Der Zusammenbruch des Jahres 1806. 85
französischer Offizier bereits wieder in Coburg angekommen und
hatte dem Magistrat die Bestrafung der Stadt wegen ihres Be—
nehmens bei unserm Überfall in den heftigsten Ausdrücken an—
gekündigt. Allein der Bürgermeister wußte sich klug genug zu
benehmen, indem er durch mein Schreiben bewies, daß ihm von
mir die nämliche Strafe angedroht sei, weil sich die Einwohner
französisch gesinnt bewiesen hätten, wodurch nun der französische
Offizier beruhigt wurde.
Gegen 1 Uhr in der Nachtt) kam ich vor Hildburghausen
mit meinem Detachement an und hatte keinen geringen Schreck,
auf einen Vorposten zu stoßen, den ich für feindlich halten mußte,
da kein preußisches Kommando daselbst zurückgeblieben war.
Allein wie freudig wurde ich überrascht, mit „Wer da?“ ange—
rufen zu werden. Sogleich erfuhr ich nun, daß eine Verstärkung
von 20 Schützen und 30 Jägern, unter Führung des Leutnants
v. Gagern vom Regiment von Tschammer, mir von dem Ge—
neral v. Rüchel zugeschickt sei. Kaum in die Stadt eingerückt,
benachrichtigte ich den Leutnant v. Gagern von meiner Ankunft,
der nun augenblicklich zu mir kam und smichs] von seinem Auf—⸗
trage in Kenntnis setzte. Dieser brave und feurige Offizier war
außer sich, daß er nicht einen Tag früher ankommen können, um
teil an meiner Unternehmung zu nehmen, und wir machten
nun gleich Pläne zu neuen Unternehmungen.
Am folgenden Morgen erschraken die Einwohner Hildburg⸗
hausens, auf dem Markte Franzosen zu sehen, waren aber hoch
erfreut, als sie erfuhren, daß es die Gefangenen seien, welche
erst gegen 3 Uhr morgens angekommen und noch nicht in Quar⸗
tieren untergebracht waren. Die Herzogin ließ mich schon früh
auf das Schloß rufen und überschüttete mich mit gnädigen
Außerungen, mit den Versicherungen, ihrer erhabenen Schwester
von allem Vorgefallenen Nachricht geben zu wollen. Der
Herzog verließ mich nun fast gar nicht mehr, und als ich ihm den
Vorschlag machte. alle seine disponiblen Waffen an dienstfähige
) Des Nachts um 1 Uhr. Bericht.