange sei. Was die Folgen der Wiederherstellung der Monarchie 
in Frankreich in bezug auf die äußere Politik betrifft, so teilte ich 
seine Ansicht vollkommen, und schon seit längerer Zeit stimmten 
meine Äußerungen mit dem überein, was er mir ans Herz ge— 
legt hatte. 
Die Verhandlungen verliefen in rascher Folge. Mitte Ok— 
tober waren sie soweit gediehen, daß man auf eine baldige Ent— 
— DD 
vor dem letzten Schritt gewöhnlich noch einmal mit sich zu Rate; 
man überblickt die überwundenen Schwierigkeiten, und wägt alles 
ab, was bis zur Entscheidung noch zu tun ist. Der Herzog von 
Broglie schrieb mir am 18. Oktober von Versailles: 
„Nun sind Sie, lieber Freund, wieder nach Berlin zurückge—
	        
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