„Die Morgenröte.“
Von Josef Ruederer.
Die Komödie „Die Morgenröte“, die im „Neuen Theater“
aufgeführt wurde, behandelt Lola Montez und die Münchener
Revolution. Der Titel des Stückes ist wahrscheinlich auch
der Phraseologie jener Zeit entnommen. Als nach dem Rück—
tritte des klerikalen Ministeriums Abel der im Rufe des
Liberalismus stehende Zu Rhein die Leitung der Staats—
geschäfte übernahm, sprachen die Blätter der Linken etwas
überschwänglich vom „Ministerium der Morgenröte“. Darauf
hat Josef Ruederer offenbar angespielt, als er sein Stück
benannte.
In dem Stücke selbst wird das freilich nirgends erklärt.
Auch sonst wird nicht der mindeste Versuch gemacht, die
nötige historische Erläuterung zu den Personen und Vor—
gängen des Dramas zu geben. Wer Lola Montäez ist, wird
nicht gesagt, und es wird auch nicht gesagt — obwohl gerade
dies eine unerläßliche Vorbedingung für das Verständnis der
Ereignisse ist, die sich auf der Bühne abspielen, — warum
das Volk gegen Lola Montez gar so erbittert ist. Der
Autor scheint zu glauben, daß es zur allgemeinen Bildung
gehört, nicht nur über die deutschen Monarchen, sondern auch
über deren Liebesverhältnisse Bescheid zu wissen. Jedenfalls
ist die Kenntnis der bayrischen Geschichte in den Vierziger—
jahren des neunzehnten Jahrhunderts erforderlich, um sich
in dem Drama zurechtfinden, — obwohl allerdings die