338 Versuche zur Wiederherstellung der monarch. Regierung und Deutschland.
Wünschen; aber nicht einer denkt daran, einen Kreuzzug zu unter—
nehmen. Der Minister Nigra weiß ganz gut, und hat es auch
gegen jemand, der es mir wieder berichtet hat, ausgesprochen:
„Der Herzog von Broglie ist gezwungen, mir größere Sicherheiten
zu geben, als Herr Thiers, und der Graf Chambord noch größere
als der Herzog von Broglie!“ Sie können also alle, die sich über
diese Möglichkeit ernstlich aufregen, vollständig beruhigen; ich
sage ernstlich denn wenn die Beunruhigung eine gemachte ist, so
genügen keine Worte, sie zu zerstreuen.
„Das ist alles, was ich Ihnen heute sagen kann, mein lieber
Freund. Seien Sie wachsam, und halten Sie mich auf dem lau—
fenden. Freilich! wir können nur beobachten, da wir nicht die
Macht haben, etwas zu verhindern; aber wenn man gewarnt ist,
kann man oft seinerseits den Ereignissen zuvorkommen.“ —
War der Herzog von Broglie ungenügend unterrichtet, und
wußte er nicht, daß die Monarchie ihrem Ziele näher war, als er
glaubte, oder nahmen die Ereignisse einen rascheren Verlauf, als
er vorausgesetzt hatte? Das letztere ist, glaube ich, wohl das
richtigere; jedenfalls könnte man daraus schließen, daß die von
dem Herzog gegen die Person des Grafen Chambord ausgespro—
chenen Vorurteile, — nebenbei gesagt, Vorurteile, die bei dem
Herzog von Broglie viel tiefer wurzelten, als bei vielen anderen,
— schneller verschwanden, als er für möglich gehalten hatte. Er
selbst gab einen Monat später zu, daß die Angelegenheit in gutem
Gange sei. Was die Folgen der Wiederherstellung der Monarchie
in Frankreich in bezug auf die äußere Politik betrifft, so teilte ich
seine Ansicht vollkommen, und schon seit längerer Zeit stimmten
meine Äußerungen mit dem überein, was er mir ans Herz ge—
legt hatte.
Die Verhandlungen verliefen in rascher Folge. Mitte Ok—
tober waren sie soweit gediehen, daß man auf eine baldige Ent—
— DD
vor dem letzten Schritt gewöhnlich noch einmal mit sich zu Rate;
man überblickt die überwundenen Schwierigkeiten, und wägt alles
ab, was bis zur Entscheidung noch zu tun ist. Der Herzog von
Broglie schrieb mir am 18. Oktober von Versailles:
„Nun sind Sie, lieber Freund, wieder nach Berlin zurückge—