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Fünftes Kapitel.
keit in allen Stücken handelte; daher schlug er vor, die vom Ge⸗
neral v. Blücher geforderte Einleitung zur Kapitulation unter
dieselbe zu setzen, wenn alle Punkte zuvor bezeichnet wären,
welches er sich endlich auch gefallen ließ, wodurch denn der Ab—
schluß sehr beschleunigt wurde. Schon waren die französischen
Generale im Begriff abzugehen, als einer der französischen
Offiziere dem General Tilly etwas ins Ohr flüsterte, worauf
derselbe sich umwandte und dem General v. Blücher sagte, daß
es sich von selbst verstände, im Falle er eine Kriegskasse bei
sich habe, diese zu übergeben, doch wolle man sich auf sein Wort
hierin verlassen. Der General v. Blücher stutzte ein wenig und
befahl mir dann, solche auszuliefern, mit den Worten:
„Nun geben Sie ins Teufels Namen auch das noch!“
Ich sagte ihm unbemerkt, daß er sein Wort geben könne,
keine Kriegskasse zu besitzen, da es eine Landeskasse sei, allein
da die Herren schon aufmerksam geworden waren, so holte ich
das Fäßchen unter seinem Bette hervor, mit dem Beifügen, daß
— wenn man dem General sein Eigentum sogar nehmen wolle
hier selbiges wäre. Mit Begierde fiel ein französischer Offi⸗
zier über das Faß her und sagte: „Je vous donnerai une quit-
tancel“
General v. Blücher sah mich verwundert an, da ich nicht
den Kasten, worin ich bereits die Hauptsumme aufbewahrt hatte,
sondern nur das Fäßchen, worin sich etwa 3000 Taler befanden,
den Feinden überlieferte, und ich hatte alle Vorsicht nötig, um
die Aufmerksamkeit dieser geldgierigen Rasse von dem Gegen⸗
stande ihrer Sehnsucht abzuleiten.
Als die französischen Generale bereits aus der Tür hinaus—
gingen, hielt ich den General Tilly noch auf und bat ihn, eine
Sauvegarde für die Equipage des Generals v. Blücher zu
geben, indem wir, um nach Hamburg zu gelangen, durch das
Korps des General Bernadotte fahren mußten und leicht aus⸗
geplündert werden konnten.) Diese Forderung wurde sogleich
) Nach dem Bericht S. 366 wurde dann Eisenhart als Parlamentär
zum Marschall Bernadotte geschickt, um die Pässe zu holen, und brachte
sie in der folgenden Nacht nach Stockelsdorf.