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Full text: Ernst Herter / Malkowsky, Georg (Public Domain)

Einleitung: II. Das künstlerische Berlin unter Friedrich Wilhelm IV. 9 
Das durch solche einheitlichen Aufgaben geförderte künstlerische Treiben 
Berlins konzentrierte sich bis in die siebziger Jahre hinein im wesentlichen an einer 
besonders dafür geschaffenen Zentralstelle, die Ludwig Pietsch in seinen Erinne— 
rungen als Augenzeuge beschreibt. „Albert Wolff, Gustav Bläser, Schivelbein und 
Karl August Möller arbeiteten damals in ihnen zugewiesenen Werkstätten auf 
dem Grundstück der sogenannten „Alten Münze“, hinter dem in der Münzstraße 10 
gelegenen Vorderhause. Jenes trug seinen Namen noch von der königlichen 
Münzprägestätte, welche sich im vorigen Jahrhundert dort befunden hatte. Später 
sind hier für den alten Schadow und für Rauch Arbeitsräume eingerichtet gewesen. 
Letzterer hat daselbst die Modelle seines Friedrichs- Denkmals ausgeführt. An 
anderen Stellen des Hofes wurden dann wieder mehrere kleinere Ateliers für 
Schüler Rauchs und andere mit öffentlichen Arbeiten betraute jüngere Bildhauer 
erbaut. Außer den genannten vieren zählten zu dieser Künstlerkolonie auf dem 
Hofe der „Alten Münze“ Prof. August Fischer, der mit den symbolischen 
Kriegergruppen für den Belle⸗-Alliance-Platz beauftragte geniale Meister, Hermann 
Friedrich Wittig und Heinrich Walger. Die schäbigen Fachwerkgebäude, welche 
ihre Ateliers enthielten, lagen an zwei Seiten eines weiten Hofes, der sich hinter 
jenem Straßenhause bis zu dem, nun längst für den Bau der Stadtbahn zuge— 
schütteten Zwirn- und Königsgraben erstreckte. Auf diesem Hofe drängten sich 
außerdem noch wunderliche baufällige Schuppen, Wohnhäuschen und Baulichkeiten 
von mannigfaltiger Bestimmung zusammen. Die alte ehemals Fischerseche, dann 
von Friebe und zuletzt von Gladenbeck übernommene Ciselierwerkstatt, das kolossale 
Gebäude der Gladenbeckschen Bronzegießerei, und das, in dessen einem hohen 
weiten Raum noch die hier ausgeführten Rauchschen Originalmodelle zum Denkmal 
Friedrichs des Großen, der Statue und der Postamentreliefs, aufgestellt waren. 
In einem zweiten, gleich ausgedehnten Werkstattsraum arbeitete Gustav Bläser 
an den großen Monumentalreliefs für die Torbogen der Dirschauer Eisenbahn- 
brücke über die Nogat und später an dem Modell der Reiterstatue Friedrich 
Wilhelm IV. für die Kölner Rheinbrücke. In der ersten Halle hat Albert 
Wolff, nach Entfernung des Friedrichsmodelles, das seines Löwenkampfes für 
die Treppenrampe des Museums am Lustgarten ausgeführt. — Die Ateliers, dort 
auf dem Hof der alten Münze, in denen die genannten Meister und ihre Schüler 
arbeiteten — unter anderen zählten der zu früh verstorbene begabte Schindler, 
Siemering, Fritz Schaper, Erdmann, Encke dazu, zeigten eine äußerst bescheidene 
Inneneinrichtung. Die meisten waren für so umfangreiche Marmorwerke wie die 
Schloßbrückengruppen, eigentlich viel zu klein. Nicht der bescheidenste Nebenraum 
zum Ausruhen, Zeichnen, Schreiben, Besuche empfangen, exestierte dort. Die 
kühnste Phantasie und Begehrlichkeit eines Berliner Bildhauers hätte damals
	        
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