Der Entwurf der deutschen Regierung.
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wir, weder Sie noch ich, keinerlei Verantwortung übernehmen
können, noch wollen.“ Er stimmte dem völlig zu.
„Ich bin glücklich in dem Gedanken, daß diese ernste Angelegen—
heit so weit gediehen ist, um sie beinahe als erledigt ansehen zu
dürfen. (Das war etwas kühn von mir.) Es wäre zweifellos
nach allen Richtungen für Deutschland besser, wenn es sich ent—
schließen könnte, Belfort zugleich mit dem noch übrigen Gebiet
zu räumen, aber wenn die Termine der neuesten und letzten Ab—
machung so bestimmt sind, wie Herr von Bismarck mir versprochen,
so hoffe ich, daß man in Frankreich so einsichtsvoll sein wird, über
die Verlängerung der Besetzung eines so kleinen Stückes unseres
Landes nicht ungeduldig zu werden.“ —
Der abgeänderte Entwurf der deutschen Regierung ging nach
Paris; dem Ministerium machte ich, von einem Besuche beim
Reichskanzler zurückgekehrt, davon durch nachstehende Depesche
Mitteilung:
„Berlin, 9 Uhr abends, den 4. März 1878.
„Die vom König genehmigten Vorschläge des Reichskanzlers
sind gestern Abend mit besonderem Kurier abgeschickt worden; sie
mußten über Nancy gehen zur Kenntnis des Herrn von Saint⸗
Vallier, und damit General von Manteuffel für den Abmarsch der
Truppen, anfangs Juli, die nötigen Vorbereitungen treffen kann.
Der Reichskanzler hat gleichzeitig den Grafen Arnim telegraphisch
benachrichtigt. Dieser soll geantwortet haben, daß er im Interesse
der Verhandlungen strenge Geheimhaltung verlangen müsse.
Darüber sagte mir der Reichskanzler, — wenn ich ihn richtig ver—
—
wendigkeit dazu nicht einsehe und mit offenen Karten spielen
wolle, seine Vorschläge seien für Frankreich vorteilhafter, als die
Bestimmungen des Vertrages, und Herr Thiers werde die gleiche
Auffassung haben. Er hat auch an Herrn von Arnim geschrieben,
daß er selbst schon vor zwei Tagen mir von seinen Vorschlägen
Kenntnis gegeben habe.“ —
Die Feststellung sollte nun nach der Verabredung durch den
Grafen Arnim und unsere Regierung erfolgen. Mehr als ich er—
wariet hatte, sollte auch ich damit befaßt werden.
Am 7. März schrieb ich an Thiers: „Nur zwei Worte, um