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Sechstes Kapitel.
ziehen und dies elende Land hier verlassen; dort wollen wir
anders sprechen.“)
Nun stand der General v. Blücher wie vom Schlage ge—
troffen, sah Bennigsen mit großen, feuerspeienden Augen einige
Zeit an, als wolle er ihn durchbohren, und wandte sich dann
verächtlich von ihm, indem er sagte: „So? also auf die
Manier?“ und dann zu uns sprechend: „Kommt, Kinder! hier
ist alles verloren, wir sind verraten und verkoft.“?)
Auf diese Weise endete eine Unterredung, von der wir uns
einen glücklichen Erfolg versprachen; denn hätte Blüchers Plan
Unterstützung oder nur keinen Gegner an Bennigsen gefunden,
so hätte Napoleon bestimmt keinen ernstlichen Angriff abge—
wartet, da er sich nicht in einer streitfähigen Lage befand, und
nächst der Befreiung Danzigs war sein Rückzug bis hinter die
Oder⸗-Festungen gar nicht zu bezweifeln. Dann hätte es freilich
von den fernern Maßregeln, die man zur weitern Fortsetzung
der errungenen Vorteile ergriffen, abgehangen, welche Resultate
erfolgt wären, und wer kann jetzt behaupten, daß alsdann nicht
österreich damals schon sich uns angeschlossen hätte?
Wie richtig der General v. Blücher aber damals in Barten⸗
stein geurteilt hat,)) bewies leider nach vier Wochen der Fall
von Danzig,9 der Rückzug der russischen Armee und die ver⸗
lorene Schlacht bei Friedland.) Ganz Preußen befand sich nun
in den Händen des Feindes, und der berüchtigte Tilsiter Frieden
hat bewiesen, daß Herr v. Bennigsen zwar anders, aber ohne
) Im Sinne vollkommen übereinstimmend heißt es im Mfkr. R.:
„Man lasse sie nur kommen. Dies ist eben, was ich wünsche. Gern will ich
ihnen hier dies ausgemergelte Land überlassen und mich an Rußlands
Grenzen ziehen. Dort werden wir dann anders sprechen.“
2) Diese AÄußerung, ebenso wie die vorher wörtlich angeführten
Außerungen der beiden Monarchen fehlen im Mstr. R.
3) Für die Richtigkeit dieser Ansicht Blüchers vgl. jetzt Graf
Schlieffen in den Vierteljahrsheften für Truppenführung und Heereskunde,
1907, S. 228.
9) 26. Mai.
) 14. Juni.