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Neuntes Kapitel. Reise nach Berlin. Der Jugendbund. 1808

Full text: Denkwürdigkeiten des Generals Friedrich von Eisenhart / Eisenhart, Friedrich von (Public Domain)

Reise nach Berlin. Der Tugendbund. 1808. 179 
Ich wurde nun höflich entlassen und befand mich nach 
einigen Minuten im Besitz des Passes, und nach einigen Stunden 
in meinem Wagen, nebst meiner Frau und meinem Bruder,*) 
der längst schon um einen Paß angehalten, ihn aber nicht er⸗ 
halten hatte. 
Wir fuhren so schnell es sich tun ließ, um über die Oder zu 
kommen, welches auch nach sechs Stunden bewerkstelligt wurde. 
Allein zur Vorsicht nahm ich jenseit derselben bloß Seitenwege, 
die mir sehr gut bekannt sind, ohne daß ich die Städte, in welchen 
sich französische Besatzung befand, passierte. Hieran hatte ich 
auch sehr wohl getan, da ich späterhin erfuhr, daß ich an dem 
nämlichen Abend abermals zum Kommandanten abgeholt 
werden sollte. Nach drei Tagen erreichte ich Treptow, woselbst 
sowohl General v. Blücher als General v. Bülow sehr erfreut 
waren. mich außer aller Gefahr zu wissen. 
Wenngleich man mir von Berlin schrieb, daß der Fürst 
v. Hatzfeldt es selbst gewesen sein sollte, der mich dem Komman⸗ 
danten verdächtig gemacht habe, so kann ich dies doch kaum 
glauben, obgleich es schon richtig sein mag, daß er sich dankbar 
für die Begnadigung, welche ihm der Kaiser angedeihen lassen, 
zu bezeigen wünschte. 
Unter einigen Briefen, welche ich in Treptow vorfand, war 1808. 
auch ein Schreiben von dem damaligen Sekretär des „Tugend— 
bundes“, dem jetzigen Gleheimen] Rsfatf v. G.(7),) das ich aus 
den Händen des Generals v. Blücher erhielt, welcher es geöffnet 
und sich von dem Inhalt informiert haben sollte. Allein wenn⸗ 
gleich derselbe mit dem Inhalt bekannt gemacht wurde, so war 
es doch sein ältester Sohn, der es sich erlaubt hatte, ein Schrei⸗ 
) Dieser galt bis über die Oder als mein Bedienter. 
) Nur das erste G. ist in der Handschrift ganz deutlich, die drei 
folgenden Buchstaben sind vielfach durchgestrichen. Es scheint fast, daß 
Eisenhart hier Justus Gruner im Sinn hatte (vgl. u. S. 187). Doch 
hat dieser dem Tugendbund nicht angehört. 
Sekretär des Stammvereins war im Jahre 1809 der damalige 
Regierungsreferendar Joh. Ernst Friedr. Ewald, zuletzt Oberregierungs⸗ 
rat in Oppeln, 1849.
	        
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