Beim Gouvernement Berlin. Dez. 1808 bis Mai 1809. 189
arretieren, und daß derselbe wahrscheinlich in Rogäsen]*) auf
dem Gute des Rittmeisters v. Werder?) zu finden sein würde.
Sogleich war ich entschlossen, dahin zu eilen, und wurde nur von
zwei aus Magdeburg an Hirschfeld abgeschickten, ehemaligen
Unteroffizieren einige Augenblicke aufgehalten, die mir ihre
Sendung mitteilten.
Die Franzosen hatten nämlich erfahren, daß Hirschfeld
etwas gegen Magdeburg unternehmen wolle, und daher ihre
Sicherheitsmaßregeln genommen. Da nun jenes Wagstück im
glücklichsten Falle nur dann ausgeführt werden konnte, wenn
die Franzosen nicht die geringste Ahnung davon hatten, so be⸗
eilten sich die Anhänger Hirschfelds in Magdeburg, ihn schleu—
nig davon zu avertieren und dringend bitten zu lassen, nichts
zu unternehmen, indem sie von innerhalb der Stadt den ver⸗
sprochenen Beistand nicht leisten könnten.
Mit dieser Mitteilung eilte ich nun, Hirschfeld aufzusuchen,
und fand ihn auch glücklich nachts um 12 Uhr bei dem v. Werder.
Ehe ich mich in sein Zimmer begab, ging ich zu dem Rittmeister
v. Werder, meinem langjährigen Freunde. den ich aus dem
Schlafe weckte und mit meinem Auftrage bekannt machte. Dieser
verficherte mich, daß ich ihm eine sehr erwünschte Nachricht
brächte, da er nur, um sein voreilig gegebenes Wort zu halten,
sich zu diesem unsinnigen Unternehmen habe verleiten lassen,
daß er jetzt alles, was in seinen Kräften stehe, beitragen wolle,
um Hirschfeld dahin zu bringen, im Guten mit mir nach Berlin
zu reisen, daß er aber, ehe ich in dessen Zimmer ginge, zuerst
in felbiges gehen und die neben ihm liegenden, geladenen
Pistolen beiseite bringen wolle, da er sonst unfehlbar gegen mich
Gebrauch davon machen würde, welches er auch leicht bewerk—
*) Der Name ist mir nicht gleich erinnerlich; es liegt unweit
Brandenburg und gehörte früher seinem verstorbenen Vater. dem
Minister.)
Hans Ernst Dietrich v. Werder. 1781 bis 1800 Minister im
Generaldirektorium.
2) Hans Ernst vp. Werder, * 1836 als Generalleutnant.