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Siebentes Kapitel.
Der König wollte ein Korps von 6000 Mann einschiffen
lassen, um nach Pommern zu segeln, wo es mit den Schweden
vereint operieren sollte. Die Wahl war zwischen den Generalen
v. Rüchel und v. Blücher;*) beide wünschten es zu komman—⸗
dieren, allein Blücher erhielt den Befehl, und wir marschierten
nun bis Pillau, woselbst wir eingeschifft werden sollten. Beim Ab⸗
schiede von dem königlichen Paare erhielt der General noch viele
Beweise seiner Huld, die sich sogar bis auf uns, die zu seiner
nächsten Umgebung gehörten, ausdehnte. Die Königin befahl
mir ausdrücklich, recht oft alles Merkwürdige schriftlich mitzu—
teilen, weil sie wohl wisse, daß der General wenig Zeit dazu
haben würde und auch kein Freund vom Schreiben sei; dann
bezeugte mir Ihre Majestät ihre Teilnahme an der erhaltenen
Auszeichnung mit den Worten: „Ich freue mich recht sehr
darüber; ich habe recht oft daran erinnert. Auch meine
Schwester Charlotte wird sich sehr freuen, denn sie meint es
recht gut mit Ihnen, da Sie so viel für ihr Land getan haben.“
Natürlich fühlte ich mich sehr beschämt durch so viele Gnade, da
ich doch nichts Besonderes und nur meine Pflicht getan hatte.
Nach einigen Tagen wurden wir eingeschifft, mußten aber
noch mehrere Tage auf Wind zum Auslaufen warten!) und
hatten dadurch noch den Schmerz, von der mißglückten Expedi—
tion des Generals v. Bülow?) zu hören, welcher nun ebenfalls
die Reise nach Pommern mitmachen mußte. Auf dem Schiffe,
woselbst ich das Kommando hatte, befanden sich gegen 100 Offi—
ziere, ebensoviel Husaren und Pferde. Zu meiner größten
Freude war auch mein Bruder, der bei dem Rudorffschen Husa⸗
ren⸗Regimente stand und sich wieder glücklich zur Armee begeben
hatte, auf diesem Schiffe.
In den ersten Augenblicken war uns zwar die Bewegung
des Schiffes auf der See höchst unangenehm, und die meisten
*) Beide Generale waren intime Freunde und blieben es, solange
sie lebten.
1) Bis zum 25. Mai.
2) Nach der Frischen Nehrung, zum Entsatz Danzigs.