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Die Konvention vom 209. Juni 1872.
fügen, daß die französische Regierung diese sofort für erwünscht
hielte.
Auf die so oft wiederholte Frage der Armeereorganisation
und der heutzutage in ganz Europa gepredigten allgemeinen
Wehrpflicht zurückkommend, wiederholte mir Herr von Remusat
so ziemlich dieselben Argumente wie Herr Thiers, und schloß sei—
nen Brief: „Ich erwarte mit Ungeduld Ihre nächsten Depeschen;
ich zweifle nicht, daß es Ihnen gelingen wird, alles zu erfahren,
was für uns bestimmt zu wissen von Interesse ist usw.“ —
Es war sicher erwünscht, den Fürsten Bismarck in guter
Stimmung zu erhalten und nicht mit Ideen oder Vorschlägen auf—
zutreten, deren einschneidender Gegensatz zu den seinigen die
Schwierigkeiten der an und für sich schon verwickelten Angelegen—
heit nur noch erhöhen konnten. Nichtsdestoweniger muß ich ge—
stehen, daß Herr Thiers sich in der Frage der allgemeinen Wehr—
pflicht für Frankreich in unkluger Weise und ohne ersichtlichen
Grund zu weit engagiert hatte. Es war durchaus begreiflich und
nach der Ansicht verschiedener kompetenter Persönlichkeiten viel—
leicht auch ganz verständig, daß seine Anschauungen und seine Er—
fahrung ihn zum ausgesprochenen Gegner dieses Systems mach—
ten, aber zu behaupten, und mich zu beauftragen, dem Fürsten
Bismarck zu versichern, daß er überzeugt sei, die Nationalver—
sammlung zu seiner Ansicht bekehren zu können und, wenn auch
in der Fassung zu einigen Konzessionen gezwungen zu sein, in der
Sache selbst sich zu solchen nicht herbeilassen werde, das hieß, sich
notwendig einem Dementi durch die Tatsachen aussetzen und,
wenn auch mit Unrecht, sich dem Vorwurf der beabsichtigten Täu—
schung der deutschen Regierung aussetzen. Es scheint, daß Herr
von Remusat, der großen politischen Takt besaß, das Gefühl hatte,
es sei unzweckmäßig, sich soweit festzulegen, denn seine Instruk—
tionen empfahlen mir etwas mehr Zurückhaltung als diejenigen
des Präsidenten.
Immerhin konnte man sich fragen, ob die vertraulichen In—
formationen des General von Manteuffel, — denn dieser war
die Quelle des Herrn Thiers, — zuverlässig oder nicht etwas ge—
wagt waren? Jedenfalls gab mir Fürst Bismarck keine Ant—